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23. August 2016
Tausche Daten gegen Bares

Tausche Daten gegen Bares

Fitnesslevel, Finanzstatus: Immer mehr Menschen erfassen ihre persönlichen Daten per App. Versicherungen, Banken und Online-Dienstleister würden die Daten gerne nutzen, die vor allem risikobereite Menschen gegen Geld häufig offenlegen würden. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie groß das Potenzial für die kommerzielle Nutzung der sogenannten Quantified Self-Daten ist.

Das Marktforschungsinstitut Dr. Grieger & Cie. hat im Juni 2016 im Rahmen einer repräsentativen Umfrage 1.011 Verbraucher zwischen 15 und 69 Jahren zum Self Tracking und zur Weitergabebereitschaft persönlicher Daten befragt. Insgesamt erheben danach bereits 21% der Bevölkerung Daten zu ihrem eigenen Leben. Den deutlich größten Anteil haben dabei Fitness- und Gesundheitsdaten, die von 18% erfasst werden. Es folgen die Bereiche Ernährung (5%), Finanzen (3%) sowie Persönliches & Intimes und Energieverbrauch (jeweils 2%). Während Frauen häufiger Fitness und Ernährung dokumentieren, liegen die Männer beim Tracking von Finanzen und Energieverbrauch vorne.

Daten haben ihren Preis

Selbsterhobene Daten zum Bewegungsverhalten würden prinzipiell 54% der Bevölkerung an ihre Krankenkasse übermitteln, 21% bereits für einen Bonus von 50 Euro im Jahr. Für ein halbes Monatsgehalt mehr würden 44% der Weitergabe dieser Daten an den Arbeitgeber zustimmen. Daten zum Fahrverhalten (Telemetrie) würden ebenfalls 44% an ihre Kfz-Versicherung senden, durchschnittlich für einen Bonus von 160 Euro im Jahr. Deutlich skeptischer sind die Deutschen bei der Übermittlung von Gesundheitsdaten an Banken, um einen günstigeren Kredit zu bekommen; für zwei Drittel ist hier die Grenze erreicht. Allerdings wäre jeder Dritte für eine Ermäßigung von rund 550 Euro dazu bereit.

Hohes Maß an Selbstüberschätzung

Besonders Personen mit hoher Risikoneigung, die etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, sind bereit, ihre Daten weiterzugeben. Dabei zeigt sich eine klassische Form der Selbstüberschätzung: Männer mit mindestens einem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung auf der letzten Autofahrt haben die höchste Zustimmungsrate zur Übermittlung ihrer Telemetriedaten an Kfz-Versicherungen, obwohl gerade für sie die Versicherung wohl deutlich teurer werden dürfte. „Die Auswertung und der Vergleich von Self Tracking-Daten können vielen Menschen ein realistischeres Bild von sich selbst vermitteln“, sagt Daniel Althaus von Dr. Grieger & Cie. Marktforschung.

Leichtfertiger Umgang mit Daten

Die überwältigende Mehrheit teilt das Datenschutzverständnis des Grundgesetzes. 96% sind der Ansicht, ohne explizite Zustimmung der Betroffenen sollten keine Daten übermittelt werden dürfen. Im Zweifelsfall müssen sich die Bürger aber an die eigene Nase fassen: Nur 43% lesen die Datenschutzerklärungen von Online-Shops, die von Self Tracking-Anwendungen lesen nur 24%. Vier von fünf Deutschen ergreifen zwar selbst Maßnahmen zum Datenschutz, dies geht bei den meisten aber nicht über das Löschen der Browserhistorie hinaus. „Das zeigt, dass privater Datenschutz von weiten Teilen der Bevölkerung praktiziert werden kann, aber er muss dazu einfach und verständlich sein“, führt Althaus weiter aus.

Die vollständige Studie „Quantified Wealth Monitor 2016“ ist unter www.grieger-cie.de/quantified-wealth-monitor abrufbar. (sg)