<p>Der Begriff Achterbahnfahrt wird an der Börse gerne verwendet. Für die vergangenen Tage ist er aber zweifellos zutreffend. Allein der Dax rutschte innerhalb weniger Tage von 11.000 auf 9.338 Punkte ab, um dann innerhalb eines Tages wieder über 10.000 Punkte zu klettern. Ist die Korrektur damit schon wieder beendet oder war der Crash der Vorbote einer massiven Korrektur? „Bei so einem starken Verkaufsdruck, wie wir ihn jetzt erleben, sind Prognosen schwer. Im Moment folgen die Anleger nur einer Devise: raus aus Risikoanlagen“, fasst Henning Gebhardt, Aktienchef von Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) im Gespräch mit dem Handelsblatt die aktuelle Gemütslage der Märkte zusammen.</p>
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Korrektur, kein Bärenmarktauftakt</h5>
<p>Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity Worldwide Investment, erwartet, dass die Schwankungen an den Aktienmärkten zunehmen. „Ehrlich gesagt waren sie in den vergangen zwölf Monaten auch fast zu niedrig“, so Roemheld. Solange die US-Wirtschaft stabil bleibt, werde die Welt aber nicht in eine Rezession rutschen. Trotz der zunehmenden Marktschwankungen sprechen die Unternehmensdaten und das globale Umfeld dem Fidelity-Experten zufolge weiter für Aktien. „Was wir sehen, ist eine Korrektur und nicht der Start eines Bärenmarkts“, blickt Carsten Roemheld zuversichtlich in die Zukunft.</p>
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Kursziel bleibt bei 12.300 Punkten</h5>
<p>Gerade der deutsche Aktienmarkt sei überverkauft: „Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt der Dax unter dem europäischen Durchschnitt. Das ist nicht gerechtfertigt.“ Der Deutsche AWM-Experte Gebhardt bleibt für den deutschen Aktienmarkt trotz der aktuellen Unsicherheit zuversichtlich. Auf Sicht von zwölf Monaten rechne die Deutsche AWM nach wie vor mit einem Dax-Stand von 12.300 Punkten. Auch am Ziel von 11.000 Punkten bis Jahresende rüttele Deutschlands größte Fondsgesellschaft nicht.</p>
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Verständnis für Ängste</h5>
<p>Auch Prof. Max Otte bleibt in seiner aktuellen Kolumne gelassen. „Der Dax ist von seinem Hoch von 12.374 Punkten am 10.04.2015 mittlerweile um 16% gefallen. Wenn vorher eine leichte Überbewertung vorlag, ist er bei ca. 10.300 Punkten jetzt sicher fair bewertet.“ Fair bewertet bedeute eine langfristige Renditeerwartung von mindestens 8% p. a. „Natürlich kann der Dax jetzt bei unruhigen Märkten weiter fallen. Hinzu kommen gravierende Probleme in der Weltwirtschaft. China, Brasilien, der Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland, die Ukraine, Südeuropa – überall wackelt es. Und die USA stehen viel, viel schlechter da, als es die offizielle Propaganda glauben machen will“, kann Otte die Ängste verstehen. In Festgeld sei das Vermögen dennoch nicht besser aufgehoben: „Da drohen Finanzrepression und schleichende und offene Enteignung.“</p>
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Alibi für Kursmitnahmen</h5>
<p>Christoph Bruns von Loys rät ebenfalls zu Gelassenheit. „So berechtigt die Sorgen um das chinesische Wirtschaftswachstum und die Yuan-Abwertung sein mögen, zur Erklärung der jüngsten Kursrückgänge an den Weltbörsen reichen sie nicht aus“, so der Fondsmanager. „Vielmehr scheinen sie als Alibi herhalten zu müssen, um die in großem Stil aufgelaufenen Kursgewinne der letzten Jahre zu realisieren. [...] Ungeachtet der Tagesaktualität und müßiger Versuche zum Markttiming dürfte es zu einem Korb attraktiv bewerteter Qualitätsunternehmen mit Sicht auf die nächsten fünf Jahre keine bessere Alternative geben.“</p>
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Skepsis bei Anleihen</h5>
<p>Für Anleihen sind Experten skeptischer. Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, zufolge ist keine Hoffnung auf schnelle Besserung nicht in Sicht. „Ich bezweifle, dass sich die Lage auf kurze Sicht deutlich bessert. Allenfalls könnte es sich derzeit auszahlen, auf höhere Durationen zu setzen, denn das Risk-Off-Sentiment zum Ende des Sommers könnte dazu führen, dass Core-Staatsanleihen sich bald wieder auf dem niedrigen Renditeniveau bewegen, das wir in der ersten Jahreshälfte gesehen haben“, erläutert Iggo. (mh)</p>
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