AssCompact suche
Home
Assekuranz
11. November 2016
Rentenreformen der Jahrtausendwende laut GDV-Studie viel besser als ihr Ruf

Rentenreformen der Jahrtausendwende laut GDV-Studie viel besser als ihr Ruf

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Auswirkungen der Rentenreformen der Jahrtausendwende analysieren lassen. Demnach sind die Maßnahmen deutlich besser als ihr allgemeiner Ruf in der Bevölkerung.

Die Rentenreformen der Jahrtausendwende erfüllen laut einer aktuellen Prognos-Studie im Auftrag des GDV bisher weitestgehend die in sie gesetzten Erwartungen. Der Anstieg der Rentenbeiträge bis 2040 kann demnach durch die Reformen gebremst werden und fällt um 6 Prozentpunkte geringer aus als ohne Reformen. Dadurch sinkt zwar das Rentenniveau um etwa 8 Prozentpunkte. Diese Lücke kann laut GDV-Präsident Alexander Erdland aber durch die Riester-Rente und betriebliche Altersvorsorge geschlossen werden. Das anvisierte Versorgungsziel erreicht die Riester-Rente selbst bei anhaltend niedrigen Zinsen.

Beitragszahler werden entlastet

Ohne die Reformen läge der Beitragssatz laut Studie schon heute 1,6 Prozentpunkte höher. Bis 2040 bremsen die Reformen den Anstieg des Beitragssatzes insgesamt um gut 6 Prozentpunkte. Statt auf 29,7% steigen die Beiträge der Studie zufolge nur auf 23,8%. Das Rentenniveau sinkt dadurch schrittweise stärker ab. Bereits heute liegt das Rentenniveau 3 Prozentpunkte niedriger, als ohne die Reformen. Im Jahr 2040 beträgt der Unterschied laut Prognos 8,3 Prozentpunkte. Dann dürfte das Rentenniveau bei 41,9 statt 50,2%.

Geförderte Altersvorsorge kann Rentenlücke schließen

Gut die Hälfte des Rückgangs geht dem GDV zufolge auf die Riester-Reform zurück. Die Riester-Rente und die Befreiung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) von Sozialabgaben sowie die nachgelagerte Besteuerung wurden eingeführt, um die durch diese Reform entstehende Rentenlücke zu schließen. Die Studie zeigt, dass dieses Ziel auch bei niedrigen Zinsen erreicht werden dürfte. Während ein Rentner mit 47 Beitragsjahren infolge der Riester-Reform 2040 voraussichtlich 189 Euro weniger Rente bekommt, erhält er aus einer voll besparten Riester-Rente eine monatliche Leistung von 306 Euro – oder 294 Euro aus einer vergleichbaren Betriebsrente. „Die durch die Riester-Reform von 2001 entstehende Rentenlücke wird durch die geförderte Altersvorsorge erfolgreich geschlossen“, folgert Alexander Erdland.

Problematik des Riester-Deckels

Weitere Reformen hätten zudem seither dazu geführt, dass das Versorgungsniveau stärker sinkt. „Die Riester-Rente kann diese zusätzlichen Lücken nicht immer schließen“, stellt Prognos-Experte Oliver Ehrentraut fest. Das liege in erster Linie an den zusätzlichen Belastungen durch die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors 2004. Die Riester-Rente fängt zwar auch die Wirkung dieser Reform für die Versicherten überwiegend auf. Vor allem der Riester-Deckel führe aber schon bald dazu, dass auch Normalverdiener ihre Verträge nicht mehr im notwendigen Umfang besparen könnten.

Drei Viertel besitzen eine ergänzende Vorsorge

Auch im Hinblick auf die Verbreitung der geförderten Altersvorsorge ist die Entwicklung der Studie zufolge vielversprechender als oft vermutet. 53,7% der Menschen, die gesetzlichen versichert sind, sorgen gegenwärtig bereits mit einer betrieblichen Altersversorgung (bAV) oder einer Riester-Rente vor. 20% besitzen eine Riester-Rente, 22,7% eine bAV – und 11% sparen sogar in beiden Anlageformen für das Alter. Von den verbleibenden 46% verfüge zudem rund die Hälfte noch über anderweitige Vermögen wie Lebens- und Rentenversicherungen, Immobilien oder Wertpapiere.

Neue Plöne gehen in die richtige Richtung

Nur ein knappes Viertel besitzt hingegen neben der gesetzliche Rente keine weitere Altersvorsorge. „Um diese Menschen zu erreichen, brauchen wir passgenaue Maßnahmen“, sagt Alexander Erdland. Der geplante Freibetrag in der Grundsicherung und der Zuschuss für Geringverdiener in der bAV würden daher genau in die richtige Richtung gehen.

Auch Verbesserungen für Normalverdiener sinnvoll

Auch mit Blick auf die Durchschnittsverdiener gibt es verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten. „Hier geht es nicht um reiche Leute, sondern um Menschen mit einem Jahreseinkommen von 36.000 Euro“, so Erdland. „Der geplanten Anhebung der Riester-Förderung um elf Euro sollten sowohl bei der Zulage als auch bei den Höchstbeiträgen weitere Schritte folgen“, empfiehlt er. So könne man die Einkommensentwicklung der letzten 15 Jahre nachholen – und sicherstellen, dass die Riester-Rente ihre Aufgabe auch künftig erfüllt. (mh)