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Mit Technologie wird die Kapitalanlage so individuell wie die Lunch Bowl

Was bei vielen Lebensaspekten selbstverständlich ist, danach wird nun auch in der Geldanlage immer mehr verlangt: Individualisierung. Dank moderner Technologien werden maßgeschneiderte Investmentlösungen für alle Realität.

Ein Artikel von Stefan Vollmer, Leiter Wholesale Deutschland bei der DWS

Individualisierte Investmentlösungen gehören im institutionellen Segment und bei Privatkunden mit sehr hohen Vermögen zum Standard. Mit zunehmender finanzieller Bildung und digitaler Affinität – auch bei Finanzfragen – über alle Kundensegmente hinweg wird die Personalisierung und Individualisierung der Kapitalanlage auch bei Privatkunden im Retail- und Affluent-Segment ein immer wichtigeres und von den Kunden erwartetes Thema. Und warum auch nicht? Wir personalisieren heute auch unsere Sneaker, die Lunch Bowl und die Urlaubsreise. Die Finanzanlage sollte dann doch bitte auch personalisiert daherkommen und sich unserem nicht mehr ausschließlich linear verlaufenden Leben anpassen. Bisher war das allerdings noch sehr teuer und hatte hohe Eintrittsbarrieren. Dank technologischer Entwicklungen lassen sich Finanzanlagen für jeden Kunden – unabhängig vom Volumen – jetzt aber so maßschneidern, wie es bisher nur im gehobenen Privatkunden- und institutionellen Geschäft möglich war. Die Kunden entscheiden, ob sie das Ganze selbst gestalten wollen wie im Web­store eines schwedischen Möbelhauses oder durch die Inanspruchnahme von Beratung durch den Finanzberater des Vertrauens, bei der Hausbank, dem unabhängigen Beraternetzwerk oder der Versicherung.

Von der Maßanfertigung zum Massenphänomen

Hinzu kommt, dass infolge eines höheren Anteils an Selbstentscheidern, der vor allem in den vergangenen Jahren gestiegenen Nachfrage nach passiven Investmentbausteinen sowie regulatorischer Unsicherheiten bezüglich der Nachhaltigkeit aktueller Vergütungsmodelle viele Vertriebskanäle vermehrt ihre Geschäftsmodelle hinterfragen und nach neuen Absatzmöglichkeiten für ihre Lösungen Ausschau halten. Auch Neobroker und Neobanken werden ihre Angebotspalette verbreitern und mehr an der einzelnen Kundenbeziehung verdienen müssen, denn exponentielles Kundenwachstum ist und bleibt endlich.

Bausteine für individuelle Investmentlösungen

Die Kombination aus notwendiger Adaption vieler Vertriebsgesellschaften und dem verstärkten Wunsch der Kunden nach Individualisierung schafft also einen entsprechenden Trend. Und um diesem Trend gerecht zu werden, benötigen lösungsorientierte Asset-Manager neben moderner API-Technologie – so wie sie heute jedes Smartphone in der Kommunikation mit installierten Apps nutzt – verschiedene Komponenten, die im Zusammenspiel eine individualisierte Investmentlösung für den jeweiligen Kunden generieren. Die Kunden können sich dabei aus einer definierten Palette an Investment-Bausteinen bedienen:

  • die strategische Asset-Allokation, die auf das individuelle Chance-Risiko-Profil sowie das gewünschte Anlageuniversum abgestimmt werden kann,
  • die taktische Asset-Allokation, basierend auf dem DWS CIO View, um von kurzfristigen Opportunitäten am Markt zu profitieren, und mit der Möglichkeit, Themen je nach Kundenpräferenz zu individualisieren,
  • eine große Auswahl an Selektionsbausteinen wie aktive Fonds, ETFs oder, um einen noch höheren Grad an Individualisierung zu ermöglichen, Aktien- und Anleihen-Einzeltitelmodule.
  • Zu guter Letzt kann je nach Bedarf und mit Blick auf die persönlichen Lebensumstände und -ziele ein individueller Anlagelebenszyklus genau passend zur persönlichen Anspar- und Entsparphase zum Einsatz kommen.
Technologie als Enabler und Erfolgsfaktor

Diese individualisierten Investmentlösungen werden künftig über ein digitales Frontend zur Verfügung gestellt werden, das entweder bei den Vertriebspartnern selbst entwickelt oder zusammen mit einem Drittpartner integriert wird. Dabei wird auch das jeweilige Vertriebsmodell berücksichtigt, sodass entweder die jeweiligen Berater die Individualisierung für ihre Kundinnen und Kunden vornehmen oder die Kunden die Bausteine in Eigenregie zusammenstellen – ebenso wie bei Sneakern, Lunch-Bowls oder Urlaubsreisen.

Um ihre Kunden bei dieser wesentlichen Entwicklung zu unterstützen, hat die DWS als „One-Stop-Shop“ ein breites Spektrum an Lösungen etabliert. Diese umfassen neben aktiven, passiven und alternativen Anlagestrategien vor allem auch die Fähigkeit, individuelle Lösungen zu strukturieren. Hervorzuheben sind hier zum Beispiel komplexere Investment-Lebenszyklusmodelle. Bereits anlässlich des Kapitalmarkttags 2022 hat die DWS angekündigt, einen starken Fokus auf die Modularisierung der Investmentprozesse zu legen, um diese breiten Investmentkompetenzen noch besser und effizienter nutzen zu können. Was bisher vornehmlich eingesetzt wird, um im Fondsmantel maßgeschneiderte Investmentlösungen zum Beispiel für institutionelle Kunden zu produzieren, wird in Zukunft durch digitale modulare DPM-Lösungen, mit oder ohne Lebenszykluskomponenten, einem deutlich breiteren Publikum im Affluent- und Retail-Segment zugänglich gemacht werden können.

Diese Fähigkeiten und technologischen Komponenten werden zunehmend über APIs mit den Beratungsstrecken unserer Vertriebspartner verknüpft. Durch die Skalierbarkeit der dabei entstehenden Lösungen sind diese auch für kleinere Volumina vollständig digital oder im hybriden Beratungsmodell einsetzbar und bauen auf einer offenen Architektur auf.

Erwartungen an die Zukunft

Die DWS geht davon aus, dass über die kommenden drei Jahre viele ihrer Vertriebspartner solche Lösungen umsetzen werden. Die dadurch gesammelten Erfahrungen werden weitere Entwicklungen ermöglichen und mittelfristig das Geschäftsmodell weiter unterstützen. Daher blickt das Unternehmen mit Interesse, Enthusiasmus und einer großen Portion Neugier auf diesen Trend. Dafür hat die DWS eigene Teams über alle Bereiche aufgestellt, die sich genau mit dieser Entwicklung beschäftigen. Deren Aufgabe ist, die entsprechenden Lösungen gemeinsam mit den Vertriebs- und Technologiepartnern zu entwickeln und umzusetzen sowie je nach Bedarf für die Kunden zu optimieren.

Lesen Sie auch: DWS steigert Konzerngewinn im Jahr 2024

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Stefan Vollmer

BlackRock knackt 12-Billionen-Marke

Der größte Asset-Manager der Welt, BlackRock, hat zum Halbjahr 2025 ein Rekordvermögen von 12,53 Bio. US-Dollar zu verbuchen. Das entspricht rund 11,5 Bio. Euro und ist ein Anstieg von 18% zum Vorjahr. BlackRock überschreitet damit als erster Vermögensverwalter der Welt die 12-Billionen-Marke

Wie mehrere Medien berichten, teilte der Vermögensverwalter BlackRock am Dienstag in New York mit, verwaltet das Unternehmen mit dem Ende des zweiten Quartals 2025 12,53 Bio. US-Dollar (rund 11,5 Bio. Euro) – 18% mehr als im Vorjahr.

Die Nettozuflüsse im zweiten Quartal beliefen sich auf knapp 68 Mrd. US-Dollar, im Vorjahreszeitraum betrugen diese noch 81,6 Mrd. US-Dollar. Als Hauptgrund hierfür nannte BlackRock den teilweisen Rückzug eines institutionellen Kunden aus einem kostengünstigen Indexmandat in Höhe von 52 Mrd. US-Dollar.

Die meisten Zuflüsse bei ETFs

Das ETF-Geschäft trug mit fast 85 Mrd. US-Dollar erneut am stärksten zu den Zuflüssen bei, gefolgt von 22 Mrd. US-Dollar im Bereich Cash-Management. In den aktiven institutionellen Strategien flossen 6,7 Mrd. US-Dollar zu, während das Privatkundengeschäft knapp 2 Mrd. US-Dollar beisteuerte. Demgegenüber standen Indexabflüsse von insgesamt 47,8 Mrd. US-Dollar.

Regional verzeichnete BlackRock Zuflüsse von 69 Mrd. US-Dollar aus Amerika sowie 29 Mrd. US-Dollar aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika. In der Asien-Pazifik-Region kam es zu Nettoabflüssen von 52 Mrd. US-Dollar.

Anstieg bei privaten Märkten

Im Bereich der privaten Märkte stiegen die verwalteten Vermögen leicht auf 215,2 Mrd. US-Dollar. Auch die Übernahme der Private-Markets-Gesellschaft HPS Investment Partners, die am 01.07.2025 abgeschlossen wurde, sorgte für einen weiteren Schub in diesem Segment. Mit dem Deal kamen zusätzliche Kundenvermögen in Höhe von 165 Mrd. US-Dollar hinzu. In der zweiten Jahreshälfte rechne man mit einem saisonal bedingten Anstieg der Geschäftsdynamik, so BlackRock.

Zukunftspotenzial sieht das Unternehmen insbesondere im Bereich Altersvorsorge mit privaten Marktanlagen. Für das kommende Jahr plant man die Einführung sogenannter Zielaltersfonds (Target-Date-Funds) mit privaten Vermögenswerten. Weitere Wachstumschancen sieht BlackRock auch in aktiven ETFs, digitalen Vermögenswerten, tokenisierten Immobilienanlagen sowie beim Ausbau der Geschäftstätigkeit in Indien und in der Zusammenarbeit mit Versicherungen. (mki)

 

Interesse an nachhaltigen Geldanlagen lässt weiter nach

Laut einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox verlieren die Deutschen das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen. Vor allem bei den älteren Generationen ist der Anteil rückläufig. Insgesamt ist das Interesse in den letzten drei Jahren um 15 Prozentpunkte gesunken.

Die Nachhaltigkeit hat es in der Gesellschaft immer schwerer. Das bestätigt jetzt auch eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox. Nach eigenen Angaben investiert nur noch jeder Sechste in nachhaltige Finanzprodukte, 64% haben daran immerhin generelles Interesse. Damit ist die Beliebtheit nachhaltiger Investments das zweite Jahr in Folge deutlich rückläufig, so Verivox.

Interesse um 15 Prozentpunkte gesunken

Der Abwärtstrend aus den Vorjahren hat sich weiter verschärft. Im letzten Jahr interessierten sich nach eigenen Angaben noch 69% für sogenannte ESG-Anlagen, also für Anlageprodukte, die ökologischen, sozialen und ethischen Mindeststandards genügen. 2022 waren es sogar 79% – jetzt sind es lediglich noch 64%.

Und nicht nur das generelle Interesse schwindet, sondern auch die Nutzung nachhaltiger Finanzprodukte ist Verivox zufolge rückläufig. Vor drei Jahren hatte noch fast jeder vierte Befragte (24%) nach eigenen Angaben Geld in nachhaltigen Anlageprodukten investiert. Vor einem Jahr waren es noch 21% und in der aktuellen Umfrage sind es nur noch 16% – also rund jeder Sechste.

Junge haben das meiste Interesse an Nachhaltigkeit

Am größten ist die Aufgeschlossenheit gegenüber nachhaltigen Finanzprodukten bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren. In dieser Gruppe bekunden 81% der Befragten in der Verivox-Studie ein generelles Interesse an ökologisch und ethisch einwandfreien Geldanlagen. Mit zunehmendem Alter wird dieser Anteil immer geringer. In der höchsten Altersgruppe der Über-70-Jährigen interessiert sich nur noch die Hälfte aller Befragten für ESG-Anlagen.

Ebenfalls auffällig: Wer in kinderlosen Haushalten lebt, hat etwa doppelt so häufig (40%) kein Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wie Personen aus einer Familie mit Kindern (21%).

Viele würden Renditeabstriche in Kauf nehmen

Laut Verivox würde auch mehr als die Hälfte der Befragten (55%) mit Interesse an nachhaltigen Geldanlagen Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen, wenn ihr Geld dafür ausschließlich in Unternehmen und Projekte fließt, die wichtige Nachhaltigkeitsstandards einhalten. Für gut ein Drittel (34%) käme das hingegen nicht infrage.

Besonders wichtig: Faire Arbeitsbedingungen und Tierschutz

Nach den drei wichtigsten von insgesamt zwölf vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien befragt, nennen jeweils 37% der Umfrageteilnehmer den Verzicht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Tierversuche. Darüber hinaus verteilt sich die Prioritätensetzung der Menschen recht regelmäßig: Immerhin für mehr als jeden Vierten sind ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Planeten (29%) und Investitionen in erneuerbare Energien (27%) besonders wichtig. Gut jeder Fünfte möchte kontroverse Wirtschaftszweige wie die Glücksspielbranche (22%) oder die Rüstungsindustrie (20%) ausgeschlossen wissen.

Für jeweils 16% der Befragten haben der Ausschluss von Produzenten gentechnisch veränderter Lebensmittel und Abfallvermeidung Priorität. Der Verzicht auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas ist für 15% besonders wichtig – ebenso viele wollen ausschließlich in Unternehmen investieren, die besonders CO2-sparsam oder sogar CO2-neutral wirtschaften. Investitionen in Atomkraft sind für 14% und Anlagen in der Alkohol- oder Tabak-Branche für 13% ein Tabu. (mki)

Über die Studie

Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Mai 2025 insgesamt 1.012 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.

Lesen Sie auch: Globale Nachhaltigkeitsfonds verzeichnen Rekordabflüsse
 

ELTIF im Beratungsgespräch: Chancen nutzen, Hürden einordnen

Private Equity ist unter Investment-Geschulten eine häufig diskutierte Anlageklasse. Doch im Privatkundenbereich ist die Beratung dazu nicht die einfachste, auch weil es leichter verständliche und zugänglichere Asset-Klassen gibt. Mit der ELTIF-2.0-Regulierung tun sich jedoch auch für Berater Türen auf.

Ein Artikel von Nico Auel, Vorstand bei Munich Private Equity

Private Equity ist seit jeher ein wichtiger Baustein in Portfolios institutioneller Investoren. Was viele nicht wissen: Für Privatanleger gab es über spezialisierte Anbieter schon seit Jahren einen Zugang. Allerdings ist das Thema erst durch ELTIF 2.0 auch in der breiten Masse angekommen. Die Neuregulierung des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) bringt neue Anbieter und Produkte auf den Markt. Das öffnet nicht nur neue Anlagechancen, sondern bringt auch Bewegung in die Beratungslandschaft.

Denn mit wachsender Produktauswahl steigt zugleich der Anspruch an Beraterinnen und Berater: Welche Private-Equity-Strategie steckt hinter dem ELTIF? Welche Struktur passt zum jeweiligen Kundenprofil? Und wie lassen sich Laufzeit, Illiquidität und Rückgabeoptionen realistisch und verständlich erklären?

Was wirklich im Fonds steckt – und warum das entscheidend ist

Private Equity ist eine Anlageform mit langfristigem Charakter, aber eben keine homogene. Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Strategien, Märkte und Risikoprofile. Für die Beratung bedeutet das: Wer Private Equity empfehlen möchte, sollte genau schauen, welche Strategie zum Risiko-Rendite-Profil und zum Investmentziel des Kunden passt.

Für ein stabiles Basisinvestment etwa können sich Investitionen in den Mittelstand anbieten – genauer: den Lower Mid-Market (LMM). Dabei handelt es sich um etablierte, profitable Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, aber noch erhebliche Entwicklungspotenziale besitzen. Anders als bei Start-ups steht das Geschäftsmodell hier auf solider Grundlage. Gleichzeitig bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Wertsteigerung – etwa durch Internationalisierung, Digitalisierung oder Nachfolgekonzepte.

Für Privatanleger bietet dieses Segment eine attraktive Balance: weniger Risiko als im Venture-Bereich, aber mehr Wachstumspotenzial als bei großen, bereits internationalen Konzernen. Private-Equity-Fonds, die in diesem Marktsegment aktiv sind, agieren in der Regel sehr operativ, mit starker Einbindung in die Unternehmensführung. Damit ist der Wertzuwachs nicht nur eine Frage von Marktbewegungen, sondern auch von gezieltem Management – ein Vorteil, der sich langfristig in der Performance niederschlagen kann. In der Praxis bedeutet das: Der LMM ist kein Nischenmarkt, sondern ein wirtschaftlich tragfähiges Segment mit hoher Relevanz, gerade für Anleger, die Stabilität mit Entwicklungschancen verbinden möchten.

Für Berater ist wichtig, zu prüfen, ob ein ELTIF eine Strategie verfolgt, die zum jeweiligen Kunden passt. Je nach Sicherheitsbedürfnis spielt daher auch die Streuung eine wichtige Rolle. Wer nach einem Satelliten-Investment sucht, setzt vielleicht gezielt auf wenige Beteiligungen aus einer Branche. Das kann zu einer hohen Rendite führen, erhöht allerdings auch das Verlustrisiko. Ein stabilisierender Baustein hingegen streut mehrdimensional über eine Vielzahl von Investitionsobjekten über verschiedene Branchen, Länder, Investitionszeitpunkte und Manager hinweg.

Illiquidität als Merkmal, nicht als Mangel

Eine der häufigsten Hürden in der Beratung ist die lange Kapitalbindung. Private Equity ist keine täglich handelbare Anlageform. Das investierte Kapital ist über Jahre gebunden – Rückgaben während der Laufzeit sind in geschlossenen Fondsstrukturen ausgeschlossen. Für viele Berater stellt dies eine kommunikative Herausforderung dar.

Doch gerade hier liegt auch eine Stärke. Denn die Illiquidität ist kein Nachteil, sondern Ausdruck des unternehmerischen Charakters von Private Equity. Nur wer langfristig Kapital zur Verfügung hat, kann Unternehmen entwickeln – ohne Exit-Druck oder Marktzwang. Genau das schafft den Raum für gezielte Wertsteigerung und antizyklische Investitionen.

Wir empfehlen, dies im Beratungsgespräch offen anzusprechen – nicht als Einschränkung, sondern als bewusste Entscheidung für eine andere Logik. Weg vom Tageskurs hin zur langfristigen Beteiligung. Anleger, die dies verstehen, werden nicht nur geduldiger und vor Panikverkäufen geschützt, sie erreichen am Ende dadurch auch die Marktrenditen der Anlageklasse. Bei offenen Aktienfonds ist das nur wenigen sehr geduldigen und disziplinierten Privatanlegern vorbehalten.

ELTIF: Regulierter Zugang mit neuen Möglichkeiten

Mit dem ELTIF wurde ein regulatorischer Rahmen auf europäischer Basis geschaffen, der Private Equity für Privatanleger EU-weit zugänglich macht. Die neue Version, oft als „ELTIF 2.0“ bezeichnet, erlaubt es Anbietern, unterschiedlichste Anlagestrategien in einem neu regulierten Rahmen zu bündeln – von Private Equity über Infrastruktur bis hin zu Private Debt.

Für Berater ist der ELTIF interessant, weil er viele Anforderungen erfüllt: Er ist als reguliertes Produkt mit EU-weitem Vertriebsrecht ausgestattet, hat klar definierte Vorgaben zur Diversifikation und wird von professionellen Kapitalverwaltungsgesellschaften gemanagt. Zudem ermöglichen viele ELTIFs einen Einstieg bereits ab 5.000 Euro, was die Schwelle zur Beteiligung deutlich senkt.

Neu hinzugekommen sind sogenannte semiliquide Varianten, die unter bestimmten Voraussetzungen Rückgabemöglichkeiten innerhalb der Laufzeit vorsehen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Die Rückgabe ist nicht garantiert, sondern hängt von verfügbaren Rückflüssen und der Liquidität des Fonds ab. Für Berater heißt das: genaue Prüfung der Struktur – und eine klare, ehrliche Kommunikation gegenüber dem Kunden.

Fazit: Ein strategischer Baustein für langfristige Kundenbeziehungen

Private Equity über einen ELTIF ist kein Produkt für den kurzfristigen Renditefokus. Es ist ein strategisches Investment – und genau darin liegt seine Stärke. Für Beraterinnen und Berater bietet es die Möglichkeit, Kunden auf einem neuen Niveau zu begleiten: mit einer Beteiligungsklasse, die langfristiges Denken belohnt, echte unternehmerische Substanz bietet und zugleich zu einer engeren Kundenbindung beiträgt.

Wer die Produkte versteht, die Zielgruppen sauber einordnet und transparent kommuniziert, wird mit Vertrauen belohnt – und mit einem Platz im wachsenden Markt der Private Markets. Denn eines ist klar: Die Nachfrage nach stabilen, langfristigen Anlageformen jenseits des Börsenparketts wird nicht weniger – im Gegenteil. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich als kompetenter Ansprechpartner dafür zu positionieren.

Lesen Sie auch: Munich Private Equity legt ersten deutschen ELTIF auf

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Nico Auel

Trumps Handelszölle auf EU-Waren: Was bedeuten sie für die Märkte?

Für den 01.08.2025 sind Handelszölle für EU-Waren in den Vereinigten Staaten angekündigt – dank Präsident Donald Trump. Wie könnte sich das auf die Kapitalmärkte und auf die Wirtschaft auswirken? Das sagen Experten.

Die 90-Tage-Frist, die US-Präsident Donald Trump nach seiner ursprünglichen Ankündigung Anfang April ausgesprochen hatte, ist vergangene Woche ausgelaufen. Jetzt schlägt es erneut 13 und der Mann im Weißen Haus hat neue Zölle für Waren aus der Europäischen Union (EU) angekündigt. 30% sollen diese betragen, Stichtag: 01.08.2025.

Generell hat man in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass derartige Ankündigungen vor allem kurzfristig ihre Wirkung am Kapitalmarkt hinterlassen. Längerfristig betrachtet aber erholte sich die Börse dann. Wie wird es diesmal laufen? Einmal ganz abgesehen davon, dass Trump morgen schließlich schon wieder ganz andere Vorstellungen für seine Außenpolitik haben könnte – soll ja gelegentlich vorkommen. Und auch wie die Europäische Union reagieren wird, steht noch aus.

Wie steht es um die Börse?

Schaut man sich die europäischen und die deutschen Börsen an, so ist am Montagnachmittag durchaus ein Absinken zu verzeichnen. Der Dax bspw. steht bei knapp über 24.000 Punkten, hat diese Grenze jedoch im Laufe des Tages schon unterschritten – insgesamt ein Minus von knapp 1% zum Freitag und noch etwas mehr Verlust, wenn man sich die Bestmarke von 24.639 Punkten vom Donnerstag vor Augen führt.

Etwas abgeschwächter sind die Rückgänge beim EURO STOXX 50 und beim STOXX Europe 600. Letzterer hat im Vergleich zum Freitag lediglich ein Minus von rund 0,4% einstecken müssen, der EURO STOXX 50 von etwa 0,7% (Stand: 15:33 Uhr am Montag).

Investmentexperten sehen Bedrohung für Wirtschaft

Matthias Hoppe von Franklin Templeton Investment Solutions sieht die Drohung der 30%-Zölle als eine harte Probe für die Widerstandsfähigkeit des Aktienmarkts. Trump hatte die Frist zunächst vom 09.07. auf den 01.08.2025 verschoben, wodurch es zu einer Erholung kam, in der Hoffnung auf ein Zollabkommen. Doch ein tatsächlicher Anstieg der Zölle auf 30% würde das Risiko eines Abschwungs beim Wirtschaftswachstum deutlich erhöhen, so Hoppe. Sollten die Verhandlungen keine besseren Bedingungen für die EU bringen, wären Vergeltungsmaßnahmen seitens der EU wahrscheinlich. Und ein umfassender Handelskrieg könnte die Finanzmärkte an die Entwicklungen unmittelbar nach dem „Liberation Day“ erinnern.

Dass Zölle dauerhaft auf diesem Niveau verharren, halte Hoppe jedoch für unwahrscheinlich. Die Toleranz der US-Regierung gegenüber Stress an den Aktien- und Anleihemärkten – und damit gegenüber wirtschaftlichem Schmerz in den USA – scheine begrenzt zu sein, zumindest gemessen an den jüngsten politischen Kehrtwendungen. Zudem signalisiere die EU mit der Verlängerung der Aussetzung eigener Gegenmaßnahmen ihre Verhandlungsbereitschaft und setze damit eher auf Deeskalation als auf Konfrontation.

„Ungemach“ an den Börsen?

Auch tagesschau.de hat einen Blick auf Expertenmeinung zu den Handelszöllen für EU-Waren geworfen und kam zu dem Fazit: „Knickt Trump nicht ein, droht den Börsen Ungemach.“ ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski kommentiert, dass der Brief von Donald Trump an die EU kein Liebes-, aber auch kein Hassbrief sei, sondern ein Brief, der den Druck in den laufenden Verhandlungen erhöhen soll. Und auch Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets ist überzeugt: „Die 30% werden sicherlich nicht das Ende der Diskussion sein.“ Kurzfristig solle man als Anleger keine falschen Entscheidungen treffen.

Die deutsche Wirtschaft sehen die Experten allerdings bei derartigen US-Zöllen durchaus in Gefahr. Laut Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer könnten die Zölle das deutsche BIP innerhalb von zwei Jahren um 0,7% reduzieren und ein Teil des durch die höheren staatlichen Investitionen erhofften Aufschwungs würde verpuffen. (mki)

Lesen Sie auch: Das globale Aktienrätsel: Diversifikation sorgt für Stabilität
 

Privatanleger gehen stärker auf aktive ETFs

Laut einer Untersuchung des Anlegerportals extraETF im Auftrag von J.P. Morgan AM interessieren sich immer mehr Privatanleger für aktive ETFs. Innerhalb nur eines Jahres hat sich demnach das in Deutschland in aktive ETFs investierte Volumen verdoppelt.

Aktive ETFs scheinen immer mehr im Kommen zu sein. J.P. Morgan AM ist einer der auf dem Gebiet aktivsten Produktanbieter und hat nun beim Anlegerportal extraETF eine Studie unter Privatanlegern in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie sich bei diesen die Nachfrage an aktiven ETFs entwickelt hat.

Die Befragung unter 1.000 Personen auf extraETF.com zeigt: Die Bedeutung aktiver ETFs im strategischen Vermögensaufbau nimmt zu.

Interesse an aktiven ETFs steigt

Die große Mehrheit, nämlich 91,3%, der von extraETF befragten Personen kennen aktive ETFs als Anlageprodukt. Hiervon sind 40,5% bereits investiert. 34,3% sind noch nicht investiert, denken allerdings über ein Investment nach. Lediglich 25,1% der befragten Privatanleger sind an aktiven ETFs nicht interessiert.

Volumen aktiver ETFs verdoppelt

Die zunehmende Bedeutung dieser Produkte lässt sich in Deutschland ach an den investierten Volumina ablesen. Mittlerweile sind etwa 44 Mrd. Euro in aktiven ETFs angelegt. Dies bedeutet eine Verdopplung innerhalb nur eines Jahres.

Parallel zur dynamisch ansteigenden Nachfrage reagieren die Fondsgesellschaften und Finanzdienstleister mit einer hohen Emissionstätigkeit. Kamen im Jahr 0223 noch 34 neue aktive ETFs an den Markt, waren es im Jahr 2024 mit 85 Produkten mehr als doppelt so viele. Zur Jahreshälfte 2025 zählt extraETF Research bereits 74 neue Produkte. Somit ist mit dem Erreichen einer neuen Rekordmarke bei den Neuemissionen noch im laufenden Jahr zu rechnen.

Aktive ETFs als Beimischung

Anleger, die sich für aktive ETFs im Vermögensaufbau entscheiden, haben klare Anforderungen an die Produkte. Mehr als drei Viertel der Nutzer setzen aktive ETFs als Beimischung im Depot ein. 55,3% schätzen vor allem das aktive Management zu vergleichsweise günstigen Konditionen. 45,2% der befragten Personen wollen die Chance ergreifen, mit aktiven ETFs den breiten Markt zu schlagen. 41,2% verfolgen eine bestimmte Strategie (Mehrfachnennungen waren möglich).

Weiterhin nutzen knapp zwei Drittel der befragten Anleger aktive ETFs, um regelmäßige Ausschüttungen zu generieren (Income). 45,2% interessieren sich für Aktieninvestments und etwas mehr als ein Drittel möchte in bestimmte Ländermärkte investieren.

Investment-Hürde: Gebühren und fehlendes Wissen

Obwohl das Interesse steigt und aktive ETFs bereits mehr als 20 Jahren verfügbar sind, herrscht in der Community teilweise noch Skepsis, teilen extraETF und J.P. Morgan AM mit. Befragt nach den Einstiegshürden gaben 35,9% der befragten Nicht-Anleger in aktive ETFs an, dass ihnen aktive ETFs (noch) zu teuer seien. Einem Viertel von ihnen fehlt nach eigener Aussage das notwendige Produktwissen und wiederum knapp einem Viertel ist die Produktgattung noch zu jung. (mki)

 

Der „Anti-Trend USA“: Wie ernst zu nehmen ist er?

Die USA werden vermehrt als Anlageregion infrage gestellt. Wie beeinflusst dies breit gestreute ETFs auf den MSCI World und Co.? Markus Schmidt-Ott ist Chefredakteur bei Finanzfluss, einem der anerkanntesten deutschen YouTube-Kanäle für Finanzthemen, und erläutert, wie die Situation einzuschätzen ist.

Ein Interview mit Markus Schmidt-Ott, Chefredakteur bei Finanzfluss
Markus, die Märkte sind aktuell, vor allem von US-Seite, sehr volatil. Betrachtet ihr die Lage dennoch „entspannt“?

Ja, wir sehen die aktuelle Lage am Markt grundsätzlich entspannt. An den Börsen wird es immer wieder turbulente Phasen geben, das ist vollkommen normal und gehört zum Investieren dazu. Wer langfristig investiert, muss damit rechnen und sollte sich nicht von kurzfristigen Schwankungen oder negativen Nachrichten verunsichern lassen, sondern im Zweifel einfach mal herauszoomen und die langfristige Perspektive in den Blick nehmen.

Außerdem sind doch Krisen gerade für Anleger, die am Anfang ihrer Ansparphase stehen und regelmäßig per Sparplan investieren, eine Chance. Die niedrigeren Einstiegskurse können langfristig zu höheren Renditen und im Ruhestand zu einem größeren Vermögen führen.

Ihr glaubt selbst stark ans prognosefreie Investieren mit ETFs. Ist das jetzt noch, angesichts der hohen USA-Gewichtung in bspw. dem MSCI World, zeitgemäß?

Absolut. Man kann auf sehr unterschiedliche Arten prognosefrei investieren. Wer sein weltweit gestreutes Portfolio nach Marktkapitalisierung gewichtet, muss einen hohen US-Anteil in Kauf nehmen. Es gibt gute Argumente dafür und auch gute dagegen, diese Gewichtung einfach so hinzunehmen: Auf der einen Seite haben US-Aktien, insbesondere Technologieaktien, in den letzten Jahren phänomenale Renditen gebracht, und die größten US-Unternehmen sind ohnehin global tätig und nicht ausschließlich von der US-Wirtschaft abhängig. Auf der anderen Seite ist dieses überproportionale Wachstum in Zukunft nicht garantiert und man hat einen großen Klumpen sowohl auf Länderebene als auch bei den Top-Unternehmen im Portfolio.

Wem das nicht gefällt, der kann sein Portfolio anders gewichten. Es gibt unzählige alternative Methoden und Portfolio-Ideen, die das US-Gewicht reduzieren, beispielsweise durch die Ergänzung einer BIP-gewichteten Komponente oder durch die Beimischung von Schwellenländern oder zusätzlichen Europa-ETFs.

Aber die Grundidee, passiv, breit gestreut und langfristig zu investieren, bleibt unserer Ansicht nach weiter die sinnvollste und zeitgemäße Strategie, egal, wie man im Detail gewichtet.

6 oder 7% p. a. gelten als durchschnittliche Rendite beim Investment in solche World-ETFs. Müsste man das nach unten korrigieren?

Das kann man meiner Meinung nach nicht seriös prognostizieren. Einerseits könnte man argumentieren, dass wir in der Vergangenheit, insbesondere in den letzten zehn Jahren, von besonders guten Renditen, vor allem in den USA, verwöhnt wurden und man lieber nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen sollte. Andererseits wurden zukünftige Renditen schon so oft totgesagt, der Markt für überbewertet erklärt, und dann gingen die Bewertungen doch noch höher. Ich rechne lieber ein wenig pessimistischer, freue mich aber, wenn ich damit falsch liege.

Wegen der geopolitischen Schwankungen sprechen manche auch von einer „Deglobalisierung“. Könnte diese die Grundannahme hinter breit gestreuten ETFs (dass die Gesamtwirtschaft wächst) infrage stellen?

Auch in einem weniger stark globalisierten Szenario gibt es weiterhin wirtschaftliche Aktivität, Innovation und Wachstum, auch wenn es vielleicht regional anders verteilt ist. Wer breit gestreut investiert, kann trotzdem an dieser Wertschöpfung partizipieren, unabhängig davon, wo genau sie stattfindet oder wie stark sie global vernetzt ist. Sollten sich Regionen unterschiedlich entwickeln, passt sich die Gewichtung in einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index ohnehin automatisch an.

Beim passiven Investieren ist die Grundannahme, dass es über lange Sicht wirtschaftliches Wachstum gibt. Das wird es auch in Zukunft meiner Meinung nach geben.

Viele Anleger, auch ETF-Anleger, legen ihren Schwerpunkt aktuell eher auf Europa – weg von den Staaten. Haltet ihr das „aus gegebenem Anlass“ für sinnvoll?

Wir raten generell davon ab, seine Anlagestrategie aufgrund aktueller Nachrichten oder kurzfristiger Entwicklungen zu ändern. Wenn ein Anleger grundsätzlich eine andere regionale Gewichtung wünscht, beispielsweise weil er die USA für übergewichtet hält und Europa mehr in den Fokus nehmen möchte, dann kann eine Anpassung sinnvoll sein. Aber das sollte langfristig angelegt sein, nicht als Reaktion auf die aktuelle Marktlage.

Ihr habt in der Vergangenheit ETF-Portfolio-Varianten vorgestellt, mit denen man sein Risiko mehr streuen kann. Haltet ihr derartige Überlegungen jetzt für sinnvoller als nur „(All-)World-ETF und gut ist“?

Zunächst bin ich der Meinung, dass das Risiko optimal ist, wenn das Portfolio maximal breit diversifiziert ist. Ob es jetzt aber besser ist, eine bestimmte Region eher stärker oder eher schwächer zu gewichten, darüber kann man sich streiten. Die Überlegungen hinter den alternativen Portfolio-Varianten, z.B. Gerd Kommers Ansatz der Mischgewichtung aus Marktkapitalisierung und BIP oder ein 70/30-Portfolio mit einem 30%-igen Schwellenländeranteil, sind legitime Ansätze. Es sind aber keine Reaktionen auf die aktuelle Marktlage, sondern alternative langfristige Strategien zur Diversifikation.

Ich halte einen nach Marktkapitalisierung gewichteten World-ETF mit einem starken US-Gewicht weiterhin für einen guten und sinnvollen Ansatz. Genauso kann es aber auch sinnvoll sein, eine Gewichtung zu wählen, die Europa oder Schwellenländer stärker berücksichtigt, wenn das den eigenen Überzeugungen und Zielen entspricht. Wer am Ende mit welcher Gewichtung richtig lag, wissen wir leider erst hinterher.

Ihr habt auch viele jüngere Zuschauer bei Finanzfluss. Bekommt ihr bei diesen eine gewisse Nervosität ob der Marktlage mit?

Mein Eindruck ist, dass ein großer Teil unserer Community gut informiert ist und weiß, dass Schwankungen und auch mal ein Crash dazugehören. Die Fragen, die uns während Markteinbrüchen erreichen, gehen teilweise sogar in die Richtung, ob es sinnvoll ist, jetzt noch einmal mehr zu investieren und von den günstigen Kursen zu profitieren. Manche möchten dafür sogar ihren Notgroschen anzapfen. Also: Ich glaube, viele unserer Zuschauer sind nicht nur verunsichert, sondern es gibt auch einen Teil, der ziemlich mutig ist und die Chancen sieht.

Aber natürlich sind auch vor allem Menschen, die gerade erst mit dem Investieren angefangen haben, verunsichert.

Wie reagiert ihr darauf?

Wir versuchen, darauf zu reagieren, indem wir die Situation einordnen und betonen, dass Investieren etwas Langfristiges ist. Wir erklären immer wieder, dass Schwankungen normal sind, dass Krisen zum Investieren dazugehören und langfristig gute Einstiegschancen bieten. Wir raten dazu, nicht in Panik zu verfallen, nicht blindlings die Strategie zu ändern und sich nicht von negativen Nachrichten zu sehr beeinflussen zu lassen. Aber wir erklären auch, dass eine Krise ein guter Test für die eigene Risikotragfähigkeit ist. Wer in einem Börsencrash nicht mehr ruhig schlafen kann, sollte seine Aktienquote lieber etwas reduzieren und risikoärmer investieren, um mehr Seelenfrieden zu haben. Es geht darum, eine Balance zu finden, die zur eigenen Person passt.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Markus Schmidt-Ott

Deutscher Markt für Venture Capital nimmt Fahrt auf

Deutsche Start-ups sammeln in letzter Zeit zunehmend mehr Geld ein. Die Investitionen sind laut einer KfW-Auswertung das dritte Halbjahr in Folge gestiegen. Vor allem im ersten Halbjahr 2025 sei dies erfreulich, da die Rahmenbedingungen eher herausfordernd gewesen seien.

Nach einem ruhigen ersten Quartal hat der deutsche Markt für Wagniskapital bzw. Venture Capital (VC) im zweiten Quartal wieder Fahrt aufgenommen. Das meldet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in ihrem KfW-Venture-Capital-Dashboards, in dem KfW Research quartalsweise Zahlen zum deutschen VC-Markt veröffentlicht. Demnach sammelten deutsche Start-ups im zweiten Quartal 2025 2,4 Mrd. Euro frisches Kapital ein – das waren 45% mehr als im Vorquartal. Im ersten Halbjahr lag das Transaktionsvolumen damit bei insgesamt knapp 4 Mrd. Euro. Die Investitionen in deutsche Start-ups stiegen das dritte Halbjahr in Folge.

Mehr Kapital in deutsche Start-ups

„Diese Entwicklung erscheint besonders erfreulich, weil die Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr 2025 eher herausfordernd waren. Insbesondere die Verwerfungen an den Kapitalmärkten im Zuge der US-Zollpolitik belasteten das Investitionsumfeld“, kommentiert KfW-Chefvolkswirt Dr. Dirk Schumacher die Auswertung. Insgesamt gab es im zweiten Quartal 208 Finanzierungsrunden von Start-ups in Deutschland, davon 98 mit einem Volumen von 1 Mio. Euro und mehr. Auf sechs Monate gesehen waren es 735 Finanzierungsrunden, davon 198 über der Millionengrenze.

Rekord bei den „Einhörnern“

Anfang Mai rückten zwei deutsche Unternehmen in die „Liga der Einhörner“ auf. Unter Einhörnern versteht man Start-ups mit einer Bewertung durch Investoren von mindestens 1 Mrd. US-Dollar. Ende des zweiten Quartals gab es hierzulande insgesamt 32 Einhörner. Das ist laut KfW ein Rekord.

Prägend für die Marktentwicklung im zweiten Quartal waren einzelne große Finanzierungsrunden im sogenannten Scale-up-Segment. Dazu zählen Unternehmen, die bereits ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt haben und nun expandieren wollen. Scale-up-Finanzierungen machten 57% der in Deutschland investierten Mittel aus, es gab einzelne Megadeals von 100 Mio. Euro und mehr. Da bei großen Transaktionen im Scale-up-Bereich häufig Investoren aus den USA mit vertreten sind, war auch ihr Anteil an den Investitionen in deutsche Start-ups mit über 30% wieder deutlich höher als noch im Vorquartal.

Investoren aus dem Ausland

Bislang könne man keine Auswirkungen der Wirtschafts- und Handelspolitik von US-Präsident Trump auf die Auslandsinvestitionen von US-Wagniskapitalgebern in Deutschland feststellen, so Schumacher. 

In den vergangenen Jahren hatten Investoren aus dem Ausland und dabei vor allem aus den USA starkes Interesse an deutsche Start-ups, wie eine weitere aktuelle Studie von KfW Research zu Trends in der grenzüberschreitenden Venture-Capital-Finanzierung in Deutschland und Europa zeigt. Zwischen 2020 und 2024 investierten ausländische Wagniskapitalgeber etwa 37 Mrd. Euro in junge deutsche Unternehmen. Zugleich verteilten deutsche Investoren etwa 21 Mrd. Euro an Start-ups im Ausland.

Die hohen Kapitalzuflüsse in den deutschen VC-Markt seien allerdings ein zweischneidiges Schwert. Denn damit einher gehe eine im europäischen Vergleich hohe Abhängigkeit von Kapital aus dem Ausland. Dies könne insbesondere in Krisenzeiten zu einer höheren Volatilität mit Blick auf das Finanzierungsangebot für Start-ups führen. Zudem könne die Abwanderung von Start-ups, Talenten und Know-how eine Begleiterscheinung sein. Andererseits eröffne die Beteiligung ausländischer Investoren neben Kapitalangebot auch wichtige Zugänge zu Netzwerken und Fachwissen. (mki)

 

„Frauen investieren strategischer und disziplinierter“

Männer und Frauen haben nicht dieselben Bedürfnisse bei den persönlichen Finanzen. Dass es dementsprechend Beratungsbedarf vor allem für Anlegerinnen gibt, stellt auch die Beraterbranche fest. Lisa Hassenzahl spricht über die Bedürfnisse von Frauen bei der Geldanlage.

Interview mit Lisa Hassenzahl, Geschäftsführerin von HFO – Her Family Office
Frau Hassenzahl, es gibt immer mehr (vor allem) Beraterinnen, die sich auf Frauen als Zielgruppe spezialisieren und sich so auch positionieren. Gibt es immer noch zu wenig gute Beratung für Frauen?

Da die Zielgruppe mit sogar etwas mehr als 50% der Bevölkerung ja sehr groß ist und das Angebot lange kaum vorhanden war, ist es erfreulich, dass es nun wächst. Allerdings sind es genau die Worte „positionieren“ und „gute Beratung“, auf die es ankommt.

Frauen haben ein sehr gutes Gespür dafür, ob ein Angebot nur in der Positionierung auf Frauen ausgerichtet ist oder ob auch wirklich ein Bewusstsein für die Anforderungen besteht, die Frauen an eine Beratung haben. Es reicht eben nicht, die Fotos auf der Website auszutauschen – die Beratung muss auch dem Realitätscheck standhalten.

Der zweite Punkt ist die Qualität. Gerade bei Social Media finden sich viele Angebote für Frauen, die inhaltlich so stark reduziert und vereinfacht sind, dass sie vielleicht gerade so für sehr junge Frauen und kleine Vermögen passen. Eine gute Beratung oder gar umfassende Finanzplanung, wie sie von vielen Frauen gewünscht ist, stellen sie jedoch nicht dar.

Wird ein Zeitpunkt kommen, bei dem die Zielgruppe „Frauen“ nicht mehr zeitgemäß sein wird, weil es keine spezielle Beratung für sie mehr braucht?

Inhaltlich würde dieser Zustand voraussetzen, dass alle Beratungsangebote deutlich ganzheitlicher und mit mehr Fokus auf die zu beratende Person arbeiten. Da Beratungszeit ein großer Kostenfaktor ist und viele Geschäftsmodelle nicht darauf ausgerichtet sind, so viel Zeit in die Beratung zu stecken, ohne dabei direkt ein Produkt zu verkaufen, bin ich skeptisch.

Hinzu kommt: Natürlich nicht alle, aber viele Frauen finden ein Gespräch von Frau zu Frau auch einfach gut und nutzen daher gezielt die entsprechenden Angebote.

Welche Bedürfnisse haben Frauen bei der Beratung, die sich von denen von Männern unterscheiden?

Was Frauen und Männer in Sachen Finanzen unterscheidet, ist die grundlegende Herangehensweise. Frauen haben ein deutlich größeres Informationsbedürfnis, möchten Zusammenhänge besser verstehen und haben vor allem den Wunsch, mit ihrer Ausgangssituation und ihren Zielen im Mittelpunkt der Beratung zu stehen. Kurz gesagt: Frauen interessieren sich in erster Linie für ihre Finanzplanung und erst dann für konkrete Anlageprodukte, was in vielen Studienergebnissen gerne mit „Frauen interessieren sich nicht für ihre Finanzen und sind grundsätzlich risikoaverser“ fehlinterpretiert wird. Die Finanzplanung gibt Frauen aber genau die Basis, die sie brauchen, um Vertrauen in die eigenen Entscheidungen zu entwickeln.

Welche Unterschiede beobachten Sie selbst im Anlageverhalten zwischen Frauen und Männern?

Frauen investieren strategischer und disziplinierter. Die Entscheidung für eine Anlagestrategie dauert oft länger, aber dafür können sie dann auch sehr gut mit Schwankungen umgehen und bleiben langfristig dabei.

Unterstützt wird das Ganze auch dadurch, dass Frauen häufig breit gestreut investieren und dadurch auch seltener Transaktionen notwendig sind.

Gibt es bestimmte Produkte, die bei Frauen mehr „im Trend“ sind als bei Männern? Welche und warum?

Als „Produkt“ würde ich den ETF nennen. Da Frauen sich häufig eine Strategie wünschen, bei der sie nicht ständig das Gefühl haben, sich kümmern zu müssen, sind Einzeltitel nicht so stark gefragt. Oft wird hier auch sofort das Thema „Nachhaltigkeit“ genannt. Das stimmt auch, Frauen sprechen die Nachhaltigkeit häufiger an als Männer. Generell hat das Interesse aber stark nachgelassen und oft ist die Enttäuschung über das, was als nachhaltig ausgewiesen wird, groß.

Was sind denn Ihre persönlichen Top-3-Trends in der Geldanlage?

Viele private Anlegerinnen und Anleger haben vor allem seit der Pandemie gelernt: „Mehr Aktien sind immer besser und Diversifikation kostet Rendite.“ Hier ist eine deutliche Veränderung spürbar. Die Rückkehr der Anlageklasse Anleihen ist ein wichtiges Thema, und viele Anlegerinnen und Anleger, die ihre eigene Anlagestrategie bislang ausschließlich in Aktien ausgerichtet haben, brauchen hier dringend Unterstützung.

Dann der Abbau der hohen US-Gewichtungen in den Depots: Spätestens seit der großen Zolloffensive Trumps und der darauffolgenden Korrekturen an den Aktienmärkten ist das Thema für viele Anlegerinnen und Anleger präsent. Der MSCI World bleibt ein wichtiger Bestandteil in vielen Depots, aber es herrscht Verunsicherung.

Und das Thema Rüstung und Verteidigung: Für viele war es lange selbstverständlich, nicht in Rüstung zu investieren. Diese Einstellung hat sich stark verändert, was man nicht zuletzt auch an den Mittelzuflüssen in die Rüstungs- und Defense-ETFs sieht.

Lesen Sie auch: Absicherung von Frauen: Umdenken in der Beratung, aber wie?

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Lisa Hassenzahl

Diese Mediolanum Portfolios sollen den Vermögensaufbau ankurbeln

Mit dem Mediolanum Life Plan erhalten Anleger Zugang zu drei Multi-Manager-Fonds mit individuellen Anlagestrategien – im Markt klar positioniert, verwaltet von internationalen Experten, flexibel kombinierbar und auf langfristiges Wachstum ausgerichtet.

Hochwertige Anlageprodukte waren früher institutionellen Investoren vorbehalten, doch das ist heute nicht mehr der Fall. Mit dem Mediolanum Life Plan, einer fondsgebundenen Lebensversicherung mit Einmalbeitrag, können alle Investoren ihr Investment auf drei Mediolanum Fonds verteilen, die von einer Auswahl globaler Asset Manager und spezialisierten Boutiquen verwaltet werden. Jeder Fonds verfolgt eine spezifische Anlagestrategie mit unterschiedlichen Schwerpunkten. So können Anleger sich ihr ganz persönliches Portfolio zusammenstellen und mit nur einem Investment breit diversifizieren.

1. MLP Global Perspective – durchdachte Kombination verschiedener Anlagestile

Der MLP Global Perspective investiert weltweit in Aktienmärkte und ergänzt solide Core-Strategien mit einer durchdachten Kombination verschiedener Anlagestile, darunter wachstums-, wert- und qualitätsorientierte Ansätze. Durch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Boutique-Managern entsteht ein breit diversifiziertes Aktienportfolio mit dem Ziel, langfristige Renditechancen zu nutzen. Zu den drei am stärksten gewichteten Sektoren zählen Informationstechnologie (23%), Finanzen (17%) und Gesundheitswesen (12%). Diese ausgewogene Struktur hat sich bewährt: In den vergangenen drei Jahren erzielte der Fonds eine kumulierte Nettorendite von 29,6% (Stand Ende Februar 2025; Quellen: MIFL, Bloomberg).

2. MLP Global Discovery – am asiatischen Wachstum teilhaben

 

Diese Mediolanum Portfolios sollen den Vermögensaufbau ankurbeln

 

Abbildung 1: Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt: Asien hat bis 2040 die Nase vorn

Quelle: S&P Global (Stand Ende Februar 2025)

Das zukunftsorientierte Portfolio des MLP Global Discovery Fund investiert in Unternehmen und Märkte, die das Potenzial haben, die Wirtschaft von morgen entscheidend mitzugestalten. So liegt ein Augenmerk beispielsweise auf der wachstumsstarken asiatischen Region, wo bis 2040 voraussichtlich 40% des weltweiten Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet werden (Abbildung 1). Dafür nutzt der Fonds das Know-how von spezialisierten Nischenmanagern, die als regionale Experten Trends schneller identifizieren und selektiv in besonders aussichtsreiche Unternehmen investieren. Über einen Zeitraum von drei Jahren erzielte der Global Discovery Fund eine kumulierte Nettorendite von 31,5% (Stand Ende Februar 2025; Quellen: MIFL, Bloomberg).

3. MLP Global Thematic Focus – Investieren in die großen Trends der Zukunft

 

Diese Mediolanum Portfolios sollen den Vermögensaufbau ankurbeln

 

Abbildung 2: Überzeugender Vorteil eines Multi-Themenfonds: das Klumpenrisiko durch das Investment in nur einen Trend wird verringert

Quelle: MIFL, Bloomberg (Stand Juli 2023)

Der Global Thematic Focus Fund ist ein globaler Multi-Themen-Fonds, der gezielt in Trends und Themen investiert, die Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig verändern. Dank der breiten thematischen Auswahl können Anleger so die Wachstumspotenziale einer Vielzahl verschiedener Bereiche erschließen. Die Performance unterstreicht den Erfolg dieses Ansatzes: In den vergangenen drei Jahren konnte der Global Thematic Focus Fund eine kumulierte Nettorendite von 28% erzielen (Stand Februar 2025; Quellen: MIFL, Bloomberg).

Sie wollen mehr über den Mediolanum Life Plan erfahren? Dann schauen Sie auf unserer Website vorbei oder sprechen Sie uns gern persönlich an:

Kontakt

Dirk Fischer / Martin Evers

Patriarch Multi-Manager GmbH

im Namen von Mediolanum International Life dac

Tel.: +49 (0) 69 – 715 89 90 0

Disclaimer: Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Wertentwicklung in der Vergangenheit. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit sagt nichts über zukünftige Erträge aus. Die Märkte könnten sich in Zukunft anders entwickeln und die Anleger könnten weniger zurückerhalten als investiert.