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Spar- und Investitionsunion der EU: Branchenverbände äußern sich

Die EU-Kommission hat ihre Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgestellt. Davon sollen in Zukunft europäische Sparer und Unternehmen profitieren. Der GDV und der AfW haben bereits Statements zu den Plänen abgegeben.

In Brüssel gibt es Pläne zur Vertiefung der Kapitalmärkte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – und zwar schon seit gut zehn Jahren, nämlich mit der sogenannten Kapitalmarktunion. Jetzt hat die EU-Kommission eine Art Nachfolgekonzept vorgestellt, die „Spar- und Investitionsunion“. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht darin die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürgern „einerseits eine größere Auswahl“ zu bieten, damit sie ihr Erspartes optimal nutzen können, und „gleichzeitig Investitionen in den ökologischen und digitalen Wandel, die Verteidigung und andere wichtige Wachstumssektoren“ voranzutreiben. Es würden alle gewinnen, wenn Erspartes möglichst produktiv eingesetzt wird und stetig Investitionen über integrierte EU-Kapitalmärkte fließen.

Neben der Förderung des Wohlstands der Bürger soll also gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der EU gesteigert werden. Laut dem September 2024 veröffentlichten Report des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU könnten sich die Investitionen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen bis 2030 auf zusätzliche 750 bis 800 Mrd. Euro belaufen.

Sparer sollen profitieren

Die EU verfüge über talentierte Arbeitskräfte, innovative Unternehmen und erhebliches Sparvermögen in Form von Bankeinlagen in Höhe von rund 10 Bio. Euro, heißt es in der Mitteilung der EU-Kommission. Bankeinlagen seien sicher und leicht zugänglich, würfen aber in der Regel weniger Rendite ab als Investitionen an den Kapitalmärkten. Die Spar- und Investitionsunion könne „zum Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, indem sie es ihnen ermöglicht, durch die Anlage ihres Sparvermögens an den Kapitalmärkten bessere Konditionen und Renditen zu erzielen.

Vier Arbeitsbereiche

Die Spar- und Investitionsunion umfasst vier Arbeitsbereiche:

  • Bürger und Sparvermögen: Privatkunden spielen mit ihren Sparvermögen bereits eine zentrale Rolle bei der Finanzierung der EU-Wirtschaft über Bankeinlagen. Sie sollten aber auch die Möglichkeit haben, einen größeren Teil ihres Ersparten, auch zur Altersvorsorge, in Kapitalmarktinstrumenten anzulegen, so die EU-Kommission.
  • Investitionen und Finanzierung: Um Investitionen in kritischen Sektoren anzuregen, plant die Kommission Initiativen, die die Verfügbarkeit von Kapital und den Zugang für alle Unternehmen, einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen, verbessern sollen.
  • Integration und Größe: Dieser Arbeitsbereich umfasst Bemühungen zur Beseitigung regulatorischer, aufsichtlicher oder politischer Hindernisse für grenzüberschreitende Transaktionen von Marktinfrastrukturen, Vermögensverwaltung und Mittelverteilung, damit Unternehmen in der gesamten EU effizient skalieren können.
  • Effiziente Aufsicht im Binnenmarkt: Die Kommission plant außerdem Maßnahmen, um sicherzustellen, dass alle Finanzmarktteilnehmer unabhängig von ihrem Standort in der EU von den Aufsichtsbehörden gleichbehandelt werden.
Das sagen GDV und AfW

Aus der Finanzbranche regten sich schnell einige Kommentare, so auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für diesen greifen die Pläne für die „Savings and Investment Union“ zu kurz und bleiben „deutlich“ hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Angesichts der enormen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen seien Milliardeninvestitionen in Wirtschaft, Infrastruktur und Sicherheit nötig.

„Als größter institutioneller Investor Deutschlands spielen die Versicherer eine Schlüsselrolle, um den Investitionsstau in Europa aufzulösen. Sie verwalten schon heute über 1,9 Bio. Euro, finanzieren Straßen, Energieversorgung, Unternehmen und öffentliche Haushalte. Nur, während die Branche bereitsteht, tritt Brüssel auf die Bremse. Die vorgestellten Maßnahmen wirken wie ein Geschenk mit schöner Schleife – doch wer es öffnet, findet wenig Inhalt. Die Kommission muss endlich aufwachen und größer denken, um den notwendigen Kapitalbedarf zu decken“, so der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer, Moritz Schumann.

Altersvorsorge als Chance zur Kapitalmobilisierung

Die Spar- und Investitionsunion laufe laut GDV Gefahr, das Potenzial der Altersvorsorge zur Entwicklung des EU-Kapitalmarktes zu verschenken. Aus Sicht der Versicherer sei ein gründlicher Review-Prozess des europäischen Altersvorsorgeprodukts überfällig. Es brauche eine echte Reform, die Kapital mobilisiert und Altersarmut wirksam bekämpft.

Steuervorteile könnten bei der Verbreitung europäischer Altersvorsorgeprodukte eine zentrale Rolle spielen. Das Problem hierbei sei, dass Steuererleichterungen auf europäischer Ebene kaum realisierbar seien. Der Verband spricht sich daher dafür aus, nationale Steueranreize besser in EU-Initiativen zu integrieren.

Vermittlerverband AfW fordert Gleichlauf von Regelungen zur Kleinanlegerstrategie

Und auch der Vermittlerverband AfW hat am Freitagnachmittag noch die Pläne zur Spar- und Investitionsunion kommentiert – auch vor dem Hintergrund der Trilog-Verhandlungen zur EU-Kleinanlegerstrategie (RIS). Die Initiative der Kommission, eine EU-weite Aufsicht über Kapitalmärkte zu etablieren, lasse nämlich Fragezeichen bei der Kleinanlegerstrategie nochmal größer werden. Bis Ende April will die Kommission konkrete Vorschläge unter anderem dazu vorlegen, wie die Regelungen zum Preis-Leistungs-Verhältnis (Value for Money) und den Berichtspflichten in der RIS besser ausgestaltet werden können.

AfW-Vorstand Frank Rottenbacher sieht dies als letzte Möglichkeit für die Kommission, die Kleinanlegerstrategie überhaupt noch über die Ziellinie zu bringen: „Wenn die Kommission es nicht schafft, hier einen echten Gleichlauf mit den übergeordneten Zielen der Spar- und Investitionsunion herzustellen, sollte das Projekt RIS ganz beerdigt werden. Niemandem – und schon gar nicht den Anlegern und Vermittlern – ist geholfen, wenn in fast planwirtschaftlicher Manier an Regulierungsprojekten festgehalten wird, die zu einer Zeit angeschoben wurden, als die Lage der Europäischen Union noch eine ganz andere war.“ (mki)

 

Depotbanken verwahren 5% mehr Geld als im Vorjahr

Die Depotbanken verwahrten am 31.12.2024 insgesamt knapp 3 Bio. Euro, was einem Anstieg von 5% im Vergleich zum Vorjahresende entspricht, meldet der Fondsverband BVI. Außerdem entfällt die Hälfte des Marktes auf die drei größten Anbieter.

Der Fondsverband BVI hat seine aktuelle Verwahrstellenstatistik veröffentlicht. Demnach verwahrten Depotbanken am 31.12.2024 2,904 Bio. Euro für in Deutschland aufgelegte Fonds. Das sind über 5% mehr als zum Ende des Vorjahres (2,749 Bio. Euro). Die Hälfte des verwahrten Vermögens (1,446 Bio. Euro) entfällt auf die drei größten Anbieter.

Die Statistik wird vom BVI in Zusammenarbeit mit dem Praxisforum Depotbanken erstellt und umfasst insgesamt 29 Verwahrstellen in Deutschland.

BNP Paribas an der Spitze

Die Liste führt BNP Paribas mit einem Vermögen von 694 Mrd. Euro an. BNP Paribas konnte das verwahrte Vermögen im Vergleich zu 2023 um rund 37 Mrd. Euro steigern. Es folgen die State Street Bank mit 382 Mrd. Euro und die DZ Bank mit 370 Mrd. Euro. Auf Platz 4 und 5 stehen HSBC und die DekaBank.

26 Verwahrstellen sind im Geschäft mit offenen Wertpapierfonds mit einem Vermögen von 2,543 Bio. Euro tätig. Neun Depotbanken verwahrten ein Nettovermögen von 308 Mrd. Euro für offene Immobilienfonds. Im Segment der geschlossenen Investmentfonds, die nach den Vorschriften des Kapitalanlagegesetzbuchs aufgelegt sind, betreuen elf Verwahrstellen ein Nettovermögen von 53 Mrd. Euro. (mki)

 

DWS steigert Konzerngewinn im Jahr 2024

Die DWS Group hat ihre endgültigen und testierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vorgelegt. Der Konzern konnte seine Gewinne steigern und plant somit, seinen Aktionären erneut eine höhere Dividende auszuschütten als im Vorjahr.

Wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht, konnte die DWS Group ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 hinlegen. Die endgültigen und testierten Zahlen liegen nun vor.

„Nach der Trendwende beim Nettomittelaufkommen im Jahr 2023 haben wir unsere langfristigen Nettomittelzuflüsse im Jahr 2024 auf 32,9 Mrd. Euro verdoppelt und damit unsere Stärke unter Beweis gestellt, organisch zu wachsen“, so Vorsitzender der Geschäftsführung, Stefan Hoops. Das verwaltete Vermögen könnte die Unternehmensgruppe um 115 Mrd. Euro steigern und somit die Schwelle von 1 Bio. Euro überschreiten – ein neuer Rekordwert für die DWS. „Auf dieser Grundlage konnten wir höhere Managementgebühren erzielen. Zusammen mit höheren Performancegebühren führte dies zu einem neuen Rekord bei den Erträgen in Höhe von 2,765 Mrd. Euro. Trotz des deutlichen Wachstums sowohl beim verwalteten Vermögen als auch bei den Erträgen konnten wir unsere Kosten 1,814 Mrd. Euro senken. Auf dieser Basis konnten wir den Gewinnen vor Steuern um 22% auf 951 Mio. Euro und den Konzerngewinn um 18% auf 649 Mio. Euro im Jahr 2024 steigern“, erklärt Hoops.

Ausblick für 2025

Auf der Grundlage des Finanzergebnisses und der Fortschritte, die das Unternehmen im vergangenen Jahr mit seiner Strategie erzielte, bekräftigt die DWS ihre Finanzziele für 2025: ein Ergebnis je Aktie von 4,50 Euro, eine bereinigte Aufwand-Ertrag-Relation von unter 59% und eine Dividendenausschüttungsquote von etwa 65%. Für 2025 erwartet die DWS laut Unternehmensmitteilung außerdem, dass die ausgewiesenen Erträge höher ausfallen und die ausgewiesenen Kosten im Vergleich zu 2024 im Wesentlichen unverändert bleiben werden.

Im Januar 2025 hat die DWS zudem ihr finanzielles Ziel für das Ergebnis je Aktie mit zusätzlichen Prognosen für die Jahre 2026 und 2027 bekräftigt. Für 2026 und 2027 strebt das Unternehmen ein Wachstum des Ergebnisses je Aktie von 10% pro Jahr an. Die erwarteten Treiber für dieses Wachstum sind steigende Erträge und kontinuierliches Kostenmanagement. Die DWS erwartet, dass sich die berichtete Aufwand-Ertrag-Relation weiter verbessern und daher im Jahr 2027 unter 59% liegen wird. Darüber hinaus strebt die DWS weiterhin eine Ausschüttungsquote der Dividende von etwa 65% an.

Die Nettomittelzuflüsse sollen in Zukunft weiter steigern. Für die Jahre 2025, 2026 und 29027 strebt die DWS Langfrist-Nettomittelzuflüsse von kumulativ 150 Mrd. Euro an. Angesichts der anhaltenden Trends zu passiven Anlagen erwartet das Unternehmen dabei, dass das Xtrackers-Geschäft ein wichtiger Treiber sein wird. Aufgrund der erwarteten Markterholung im Immobilienbereich, der starken Dynamik im Infrastrukturbereich sowie dem neuen Angebot im Bereich „Private Credit“ geht die DWS auch von einem Anstieg beim Nettomittelaufkommen in alternativen Anlagen aus. (mki)

 

Dax hui, USA pfui? Das steckt hinter den Marktunruhen

Die US-Märkte leiden kräftig – und bei den europäischen Börsen beobachtet man derzeit eher eine optimistische Stimmung. Woran liegt das? Helen Windischbauer ist Multi-Asset-Expertin beim Vermögensverwalter Amundi und erläutert für AssCompact die aktuellen Marktbewegungen.

Interview mit Helen Windischbauer, Head of Multi Asset Solutions bei Amundi Deutschland
Frau Windischbauer, der Dax hat Anfang März die 23.000 Punkte geknackt – und das, obwohl die Lage weltweit aktuell immer unruhiger wird, siehe Trump-Zölle und die Spannungen mit der Ukraine. Woran liegt’s?

Die europäischen Aktienmärkte zeigen seit Jahresanfang eine beachtliche Kursentwicklung, auch im Vergleich zu den US-amerikanischen Märkten. Führend ist der Dax, der die Hoffnung der Investoren auf ein großes europäisches und deutsches Konjunkturprogramm widerspiegelt. Ein starker Impuls, der von diesen Programmen auf das Wirtschaftswachstum und damit auch die Aussicht auf höhere Unternehmensgewinne ausgehen kann, sind hierfür die Gründe. Branchen wie bspw. die Baubranche werden von dem zu erwartenden Fiskalimpuls und Infrastrukturvorhaben profitieren können. Insgesamt ist der Dax aufgrund seiner relativ niedrigen Bewertung sehr interessant. Es besteht noch viel Aufholpotenzial im deutschen Leitindex.

Wie stark treiben die Rüstungsaktien die Kurse nach oben? Und wie schätzen Sie die Entwicklung von Rüstungsaktien mittelfristig ein?

Die Aktien von Verteidigungsunternehmen haben erneut von der geopolitischen Entwicklung profitiert und damit zur Kursentwicklung beigetragen. Es ist davon auszugehen, dass zunächst US-Unternehmen von den steigenden Verteidigungsausgaben profitieren werden. Erst mit zeitlicher Verzögerung werden europäische Unternehmen davon profitieren.

Am US-Markt sieht es aktuell ganz anders aus – dort gehen die Kurse stark nach unten. Sind die von Präsident Trump verhängten Handelszölle dafür hauptverantwortlich?

Das Hin und Her bei den US-amerikanischen Zollplänen belastet den US-Aktienmarkt. Die damit einhergehende Unsicherheit ist nie ein gutes Umfeld für anstehende Investitionen. In der aktuellen Gemengelage erscheinen die Aktienmärkte in Europa und Asien daher interessanter. Neben den Unsicherheiten der US-Zollpolitik belastet auch das Vorgehen der DOGE (Department of Government Efficiency) – Stellungskürzungen im öffentlichen Dienst – sowie die zuletzt schwächeren US-Konjunkturindikatoren den US Wachstumsausblick.

Auch Amazon, Apple und Co. lassen derzeit nach anfänglicher „Trump-Euphorie“ Federn. War’s das mit dem starken Antrieb der „Magnificent Seven“ (Mag7)?

Seit Jahresanfang hat der S&P493 die Mag7 deutlich outperformt. Wir setzen schon seit einer Weile auf eine Beimischung im Portfolio des gleichgewichteten Index. Denn der breite Markt wird hinsichtlich Gewinndynamik langsam an die Mag7 aufschließen. Grundsätzlich sind wir strukturell positiv auf den Megatrend IT-Entwicklung, sind jedoch selektiv bei einzelnen Unternehmen und vorsichtig bei der extrem hohen Bewertung.

Kann man Aussagen über mittel- bis langfristige Folgen der Handelszölle für den (vorwiegend deutschen) Markt treffen?

Da die Dax-Unternehmen einen relativ hohen Exportanteil haben, würden US-Zölle einen großen Teil der Ausfuhren betreffen. Natürlich wäre die angedrohte Verschlechterung der Handelsbeziehungen schwierig für deutsche Unternehmen, vor allem für Branchen, die gerade einen strukturellen Wandel vollziehen müssen. Allerdings ist nach wie vor Deutschlands wichtigster Handelspartner die Europäische Union. Zudem bieten die aufstrebenden Volkswirtschaften weltweit ein großes Handels- und Nachfragepotenzial und damit positive Chancen.

Was würden Sie Anlegern bei ihren Investitionsentscheidungen derzeit raten?

Bei derzeitigen Investitionsentscheidungen ist darauf zu achten, wie sich die schwächeren US-Konjunkturdaten und Handelspolitik weiter entwickeln werden. Europäische Aktien mit niedrigeren Bewertungen und von Binnen- bzw. EU-orientierten Unternehmen erscheinen derzeit interessanter. Angesichts der geopolitischen Entwicklung ist es angeraten, das Portfolio breit in allen Asset-Klassen aufzustellen und natürliche Hedges wie Gold mit aufzunehmen.

 

Finanzpolitische Wende: Chancen und Risiken für die Märkte

In Deutschland könnte es bald eine Wende in der Finanzpolitik geben – wie schwerwiegend sie auch immer sein mag. Das dürfte einiges an frischem Wind in die Kapitalmärkte bringen. Doch welche Chancen und Risiken birgt dies? Und werden die Märkte in Zukunft stärker von der Politik beeinflusst?

Die Neuwahlen befinden sich seit gut zwei Wochen hinter der Nation und die Pläne der (zum aktuellen Zeitpunkt mutmaßlichen) regierungsbildenden Parteien sorgen für viel Diskussion. Die derzeit brennendsten Themen dürften das von Union und SPD vorgeschlagene Sondervermögen für zukünftige Verteidigungsausgaben sowie die Reform der Schuldenbremse sein. Kein Wunder: Die „GroKo“ befindet sich noch nicht im Amt, kündigt aber bereits an, die Verfassung ändern zu wollen. Zum Montagabend verkündeten auch schon die Grünen, dass sie dem Paket von Union und SPD nicht zustimmen werde.

Nichtsdestotrotz: Eine gewisse finanzpolitische Wende in Deutschland ist zum aktuellen Zeitpunkt absehbar, und diese dürfte auch an den Märkten ihre Spuren hinterlassen. Mit dem Thema beschäftigen sich nun auch diverse Kapitalmarktexperten, so z. B. Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income.

Europäische Wirtschaftspolitik am Wendepunkt

Für Neiss markiert jene finanzpolitische Wende in Deutschland einen potenziellen Umbruch in der europäischen Wirtschaftspolitik – einen „Alles-oder-Nichts-Moment“, denn die deutsche Schuldenbremse habe das Wirtschaftswachstum eher gebremst als gefördert. Die Entscheidung, zusätzliche Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben zu finanzieren, signalisiere eine neu entdeckte Bereitschaft, das Wachstum anzukurbeln und strukturelle Herausforderungen anzugehen. Es bestünden Neiss zufolge allerdings nach wie vor erhebliche Risiken, die von Inflationsdruck bis zu Unsicherheiten bei der Umsetzung reichen.

Eine der größten Herausforderungen sei, dass höhere öffentliche Ausgaben nicht automatisch zu einer schnelleren Umsetzung führen würden. In Deutschland scheitern Infrastrukturprojekte oft nicht an fehlenden finanziellen Mitteln, sondern an Bürokratie und Regulierung, so Neiss. Der Erfolg der neuen Strategie hänge von Reformen ab, die Investitionsprozesse straffen – ohne solche Reformen bestehe die Gefahr, dass höhere Ausgaben nur marginalen wirtschaftlichen Nutzen bringen und gleichzeitig die Schuldenlast erhöhen.

Europäischer Ansatz notwendig

Eine weitere wichtige Frage sei, welche Länder der Eurozone dem deutschen Beispiel folgen könnten, ohne ihre finanzielle Stabilität zu gefährden. Frankreich befinde sich derzeit in einer etwas prekären Lage. Wenn die Märkte negativ auf zusätzliche französische Ausgaben reagieren sollten, könnten Neiss zufolge die Kreditkosten weiter steigen. Dies unterstreiche die Notwendigkeit eines koordinierten europäischen Ansatzes, der sicherstelle, dass Investitionen das Wirtschaftswachstum strategisch unterstützen, ohne neue Schuldenkrisen auszulösen.

Der Plan Deutschlands gehe über die reinen Verteidigungsausgaben hinaus. Die Schaffung getrennter Fonds für Verteidigung und Infrastruktur deute auf eine umfassendere wirtschaftliche Vision hin. Denn man könne nicht einfach die Verteidigungsausgaben erhöhen, ohne die Wirtschaft insgesamt zu stärken. Dies deute auf einen strategischen Politikwechsel hin, bei dem Deutschland über eine strikte Haushaltsdisziplin hinausgeht und gezielt Investitionen tätigt, um die langfristige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit herzustellen.

„Politik bestimmt Richtung an den Finanzmärkten“

Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, ist außerdem der Meinung, dass die Politik zunehmend die Richtung an den Finanzmärkten bestimme, wie er in einem Kommentar schildert. „Immer mehr Staaten sind bereit, mehr Schulden zu machen und damit mehr Wachstum zu ermöglichen. Mit den neuen deutschen Finanzierungsplänen in Sachen Verteidigung und Infrastruktur wird auch das von der Union angestrebte zweiprozentige Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren deutlich realistischer als bisher. Nach den USA bestimmt nun auch in Europa zunehmend die Politik die Richtung an den Finanzmärkten – mit gleichzeitig zunehmender Volatilität.“ (mki)

 

Welche Vorteile bieten aktive ETFs in Fondspolicen?

Aktive ETFs sollen die Vorteile passiver ETFs mit denen aktiv gemanagter Fonds vereinen. J.P. Morgan AM hat auch in Deutschland schon diverse aktive ETFs aufgelegt und geht immer mehr auf Versicherer zu, um sie auch in Fondspolicen zu platzieren. Holger Schröm und Stefan Wörfel erklären, was dahintersteckt.

Interview mit Holger Schröm, Leiter Vertrieb für unabhängige Finanzberater und Versicherungen, und Stefan Wörfel, Internal Client Advisor bei J.P. Morgan AM
Herr Schröm, Herr Wörfel, J.P. Morgan AM ist in Deutschland einer der stärksten Anbieter von aktiven ETFs. Wie wird das Geschäft bislang angenommen?

Holger Schröm Wir bieten die aktiven ETFs in Deutschland bereits seit 2018 an und in den letzten ein bis zwei Jahren hat die Nachfrage sehr stark zugenommen. Das liegt unter anderem daran, dass ein Teil der aktiven ETFs nun einen Track Record von sechs Jahren vorweisen kann, aber auch, dass die Vorteile von aktiv gemanagten Strategien im ETF-Mantel nach und nach verstanden und von immer mehr Kundengruppen genutzt werden. Und nun haben wir ein sehr breites Angebot von 33 aktiven ETFs für unterschiedliche Investmentbedürfnisse, das hilft sicherlich auch. Zahlreiche Awards – zuletzt ein Scope-Award für Finanzinnovationen – und immer mehr Aufmerksamkeit auch von Medienseite helfen natürlich ebenfalls.

Die Nachfrage wird sicher weiter wachsen. Werden aktive ETFs die passiven Lösungen irgendwann überholen?

HS Wenn wir uns die USA anschauen, die in der Entwicklung ja bereits ein paar Jahre vor uns liegen, könnte man zumindest vermuten, dass die aktiven ETFs den passiven noch einige Marktanteile streitig machen werden. Aktuell liegt ihr Marktanteil bei 3% – da ist also noch einiges an Luft.

Klassische passive ETFs gelten als sehr transparent. Gilt das denn für aktive ETFs genauso?

HS Aktive ETFs bieten tatsächlich die gleichen Vorteile wie die passiven, also beispielsweise die tägliche Transparenz des gesamten Portfolios. Das hat ja damals in der Finanzkrise auch den Siegeszug der ETFs eingeläutet, als wichtig wurde, zu wissen, welche Risiken in den Fondsportfolios enthalten sind.

Nutzen Sie bei Ihren aktiven ETFs auch künstliche Intelligenz für die Analyse?

Stefan Wörfel Wir haben inzwischen eine ganze Reihe hausintern entwickelter Tools in unsere Investmentplattform „Spectrum“ integriert, die die Vorteile der künstlichen Intelligenz nutzen und dem Fondsma­nagement das Leben leichter machen. Sei es bei der Analyse großer Datenmengen, wenn wir etwa auf Analystenresearch der letzten rund 40 Jahre zugreifen, oder aber wenn es darum geht, Fehler bei der Bewertung zu identifizieren. Unsere Datenbasis ist ein ganz wichtiger Aspekt unseres aktiven Managements. Denn letztendlich bietet sie eine Unterstützung – so ähnlich wie ein Navigationssystem im Auto – für unsere Analysten und Fondsmanager.

HS Unsere mehr als 80 weltweit arbeitenden Research-Analysten sammeln seit fast vier Jahrzehnten täglich ihre Prognosen. Das sind rund 25 bis 30 Millionen Datenpunkte – ein echter Informationsvorteil. Mit künstlicher Intelligenz können wir diese Daten heute viel besser ausnutzen und die Differenz zwischen den aus unserer Sicht unter- und überbewerteten Aktien noch viel feiner analysieren – die Möglichkeiten sind praktisch endlos.

Ihre aktiven ETFs finden sich mittlerweile auch in Fondspolicen. Welche Vorteile bieten solche Produkte im Versicherungsmantel?

SW Neben der genannten Transparenz bietet der ETF-Mantel auch eine sehr große Flexibilität bei der Handelbarkeit, die börsentäglich und auch „intraday“ erfolgen kann. Und auch kostenseitig sind die aktiven ETFs sehr attraktiv.

Wie ist denn die Nachfrage vonseiten der Versicherer nach aktiven ETFs für deren Fondspolicen? Müssen Sie hier noch viel Eigeninitiative zeigen?

SW Einige Versicherungspartner haben die aktiven ETFs bereits aufgenommen, bei den anderen führen wir interessante Gespräche.

Wie bekommt man als Fondsgesellschaft eigentlich seine Produkte in Fondspolicen? Wie funktioniert hier die Zusammenarbeit mit dem Versicherer?

HS Grundsätzlich stehen wir in engem Austausch mit den verschiedenen Versicherungsgesellschaften und stellen ihnen regelmäßig neue, innovative Produktideen vor. Für die Versicherer haben diese Entscheidungen eine langfristige Tragweite, daher muss das Produkt langfristig aussichtsreich sein, um auch vom Vertrieb akzeptiert zu werden. Dies erleben wir gerade mit unseren aktiven ETFs. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder einen Anbieter fällt die jeweilige Gesellschaft dann auf Basis ihrer hausinternen Researchprozesse. Unsere langjährige, häufig sogar über Jahrzehnte andauernde gute Zusammenarbeit mit vielen Versicherern bildet auf jeden Fall eine solide Grundlage für das Wissen, dass Innovationen aus unserem Haus Hand und Fuß haben.

Wie sieht es bei Fondspolicen mit aktiven ETFs mit der Rendite aus? Gerade wegen der steigenden Popularität von ETFs wird ja heute verstärkt auf die Kosten geblickt.

SW Die aktiven ETFs haben das Ziel, mittel- bis langfristig den Index zu übertreffen. Nehmen wir z. B. den JPM Global Research Enhanced Index Equity UCITS ETF. Dessen Ziel ist, aktienspezifische Erkenntnisse auf das globale Research-Enhanced-Index-(kurz: REI-)Portfolio zu übertragen, während die Struktur der Portfolios indexähnlich bleibt. Dies wird erreicht durch die Kombination unseres fundamentalen Researchs mit einem robusten Risikomanagement. Diese Erkenntnisse unseres globalen Analystenteams werden in ein indexähnliches Portfolio verpackt, in dem wir bestimmte Aktien leicht über- oder untergewichten. Das Endergebnis ist ein stilneutrales, sektorneutrales und regional neutrales ETF-Portfolio, das aus der Vogelperspektive dem MSCI-World-Index gleicht, gleichzeitig sehr diversifiziert ist und die Chance auf kleinen Mehrertrag bietet.

HS Die aktiven ETFs haben eine attraktive Preisstruktur, z. B. für den gerade genannten Global REI ETF 0,25% p. a. Seit Auflage 2018 haben wir die Benchmark, auch nach Abzug der Kosten, übertroffen – der echte Mehrwert in Form von Zusatzerträgen liegt bei 0,86% p. a. über fünf Jahre.

Inwiefern bilden Fondspolicen mit aktiven ETFs im Portfolio eine neue Chance für Versicherungsmakler und Anlageberater?

HS Eine Fondspolice – also Investments in Fonds oder ETFs auf der Basis von Versicherungslösungen – ist seit Jahren ein etabliertes und beliebtes Investment für den Vermögensaufbau und insbesondere die Altersvorsorge. Denn die steuerlichen Vorteile der Fondspolice, verbunden mit der Flexibilität von ETF-Investments, stellen eine attraktive Kombination dar. Ähnlich wie bei einem klassischen Fonds- oder ETF-Sparplan legen Anleger bei einer Fondspolice ihr Geld in Aktien oder Anleihen an, um von den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu profitieren und damit für ihren Ruhestand vorzusorgen. Je nach Versicherungsanbieter gibt es inzwischen eine große Auswahl an verschiedenen Investmentfonds und zunehmend auch ETFs. Obwohl das Segment der aktiven ETFs überdurchschnittlich wächst, sind diese ETFs noch wenig bekannt. Die Vorstellung dieser neuen Produktwelt bietet einen guten Anknüpfungspunkt für das Kundengespräch.

SW Die Botschaft ist ja sehr einleuchtend: Aktive ETFs bieten die Möglichkeit, „cleverer als der Index“ zu investieren und das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Wer wird da nicht neugierig?

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Holger Schröm
Stefan Wörfel

DWS steigt in den MDax auf

Der größte deutsche Asset-Manager, die DWS, schafft es in den Mid-Cap-Ableger des Deutschen Aktienindex, der die 50 größten deutschen Unternehmen unterhalb des Dax beinhaltet. Ab 24.03.2025 ist die Deutsche-Bank-Tochter im MDAX angesiedelt.

STOXX Ltd, Teil der Unternehmensgruppe ISS STOXX und Anbieter von Benchmark- und Indexlösungen für globale institutionelle Investoren, hat vergangene Woche die neue Zusammensetzung der Dax Blue-Chip-Indizes, also Dax, MDax, SDax und TecDax, bekannt gegeben. Der Dax bildet die 40 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung und Handelsvolumen im deutschen Aktienmarkt ab. Im MDax befinden sich die 50 größten Unternehmen, die den im Dax gelisteten Unternehmen folgen, er fungiert also als deutscher „Mid-Cap-Index“. Der SDax bildet dann die 70 größten Unternehmen nach den im MDax gelisteten Unternehmen ab, bei denen es sich somit um Small Caps handelt.

Die Indizes werden alle drei Monate überprüft. Bei der planmäßigen März-Überprüfung wechseln je drei Unternehmen vom MDax in den SDax und umgekehrt. Eines der drei Unternehmen, welche in den MDax aufsteigen, ist der größte deutsche Vermögensverwalter, die DWS. Ebenso steigen die flatexDEGIRO AG und die RENK Group AG auf. Vom MDax in den SDax wandern die Siltronic AG, Schott Pharma AG & Co. KGaA sowie die Hypoport SE.

„Ergebnis harter Arbeit“

Stefan Hoops, Vorsitzender der DWS-Geschäftsführung, kommentiert den Aufstieg in den MDax wie folgt: „Der Aufstieg in den MDax ist das Ergebnis harter Arbeit und einer disziplinierten Leistung der gesamten DWS-Mannschaft weltweit. Die DWS ist in den vergangenen Jahren zu einem der am schnellsten organisch wachsende internationale Vermögensverwalter geworden.“

Der Einzug in den MDax dürfte, so das Unternehmen, dazu führen, dass weitere Fonds und Indizes die DWS in ihr Portfolio aufnehmen werden, was erfahrungsgemäß noch mehr Aufmerksamkeit auf die Aktie lenken dürfte.

Der erste Handelstag der DWS-Aktie im MDax wird der 24.03.2025 sein. (mki)

 

Warum sich Qualität bei der Aktienanlage gerade jetzt lohnt

In der aktuellen geopolitischen Lage gilt es, noch bedachter bei der Wahl der Geldanlage zu sein als sonst – denn die Sachlage kann sich jederzeit ändern. Der Wiener Vermögensverwalter Impact AM sieht aktuell große Stärken bei Qualitätsaktien. Was sich dahinter verbirgt, erläutert Experte Daniel Feix.

Ein Artikel von Daniel Feix, Geschäftsführer und Head of Portfolio Management bei Impact Asset Management GmbH

Das vergangene Jahr war von einer positiven Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten geprägt. Besonders der marktbreite US-Index S&P 500 ist mit einem Plus von rund 23% signifikant gestiegen und erreichte ein neues Rekordhoch. Neben der US-Zinspolitik, positiven Geschäftsergebnissen vieler US-Unternehmen und der Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik des neuen Präsidenten Donald Trump trug der KI-Boom maßgeblich zur guten Entwicklung bei. In diesem Jahr deutet sich jedoch eine veränderte Marktlage an. Der Launch des effizienten R1-Modells durch den chinesischen KI-Anbieter DeepSeek löste im Januar bei den Techwerten – allen voran Nvidia – kurzzeitig ein Börsenbeben aus. Die niedrigen Kosten der DeepSeek-Lösung stellten die hohen Ausgaben der amerikanischen Techgiganten für teure IT-Infrastruktur in Frage. Zwar legten die Techwerte über den Monat insgesamt zu, aber die Musik im Markt spielt zunehmend woanders. Europäische Aktien blieben von den Zolldrohungen Trumps unbeeindruckt und legten zu. Die uneingeschränkte Dominanz der Magnificent Seven scheint gebrochen. Ein buntes Potpourri aus defensiven und zyklischen Segmenten, aus Marktführern und Nachzüglern, aus europäischen und US-Werten, bestimmten die globale Kursentwicklung. Ein diversifiziertes Portfolio und Stockpicking haben merklich an Bedeutung gewonnen.

Der DeepSeek-Schock hat verdeutlicht, dass der Wind an den Börsen schnell drehen und die KI-Euphorie sich in Panik umwandeln kann. Die Dominanz der US-Tech-Werte in vielen führenden Börsenindizes wie im MSCI World kann sich demnach zu einem veritablen Anlagerisiko entwickeln. Um sich gegen solche Kursrückschläge zu wappnen, empfiehlt sich aus unserer Sicht ein aktiv gemanagtes, breit aufgestelltes Portfolio, das den Fokus auf Qualität legt. Denn Qualitätsaktien verfügen über das Potenzial, durch stabile Erträge langfristig an Wert zu gewinnen.

Was bedeutet Qualität?

Qualität ist nach unseren Standards dann gegeben, wenn ein Unternehmen eine dominante Marktstellung und nachhaltige Wettbewerbsvorteile hat. Diese ergeben sich aus einzigartigen Produkten oder Dienstleistungen, die nur schwer ersetzbar sind. Eine hohe Service- und Produktinnovationsfähigkeit sorgen dafür, dass diese Marktstellung durch entsprechende Burggräben gut verteidigt und sogar noch weiter ausgebaut werden kann. Außerdem ermöglicht die Marktführerschaft eine hohe Preissetzungsmacht. Qualitätsunternehmen generieren oft stabile und wiederkehrende Einnahmen – sei es durch Lizenzen, Patente oder Abo-Modelle. In den Finanzkennzahlen manifestiert sich Qualität in hohen Margen, starken Bilanzen, geringer Kapitalintensität und niedriger Zinslast. Ein starker Free Cashflow ermöglicht Investitionen in Innovationen, Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe.

Ein Beispiel für ein Qualitätsunternehmen ist der französische Konsumgüterkonzern L‘Oréal, der weltweit größte Kosmetikhersteller. L‘Oréal bietet eine breite Palette an Marken an, die von günstigen Produkten bis hin zu Luxusartikeln reicht. Der Konzern konnte in den vergangenen 20 Jahren seinen Marktanteil kontinuierlich ausbauen – von 10% im Jahr 2001 auf aktuell 15%. Dabei wächst das Unternehmen mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 6,4% (CAGR) stärker als die Branche. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass L’Oréal laufend kleinere, attraktive Marken akquiriert und diese sehr schnell ihrem globalen Distributionsnetz zuführt. Seit der Gründung im Jahr 1909 haben gerade einmal sechs CEOs das Unternehmen geführt. Das ist sehr überschaubar und unterstreicht, dass der Konzern über ein Management verfügt, das den langfristigen Erfolg des Unternehmens gegenüber kurzfristigen Gewinnen priorisiert.

Auch die Tech-Branche verfügt über einige Qualitätschampions. Ein Beispiel dafür ist Microsoft. Das Unternehmen dominiert 50 Jahre nach der Gründung weiterhin den Tech-Markt mit seinem Windows-Produkt. Durch gezielte Akquisitionen und Expansionen – sei es mit Internet Explorer, Azure-Cloud oder KI-Investitionen – hat Microsoft sein Produktportfolio intelligent ausgebaut, diversifiziert und modernisiert.

In unserem Mischfonds I-AM GreenStars Opportunities (ISIN RZ Tranche: AT0000A1YH49 R Tranche: AT0000A1YH23) ergibt sich durch die Fokussierung auf Qualität bei der Aktienselektion tendenziell ein Überhang in den Branchen Technologie, Konsumgüter und Gesundheit. Im vergangenen Monat haben wir aufgrund der zunehmenden Volatilität des Tech-Sektors das Übergewicht von Tech reduziert. Stattdessen haben wir defensive Titel wie Versorger hinzugenommen und streben eine weitere Diversifizierung an.

Qualität wirkt sich auch positiv auf andere Bereiche wie Nachhaltigkeit aus

Durch die marktbeherrschende Stellung, stabile Einnahmen und ein umsichtiges Management schneiden Qualitätsunternehmen oft auch überdurchschnittlich im Hinblick auf Innovation und Nachhaltigkeit ab. Diese Unternehmen investieren langfristig in ihr eigenes Geschäftsmodell. Dadurch entsteht eine „Optimierung von innen“, die vor Disruption von außen schützt und so langfristige Wettbewerbsvorteile sichert. Zum Beispiel kann durch ein exzellentes Mitarbeitermanagement führendes Know-how aufgebaut werden, das zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beisteuert. Dies trägt zur sozialen Nachhaltigkeit bei und stärkt das Vertrauen bei allen Stakeholdern.

Investoren, die einen langfristigen Wertzuwachs anstreben, sind mit Qualitätsaktien gut aufgestellt. Ein aktives Asset-Management überprüft das Portfolio laufend und schichtet gegebenenfalls um, falls sich bei einem Unternehmen oder einer Branche die Lage verändert. Eine flexible Aktienquote ermöglicht ebenso eine Risikoreduktion, falls die Märkte allgemein kurzfristig ins Negative drehen. Auf lange Sicht entwickeln sich Qualitätsunternehmen in der Regel positiv und sollten dem Investor somit stabile Erträge bringen.

 
Ein Artikel von
Daniel Feix

Wie werden sich Rüstungsaktien entwickeln?

Rüstungsunternehmen geraten ob des Ukraine-Kriegs und der steigenden Spannungen zwischen den USA und Europa immer mehr ins Rampenlicht. Welche Auswirkungen hat das auf die Marktentwicklung der entsprechenden Aktien?

Seit etwa sechs Wochen befindet sich US-Präsident Donald Trump nun im Amt. Und eine seiner größten Schlagzeilen dürfte der Disput mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj gewesen sein, als die beiden Staatsoberhäupter am vergangenen Freitag, 28.02.2025 vor laufenden Kameras zu streiten begannen und Selenskyjs Besuch im Weißen Haus vorzeitig abgebrochen wurde. Es braucht wohl nach einer solchen Auseinandersetzung keinen Experten, um zu erkennen, dass Trump beim Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht uneingeschränkt auf der Seite Selenskyjs steht.

Am darauf folgenden Montag, 03.03.2025, stieg die Rheinmetall-Aktie deutlich im Wert – von etwa 1.000 Euro am Freitag auf rund 1.150 Euro am Montag. Am Mittwoch, 05.03.2025, notiert sie bei 1.170 Euro. Um einen Zufall dürfte es sich bei dieser Wertentwicklung wohl nicht handeln, denn das Thema Aufrüstung steht bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 immer wieder im Mittelpunkt. Und somit blickt auch die Investmentbranche verstärkt auf die zugehörigen Unternehmen im Rüstungsmarkt, so z. B. Steffen Gruschka, ehemaliger Fondsmanager und nun Co-Geschäftsführer beim Finanzanlagenvermittler Envestor. Er hat einen Blick auf Rüstungsaktien geworfen und seine Ergebnisse in einem Blogpost auf der Website des Unternehmens veröffentlicht.

Trumps Pläne und die geopolitischen Konsequenzen

Trump möchte, so stellte es sich Anfang der Woche heraus, keine weiteren Milliarden für die Ukraine bereitstellen, sondern den Ukraine-Krieg schnell lösen möchte – wenn auch mit russischen Gebietsgewinnen. Europa müsse, so Gruschka, also lernen, verteidigungspolitisch auf eigenen Beinen zu stehen, unabhängig von der Frage, wie der Krieg in der Ukraine ausgehen wird.

Gruschka erläutert außerdem, dass selbst ESG-konforme Fonds sich immer mehr vom Ausschluss von Rüstungsaktien verabschieden. Laut einem Bericht der Financial Times ist die Zahl der ESG-Fonds, die Rüstungskonzerne ausschließen, seit Ende 2023 von 1.850 auf 1.610 gesunken. Auch der Norwegische Ölfonds erwägt laut Gruschka, in Rüstungsaktien zu investieren.

Sollte Trump bei seiner Linie bleiben und müssten die Europäer den Verteidigungskrieg der Ukraine ohne US-Unterstützung fortsetzen, würde dies die finanzielle Belastung der EU-Staaten massiv erhöhen, heißt es von Gruschka. Die Zukunft der NATO stünde ebenfalls auf dem Spiel, insbesondere wenn Trump die Rolle der USA als Schutzmacht für Europa weiter infrage stellt. Angesichts der transatlantischen Spaltung erscheine es unwahrscheinlich, dass die europäischen Staaten die US-Rüstungsindustrie in bisherigem Ausmaß bei Rüstungsaufträgen bedenken werden, was den Blick auf europäische Rüstungskonzerne lenke. Die wichtigsten seien dabei Rheinmetall (KGV 34,8), welches von neuen Munitionsfabriken und Investitionen in Panzertechnologie profitiere, Leonardo (KGV 23,7) mit einer Spezialisierung auf Drohnen- und Luftabwehrsysteme, Thales (KGV 23), stark im Bereich Cybersicherheit und Satellitenkommunikation, sowie BAE Systems (KGV 18,9), bei dem die Nachfrage nach Kampfjets und Luftabwehrsystemen steigt.

Finanzierung größte Herausforderung

Europa plant, aufzurüsten, was einige finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Optionen sind eine höhere Neuverschuldung, die Nutzung bestehender EU-Fonds oder Umschichtungen im Haushalt. Zusätzlich wird über die Verwendung eingefrorener russischer Vermögenswerte diskutiert, wobei hier rechtliche und politische Hürden bestehen, schildert Gruschka.

Höhere Militärausgaben stellen zwar kurzfristig eine Belastung für die Haushalte dar, doch Investitionen in Forschung und Entwicklung könnten langfristig positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum haben. Laut einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft legt bspw. nahe, dass eine Erhöhung der europäischen Verteidigungsausgaben von 2% auf 3,5% des BIP das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 bis 1,5% pro Jahr steigern könnte.

Wachstumsaussichten kontra Bewertungsprämie

Unabhängig davon, ob Trumps Friedensinitiative angenommen oder der Ukraine-Krieg auf eigene Kosten fortgeführt wird, steht eine massive Aufrüstung bevor, was wiederum steigende Umsätze für Rüstungsunternehmen und Technologieanbieter bedeutet. Für Investoren stellt sich laut Gruschka jedoch die Frage, inwieweit dieses Wachstum bereits eingepreist ist. Viele europäische Rüstungswerte, allen voran Rheinmetall, haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Mit einem KGV von knapp 35 ist das Unternehmen zwar profitabel, aber kein Schnäppchen mehr, und ähnlich sieht es bei Thales und Leonardo aus. Diese profitieren zwar von steigenden Verteidigungsausgaben, haben aber mittlerweile „sportliche“ Bewertungsniveaus erreicht.

Die langfristigen Aussichten für die Branche bleiben zwar positiv, doch kurzfristige Rücksetzer sind angesichts der starken Rally nicht auszuschließen, findet Gruschka. Kurzfristig bleibt die Bewertung vieler Rüstungstitel eine Herausforderung, langfristig könnte der Sektor jedoch eine Schlüsselrolle in Europas wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Zukunft spielen. (mki)

 

Private Altersvorsorge: Über zwei Drittel wünschen sich Neustart

Laut einer von der Geldanlage-Plattform growney beauftragten Umfrage will eine Mehrheit der Deutschen eine Neuaufstellung der privaten Altersvorsorge. Besonders hoch ist demnach das Interesse bei Haushalten ab 3.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat.

Die Geldanlage-Plattform growney hat von YouGov zum Thema private Altersvorsorge in Deutschland durchführen lassen. Die Daten der Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels. Für die Befragung wurden im Zeitraum vom 07.02. bis 10.02.2025 insgesamt 2.098 Personen befragt. Die Ergebnisse sind growney zufolge repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

Wunsch nach besseren Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge

70,7% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die nächste Bundesregierung neue steueroptimierte Möglichkeiten der Altersvorsorge schaffen soll. Bei den Männern waren es 69,8%, bei den Frauen 71,8%.

 

Private Altersvorsorge: Über zwei Drittel wünschen sich Neustart

 

growney zufolge sei das Interesse insbesondere bei Haushalten ab 3.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat. Hier stimmten 74,9% der Befragten dem Wunsch nach neuen Möglichkeiten der steueroptimierten Altersvorsorge zu. Bei mehr als 5.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen pro Monat waren es sogar 81,2%. Bei den Haushalten zwischen 1.500 und 3.000 Euro waren es aber ebenso nicht zu verachtende 69,1%.

Im Herbst hatte die Bundesregierung ein Altersvorsorgedepot angekündigt – vornehmlich angeschoben von der FDP. Mit einem solchen Depot hätte man steuerbegünstigt für die eigene Alterssicherung sparen können. Doch seit dem Ampel-Aus liegen diese Pläne auf Eis. Im kommenden Bundestag und somit auch in der kommenden Regierung wird die FDP nicht vertreten sein. Und ob die nächste Regierung das Thema Altersvorsorgedepot wieder aufnimmt, ist unklar, denn weder die CDU/CSU noch die SPD hatten diese Forderung in ihrem Wahlprogramm stehen. (mki)