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21. November 2023
Sind Aktiensparpläne zu riskant?
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Sind Aktiensparpläne zu riskant?

Eine vom GDV in Auftrag gegebene Studie vergleicht Garantieprodukte und Aktiensparpläne auf ihr Chance-Risiko-Profil und kommt dabei zu dem Schluss: Garantieprodukte sind dahingehend klar attraktiver. Doch ist die Frage nach dem Verlustrisiko überhaupt so klar zu beantworten?

Die Risikoaversion des gemeinen Deutschen – immer wieder Thema bei der Frage nach einer möglichst effektiven Altersvorsorge und Vermögensbildung. Wagt man den Schritt an die Börse? Wie risikofreudig ist man? Bleibt man doch lieber bei den sicheren Zinsen und Rentenpolicen?

Zwar gibt eine neue Pressemitteilung des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) keine klare Antwort in die eine oder andere Richtung, aber ein Statement ist die Aussage darin, die sich auf eine vom GDV selbst in Auftrag gegebene Studie des unabhängigen Analysehauses MORGEN & MORGEN bezieht, dennoch. Sie lautet: „Garantieprodukte haben das attraktivere Chance-Risiko-Profil als Aktiensparpläne“.

GDV: Garantieprodukte bergen weniger Verlustrisiko

Sparprodukte mit einer Teilgarantie von 80% bieten langfristig attraktive Renditen und schützen gleichzeitig besser vor Verlusten als Aktiensparpläne, so der GDV mit Bezug auf die M&M-Studie. Demnach würden Aktiensparern über 30 Jahre in schlechten Szenarien ein Minus von durchschnittlich knapp einem Drittel drohen – beim Garantieprodukt würden die eingezahlten Beiträge selbst dann praktisch erhalten bleiben.

Für die Rechnung hat M&M zwei Beispielprodukte verglichen: einen Aktienfondssparplan ohne Garantien und eine Rentenversicherung, bei der die Rückzahlung von mindestens 80% der eingezahlten Beiträge garantiert ist und die durch Risikosteuerung auf eine Aktienquote von durchschnittlich 65% kommt. Ergebnis: Der Fondssparplan hat über 30 Jahre mit 6,1% p. a. die höhere Durchschnittsrendite (das Garantieprodukt lediglich 4,8%). Doch in zehn von 100 Fällen würde beim Aktiensparen ein durchschnittlicher Verlust von 32% der Beiträge drohen – die Rendite läge dann bei –2,8% p. a. Beim Garantieprodukt dagegen läge in vergleichbaren Fällen das Minus bei 2% – oder 0,1% p. a.

Und in den schlechtesten 5% der statistisch möglichen Fälle würden Anleger mit dem Aktienfondssparplan durchschnittlich fast die Hälfte ihres Geldes, nämlich 47%, verlieren. Bei der Rentenversicherung im Mittel nur 8%.

Pläne zur Altersvorsorgereform

Der GDV stellt den Vergleich in den Kontext der geplanten Altersvorsorgereform. Die Versicherungswirtschaft würde sich generell für Teilgarantien aufgrund ihres erhöhten Chance-Risiko-Potenzials einsetzen. Doch die Bundesregierung wolle eben auch solche Produkte als geförderte Altersvorsorgeprodukte zulassen, die völlig ohne Garantie auskommen.

Keine Details

Fraglich bei der M&M-Studie ist, womit genau das Garantieprodukt verglichen wurde. Denn ein wesentliches Kriterium bei der Performance eines Aktiensparplans ist, wie dieser bestückt ist. Hierzu lässt sich in der Studie jedoch nichts finden. Auch ist in der GDV-Mitteilung davon zu lesen, dass die unterstellten Kosten bei beiden Produkten gleich seien und dem üblichen Niveau in der betrieblichen Altersvorsorge entsprächen – wobei es sich rein thematisch auch bzgl. der Bemerkungen des GDV zu den Plänen zur Altersvorsorgereform eigentlich um die private Altersvorsorge handelt.

Gegensätzliche Auslegung des BVI

Die Zahlen des Fondsverbands BVI sprechen dagegen eine andere Sprache. Auf Nachfrage von AssCompact verweist der Verband auf sein Jahrbuch, welches Ende Juni 2023 veröffentlicht wurde. Auf Seite 75 dessen ist die jährliche Wertentwicklung einer Anlage in den MSCI World nach Haltedauer grafisch abgebildet. Der durchschnittliche Renditeverlauf bei 20 Jahren Anlage liegt bei 5,9% p.a. Der Knackpunkt ist hierbei das Zitat in der Grafik: „Mit zunehmender Haltedauer sinkt das Verlustrisiko: Ab 14 Jahren Haltedauer liegt es im Untersuchungszeitraum bei null.“

Garantieprodukte haben keinen guten Ruf bei Verbraucherschützern

Und ein ganz anderes Fazit zieht die aktuelle Untersuchung in der vergangene Woche erschienenen Dezember-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“. Auch hier wurden fondsgebundene Rentenversicherungen mit Garantieren beleuchtet – mit der Überschrift „Überflüssige Fondspolicen“. Die Schlussfolgerung zu den ausgewählten Produkten ist also vorsehbar: Keine Empfehlung, insbesondere beim Thema Kosten.

Von den 20 getesteten Fondspolicen mit Garantien erlangte keine einzige ein besseres Prädikat als „befriedigend“, für einige reichte es auch nur für „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Finanztest nennt das Kind dementsprechend beim Namen: „Das Kernproblem: Die meisten Produkte sind zu teuer.“ Außerdem heißt es: „Unser Rat: Finger weg. Wir raten von fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Garantien ab. Sie sind teuer und intransparent.“ (mki)

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