„Dann würde der Dax bei 17.408 Punkten stehen“
<h5>Herr Maslowski, Aktien gelten vielen Deutschen nach wie vor als zu riskant. Zu Recht? </h5><p>Seit 1965 gab es nur zwei Dax-Korrekturen, die 40% überstiegen haben (2002 und 2008). Beide Krisen sind noch gut im Gedächtnis der Investoren verankert und bilden mächtige Blockaden für zukünftige Aktieninvestitionen. Die dramatischen Kursstürze wurden allerdings innerhalb weniger Jahre wieder aufgeholt. Die Dynamik des Aktienmarktes wird oft unterschätzt. Das Risiko eines großen Aktiencrashs wird meines Erachtens überschätzt. Das Risiko kleiner und mittlerer Korrekturen besteht. Investoren sollten sich aber bewusst sein, dass deutsche Aktien seit 1965 viel häufiger positive als negative Renditen aufweisen, in der Grössenordnung 2 zu 1. </p><h5>Wo stehen Dax & Co in fünf bis zehn Jahren?</h5><p>Die geometrische (erwartete) Rendite des Dax beläuft sich seit 1965 bis 2015 auf 6,3% pro Jahr. Unterstellt man diese Rendite auch in Zukunft, dann ergibt sich, ausgehend von einem Dax Index von 9.450 heute, ein theoretischer Dax Index von 17.408 in zehn Jahren. </p><h5>Gibt es am Anleihemarkt noch attraktive Zinsen bzw. Renditen?</h5><p>In den letzten 15 Jahren hatten deutsche Staatsanleihen ein besseres Risiko-Renditeprofil als deutsche Aktien. Diese Tatsache hat bisher eine grössere Verlagerung von Anlagegeldern in Aktien verhindert. Deutsche Anleihen, als Alternative zu deutschen Aktien, verlieren mehr und mehr ihren Status als sichere Anlageform durch die prekär tiefen Marktzinsen. Sobald deutsche Staatsanleihen über mehrere Quartale negative Renditen aufweisen, wird ein Umdenkprozess einsetzen. </p><h5>Wie gefährlich ist die Lage in China für die Finanzmärkte?</h5><p>China ist für die zukünftige Gewinnentwicklung des Dax wichtig. Die Abhängigkeit ergibt sich primär durch die deutschen Automobilhersteller, die etwa 35 % ihrer Gewinne in China erzielen und ihrerseits etwa 25% zu den Dax Gewinnen beisteuern. Somit beziffert sich allein der Gewinnbeitrag von China im Automobilsektor auf knapp 9% der Dax-Gewinne. Die Entwicklung der chinesischen Währung muss aufmerksam verfolgt werden. </p><h5>Was ist derzeit die größte Gefahr für die Finanzmärkte?</h5><p>Ein Spruch von Sepp Herberger lautet: “das nächste Spiel ist immer das schwerste“. Übertragen auf den Aktienmarkt könnte die nächste Krise immer die schwerste sein. Der ständige Alarmismus (Brexit, China, Währungskriege, ökologische Katastrophen, verantwortungslose Geldpolitik, Depression) kann einerseits Panikreaktionen an Aktienmärkten auslösen, andererseits bei Anlegern dazu beitragen, falsche Anlageentscheidungen zu treffen und somit einen Vermögensaufbau verhindern. (mh)</p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/4FAA3EC2-B892-4413-A51B-6D2143781EC4"></div>