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29. April 2024
Zinswende im Fokus der Robo-Advisor

Zinswende im Fokus der Robo-Advisor

Das FinTech EVERGREEN hat zum dritten Mal eine Studie zur Performance von Robo-Advisors angefertigt. Diese konnten 2023 trotz schwieriger Bedingungen von den starken Aktienmärkten profitieren. Ein Schwerpunkt der Studie ist auch das Angebot an Zinsprodukten.

Das vergangene Jahr war von geopolitischen Verwerfungen, wirtschaftlichen Herausforderungen und kontinuierlich steigenden Leitzinsen gezeichnet, so leitet EVERGREEN seine Mitteilung zur neuen Studie „Asset-Management im Robo-Advisory“ ein. Denn diese Themen stehen im Fokus der Studie, die nun ihre dritte Auflage erhielt.

Während sich der Markt weiterhin konsolidiert – erkennbar u. a. am Rückzug des erst 2022 gestarteten Vanguard-Robo-Advisors – haben viele Anbieter ihre Produktpalette erweitert. Besonderes Augenmerk der Studie lag erstmals neben der Methodik im Asset-Management und den Gebühren auf den Produktinnovationen der Robo-Berater im Bereich der Zinsprodukte.

Kernpunkte der Studie

Die wichtigsten Erkenntnisse der EVERGREEN-Studie sind laut der Mitteilung des FinTechs sechs wesentliche Punkte:

  • Positive Performance trotz Marktschwierigkeiten: Deutsche Robo-Advisor wiesen laut EVERGREEN analog zum weltweiten Aktienmarkt trotz der anhaltend hohen geopolitischen Unruhen und einem herausfordernden Wirtschaftsklima eine bemerkenswert positive Performance im Jahr 2023 auf.
  • Zinswende als Chance und Herausforderung: Während einige Anbieter wie Vanguard und DKB sich aus dem Markt zurückzogen, haben andere durch die Integration von Zinsprodukten ihre Geschäftsmodelle erfolgreich diversifiziert und neue Kundengruppen angesprochen.
  • Knapp die Hälfte bietet Zinsprodukte an: Von den 25 untersuchten Robo-Advisor bieten zwölf ein Zinsprodukt an, davon vermitteln acht Anbieter klassische Tagesgelder und vier nutzen Geldmarktfonds (oder Fonds-Mischprodukte) als Vehikel.
  • Abhängig oder unabhängig ist keine Frage: Die Analyse zeigt, dass bankunabhängige Robo-Advisor ohne direkten Zugang zu Einlagenkonten bei der EZB auf innovative Kooperationen und Strukturen setzen müssen, um Zinsprodukte anbieten zu können.
  • Veränderung des Anlegerverhaltens: Ein auffälliger Trend ist EVERGREEN zufolge die Verschiebung im Suchverhalten der potenziellen Nutzer. Seit der Zinswende ist ein gestiegenes Interesse an Zinsen und ein Rückgang bei den Suchbegriffen für Geldanlage und Robo-Advisor festzustellen. Dies könnte auf ein wachsendes Bewusstsein für die Vorteile von Zinsprodukten im aktuellen Wirtschaftsumfeld hinweisen.
  • Bedeutung von Transparenz und Risikoaufklärung: Die Studie betont die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation über die tatsächlichen Risiken und Kosten der angebotenen Zinsprodukte. Robo-Advisor, die in dieser Hinsicht punkten, gewinnen an Vertrauen bei den Anlegern.
Die Trends

Die Studie geht auch auf absehbare Trends für Robo-Advisor ein. Einer davon werde laut EVERGREEN die zunehmende Konkurrenz durch Neobanken sein. Der kürzlich erfolgte Launch des Revolut Robo-Advisors markiere dabei nur den Anfang einer Reihe von Anbietern, die ähnliche Dienstleistungen einführen. Trading habe sich mittlerweile als ein unverzichtbares Feature für Neobanken etabliert. Mit eigener Banklizenz, digitaler Plattform und Zugang zu einer breiten Kundenbasis, von denen nicht alle aktiv handeln, biete die digitale Vermögensverwaltung vielen Neobanken eine attraktive Möglichkeit, Banking-Kunden zu Investment-Kunden zu machen. Auch Trade Republic, die durch das Trading-Feature im Markt bekannt wurden und mit ihrer Banklizenz nun verstärkt ins Bankengeschäft einsteigen möchten, sei ein potenzieller Kandidat für einen ETF-basierten Robo-Advisor.

Auch bestehe Unsicherheit bezüglich künftiger Zinssenkungen der Zentralbanken. Deutsche Robo-Advisor könnten asymmetrisch negativ von den bevorstehenden Zinssenkungen betroffen sein. Einerseits sei zu erwarten, dass das in Zinsprodukten angelegte Vermögen sinken wird. Andererseits sei es keineswegs gewiss, dass die Anlagen in risikoreichere Produkte entsprechend zunehmen werden. Ein Ausweg könnte die rechtzeitige Anpassung der Asset-Allokationen hin zu Anleihenfonds mit längerer Laufzeit sein, die von Zinssenkungen profitieren könnten. Die Diversifikation über Asset-Klassen werde an Bedeutung zunehmen.

Weiterhin sei der Fokus auf vermögende Privatpersonen verstärkt erkennbar, die von einer Kombination aus digitaler und persönlicher Beratung profitieren. Zudem dürfte die Neuregelung der ELTIF-Richtlinie Produktinnovationen fördern und den Einsatz von alternativen Anlageformen im Bereich des Robo-Advisory verstärken. (mki)

Bild: © Rawat – stock.adobe.com