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27. November 2023
Versicherer in der Cloud: Hälfte hat nur minimalen Teil verlagert
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Versicherer in der Cloud: Hälfte hat nur minimalen Teil verlagert

Die Mehrheit der Versicherer ist in die Cloud gestartet, viele Unternehmen haben aber nur einen minimalen Teil ihrer Kerngeschäftsanwendungen in die Cloud verlegt. Dazu gibt es viele Tests in der Branche, es herrscht aber auch Unsicherheit, z. B. beim Thema Datenschutz.

91% der Banken und Versicherungen sind in der Cloud. Das zeigt der erste World Cloud Report – Financial Services des Capgemini Research Institute. Im Jahr 2020 waren es lediglich 37% – so ist dies im Vergleich ein deutlicher Anstieg. Über die Hälfte der befragten Unternehmen haben jedoch nur einen minimalen Teil ihrer Kerngeschäftsanwendungen in die Cloud verlegt.

„Keine Option, die Cloud zu ignorieren“

„Für die Finanzdienstleister von heute ist es einfach keine Option, die Cloud zu ignorieren. Die Umstellung auf die Cloud muss über einen Kosteneinsparungsansatz hinausgehen und sich darauf konzentrieren, Innovationen voranzutreiben, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen“, erklärt Armin Schübel, Head of Cloud for Financial Services Germany bei Capgemini. Unternehmen, die sich um die Anpassung und Implementierung von generativer künstlicher Intelligenz (KI) bemühen, müssten sich darüber im Klaren sein, dass ohne cloudfähige Systeme keine zukünftigen KI-Vorteile realisiert werden könnten, so Schübel weiter.

62% der Finanzdienstleistungsunternehmen haben mit Einsatz von KI begonnen

Eine cloudfähige Plattform ist entscheidend, um die Agilität, Flexibilität, Innovation und Produktivität zu gewährleisten, die erforderlich sind, um die steigenden Geschäftsanforderungen zu erfüllen, sagen 89% der Führungskräfte im Finanzdienstleistungssektor. „Cloudnativ“ sind laut dem Report bisher allerdings die wenigsten Unternehmen.

Insgesamt haben 62% der Finanzdienstleistungsunternehmen mit dem Einsatz von KI begonnen. Zudem machen sie die Angabe, dass sie diese in den nächsten zwei Jahren in der gesamten Wertschöpfungskette nutzen wollen. In großem Umfang ist KI inklusive generativer KI und maschinellem Lernen trotz ihres Potenzials in der Finanzdienstleistungsbranche noch nicht oft zu finden. Folglich hat sie der Studie nach nur in begrenztem Maße ihre Wirkung entfaltet.

Wenig Investment in Back-End-Kernverarbeitungssysteme

Die Studie stellt zudem fest, dass bisher ein Großteil der Cloud-Investitionen in moderne, benutzerfreundliche und kundenorientierte Anwendungen auf Basis von KI gesteckt wurde. Die Befragten investieren bisher weniger in Back-End-Kernverarbeitungssysteme, die Inputs für verbraucherorientierte Front-End-Anwendungen liefern. Laut Capgemini führt dies zu einer schlechten Gesamtnutzererfahrung.

Tests in diversen Bereichen

Die Migration interner Kernsysteme auf geeignete cloudfähige Ökosysteme und Plattformen sei entscheidend, um das gesamte Potenzial und die Effizienz von KI und generativer KI zu erschließen, heißt es aus dem Report. Dies werde zukünftig ein breiteres Spektrum an geschäftlichen Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. Unternehmen im Bank- und Versicherungswesen testen derzeit ihre generativen KI-Anwendungsfälle in den Bereichen Kundeneinführung, Kreditanalyse, Finanzplanung, Policenverlängerung und zur Unterstützung von Kundenbetreuungsmodellen.

Auch bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele spielt die Cloud eine Rolle. So sagen z. B. 51% der Finanzdienstleister: Instrumente zur Messung der ESG-Auswirkungen verbessern die Transparenz und die Berichterstattung

Ideale Bereiche für frühzeitige Cloud-Einführung

Und welche sind die idealen Bereiche für eine frühzeitige Cloud-Einführung? Die für diese Studie befragten Führungskräfte aus den Bereichen Krankenversicherung, Lebensversicherung, Kapitalmarkt, Zahlungsverkehr, Retail-Banken und Vermögensverwaltung meinen: Risikomanagement und Customer Relationship Management (CRM).

So sind im Bereich der Vermögensverwaltung 60% der Meinung, dass es von Vorteil ist, sich auf cloudgestützte Betrugserkennungsverfahren zu verlassen, um datengestützte Risikomanagemententscheidungen zu treffen. 39% der Führungskräfte im Privatkundengeschäft sagen, dass sie das komplexe Kreditrisikomanagement in die Cloud verlagern, um die Entscheidungszeit bei der Kreditbearbeitung durch cloudgestützte automatisierte Prozesse und integrierte Analysen zu verkürzen.

Führungskräfte Lebensversicherung: Kundenbeziehungsmanagement hat höchste Priorität

Und Versicherer widmen sich dem Report zufolge der Erforschung datengesteuerter, personalisierter Mehrwertdienste, z. B. Pannenhilfe, um den sich entwickelnden Kundenpräferenzen gerecht zu werden. Mit 55% hat unter den Führungskräften in der Lebensversicherung das Kundenbeziehungsmanagement die höchste Priorität für ihre Cloudreise.

Was ist mit der Datensicherheit?

Doch es gibt auch Bedenken, was die mit der Cloudmigration verbundenen Herausforderungen angeht. Hier steht für einen Großteil (68%) die Datensicherheit ganz oben auf der Liste, die die Befragten als ein Hindernis für die Einführung von Cloud-Lösungen betrachten. Für 51% sind auch die hohen Betriebs- und Transformationskosten potenzielle Hindernisse. Weitere 45% nennen Vorschriften, wie z. B. die Datenhoheit, als weiteren Hindernisfaktor.

Über die Studie

Der World Cloud Report for Financial Services 2023 basiert auf globalen Daten und Analysen von zwei primären Forschungsumfragen sowie auf über 30 Interviews mit FS-Führungskräften und Hyperscalern/Cloud-Technologieanbietern; außerdem wurden Beiträge von Capgeminis Fachexperten aus mehr als 20 Ländern berücksichtigt. (lg)

Bild: © Dilok – stock-aobde.com