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16. Oktober 2015
VDVM alarmiert wegen Telematik-Tarifen

VDVM alarmiert wegen Telematik-Tarifen

Der Verband Deutscher Versicherungsmakler meldet Bedenken gegen Telematik-Tarife an. Dabei sind es weniger die neuartigen Kfz-Tarife, die dem Verband Sorge bereiten, sondern die Ausweitung derartiger Konzepte auf den Bereich der Krankenversicherung. Der VDVM spricht von einer Entsolidarisierung der Versicherungsgemeinschaft und einer Gefahr für die unabhängige Beratung.

Der VDVM mahnt die Versicherungsunternehmen an, die Einführung von Telematik-Tarifen in der Krankenversicherung zu überdenken und spricht von einer notwendigen Selbstbeschränkung der Branche. Eine individuelle Tarifierung von Risiken hätte zur Folge, dass nur noch die guten Risiken und überhaupt diejenigen, die bereit seien, ihre persönlichen Daten zugänglich zu machen, einen Versicherungsschutz erhielten. Kunden, die ihre Privatsphäre nicht preisgeben wollten, würden unweigerlich mit höheren Prämien tarifiert und Menschen, die eine bezahlbare Absicherung am nötigsten hätten, würden komplett aus dem Kollektiv ausgesiebt. Das hätte zur Folge, dass Beratung und Versicherungsschutz für sie unbezahlbar würde, so der Verband. Der Versicherungsgedanke würde damit ad absurdum geführt.

Folgen für die unabhängige Beratung

All das hätte eine Segmentierung des Marktes zur Folge. Versicherungsmakler könnten als Sachwalter des Kunden aber nur in einem funktionierenden Markt agieren, in dem adäquater Versicherungsschutz zu angemessenen Preisen verfügbar sei. Sollten zudem Datenriesen wie Google dazu übergehen, selber in die Vermittlung guter, leicht platzierbarer Telematik-Risiken einzusteigen, verblieben Versicherungsvermittlern die tendenziell schwerer platzierbaren Risiken. Die Courtage wäre dann nicht mehr auskömmlich, fürchtet VDVM-Präsident Peter Wesselhoeft. Die Folge wäre, dass gegen Honorar beraten werden müsste, was den Zugang zur unabhängigen Beratung benachteiligten Gruppen wiederum erschwere.

Was passiert mit den gesammelten Daten?

In seltener Einigkeit mit Verbraucherschützern fragen sich die Versicherungsmakler zudem, ob der Datenschutz bei Telematik-Tarifen gewährleistet ist. Die Daten, die für den Abschluss einer Krankenversicherung gesammelt werden müssten, sind deutlich sensibler als solche, die für die Kfz-Versicherung nötig sind. Es sei nicht sicher, was mit den Daten passiere, insbesondere, wenn entsprechende Dienstleister der Versicherer aus anderen Ländern mit niedrigeren Hürden im Datenschutz die Daten verwalten würden.

Versicherungsmakler sollen aufklären

Während der VDVM von den Versicherern also eine Selbstbeschränkung in sensiblen Sparten fordert, empfiehlt er seinen Mitgliedern, im Beratungsgespräch ausführlich darüber zu informieren und aufzuklären, welche Folgen eine Datenpreisgabe habe könnte. Und ob ein eventuell nur zeitlich befristeter Prämienvorteil die Datensammlung für die Krankenversicherung rechtfertige. Denn wird der Kunde im Vertragsverlauf vielleicht doch einmal zu einem eher schlechten Risiko oder verändert er seine Verhaltensweisen, will er vielleicht seine persönlichen Daten gerade seinem Versicherer nicht mehr zur Verfügung stellen. Der Prämienvorteil wäre dann dahin. (bh)