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6. August 2023
Stuttgarter verbindet Direktversicherung und Unterstützungskasse

Stuttgarter verbindet Direktversicherung und Unterstützungskasse

Die Stuttgarter erwartet eine Zunahme der betrieblichen Altersversorgung. In den Zahlen des Versicherers schlägt sich dies jetzt schon nieder. Neu sind zwei Rückdeckungsversicherungen, die die Möglichkeiten von Direktversicherung und Unterstützungskasse kombinieren.

Interview mit Dr. Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH, und Ralf Berndt, Vorstand Vertrieb der Stuttgarter Lebensversicherung a.G.
Herr Berndt, die Stuttgarter hat im vergangenen Jahr 20% im bAV-Geschäft zugelegt. Geht dies im aktuellen doch schwierigen Wirtschaftsumfeld so weiter?

Ralf Berndt Wir sehen 2023 einen sehr starken Anstieg des bAV-Neugeschäftes. Auch wenn das wirtschaftliche Umfeld zunehmend schwieriger wird, bestehen weiterhin große Chancen. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels gewinnt die betriebliche Altersvorsorge wieder verstärkt an Bedeutung. Sie ist sowohl für die Gewinnung neuer Mitarbeiter als auch zur Bindung vorhandener Mitarbeiter ein wichtiges Instrument.

Zu den Problemen der deutschen Wirtschaft gehört auch der Fachkräftemangel. Frau Dr. Meissner, eine bAV gilt im Wettbewerb um Mitarbeiter als valides Instrument. Das Argument hat man schon oft gehört, gilt es denn tatsächlich weiter?

Dr. Henriette Meissner Tatsächlich sehen wir ein deutliches Interesse der Arbeitgeber, ihren Beschäftigten mehr Benefits anzubieten. Das zeigen regelmäßig entsprechende Umfragen. Und das sehen wir in der Praxis in Arbeitgeberzuschüssen, die deutlich über dem gesetzlichen Niveau von 15% liegen, und in der Zunahme von rein arbeitgeberfinanzierten Versorgungen. Gerne wird auch auf Nachhaltigkeit gesetzt und die GrüneRente gewählt. Denn das tut insgesamt der Nachhaltigkeitsbilanz des Unternehmens gut und hilft beim sogenannten „Green Recruiting“.

Sehen Sie auch, dass das Argument in der Kundenansprache vonseiten der Makler eingesetzt wird?

HM Ja. Denn Makler sehen ja bei ihren Kunden die Personalsituation. Hinzu kommt, dass der Makler ein wichtiges Asset mitbringt: seine Kommunikationsstärke zur Belegschaft. Denn ein tolles Benefit ist nur so viel wert wie die Kommunikation.

RB Auch dem Thema Nachhaltigkeit kommt hohe Bedeutung zu. Als wir als einer der Pioniere mit dem Thema 2013 gestartet sind, war das noch ein Nischenthema. Mittlerweile sind die Themen Nach­haltigkeit und die Stuttgarter GrüneRente für die Kunden und die Kundenansprache ein Megathema geworden.

Wie muss denn das Angebot einer Betriebsrente – in Eckpunkten – aussehen, damit sie interessant ist etwa auch für Nachwuchskräfte?

HM Es ist den jungen Menschen bewusst, dass zusätzlich zur gesetzlichen Rente vorgesorgt werden muss. Der Arbeitgeber kann unterstützen durch stark arbeitgeberfinanzierte Akzente. Idealerweise auch über einen rein arbeitgeber­finanzierten Baustein. Das senkt die finanzielle Belastung für die Nachwuchskräfte. Gleichzeitig sollte auf sachwertorientierte Fondsprodukte gesetzt werden, da der Anlagehorizont sehr langfristig ist. Und nicht zuletzt wird eine nachhaltige Anlage geschätzt, die wir als Stuttgarter in allen „Produktmotoren“ in der Ausprägung GrüneRente anbieten.

Die Direktversicherung bleibt die Nummer 1 unter den Durchführungswegen. Es ist aber auch von einer Renaissance der rückgedeckten Unterstützungskasse die Rede seit einem BMF-Schreiben vom August letzten Jahres. Was hat es damit auf sich?

RB Die Finanzverwaltung hat nun die Möglichkeit eröffnet, fondsgebundene Produkte mit Garantie als Rückdeckungsversicherungen steuerlich gefördert einzusetzen. Das ist an gewisse Spielregeln gebunden, die allerdings durch Versicherer gut abgebildet werden können.

HM Durch das Schreiben der Finanzverwaltung werden endlich Versorgungswerke möglich, bei denen die Direktversicherung und die Unterstützungskasse kombiniert werden und in beiden Durchführungswegen fondsgebundene Produkte eingesetzt werden können. Denn der Markt für arbeitgeberfinanzierte Versorgungen wächst aufgrund des Fachkräftemangels. Im Kombimodell wird die Direktversicherung für die Entgeltumwandlung genutzt und die Unterstützungskasse on top für die Arbeitgeberfinanzierung. Das bedeutet, dass die rückgedeckte Unterstützungskasse an Bedeutung gewinnt.

Reagiert die Stuttgarter darauf?

RB Seit dem 01.07.2023 bieten wir die Stuttgarter Rückdeckungsversicherungen an, die die steuerlichen Rahmenbedingungen erfüllen. Wir bieten zwei Ausprägungen an, jeweils mit einem Garantie­niveau von 80%.

HM Gleichzeitig flankiert die Stuttgarter, wie das unsere Makler gewohnt sind, das Kombimodell fachlich. Denn da gibt es einige Besonderheiten bei der Kombination der Durchführungswege Direktversicherung und Unterstützungskasse zu beachten. „Mehr Versorgung: ja, bitte. Probleme: nein, danke!“ ist da unser Motto.

Welche Vorteile bringen die beiden Ausprägungen mit sich?

RB Wir bieten mit comfort+ und performance+ zwei bekannte leistungsstarke Anlagekonzepte nun auch in der fondsgebundenen Rückdeckungsversicherung an. Das Produkt performance+ erlaubt die selbstständige Auswahl der Fonds, bei dem Produkt comfort+ erfolgt die Anlage in einem gemanagten Portfolio, sodass keine aktive Entscheidung des Kunden notwendig ist. Beide Produkte gibt es natürlich auch als GrüneRente, bei der Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden.

HM Besonders wichtig war es für uns, dass die Produkte auch arbeitsrechtlich passend und dennoch einfach sind. Insbesondere bieten wir die Rentenanpassung von 1% pro Jahr an. Denn das jetzige Inflationsszenario hat gezeigt, wie wichtig hier Planungssicherheit für den Arbeitgeber ist. Und das geht nur mit der Zusage und entsprechenden Rückdeckung der 1%-Anpassung. Das ist im Übrigen auch wichtig für eine problemlose Kapitalabfindung, wie die jüngste Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zeigt.

Das vorhin genannte Wachstum spricht für die Stuttgarter. Trotzdem gibt es ja große Player mit hohen Marktanteilen im bAV-Markt. Inwiefern kann sich denn eine Stuttgarter hier durchsetzen?

HM Als Stuttgarter gehen wir einen sehr erfolgreichen Weg. Auf der einen Seite bieten wir gute und solide Produkte und auf der anderen Seite einen hervorragenden fachlichen Support. Unsere Informationsseite bavheute.de und unsere Fachschulungen sind Leuchttürme im Markt.

RB Diese Vorgehensweise entspricht unserem Anspruch als Maklerversicherer: Wir geben dem Makler den Support, den er benötigt, und begleiten ihn partnerschaftlich. Und damit setzen wir uns überdurchschnittlich gut am Markt durch.

Die angekündigten Reformen der betrieblichen Altersversorgung lassen auf sich warten. Die aba fordert mittlerweile ein BRSG 2. Reichen die jetzigen Gestaltungsmöglichkeiten oder kommt da noch was?

RB Das wichtigste Element für die Zukunftsfähigkeit der bAV haben die Versicherer durch die Stärkung der Rendite der Produkte selbst auf den Weg gebracht. Wir haben durch fondsgebundene Hybridprodukte mit leicht abgesenkten Garantien eine neue Balance gefunden zwischen Planungssicherheit und Ertrag. Wir sehen, dass das – auch durch die Beratung durch die Maklerschaft – breit angenommen wird.

HM Es sind ja – gerade auch von der aba und dem GDV – viele auch kleinere Hürden im Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht für die Verbreitung der bAV aufgelistet worden. Manches soll jetzt wohl beseitigt werden. Aber hier gilt seit Jahrzehnten: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wir bleiben dran und werden als Stuttgarter sehr früh unsere Partner dazu informieren.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © Dr. Henriette Meissner und Ralf Berndt, Stuttgarter

 
Interview mit
Ralf Berndt
Dr. Henriette Meissner