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Lohnen sich Investments nach einer Börsenkrise?

Die Börse wackelt derzeit gehörig, hauptsächlich aus politischen Gründen. Doch sind derartige Volatilitäten, wenn auch für manche beunruhigend, für die Anleger eine Chance? Ein Analyst hat die Kurshistorie auf Krisen und Korrekturen und die darauffolgenden Renditen untersucht.

Die erratische Zollpolitik der US-Regierung sorgte jüngst für starke Kursverluste und hohe Volatilität an den Finanzmärkten – was Thomas Romig, Chief Investment Officer beim Asset-Manager Assenagon dazu veranlasst hat, einen Blick auf die Börsenhistorie zu werfen, um die Dynamiken am Markt besser einordnen zu können. Seine Untersuchungen haben ergeben, dass Börsenkrisen nicht nur eine Bedrohung für Vermögen darstellten, sondern besonnenen Anlegern auch Chancen eröffnen könnten.

Der Blick in die Geschichte zeigt: Seit 1945 gab es in den USA zwölf Bärenmärkte, in denen der S&P 500 jeweils einen Kursrückgang von mehr als 20% verzeichnete. Die Ursachen waren vielfältig: 1973/74 herrschte die Ölkrise, 2000 platzte die Dotcom-Blase, 2007 führte die US-Immobilienkrise in einem globalen Finanzcrash und 2020 hatte die Corona-Pandemie schwere Folgen in zahlreichen Ländern.

Stets Erholung nach Krisen

Doch es gibt Romig zufolge ein wiederkehrendes Muster: Nach jeder tiefgreifenden Korrektur erholten sich die Aktienmärkte bislang vollständig und markierten im Anschluss neue Höchststände. Was erklärt diese bemerkenswerte Resilienz?

Ein zentraler Treiber liege in den wirtschaftlichen Fundamentaldaten. Rezessionen und Krisen setzen regelmäßig Anpassungsprozesse in Gang, die über die Zeit stabilisierend wirken. Staatliche Konjunkturmaßnahmen und expansive Geldpolitik spielen dabei eine zentrale Rolle, so Romig. Regierungen reagieren mit Investitionsprogrammen und fiskalischen Impulsen, während Notenbanken durch Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen die Wirtschaft stützen. Beispielsweise legten die massiven Interventionen der Zentralbanken und Regierungen nach der globalen Finanzkrise den Grundstein für eine langjährige wirtschaftliche Erholung. Und auch in der Corona-Pandemie wurden in kürzester Zeit geld- und fiskalpolitische Maßnahmen historischen Ausmaßes umgesetzt, erläutert Romig – mit dem Ergebnis, dass die globale Konjunktur (und später bekanntlich die Inflation) bereits im Folgejahr wieder deutlich anzog.

Auch werden bei Marktkorrekturen Unternehmen häufig „neu bewertet“. Übertreibungen würden abgebaut und fundamentale Risiken wieder korrekt gepreist, während ineffiziente Geschäftsmodelle wieder vom Markt verschwinden würden. Und auch die Marktpsychologie spiele eine Rolle, denn nach Phasen extremer Unsicherheit folge oft eine schnelle Stimmungswende. Sobald die Angst weicht und erste Kursanstiege sichtbar werden, würden viele Investoren wieder zugreifen.

 

Lohnen sich Investments nach einer Börsenkrise?

 

Ein Blick auf die Statistik

Betrachtet man die historische Entwicklungen von Bärenmärkten, sieht man, dass die Dauer der Erholung nach markanten Kurseinbrüchen zwar sehr unterschiedlich ausfällt. Beim Corona-Crash 2020 wurde das Indexniveau bereits nach sieben Monaten wieder erreicht, bei der Ölpreiskrise 1973/74 vergingen rund 7,5 Jahre bis zur vollständigen Rückkehr auf das Vorkrisenniveau. Im Median waren starke Rückgänge deutlich schneller aufgeholt. Nach zwei bis drei Jahren lagen die Kurse in der Regel wieder auf Vorkrisenniveau.

Bemerkenswert ist laut Romig die Performance nach dem Erreichen signifikanter Kursrückgänge. Anleger, die in Phasen starker Marktverwerfungen in den S&P 500 investierten – konkret in einem Bärenmarkt nach einem Rückgang von mehr als 20% – konnten in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen erzielen. Historisch betrachtet lag die durchschnittliche Rendite ein Jahr nach der Krise bei rund 14%, fünf Jahre nach einem solchen Einstiegszeitpunkt bei +53%, nach zehn Jahren sogar bei +133% – jeweils ohne Berücksichtigung von Dividenden. Zum Vergleich: das durchschnittliche jährliche Wachstum des S&P 500 seit 1945 liegt bei 8%.

Die Lehre für Anleger

Externe Schocks wie die US-amerikanische Zollpolitik könnten die Aktienmärkte nicht langfristig aus dem Tritt bringen, resümiert Romig. Die globalen Machtverhältnisse und Handelsketten würden sich künftig zwar verschieben, die Unternehmen könnten sich aber darauf einstellen. Und auch könne sich die US-amerikanische Politik einer Disziplinierung durch die Finanzmärkte nicht entziehen und dürfte ihre Wirtschaftspolitik entsprechend anpassen. Das Aussetzen vieler Zölle im Zuge stark gestiegener Zinsen auf US-amerikanische Staatsanleihen sei ein erster Indikator dafür.

Weiterhin gehören Krisen zur Natur der Aktienmärkte und würden zu einer Bereinigung der Investitionslandschaft führen sowie die Innovationskraft der Unternehmen stärken. Stressphasen könnten außerdem günstige Einstiegschancen bieten, um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Dennoch sei es wichtig, zu betonen, dass die zwischenzeitlichen Verluste sehr umfangreich ausfallen und Krisen sich über viele Jahre strecken können. Umso wichtiger ist es nun, so Romig, dass sich Anleger gemäß ihrem persönlichen Rendite-Risiko-Profil für ein Investment entscheiden. Langfristig orientierte Anleger mit höherer Risikotoleranz könnten Phasen hoher Volatilität gezielt nutzen, während konservative Investoren eher von einer breit diversifizierten Asset-Allokation profitieren. Aktive Diversifikation über mehrere Asset-Klassen hinweg könnten Kursverluste und Volatilität am effektivsten im Rahmen halten, erläutert Romig. (mki)

 

Vermittler lehnen Rüstungstitel in ESG-Fonds ab

Der AfW hat in seinem Vermittlerbarometer abgefragt, was die Vermittler von Rüstungsanteilen in nachhaltigen Fonds halten. Die weitläufige Meinung: Ich bin dagegen! Vorstand Norman Wirth findet auch, dass die Akzeptanz der Nachhaltigkeitsregulierung darunter leiden könnte.

Die Diskussion um die Aufnahme konventioneller Rüstungsgüter in nachhaltige Anlageprodukte spaltet derzeit Politik, Fondsbranche und Gesellschaft – und beschäftigt längst auch die unabhängigen Vermittlerinnen und Vermittler in Deutschland, so der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) in einer aktuellen Mitteilung zu seinem Vermittlerbarometer.

Darin hat der Verband nachgefragt, wie die Branche zu diesem sensiblen Thema steht. Das Ergebnis zeigt eine klare Tendenz: Die Mehrheit lehnt eine Ausweitung des Nachhaltigkeitsbegriffs auf Waffen ab.

Rüstungstitel in nachhaltigen Fonds sind nicht gewollt

Vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage sehen sich viele Staaten gezwungen, in ihre Verteidigungsfähigkeit zu investieren. Dies führt auch in der Finanzwelt zu einer Neubewertung der sogenannten „Rüstungsaktien“, so der AfW. Erste Anbieter von Investmentfonds haben begonnen, diese in als nachhaltig gelabelte Produkte aufzunehmen – unter Berufung auf ihre Bedeutung für die Sicherung von Frieden und Freiheit. Kritiker befürchten jedoch, dass solche Schritte die Glaubwürdigkeit von ESG-Kriterien gefährden könnten.

 

Vermittler lehnen Rüstungstitel in ESG-Fonds ab

 

Genau diese Sorge teilen auch die unabhängigen Vermittler: 41,7% der befragten Vermittlerinnen und Vermittler sprechen sich laut AfW-Vermittlerbarometer klar gegen eine nachhaltige Klassifizierung konventioneller Waffen aus. 31,7% bleiben neutral, während nur 18,6% eine solche Erweiterung befürworten würden. Völkerrechtlich geächtete Waffen wie biologische oder chemische Kampfstoffe sind dabei selbstverständlich ausgenommen.

„Die Aufnahme von Rüstungsgütern in nachhaltige Produktkategorien würde aus unserer Sicht die gesellschaftliche Akzeptanz der Nachhaltigkeitsregulierung weiter schwächen – ähnlich wie es bereits bei der Einordnung der Energiegewinnung aus Gas und Atomkraft in die EU-Taxonomie der Fall war“, warnt Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW. „Gerade Vermittlerinnen und Vermittler, die täglich über nachhaltige Geldanlagen beraten, müssen ihren Kunden glaubwürdige und nachvollziehbare Empfehlungen geben können.

Stand bei der ESG-Abfragepflicht

Neben der kritischen Haltung zur Einstufung von Rüstungsgütern zeigt die Umfrage auch Entwicklungen bei der praktischen Umsetzung der ESG-Abfragepflichten. Immer mehr Vermittler setzen demnach auf technische Unterstützung: Der Anteil derjenigen, die ein IT-Tool nutzen, stieg von 42% im Vorjahr auf nunmehr 46,3%. Dagegen sank der Anteil derjenigen, die ESG-Präferenzen über PDF oder Papierdokumente erheben, von 38 auf 33,5%.

Eine Herausforderung bleibt die Qualität der digitalen Lösungen. Während mehr als 60% der IT-Tool-Nutzer angeben, eine Produktauswahl auf Basis der abgefragten Nachhaltigkeitspräferenzen zu erhalten, funktioniert dies bei rund einem Drittel der Befragten nicht. „Es liegt auf der Hand, dass ein geeignetes Softwaretool den Aufwand für Vermittler deutlich reduziert. Dass jedoch jeder dritte Nutzer nicht mit der erzielten Produktauswahl zufrieden ist, zeigt den bestehenden Optimierungsbedarf“, betont Norman Wirth.

Maklerpools bleiben mit einem Anteil von 70,4% die wichtigste Bezugsquelle für ESG-Tools, während Lösungen von Produktgebern wie Versicherern oder Fondsgesellschaften weiter an Bedeutung verlieren (aktuell 16,8%). Nur 5% der Vermittler setzen auf alternative Quellen. (mki)

Zur Studie

Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde in Kooperation mit den Fördermitgliedern des Verbandes bereits zum 17. Mal mittels einer Online-Umfrage im Oktober und November 2024 durchgeführt. Insgesamt 1.173 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten maximal 124 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Fragen. Rund neun von zehn Befragten (88,6%) haben eine Erlaubnis für die Versicherungsvermittlung (§34d GewO), davon beraten rund 84% im Maklerstatus. 59,1% der Befragten verfügen über die Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler/-in nach §34f GewO. Das durch das AfW-Vermittlerbarometer eruierte Stimmungsbild weist weit über den Verband hinaus, denn 62,4% der Befragten sind keine Mitglieder des AfW.

 

Was steckt hinter der Rekordstimmung am Dax?

Die Investmentbranche ist momentan eher labil unterwegs. Die Gründe dafür sind vielschichtig, die Handelszölle aus dem Weißen Haus helfen der Situation aber gewiss nicht. Der Dax jedoch ist aktuell keineswegs auf Tiefflug. Diese Woche knackte er erstmals die 24.000 Punkte.

Versteh einer die Investmentbranche … Da blicken Experten, seien es die der Notenbanken oder der Fondsgesellschaften, das ganze Jahr 2024 gespannt auf die US-Wahl und darauf, welchen politischen Kurs der neue US-Präsident Donald Trump wirtschaftlich fahren wird, um dann mit Handelszöllen für eine regelrechte Achterbahn zu sorgen. Genau so haben sich die Börsen im April auch verhalten.

Natürlich bewegen auch diverse andere Fragestellungen die Märkte – geopolitische Spannungen zum Beispiel, oder, wenn man auf Deutschland blickt, ebenfalls eine neue Bundesregierung. Doch der deutsche Aktienindex (Dax), so scheint es, kommt mit den Veränderungen aktuell sehr gut klar. Verweilte er Anfang April, als Trumps Zölle aktiv wurden, bei seinem Tiefststand unter 19.000, so holte er diese Verluste binnen weniger Wochen schnell wieder rein – gegipfelt im neuen Rekord von 24.152 Punkten am Mittwoch, 21.05.2025. Aktuell (Donnerstag, 22.05.2025, um 13:37 Uhr) rangiert er bei immer noch stolzen 23.922 Punkten. Wenngleich in den Tagesmedien am Donnerstag da gleich wieder von einem „Rückschlag“ und einem „schwachen Start“ die Rede war.

Konjunkturprognose sinkt

Der Kontext, vor dem diese Rallye am Dax stattfindet, zeigt einmal mehr: Schlechte Konjunkturaussichten heißen nicht unbedingt schlechte Marktaussichten. Denn wie der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch genannt die Wirtschaftsweisen, in seinem Frühjahrsgutachten schildert, rechnet man mittlerweile für 2025 mit einer Stagnation in der deutschen Wirtschaft. Darüber berichteten am Mittwoch mehrere Medien übereinstimmend. Im Herbst hatte man noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,4% gerechnet. Für 2026 erwarte man ein Wachstum von 1,0%.

Dominanten Einfluss auf die deutsche Wirtschaft werde in nächster Zeit die „unkalkulierbare US-Zollpolitik“ haben, neben den angekündigten Milliardeninvestitionen der neuen Regierung. Deutschland sei wirtschaftlich sehr auf Exporte angewiesen, weswegen die Handelszölle der USA der deutschen Wirtschaft gehörig schaden werden. Jedoch sehe man in dem geplanten Finanzpaket ein großes Potenzial, vorausgesetzt, es wird investitionsorientiert eingesetzt.

EZB veröffentlicht Finanzstabilitätsbericht

Auch die EZB findet in ihrem Finanzstabilitätsbericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, nicht nur optimistische Worte. Wie das Handelsblatt meldet, spricht die Notenbank in dem Bericht von einer größer gewordenen Gefahr eines konjunkturellen Einbruchs und dass die Aktienmärkte „weiterhin anfällig für plötzliche und drastische Korrekturen“ seien – hauptsächlich hervorgerufen durch Trumps Zollpolitik.

Das steckt hinter der Dax-Rally

Generell gilt: Die Märkte sind komplex. Dementsprechend lassen sich Marktbewegungen nicht in nur wenigen Absätzen zusammenfassen und begründen. Trotzdem gibt es ein paar Anhaltspunkte, die erklären können, woher die Euphorie an der deutschen Börse kommt. Das Handelsblatt hat einige Erläuterungen von Anlagespezialisten gesammelt, die etwas Aufschluss geben.

Christoph Berger, Chef für europäische Aktien beim Asset-Manager Allianz Global Investors, bspw. schildert, was auch andere Investmentexperten in den vergangenen Wochen festhielten: „Wir sehen seit Längerem, dass sich Anleger wieder stärker auf Europa konzentrieren, und da ist Deutschland einer der aussichtsreichsten Märkte.“ Auch würden das US-Downgrade der Ratingagentur Moody’s, die Anfang der Woche die USA in Sachen Kreditwürdigkeit herabgestuft hatte, sowie die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien eher für Europa und eher gegen die USA sprechen.

Lockerung der Schuldenbremse treibt Dax

Das Handelsblatt bezieht sich weiterhin auf den Leiter Aktienstrategie bei Pictet Wealth Management, Graham Secker, der in Europa vor allem den Dax in guter Position sehe: „In keinem europäischen Land hat sich die makroökonomische Position so verbessert wie in Deutschland.“ Damit meint Secker die Lockerung der Schuldenbremse, die die neue Regierung jüngst beschloss. Weiterhin sei der Dax „relativ liquide“, könne also besser gehandelt werden als andere europäische Indizes.

Christoph Berger von AllianzGI erläutert außerdem, dass auch die Gewinnerwartungen für die Dax-Unternehmen mittlerweile vielversprechend seien. Nächstes Jahr erwarte man für den Dax ein ähnliches Gewinnwachstum wie für den S&P 500. Auch sei der Dax im Vergleich zu den USA immer noch „wesentlich attraktiver“ bewertet, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Wie geht’s weiter?

Für Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank, hängt viel von den volkswirtschaftlichen Daten der nächsten drei Monate ab. Diese würden „Auskunft geben, welche Konsequenzen die Zollpolitik Trumps für den Wirtschaftsverlauf der Welt hat“. Man sollte jetzt keinesfalls in Euphorie ausbrechen, denn eine schwache Konjunktur oder hohe Inflation, besonders in den USA, könnten dann Rückschläge für den Aktienmarkt bringen. Über 25.000 Punkte wären für eine Dax-Rally zu viel.

Sören Hettler, Leiter der Anlagestrategie bei der DZ Bank, mahnt ebenso zu Vorsicht: „Die Investoren haben den Zollstreik zwar abgehakt, und der Ukraine-Krieg stellt derzeit offensichtlich keine Belastung mehr dar. Aber eine Textnachricht von Trump kann das wieder ändern.“ (mki)

 

Der Multi-Manager-Ansatz auch für Private Markets?

Worum geht es beim sogenannten Multi-Manager-Modell? Und welche Potenziale bietet dieser Ansatz im Bereich Private Markets, die als Anlageklasse an Relevanz gewinnen? Diese Fragen beleuchtet Oliver Quentin, Co-Gründer und Geschäftsführer der alphahill GmbH & Co. KG, in einem Gastbeitrag.

Private Markets gewinnen als Anlageklasse kontinuierlich an Bedeutung, insbesondere in Zeiten volatiler Kapitalmärkte und zunehmender politischer Herausforderungen. Anleger und Vermittler suchen vermehrt Lösungen, die sowohl Diversifikation als auch Expertise bieten, um nachhaltig Renditen zu erzielen und Risiken zu minimieren. Legt man den Fokus auf den Zugang zu aktiven Managern, werden im Bereich der liquiden Märkte oft Multi-Manager-Fonds (Sub-Advisor-Fonds) gegenüber Dachfonds bevorzugt. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem sogenannten Multi-Manager-Modell, und welche Potenziale könnte dieser Ansatz im Bereich der Private Markets bieten?

Was ist der Multi-Manager-Ansatz?

Grundlegend beschreibt der Multi-Manager-Ansatz eine Struktur, bei der unterschiedliche spezialisierte Asset-Manager auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt werden. Im Gegensatz zu traditionellen Anlageformen, bei denen ein einzelner Vermögensverwalter verschiedene Anlageklassen verantwortet, delegiert eine Multi-Manager-Plattform einzelne Investmentsegmente gezielt an Spezialisten. Diese Asset-Manager konzentrieren sich dabei auf jene Märkte und Anlageklassen, in denen sie nachweislich über tiefgehendes Fachwissen und umfangreiche Erfahrungen verfügen. Typische Anlageschwerpunkte sind beispielsweise Wohn- und Gewerbeimmobilien, Infrastrukturprojekte, erneuerbare Energien oder Private-Equity-Beteiligungen.

Neutral betrachtet: Die Vorteile ...

Ein zentraler Vorteil des Multi-Manager-Ansatzes liegt im Netzwerkeffekt, denn die gemeinsame Plattform unterhält direkte Verbindungen zu den einzelnen Asset-Managern, was zu einem besseren Dealflow und zu Möglichkeiten für die Investoren, wie z. B. Co-Investments, führen kann. Anleger können durch diesen Ansatz von einer breiten Risikostreuung über unterschiedliche Anlageklassen, verbunden mit spezifischer Marktkompetenz der einzelnen Manager, profitieren. Damit ist die Gefahr geringer, dass Anlageentscheidungen generalistisch getroffen werden und mögliche Risiken einzelner Märkte unterschätzt werden. Sowohl bei komplexen Anlageklassen im Allgemeinen, als auch in schwierigen Ausgangssituationen einzelner Anlageobjekte, wie beispielsweise die nachhaltige Sanierung von Bestandsimmobilien („Manage to Green“-Ansätze), zeigt sich, dass spezialisiertes Know-how wesentliche Unterschiede im qualifizierten Management von Risiken und der Realisierung von Chancen bewirken kann.

Die Plattform als koordinierende Einheit, häufig in Form einer Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), sorgt im Rahmen des Fondsmanagements für regulatorische Sicherheit, Transparenz und Compliance.

... und die Herausforderungen

Dennoch bringt der Ansatz auch Herausforderungen mit sich. So müssen klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten auf Plattformebene festgelegt werden, um Überschneidungen zu vermeiden und eine bestmögliche Diversifikation auf Produktebene bieten zu können. Zudem erfordert die Koordination unterschiedlicher Asset-Manager hohe organisatorische Kompetenz, um eine konsistente strategische Ausrichtung des gesamten Portfolios sicherzustellen und Anlegern den besten Service zu bieten.

Chancen im aktuellen Marktumfeld

Aktuell erleben insbesondere Immobilienmärkte eine Phase, die sowohl Risiken als auch Chancen bietet: Die Preise waren eine längere Zeit rückläufig und zeigen nun Anzeichen einer Stabilisierung, während regulatorische Vorgaben rund um ESG und Nachhaltigkeit weiter steigen. Dies erfordert eine aktive und spezialisierte Herangehensweise. Hier zeigt sich das Potenzial eines Multi-Manager-Ansatzes besonders deutlich: Spezialisierte Asset-Manager können Marktchancen gezielt nutzen und bspw. durch nachhaltige „Manage to Green“-Ansätze regulatorische Herausforderungen frühzeitig adressieren, um echten Impact zu leisten und Werte langfristig zu sichern.

Auch auf Anlegerseite ergeben sich Vorteile: Insbesondere semi-professionelle und private Investoren können Zugang zu Anlageformen und Investmentsegmenten erhalten, die zuvor häufig nur institutionellen Investoren vorbehalten waren. Gerade in unsicheren Marktphasen steigt der Bedarf an Assets aus den Private Markets, die als verständliche, transparente und zugleich spezialisierte Investmentlösungen angeboten werden.

Ausblick: Wohin entwickelt sich der Ansatz?

Es ist zu erwarten, dass der Multi-Manager-Ansatz in den kommenden Jahren auch im Bereich der Private Markets weiter an Relevanz gewinnen dürfte. Die zunehmende Komplexität der Märkte, steigende regulatorische Anforderungen und das wachsende Interesse an nachhaltigen Investments erfordern spezifische Expertise und agile Strukturen, wie sie Multi-Manager-Plattformen bieten können. Besonders im Bereich der Private Markets dürfte sich als entscheidend herausbilden, welcher Manager am qualifiziertesten in der Lage ist, aktiv und nah „am Objekt“ zu arbeiten.

Es dürfte vorherzusehen sein, dass sich insbesondere solche Plattformen durchsetzen, die hoch qualifizierte Asset-Manager aggregieren können und gleichzeitig selbst über qualifizierte Fondsmanagementkompetenz, sowie über entsprechende zentrale Steuerungs- und Kontrollmechanismen verfügen. Denn während die Einzelmanager operativ agil und flexibel sein müssen, benötigt eine erfolgreiche Plattform gleichzeitig klare strategische Ausrichtungen und robuste Management- und Compliance-Mechanismen.

Fazit: Potenziale erkennen, Herausforderungen managen

Der Multi-Manager-Ansatz verbindet eine spezialisierte Expertise mit einer klaren organisatorischen Struktur und bietet Potenziale für eine gezielte Risikostreuung und aktives Nutzen von Marktchancen. Jedoch ist die erfolgreiche Umsetzung komplex und erfordert qualifiziertes Know-how, klare Strategien und transparente Prozesse. Vermittler und Anleger sollten daher genau hinschauen: Eigenschaften wie Managementkompetenzen und Netzwerk einer Multi-Manager-Plattform sowie Expertise der angebundenen Asset-Manager werden einen maßgeblichen Einfluss auf den Anlageerfolg haben.

Über den Autor

Oliver Quentin ist Co-Gründer und Geschäftsführer der alphahill GmbH & Co. KG, einer unabhängigen Multi-Manager-Investmentplattform und registrierten KVG für besondere Anlageformen in Sachwerte. Quentin ist Experte t für Investmentstrukturierung und Fondsmanagement mit über 20 Jahren Erfahrung. Als Volljurist mit steuerlichem Background und Schwerpunkt Bank- und Kapitalmarktrecht verfügt er über umfassende Expertise in Private Markets, insbesondere in den Bereichen Immobilien, erneuerbare Energien und Anleihen.

 

Private-Equity-Investoren dank Trumps Zollpolitik „alarmiert“

Die Handelszölle von US-Präsident Donald Trump sorgen für Unruhe in der Investmentbranche. Vor allem Private-Equity-Investoren erwarten negative wirtschaftliche Auswirkungen, wie eine Umfrage des Asset-Managers Moonfare unter seinen Anlegern zeigt.

Vier von fünf Investoren in Private Equity glauben, dass die Politik von US-Präsident Donald Trump negative wirtschaftliche Auswirkungen haben wird. Das geht aus der aktuellen Anlegerumfrage des digitalen Asset-Managers für Private Equity, Moonfare, hervor.

Das sind die Sorgen der Private-Equity-Anleger

Die jährliche weltweite Umfrage unter den Anlegern auf der Moonfare-Plattform zeigt, dass Sorgen über Zölle und Handelskriege (76,9%) sowie geopolitische Unsicherheiten (74,6%) unter Investoren weit verbreitet sind.

Fast die Hälfte (49,1%) der Befragten nennt Rezessionsängste als eine ihrer größten Sorgen in der Zeit nach den US-Präsidentschaftswahlen. Die aktuelle Situation in den USA beunruhigt Investoren derzeit mehr als die Lage in Europa. Für 43,7% der Befragten bietet Europa in diesem Jahr sogar das beste makroökonomische Umfeld für Investitionen in Private Equity.

Positiv zu vermerken ist Moonfare zufolge, dass das langfristige Interesse der Investoren an Private Equity weiterhin hoch ist. Über 30% von ihnen planen, 21 bis 50% ihres Portfolios in die Anlageklasse zu investieren. 7,5% beabsichtigen, mehr als die Hälfte ihres Portfolios in Private Equity zu allokieren.

Mehr Interesse an Sekundärtransaktionen und Private Assets

Die Unsicherheit mit Blick auf traditionelle Exit-Möglichkeiten aus Private-Equity-Investments steigt, daher gewinnen Sekundärtransaktionen bei Investoren an Beliebtheit. 45,8% erwarten, dass dieses Segment die beste Performance erzielen wird. Damit sind Secondaries fast so beliebt wie traditionelle Mid-Market-Buyouts (51,2%).

Mit Blick auf einzelne Sektoren konzentrieren sich Investoren vor allem auf Technologie und Software (65,7%) sowie Verteidigung (56,2%), dicht gefolgt von Gesundheitswesen und Biotechnologie.

Vier Fünftel (79,4%) der Befragten haben im vergangenen Jahr in Private Assets investiert, und etwas mehr als 55,3% planen neue Investitionen in den kommenden zwölf Monaten. Über 30% sind noch unentschlossen.

Die befragten Investoren gehen überwiegend davon aus, dass Private Assets in den nächsten ein bis drei Jahren etwa die gleiche oder eine bessere Performance als börsennotierte Wertpapiere erzielen werden (37,7% bzw. 46,9%). Kurzfristig haben sie jedoch Bedenken hinsichtlich langsamerer Ausschüttungen, unsicherer künftiger Renditen und des makroökonomischen Umfelds.

Zahl der Transaktionen: Wenig Veränderung erwartet

Keine großen Änderungen erwarten Investoren bei der Zahl der Transaktionen, bspw. von Unternehmensbeteiligungen. Über 42% der befragten Investoren gehen davon aus, dass diese auf dem Niveau von 2024 bleiben werden. Mit Blick auf Exits erwarten 39% der Befragten, dass ihre Anzahl im Jahr 2025 in etwa gleichbleiben werde. Fast ein Viertel zeigt sich besorgt über hohe Bewertungen beim Kauf von Beteiligungen (24,3%).

„Die Investoren passen ihre kurzfristigen Erwartungen angesichts der zu erwartenden Auswirkungen des politischen Kurses der neuen US-Regierung deutlich an. Die Kombination aus Handelsspannungen und geopolitischer Unsicherheit hat zu einer kurzfristigen Vorsicht geführt, obwohl die Investoren die zugrundeliegenden Chancen auf den privaten Märkten weiterhin anerkennen“, kommentiert Steffen Pauls, Co-CEO und Gründer von Moonfare, die Ergebnisse der Umfrage.

Die Umfrage unter 175 Moonfare-Investoren wurde im ersten Quartal 2025 durchgeführt. (mki)

 

Was ist ethisches Investieren?

Nachhaltigkeit gerät in der aktuell von Krisen gebeutelten Zeit aus dem Fokus – sie spielt vor allem politisch, aber auch auf Verbraucherseite eine unter­geordnete Rolle. Arete Ethik Invest macht sich mit seinen eigenen Nachhaltigkeitsbewertungen und Angeboten für „ethisches Investieren“ stark.

Interview mit Dr. Marlene Waske, Senior Ethik-Analystin bei Arete Ethik Invest
Frau Dr. Waske, Ihr Unternehmen setzt konsequent auf ethisches und nachhaltiges Investieren. Wie definieren Sie „ethisch vertretbare“ oder „ethisch gute“ Investments?

Arete Ethik Invest vergibt anhand einer eigens entwickelten Bewertung möglicher Investments die Prädikate „nicht vertretbar“, „vertretbar“, „positiv“ und „hochwertig“. Je mehr Punkte ein Unternehmen auf einer Skala von 0 bis 100 erreicht, desto höherwertiger ist das Prädikat. Ab 50 Punkten ist ein Titel ethisch vertretbar und damit investierbar. Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass eine Quantifizierung von Ethik und Nachhaltigkeit immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sein kann. Das merkt man schon, wenn man sich eine Definition von Nachhaltigkeit im Brundtlandbericht (1987) ansieht: eine (wirtschaftliche) „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken“.

Arete orientiert sich hierbei an der integrativen Wirtschaftsethik nach Prof. em. Peter Ulrich, deren zentraler Bestandteil die Kritik am Ökonomismus ist – der beinahe vollständigen Durchdringung der Arbeits- und Lebenswelt durch ökonomische Rationalität, der Erhebung der Logik des Marktes zum gesellschaftlichen Allround-Prinzip. Unternehmen, die neben der ökonomischen Zielsetzung auch klar ihre Verantwortung als Teil der Gesellschaft wahrnehmen, die ihre unternehmerische Pflicht nicht in der Gewinnmaximierung sehen, sondern im Erzielen eines optimalen Gewinns unter der Berücksichtigung der Würde des Lebens – solche Unternehmen würden wir tendenziell besser bewerten als solche, die die ökonomische Dimension des unternehmerischen Handelns allem anderen überordnen.

Wie läuft hier die Bewertung ab? Auf welche Daten stützen sich die Analysen des Ethik-Komitees?

Die erste Analyse erstellt das Ethik-Research, also meine Kolleg*innen und ich. Ich persönlich fange mit dem an, was das Unternehmen selbst zur Verfügung stellt: Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte, Proxy Reports, Richtlinien, usw. Allein anhand der Fülle und Ausführlichkeit dieser Berichte kann man schon einen guten ersten Eindruck gewinnen. Anschließend nutzen wir auch Daten eines externen Datenanbieters, Kontroversenmonitoring und letztlich auch eine Recherche zugänglicher Quellen im Internet. Entscheidend ist nicht nur das, was das Unternehmen berichtet, sondern auch das, worüber es wenig oder gar nichts schreibt. Wenn dieser Entwurf steht, stellen wir die Analyse dem Ethik-Komitee vor, das jeweils nochmals über ganz eigene starke xpertise verfügt. Es ist tatsächlich ein Ringen um jeden Punkt in den Einzelkriterien und erfordert nicht selten auch ausführliche Diskussionen der Ausschlusskriterien, denn in den seltensten Fällen ist es ein einfaches Ja/Nein, Gut/Schlecht, Nachhaltig oder nicht.

Welche Umweltthemen stehen bei Arete besonders im Fokus und wie kann man diese in konkrete Investitionsentscheidungen übersetzen?

Umweltthemen betrachten wir aus der Perspektive des Schutzes natürlicher Ressourcen. Was tut ein Unternehmen, um möglichst ressourcenschonend seinem Geschäftsmodell nachzugehen? Wie geht es mit Treibhausgasemissionen um? Werden diese ausschließlich kompensiert oder gibt es eine Strategie zur Vermeidung? Sind Bienenkästen auf dem Dach wirklich ein ambitioniertes Unterfangen zum Schutz der Biodiversität? Wie fortgeschritten ist die Strategie zur zirkulären Wirtschaft? Und passt das alles zum Selbstverständnis des Unternehmens? Statt einzelne Umweltthemen exklusiv zu fokussieren, betrachten wir das Unternehmen ganzheitlich. Denn der beste Plan zur Verminderung von Treibhausgasen hat eine schmale Wirkung, wenn Mikroplastik das viel drängendere Thema wäre.

Woher weiß bei Ihnen der Kunde, ob seine nachhaltigen Investments eine tatsächliche Wirkung erzielen?

Nachhaltigkeit ist keine Jukebox: Man wirft nicht irgendwo ein paar Münzen ein und dann wechselt der Soundtrack. Die Probleme, mit denen wir uns als Gesellschaft so dringend auseinandersetzen müssen, sind teilweise Jahrhunderte alt – mit Kolumbus’ Reise zum amerikanischen Kontinent 1499 begann die Einschleppung invasiver Arten, die die Biodiversität gefährden; die ersten Studien zum Klimawandel und seinen Folgen erschienen bereits vor der Wende zum 20. Jahrhundert.

Auf der anderen Seite beginnen wir gerade erst zu verstehen, was Mikroplastik eigentlich in unserem Körper anrichtet und wie die verschiedenen Themen zusammenhängen. Ich sehe Versprechen wie „heute hier investieren und morgen da ein Problem lösen“ sehr skeptisch. Wir investieren wertebasiert, das heißt langfristig. Wer das Ethik-Komitee erlebt hat – und das kann jeder tun –, der weiß, dass wir es uns schwer machen zu beurteilen, ob das zu bewertende Unternehmen aus ethischer Sicht etwas zu der Gesellschaft beiträgt, in der wir als Menschheit leben wollen.

Aus aktuellem Anlass: Wie hält es Arete mit der Rüstungsindustrie – eine auch bei der Nachhaltigkeitsfrage kontroverse Branche?

Wir schließen Investitionen in Waffen bzw. Rüstung aus, aber Sie haben natürlich recht: Man kann auch aus ethischer Sicht kontrovers darüber diskutieren. Investitionen in Rüstung als Beitrag zur Verteidigung souveräner Staaten und der Demokratie kann man tatsächlich als positiv betrachten. Dennoch kann man nie sicherstellen, wo Waffen letztendlich landen – nehmen wir mal an, all die Waffen, die zur Verteidigung angeschafft werden, werden irgendwann nicht mehr gebraucht oder sind technisch überholt. Es gibt keinen geschlossenen Kreislauf, in dem sie dann rezykliert und zu modernen Waffen wieder zusammengesetzt werden. Sie werden in aller Regel verkauft – und wo sie schlussendlich landen, und wer wen damit angreift, lässt sich nicht kontrollieren.

Wie kritisch sehen Sie Trumps zweite Amtszeit und seine Anti-Nachhaltigkeitspolitik in Bezug auf nachhaltige Investments?

Trump stellt gerade die Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit der Nachhaltigkeit? Wir werden in den kommenden Monaten sehen, welche Unternehmen die Nachhaltigkeit als Marketingstrategie interpretiert haben und welche sie in ihr langfristiges Risikomanagement integriert haben. Ich glaube nicht, dass Letztere alle Bemühungen wieder einstampfen, weil es derzeit politischen Gegenwind gibt. Der wird irgendwann wieder verschwinden – die globalen Krisen nicht, wenn wir so weitermachen.

ESG wird nicht mehr mit wehenden Fahnen und in Hochglanzbroschüren auftauchen, es wird ruhiger, subtiler, erwachsener werden. Vielleicht ist es sogar gut für nachhaltige Investoren – wenn es tatsächlich leichter wird, echte Nachhaltigkeitsbemühungen von großen Worten zu unterscheiden.

Stehen Ihre Fonds auch Versicherern für Fondspolicen zur Verfügung? Wie ist hier die Nachfrage?

Diese Frage müssten Sie grundsätzlich unserem Vertrieb stellen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass PRIME VALUES Fonds bspw. in der Stuttgarter Grüne Rente eine Rolle spielen und wir hier ratierliche Zuflüsse sehen, insbesondere in der betrieblichen Altersversorgung. Auch in der Fondsauswahl des VOLKSWOHL BUND, der Allianz, der mylife, der Continentale und anderen sind wir zu finden. Die Nachfrage ist aufgrund der Tatsache, dass das Thema Ethik und Nachhaltigkeit aus regulatorischen und politischen Gründen etwas abgekühlt ist, zurückgegangen. Dem wirken wir aber aktiv entgegen, indem wir mit Maklerhäusern bspw. Veranstaltungen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung machen, um die Ökologisierung der Betriebsrenten nach vorne zu bringen. Dort spiele ich dann als Referentin eine Rolle und spreche über Themen wie Biodiversität und Mikroplastik.

Welche konkreten Möglichkeiten bieten Sie Maklern und Finanzberatern, die ihren Kunden nachhaltige Anlagelösungen im Bereich Umwelt- und Artenschutz anbieten möchten?

Beispielsweise die Möglichkeit, Veranstaltungen mit uns zu machen, um das Thema B2B und B2C mit erlebbaren Inhalten zu füllen. Auch bieten wir entsprechende Webinare an, sind stark aktiv in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und sind auch Kooperationspartner auf Events wie z. B. dem German Equal Pension Symposium, auf dem ich dieses Jahr als Speakerin bzw. Diskussionsteilnehmerin vertreten sein werde.

Lesen Sie auch: Nachhaltigkeit im Vertrieb: Drei zentrale Erkenntnisse

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Dr. Marlene Waske

Pangaea Life launcht erstes Produkt außerhalb der Lebensversicherung

Der Investmentmanager Pangaea Life hat sein erstes Produkt außerhalb der Lebensversicherung auf den Markt gebracht. Durch den geschlossenen Publikumsfonds erhalten Privatanleger die Möglichkeit, in nachhaltige Wohnimmobilien in der Boomregion des US-Sunbelts zu investieren.

Der Münchener Investmentmanager Pangaea Life bringt mit „Pangaea Life Co-Invest US Residential“ erstmals ein Produkt außerhalb der Lebensversicherung auf den Markt.

Der geschlossene Publikumsfonds (AIF) bietet Privatanlegern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit institutionellen Investoren an der Entwicklung nachhaltiger Wohnimmobilien im US-Sunbelt zu beteiligen.

Attraktive Anlagemöglichkeit für Deutsche in den USA

„Städte wie Dallas oder Miami wirken innerhalb und außerhalb der USA als Magnet und ziehen neue Unternehmen und Menschen an“, so Daniel Regensburger, Co-CEO Pangaea Life Capital Partners AG. Bisher hatten deutsche Anleger jedoch wenige Möglichkeiten, in diesen Städten gezielt in Wohnimmobilien zu investieren. Man schaffe mit dem neuen Produkt eine attraktive Anlagemöglichkeit für Anleger aus Deutschland und trage dazu bei, der enormen Nachfrage nach Wohnraum in dieser Region zu begegnen.

Zwei Investitionsobjekte identifiziert, weitere folgen

Die ersten beiden Investitionsobjekte in Dallas und in Miami seien bereits identifiziert. Beide streben eine LEED-Zertifizierung an und sollen mit nachhaltigen Bau- und Betriebskonzepten punkten. Weitere Objekte sollen innerhalb von 18 Monaten bekannt gegeben werden.

Die geplanten Anlageobjekte sind Teil des im Policenmantel erhältlichen „Pangaea Life Blue One Living“-Fonds, was bedeutet, dass Anlegerinnen und Anleger über das Co-Invest in institutionell geprüfte und selektierte Assets investieren, heißt es in der Pressemitteilung.

Mindestbeteiligung von 10.000 US-Dollar

Der Fonds ist der Start einer geplanten Co-Investment-Reihe, mit der Pangaea Life Anlegerinnen und Anlegern künftig gezielt Zugang zu nachhaltigen Sachwertprojekten eröffnen möchte. Die Administration übernimmt die Kapitalverwaltungsgesellschaft HANSAINVEST.

Investiert werden kann ab einer Mindestbeteiligung von 10.000 US-Dollar. Im gemäß Basisinformationsblatt mittleren Szenario beträgt der prognostizierte Gesamtmittelrückfluss 144% des Ausgabepreises, so Pangaea Life, weist jedoch darauf hin, dass wie bei jedem Produkt auch bei diesem Risiken und Chancen bestehen, die den prognostizierten Gesamtmittelrückfluss erhöhen oder schmälern können. (js)

 

ETFs mit niedrigsten Zuflüssen seit April 2024

Das Analysehaus Morningstar verfolgt jeden Monat die Zu- und Abflüsse bei den verschiedenen Asset-Klassen und hat für April 2025 bei ETFs einen Tiefststand festgestellt. Zwar konnten diese immer noch Zuflüsse verbuchen, aber die Handelszölle haben ihnen einen gehörigen Dämpfer verpasst.

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) scheinen die Anleger aktuell nicht so sehr begeistern wie sonst. Zu dem Ergebnis kommt die aktuelle Statistik von Morningstar. 16,2 Mrd. Euro flossen im April 2025 in in Europa ansässige ETFs. Die Gesamtzahl erscheine zwar ermutigend, so Morningstar, doch es handelt sich um das niedrigste Monatsergebnis in Bezug auf die Zuflüsse seit April 2024.

In den ersten acht Tagen des Aprils war der Morningstar Global Markets Index als breiter Maßstab für weltweite Aktien um 11% abgestürzt. Hintergrund war laut dem Analysehaus, dass die Märkte zu der Zeit die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zu Zollen verdauen mussten, weswegen die Volatilität explodierte und Sicherheit schwer zu finden war. Auch Staatsanleihen, Gold und Bitcoin verloren an Wert.

Seitdem jedoch haben die internationalen Märkte, vor allem dank der 90-tägigen Zollpause, einen Großteil ihrer Verluste für den Rest des Monats wieder aufgeholt.

ETFs bleiben beliebt

Bei den einzelnen Anlageklassen bestätigten sich ETFs als beliebtes Instrument für Aktienanleger. 14,6 Mrd. Euro flossen im April in Aktienstrategien, was 70,4% der gesamten Zuflüsse entspricht. Umgekehrt verzeichneten festverzinsliche ETFs Nettoabflüsse in Höhe von 33 Mio. Euro, nachdem im März bereits Nettorücknahmen in Höhe von 378 Mio. Euro zu verzeichnen waren. Diese beiden negativen Monate folgen, so Morningstar, auf eine „erstaunliche“ Periode von 29 Monaten mit ununterbrochen positiven Nettozuflüssen bei Anleihe-ETFs.

Verlagerung von USA nach Europa

Auf der Ebene der Kategorien zeigt sich wiederum, dass die europäischen Anleger angesichts von Trumps Handelskriegen und der anhaltenden Besorgnis über die Stärke der US-Wirtschaft eine gewisse Abneigung gegen US-Aktien entwickeln. Denn die Zuflüsse in die ETFs der Aktienkategorien Europa und Eurozone beliefen sich im April insgesamt auf 7,9 Mrd. Euro – die US-Aktienkategorien verzeichneten im April Nettoabflüsse in Höhe von 2,3 Mrd. Euro.

Jose Garcia Zarate, Associate Director für passive Strategien bei Morningstar, erläutert: „Die Entwicklung der ETF-Ströme im April ist eigentlich eine Fortsetzung von Bewegungen, die bereits zu Beginn des Jahres begonnen hatten, als die Anleger verstanden, dass sich die Maßnahmen der US-Regierung negativ auf das Wachstum auswirken und insbesondere die auf US-Dollar lautenden Vermögenswerte schwächen würden. Die Rückführung von Vermögenswerten in die Heimat – in diesem Fall in Euro-Aktien – ist daher als eine Art Safe-Haven-Strategie zu sehen, die darauf abzielt, die Nachteile eines hohen Engagements in US-Dollar zu begrenzen.“

Rüstungs-ETF von WisdomTree unter den beliebtesten ETFs im April

Als Reaktion auf den Rückzug der USA aus der Unterstützung für die Ukraine und die Forderung von Präsident Trump nach höheren NATO-Beiträgen hat die Europäische Union einen 800 Mrd. Euro schweren Aufrüstungsplan vorgestellt, der Morningstar zufolge die europäische Verteidigung zu einem der „heißesten Anlagethemen des Jahres 2025 gemacht hat“. Dies hat ETF-Anbieter dazu veranlasst, die steigende Nachfrage von Anlegern zu befriedigen, die ein reines Engagement im europäischen Verteidigungssektor wünschen. In Sachen Nettozuflüsse rangierte somit auch der WisdomTree Europe Defence ETF im April auf Platz 6. (mki)

 

Vertrauen in Aktienmärkte ist trotz mehrerer Krisen ungebrochen

Die Menschen in Deutschland bleiben zuversichtlich, dass sich die Aktienmärkte erholen werden – trotz multipler Krisen. Das hat eine Umfrage von Civey im Auftrag von Canada Life ergeben. Die steigenden Lebenshaltungskosten sorgen bei der Hälfte der Befragten dennoch für Unruhe.

Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland bleiben dem Aktienmarkt gegenüber weiterhin optimistisch gestimmt, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Canada Life zeigt. Ganz ähnlich hatten sich bereits 2022 rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren in einer Civey-Befragung zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen geäußert.

Die Neuauflage der Umfrage macht auch deutlich: Während vor drei Jahren für die ganz überwiegende Mehrheit vor allem ein Thema – die Ausweitung des Ukraine-Kriegs – im Fokus stand, sind die Befürchtungen heute breiter gestreut.

Dr. Igor Radović aus dem Canada-Life-Vorstand sieht die Studienergebnisse als Beleg, dass Verbraucher ein „Verständnis für den langfristigen renditeorientierten Kapitalaufbau entwickelt“ hätten. Daran könnten Berater bei der Finanzplanung ihrer Kunden anknüpfen.

Hauptsorgen: Migration, Krieg, steigende Lebenshaltungskosten

Heute beherrschen drei Themen die Sorgen-Agenda. Sie wurden jeweils von rund der Hälfte der Menschen in Deutschland benannt. 53% machen sich vor allem Sorgen um eine Überforderung des Staates durch Migration. 52% halten die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa für besonders besorgniserregend. 49% sind wegen steigender Lebenshaltungskosten beunruhigt. Mit etwas Abstand folgt der Aufstieg radikaler politischer Gruppierungen, der 42% Sorgen macht. Bei der Frage waren Mehrfachnennungen möglich.

Wo die meisten Befragten To-dos sehen

Die Umfrageteilnehmer wurden auch gefragt, wo sie dringenden Handlungsbedarf für die neue Bundesregierung sehen. Die Ergebnisse spiegeln die Sorgen der Bevölkerung teilweise wider: So wünschen sich 56%, dass die Bundesregierung das Thema Anpassung der Migrationspolitik priorisiert. 43% sind der Meinung, dass sie die Erhöhung der inneren Sicherheit bevorzugt angehen solle. Und für 41% hat die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Priorität. Die Rentenreform landet dagegen mit 21% lediglich auf Rang 6. Auch bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich. 2022 waren die Menschen ebenfalls befragt worden, welche Vorhaben die Bundesregierung bevorzugt angehen sollte. Damals hatten sich 22% für eine Priorität bei der Reform der Renten ausgesprochen.

 

Vertrauen in Aktienmärkte ist trotz mehrerer Krisen ungebrochen

 

Optimistischer Blick auf Entwicklung an den Börsen

Wenn es um die Entwicklung an den Aktienmärkten geht, sind die Menschen trotz aller Sorgen positiv eingestellt: Rund drei Viertel (73%) der Befragten gehen davon aus, dass sich die Börsenkurse wieder erholen und steigen werden. Ganze 41% stimmen dieser Aussage sogar eindeutig zu, 32% stimmen eher zu. Nur 11% der Befragten stimmen eher oder eindeutig nicht zu. Zum Vergleich: 2022 waren es mit etwa 72% ähnlich viele Menschen, die von einer Erholung und Steigerung der Börsenkurse ausgingen.

Radović sieht angesichts dieser Ergebnisse großes Potenzial in der privaten Altersvorsorge: „Nur rund ein Fünftel der Befragten sieht eine Rentenreform als dringendes Thema an. Das starke Vertrauen in die Aktienmärkte spricht viel mehr dafür, dass eine private Altersvorsorge ein großes Potenzial hat. Berater können Kunden dabei helfen, die Anlagemöglichkeiten der Kapitalmärkte für eine individuelle Altersvorsorge zu nutzen.“ (mki)

 

BVI-Studie: Fondsmanager legen gerne „zuhause“ an

Eine Studie des deutschen Fondsverbands BVI hat herausgefunden, dass Fondsmanager bei ihren Anlageentscheidungen gerne ihrem Beschäftigungsland treu bleiben. Die Realwirtschaft in der EU profitiert von diesem „Home Bias“ jedoch nur geringfügig.

Fondsmanager investieren gern in Unternehmen des Landes, in dem sie arbeiten. Diesen „Manager Home Bias“ belegt eine Studie des Fondsverbands BVI. Der Verband beziffert den höheren Portfolioanteil bei global investierenden Aktienfonds auf 1 bis 2 Prozentpunkte. Die Realwirtschaft in der EU profitiert jedoch kaum vom Home Bias, da 62% der Portfoliomanager dieser in Europa vertriebenen Fonds vor allem in England, den USA und der Schweiz arbeiten. Wenn jeder Fonds aus der Stichprobe, der in den 27 Mitgliedsländern vertrieben wird, zumindest einen ansässigen Fondsmanager hätte, wären insgesamt 2 bis 3 Mrd. Euro zusätzliche Investitionen in der EU möglich.

„Die Studie zeigt, wie wichtig Standortpolitik im Wettbewerb der Finanzplätze auch für die Realwirtschaft ist. Wir kämpfen seit vielen Jahren für den Finanzplatz Frankfurt. Denn ein attraktiver rechtlicher Rahmen kann Kapitalmarktakteure und damit auch Kapital nach Deutschland ziehen“, so BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.

Bei der Studie hat sich der BVI auf global investierende Aktienfonds konzentriert. Die Manager der Aktienfonds haben ausreichen Informationen zu den Portfoliounternehmen, sodass von einem vergleichsweise geringen Home Bias auszugehen sei. Bei Infrastrukturfonds, Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds werde der Effekt auf die Realwirtschaft stärker sein, da die Nähe zur Investition eine wesentlich größere Rolle bei der Informationsbeschaffung spiele. (mki)