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25. September 2023
Statistik: Fake-President-Betrugsfälle nehmen zu

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Statistik: Fake-President-Betrugsfälle nehmen zu

„Beim ersten Mal sei die Hemmschwelle oft hoch“

Die Allianz Trade Schadensstatistik zeigt: Zunächst werden häufig eher kleinere Beiträge veruntreut – mit der Zeit und zunehmendem „Erfolg“ werden kriminelle Energie und die Beträge zunehmend größer. „Das erste Mal ist entweder tatsächlich eine einmalige Sache – oder aber ein Schrittmacher in die Kriminalität“, so Schneider. Beim ersten Mal sei die Hemmschwelle oft hoch. Aber es gebe ein Erfolgslernen und einen Gewöhnungseffekt. „Je öfter man lügt oder betrügt, desto geringer ist das Unwohlsein. Irgendwann läuten die Alarmglocken nicht mehr und es läuft dann quasi von selbst. Solange die Fassade und die Tarnung intakt sind, merken Täter oft gar nicht, wie kriminell sie sind, weil es sich durch dieses schrittweise Abrutschen gar nicht so kriminell anfühlt – das kommt oft erst beim Gerichtsprozess.“

So wirken Unternehmen Betrugsfällen entgegen

Die Grundlage für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität bleiben gute Kontroll- und Compliance-Systeme, saubere Prozesse und Sensibilisierungsmaßnahmen, teilt Allianz Trade mit. Wichtig sei, permanent mitzudenken, welche neuen Risiken in Zukunft entstehen könnten, durch die Digitalisierung, zunehmende Cyberangriffe, neue Technologien und künstliche Intelligenz wie ChatGPT.

„Das ist tatsächlich auch ein Generationenthema“, sagt Schneider. Deshalb sei es wichtig, auch junge, technologieaffine Mitarbeitende im Boot zu haben, die sich der damit verbundenen Risiken bewusst sind. Das gelte sowohl für Compliance als auch für Aufsichtsräte. „Man kann auch einfach einen Selbsttest machen und es ausprobieren“, empfiehlt Schneider. „Schicken Sie doch mal eine ChatGPT-Mail in die eigene Organisation. Damit identifizieren sie gnadenlos die eigenen Schwachstellen bei Prozessen und Kontrollmechanismen. Sie können dann nachjustieren, bevor es zu finanziellen Schäden kommt.“

„KI-Anwendungen eröffnen auch Kriminellen ganz neue Betrugshorizonte“

Die Betrugsmaschen dürften sich Allianz Trade zufolge allerdings in Zukunft ebenso rasant beschleunigen wie der technologische Fortschritt. „KI-Anwendungen eröffnen auch Kriminellen ganz neue Betrugshorizonte“, sagt Kirsch. „Mussten sie zuvor noch relativ mühsam die notwendigen Informationen zusammensuchen, etwa durch Ausspähen des Intranets, in sozialen Netzwerken oder Vishing-Anrufen an unterschiedlichsten Stellen im Unternehmen, findet mit ChatGPT eine deutliche Optimierung statt: Mitarbeiterbriefe, Intranet-Inhalte oder E-Mail-Korrespondenzen können hochgeladen und das System spuckt anschließend eine E-Mail mit einer gefälschten Zahlungsaufforderung im ‚CEO-Style‘ aus. Das hebt die Authentizität der Korrespondenz auf ein ganz neues Level und damit auch die Chancen, dass falsche Chefs erfolgreich sind.“

Betrügern das Handwerk legen mit Offenheit, Kommunikation, guter Fehlerkultur, flachen Hierarchien

Die Experten weisen aber darauf hin: Offenheit, eine gute Kommunikation und Fehlerkultur sowie flache Hierarchien können helfen, gegen Betrugsmaschen vorzugehen. Ein kritisches Hinterfragen von Mitarbeitenden auch bei eiligen Zahlungsanweisungen sei essenziell, das Handeln „auf Autopilot“ dagegen gefährlich. „Ein Anruf beim echten Chef genügt, und der Betrug fliegt sofort auf“, sagt Kirsch. „Doch auch Manager selbst haben wichtige Aufgaben bei der Prävention. Das reicht von einem vernünftigen Umgangston und Führungsqualitäten bis zur klar kommunizierten Selbstverpflichtung, keine Überweisungsaufträge per Telefon oder Video-Calls zu erteilen – und vor allem sich anschließend auch daran zu halten.“ (lg)

Bild: © Prostock-studio – stock.adobe.com

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