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Verbraucherschützer mahnen Trade Republic und Scalable Capital ab

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat aufgrund von angeblicher Intransparenz bei den Zinsangeboten sowie beim Kontomodell die beiden Neobroker Trade Republic und Scalable Capital abgemahnt. AssCompact hat nachgefragt, was sich dahinter verbirgt und wie die Unternehmen reagieren.

Die beiden Neobroker Trade Republic und Scalable Capital haben im Rahmen der Zinswende vergleichsweise offensive Zinsangebote auf ihren Verrechnungskonten (im Falle von Trade Republic mittlerweile dem Girokonto) gestartet. Trade Republic gibt seit über einem Jahr den Einlagenzins der Europäischen Zentralbank (EZB) an seine Kunden weiter, mittlerweile auch ohne ein Limit auf die am Konto befindliche Menge. Und auch Scalable Capital gibt den Einlagenzins an seine Kunden weiter, bei Kunden ohne Premium-Abo (PRIME+) ist der Zinssatz auf 50.000 Euro gedeckelt, bei PRIME+-Kunden auf 500.000 Euro.

Bei beiden Anbietern liegt das Geld allerdings nicht auf Konten „von“ Trade Republic oder Scalable Capital, sondern sie greifen auf Partnerbanken zurück. Trade Republic arbeitet hierbei mit der Deutschen Bank, J.P. Morgan und HBCS zusammen, Scalable Capital mit der Deutschen Bank, J.P. Morgan AM, DWS und BlackRock. Der Clou dabei: Ab einem bestimmten Betrag werden die Einlagen in Teilen nicht mehr nur auf den Konten der Partnerbanken verwahrt, sondern in Geldmarktfonds investiert – also Fonds, die den Geldmarkt abbilden und gemeinhin ein beliebtes Anlagevehikel sind, um möglichst konstant den Leitzins der Notenbanken mitzunehmen.

Verbraucherschützer treten in Aktion

Diese Aufteilung stößt mittlerweile die Verbraucherschützer sauer auf, denn: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (vzbw) hat vor wenigen Tagen die beiden Unternehmen abgemahnt – nicht etwa wegen des Kontomodells an sich, sondern aufgrund der mangelnden Transparenz und Kommunikation in Richtung der Kunden. Tatsache ist: Geld, das in Geldmarktfonds investiert ist, unterliegt nicht mehr der gesetzlichen Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro, sondern gilt als Sondervermögen. Die Pressestelle der vzbw bestätigte die Abmahnungen gegenüber AssCompact auf Anfrage.

Die vzbw stellte demzufolge Unterlassungsanträge an Scalable Capital und Trade Republic. In der Erklärung zu Trade Republic bspw. fordert die vzbw, „es unter Einbeziehung kerngleicher Verletzungsfälle zu unterlassen, gegenüber einem Verbraucher zu behaupten, dessen verfügbares Geldguthaben werde auf Partnerbanken verteilt und pro Konto und Kunde mit jeweils 100.000 Euro geschützt, wenn die Schuldnerin tatsächlich eine Verteilung des Geldguthabens des Verbrauchers nur in Höhe eines zuvor mit der Partnerbank vereinbarten Guthaben verteilt und im Übrigen in Liquiditätsfonds ohne Einlagensicherungssystem investiert wird.“

Laut vzbw habe Trade Republic den Verbraucherschützern bereits mitgeteilt, dass man die geforderte Unterlassungserklärung nicht abgeben werde. Daher habe man am 07.02.2025 Klage zum Landgericht Berlin eingereicht. Von Scalable gebe es bislang noch keine Unterlassungserklärung, hier laufe die Frist allerdings noch bis zum 13.02.

Das sagen Trade Republic und Scalable Capital

Auf Nachfrage bestätigte auch Trade Republic, dass man der Unterlassungserklärung der vzbw nicht entspreche und die Abmahnung bereits zurückgewiesen habe, und teilte außerdem folgendes Statement mit: „Der laufende Austausch mit der BaFin zu unseren Produkten und Innovationen beschreibt die normale Aufsichtspraxis, das gilt auch für das Setup unseres Zinsangebotes mit den Partnerbanken und Geldmarktfonds. Alle Produkte von Trade Republic entsprechen den strengen Regularien der BaFin.“

Scalable Capital seinerseits bestätigte auf Nachfrage ebenfalls, entsprechendes Schreiben erhalten zu haben. „Wir prüfen dieses und werden auch in den Dialog mit den verschiedenen Beteiligten eintreten, um etwaige Verbesserungen in der Kundenkommunikation zu identifizieren“, so eine Sprecherin des Unternehmens.

Die Sprecherin weist außerdem darauf hin, dass Scalable „seit jeher“ den Ansatz verfolge, transparent über Chancen und Risiken der Kapitalanlage und die Kosten zu informieren, was insbesondere auch für die Verwahrung von Guthaben gelte. „Seit Beginn des Angebots im Dezember 2024 weisen wir sowohl auf die Zusammenarbeit mit Partnerbanken und qualifizierten Geldmarktfonds als auch auf den Umstand, dass die weitergegebenen Zinsen variabler Natur sind, hin. Dies umfasst alle Kanäle, einschließlich unserer Webseite, unseren FAQ, unseren mobilen Apps und unseren Kundendokumenten. Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben holen wir im Rahmen des Vertragsabschlusses für das Scalable Depot explizit die Zustimmung der Kunden auch zur Verwahrung bei qualifizierten Geldmarktfonds ein und weisen auf die jeweils geltenden Schutzstandards hin. Wir klären über die unterschiedlichen Schutzstandards auf und stellen weiterführende Informationen öffentlich und im Kundenbereich bereit.“

BaFin ist neuen Ideen gegenüber offen

Die BaFin äußerte sich auf Anfrage nicht zu den einzelnen Unternehmen, konnte jedoch grundsätzlich bestätigen, dass sie innovative und neuartige Geschäftsmodelle überwache und diese anhand des geltenden Aufsichtsrahmens prüfe. Sie betonte auch, dass sie solchen innovativen Geschäftsmodellen offen gegenüberstehe und sie eng begleite.

Weiterhin seien aus Sicht der Bafin „essenzielle Verbraucherschutzvorgaben nicht verhandelbar und immer einzuhalten. Diese betreffen insbesondere die notwendige Transparenz gegenüber den Kunden und die Wahrung ihrer Interessen.“ (mki)

 

Deutsche sind Spitzenreiter bei ETF-Investments

Die Trading-Plattform eToro führt regelmäßig eine repräsentative Umfrage unter internationalen Privatanlegern durch, an deren jüngster Ausgabe auch 1.000 deutsche Anleger teilnahmen. Dabei zeigt sich, dass die Deutschen im Vergleich den höchsten ETF-Anteil in ihrem Portfolio haben.

Deutsche Privatanleger zeigen sich optimistisch, dass der aktuelle Bullenmarkt auch im Jahr 2025 anhält, wie der jüngst veröffentlichte vierteljährliche „Retail Investor Beat“ der Trading- und Investmentplattform eToro zeigt. Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden 10.000 internationale Privatanleger aus insgesamt elf Ländern befragt, davon 1.000 in Deutschland.

Skepsis herrscht dagegen in Bezug auf die deutsche Wirtschaft. Hoch bleibt das Investorenvertrauen insbesondere bei KI-Aktien und den „Magnificent 7“. Ebenfalls ein wichtiges Ergebnis ist, dass deutsche Investoren wohl Spitzenreiter bei ETF-Investments sind.

Deutsche Privatanleger optimistisch

Deutsche Privatanleger starten optimistisch ins neue Jahr: 67% von ihnen gehen davon aus, dass der aktuelle Bullenmarkt auch 2025 anhalten wird – das sind deutlich mehr als bei internationalen Investoren, von denen 59% diese Meinung teilen, so eToro. Auch das Vertrauen in die eigene Portfolioaufstellung ist in Deutschland stark ausgeprägt. 82% der Befragten zeigen sich überzeugt von ihrem Portfolio, während dieser Wert im internationalen Vergleich bei 78% liegt.

Das Vertrauen in KI-Aktien bleibt auch in diesem Jahr hoch: 11% der Befragten erwarten eine deutliche Outperformance, 44% rechnen mit moderaten Kursgewinnen. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die „Magnificent 7“: 13% erwarten eine starke Outperformance, 43% eine moderate Outperformance. Nur 6% der Befragten rechnen mit einer Underperformance im Vergleich zum breiteren Markt.

Weniger zuversichtlich sind deutsche Anleger jedoch in Bezug auf die heimische Wirtschaft. Nur 30% der Befragten erwarten eine positive wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Im internationalen Panel blicken 42% der Anleger positiv auf die heimische wirtschaftliche Entwicklung.

Deutschland „Land der ETFs“

Die Ergebnisse der eToro-Umfrage zeigen auch, dass Deutschland Vorreiter in Sachen ETF-Investments ist. Während weltweit durchschnittlich nur 45% der Befragten in ETFs investieren, sind es in Deutschland 62%. Auch im Bereich der Sparpläne ist Deutschland gut aufgestellt: Hierzulande nutzen bereits 31% der Anleger regelmäßige Sparpläne. 33% der Deutschen antworteten, 2025 Sparpläne nutzen zu wollen. International ist eine deutliche Aufholbewegung zu erwarten – von aktuell 20% soll der Anteil der ETF-Sparer 2025 auf 32% steigen.

Deutsche Anleger mit starker Reaktion auf US-Wahl

Die Wiederwahl von Donald Trump hat bei deutschen Privatanlegern spürbare Anpassungen in den Portfolios ausgelöst. 51% der Befragten haben ihre Allokation überarbeitet. Besonders beliebt ist dabei die Erhöhung des Krypto-Anteils, die von 66% der Anleger geplant wird – mehr als bei US-Aktien, wo 50% eine Aufstockung vorsehen. Zudem beabsichtigen 34% der Anleger, ihre Barbestände auszubauen. (mki)

 

Scope analysiert die besten Fondsgesellschaften

Das Analysehaus Scope Fund Analysis hat für die WirtschaftsWoche die besten Fondsgesellschaften basierend auf ihrer Produktpalette, der Fondsqualität, dem Service und dem Management herausgearbeitet. Diese Unternehmen belegten die vordersten Plätze.

Gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin WirtschaftsWoche hat Scope Fund Analysis die besten Fondsgesellschaften ausgezeichnet. Untersucht wurden die 100 größten Anbieter, zehn Gesellschaften erhielten die Höchstnote.

Die seit mehr als 20 Jahren etablierte Methodik basiert auf vier Säulen bzw. Bewertungspanels: Produktpalette, Fondsqualität, Service und Management. Wichtigstes Kriterium für die Rangliste ist die Fondsqualität, die verschiedene Rendite- und Risikokennzahlen der angebotenen Portfolios berücksichtigt. Bei der Bewertung des Managements ist u. a. die personelle Ausstattung und Stabilität des Anbieters entscheidend.

Die besten Gesellschaften mit kleiner Produktpalette

Das Scope-Team wertete insgesamt 4.952 Investmentfonds aus, um die Fondsqualität, das wichtigste Kriterium bei der Analyse, zu ermitteln. Bemerkenswert an dieser Stelle: Die Gewinner bei der Qualität sind vornehmlich kleine, weniger bekannte Anbieter, z. B. Ampega, MEAG und Polar Capital sowie der britische Fondsriese M&G.

Sowohl Ampega (Talanx) und MEAG (Munich Re) sind unter dem Dach von Versicherungsunternehmen angesiedelt, was ein Grund sein könnte, warum sie sich durchsetzen konnten, schreibt die WirtschaftsWoche denn: Versicherer stehen für eine konservative Anlagestrategie und verlässliche Performance. Polar Capital aus London gilt als Geheimtipp – das Unternehmen hat zwar die Bestnote bei der Fondsqualität erhalten, jedoch nur durchschnittlich beim Service abgeschnitten, da die Fonds nicht bei jeder Bank gekauft werden können und es Informationen nur auf Englisch gibt.

Ebenso die Top-Wertung von fünf Sternen konnten bei den Fondsgesellschaften mit kleiner Produktpalette (zwischen 8 und 31 ausgewertete Fonds) Siemens Fonds Invest, Carmignac Gestion und Flossbach von Storch. Die Top 10 komplettieren Bank Gutmann, TBG Global Asset Management, FERI und Lazard Asset Management.

Die besten Fonds

Scope hat bei der Untersuchung auch die zehn besten einzelnen Fonds analysiert. Platz 1 belegt der Ampega terrAssisi Aktien I AMI aus der Kategorie Aktien Welt nachhaltig. Wertentwicklung der letzten drei Jahre lag bei 9,8% p. a. Auf Platz 2 steht der MEAG EuroKapital aus der Kategorie Mischfonds Europa flexibel, seine Wertentwicklung liegt bei 7,4% p. a.. Den 3. Platz am Treppchen belegt der M&G European Strategic Value für Aktien Europa mit einer Wertentwicklung von 9,9% p. a.

Die besten Fondsgesellschaften mit großer Produktpalette

Die Liste der besten Fondsgesellschaften mit großer Produktpalette (zwischen 32 und 205 ausgewertete Fonds) wird von M&G Investments angeführt, geführt von Union Investment, Deka, Wellington Management und J.P. Morgan AM, welche allesamt die Bestnote von fünf Sternen erhielten. M&G erreichte dabei bei der Fondsqualität die mit Abstand höchste Punktzahl mit 54,7 von 65 maximal möglichen Punkten, während Union Investment bei der Produktpalette die maximal möglichen fünf Punkte erreichte. Über den besten Service verfügt J.P. Morgan AM mit 9,3 von 10 möglichen Punkten, dicht gefolgt von der DWS mit 9,2 Punkten. Die DWS selbst liegt in unter den Fondsgesellschaften mit großer Produktpalette auf Platz 10 mit einer Gesamtwertung von vier Sternen. (mki)

Weitere Informationen zur Auswertung von Scope und der WirtschaftsWoche finden sich hier.

 

Das sollten Anleger 2025 bei Nachhaltigkeit im Blick behalten

Der Asset-Manager Amundi hat mit seinen „Responsible Investment Views for 2025“ die wichtigsten Trends für nachhaltige Investitionen herausgearbeitet. Darauf sollten Anleger im Jahr 2025, die bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit setzen, achten.

Amundi hat seine „Responsible Investment Views for 2025 veröffentlicht. Darin sind die wichtigsten Trends für nachhaltige Investitionen, die das Jahr 2025 dominieren werden, gelistet: die Normalisierung der Responsible Investments, die Beschleunigung der Energiewende, die steigende Nachfrage nach Finanzprodukten mit spürbarem Impact im Alltag und die Notwendigkeit einer globalen Harmonisierung der Regulierung, so der Vermögensverwalter.

Kernbereiche 2025

Die Kernbereiche bei nachhaltigen Investitionen, auf die Anleger achten sollten, sind laut Amundi die folgenden:

  • Investitionen in saubere Energien steigen: 2023 wuchs die Weltwirtschaft durch saubere Energien um 320 Mrd. US-Dollar und hat so die Investitionen in fossile Brennstoffe im Verhältnis von fast 2:1 übertroffen. Amundi geht davon aus, dass dies noch weiter zunehmen wird.
  • Geopolitische Veränderungen wirken sich auf die Energiewende aus: Politische Maßnahmenpakete werden Investitionen in saubere Technologien vorantreiben. Die aktuellen Hürden für die Entwicklung sauberer Energien in den Industrieländern müssen überwunden und gleichzeitig höhere Investitionen in den Schwellenländern ermöglicht werden.
  • Physische Risiken nehmen zu: Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich weiter verstärken und auf die Wertschöpfungsketten der Unternehmen auswirken und so auch den Handlungsdruck erhöhen. Die Verflechtung von Umwelt- und Sozialkrisen – über die Verbindung Klima-Biodiversität-Gesundheit-Ernährung-Wasser – stellt viele Geschäftsmodelle infrage.
  • Anhaltendes Interesse an Responsible Investments: Trotz politischer Herausforderungen geben 54% der Anlegerinnen und Anleger an, ihren Anteil an Responsible Investments in ihren Portfolios wahrscheinlich erhöhen zu wollen.
  • Starker Fokus auf „ergebnisorientierte“ Produkte: Der Wunsch nach greifbaren Auswirkungen im Alltag wird die Nachfrage nach innovativen Finanzlösungen 2025 ankurbeln. Ein Fokus liegt hier auf Green Bonds, Nature-Debt-Swaps und verschiedenen Impact Investments.
  • Nachhaltigkeits-Spektrum wird erweitert: Neue Messgrößen, die sich auf die Biodiversität, soziale Indikatoren und praktische Faktoren konzentrieren, werden voraussichtlich den Nachhaltigkeitsrahmen erweitern und damit das Risikomanagement einschließlich Klimastresstests verbessern.
  • Kundenorientierte Ansätze werden noch wichtiger: Eine deutlichere Berücksichtigung der Heterogenität und der unterschiedlichen Bedürfnisse der Anlegerinnen und Anleger wird entscheidend sein, damit diese ihre Nachhaltigkeitspräferenzen in ihre Investmententscheidungen einfließen lassen können.
  • Anpassung des regulatorischen Rahmens: Die Straffung der komplexen Regulierung ist entscheidend, um das Verständnis und die Verfügbarkeit nachhaltiger Finanzprodukte bei den Anlegern zu verbessern und letztlich den Zugang zu Responsible Investments zu fördern.
  • Abbau von Unterschieden in der Regulierung: Angesichts einer zunehmenden Fragmentierung der Regulierung erwartet Amundi, dass ein starker Fokus auf der internationalen Angleichung und dem Datenaustausch liegen wird, um die Einhaltung der Vorschriften für Unternehmen und Finanzinstitute zu erleichtern. (mki)
 

ESG-Faktoren sind für Anleger nach wie vor wichtig

Nachhaltigkeit ist für Anleger bei der Asset-Allocation immer noch wichtig. Das ergibt eine aktuelle Studie von Fidelity International. Demnach erachten mehr als die Hälfte der befragten Anleger ESG-Kriterien in den nächsten 18 Monaten bei der Geldanlage als relevant.

Nachhaltigkeit hat derzeit gesamtgesellschaftlich betrachtet eher ein schweres Los gezogen, weil sie durch mehrere geopolitischen Ereignisse immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. Doch wie eine Studie von Fidelity International nun zeigt, ist sie für viele Anleger ein durchaus wichtiges Kriterium.

Die „Professional Investor DNA Survey“ hat die Bank in Zusammenarbeit mit Crisil Coalition Greenwich unter mehr als 120 institutionellen und professionellen Anlegern in Europa und Asien durchgeführt. Eine der zentralen Erkenntnisse: Mehr als die Hälfte der Anleger hält ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in den nächsten 18 Monaten nach wie vor für wichtig, wenn es um die Portfolioallokation geht.

So gliedern sich die Ergebnisse auf

Der Faktor „Umwelt“ steht an erster Stelle. Knapp zwei Drittel (63%) der Anleger halten sie für einen wichtigen Faktor, gefolgt von Unternehmensführung (58%) und Soziales (51%). Insbesondere europäische und institutionelle Anleger legen bei der Portfolio-Asset-Allokation mehr Wert auf ESG-Kriterien, so heißt es von Fidelity.

Mit Blick auf Nachhaltigkeitsthemen zeigt die Studie, dass sich Anleger weiter auf Umweltaspekte konzentrieren, wobei die Dekarbonisierung und die Energiewende neben dem Erhalt des Naturkapitals zu den drei wichtigsten Themen gehören. Dies lässt sich wahrscheinlich auf das anhaltende Engagement von Investoren und politischen Entscheidungsträgern zur Erreichung der Netto-Null-Emissionsziele zurückführen. Die Transparenz von Unternehmen steht insgesamt an zweiter Stelle, was den Wunsch der Anleger nach einer starken Unternehmensführung unterstreicht.

Schwierigkeiten bei der Messung des Impacts

Obwohl ESG bei der Asset-Allocation als wichtig angesehen wird, gibt es Fidelity zufolge nach wie vor Hindernisse. Die Schwierigkeit, den Impact bzw. die Auswirkungen zu messen, wird als größtes Hindernis für die weitere Einführung nachhaltiger Anlagen angesehen (insgesamt 68%). 52% der Anleger nannten außerdem Änderungen oder uneinheitliche Vorschriften als Haupthindernis. In Asien empfanden 66% der Anleger das mangelnde Angebot an hochwertigen Strategien/Produkten als Hindernis, verglichen mit nur 31% in Europa.

ESG-Faktoren sind für Anleger nach wie vor wichtig

Jenn-Hui Tan, Chief Sustainability Officer bei Fidelity, erläutert, dass die Verfügbarkeit von ESG-Produkten in Asien weit hinter der europäischen zurückliegt: „Ein Schwerpunkt in Asien ist die Transitionsfinanzierung, die durch nationale Transitionspläne sowie entsprechende Rahmenbedingungen und Produktstrukturen unterstützt wird. Wir gehen davon aus, dass dies zu mehr Produktinnovationen führen wird, die auf die wachsende Kundennachfrage reagieren.“

Wie man einen positiven Impact erzielt

Auf die Frage, wie man am effizientesten eine positive Wirkung erzielen kann, nannten die Anleger eine Reihe von Möglichkeiten, darunter Impact Investing (59%), ausschließendes Screening (52%), individuelles Unternehmensengagement (44%) und staatliche Politik und Regulierung (44%). (mki)

 

Generali Investments und Natixis Investment Managers fusionieren

Natixis Investment Managers und Generali Investments sollen fusioniert werden. Die Mutterfirmen Generali und BPCE haben hierzu eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet. Daraus würde der zweitgrößte Asset-Manager Europas entstehen.

Assicurazioni Generali S.p.A. (Generali) und BPCE, die zweitgrößte Bankengruppe in Frankreich, wollen ihre Vermögensverwaltungstöchter Generali Investments und Natixis Investment Managers zusammenfügen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Die unverbindliche Absichtserklärung hierzu ist bereits unterzeichnet.

Planmäßig sollen BPCE (über Natixis IM) und Generali Investments Holding je 50% der Anteile an dem gemeinsamen Unternehmen halten, wobei die Führungs- und Kontrollrechte ausgewogen wären.

Zweitgrößter Asset-Manager nach Amundi

Durch das Joint Venture würde der zweitgrößte Asset-Manager Europas entstehen, hinter Amundi. Das verwaltete Vermögen läge bei 1,9 Bio. Euro. Außerdem wäre es der umsatzstärkste Vermögensverwalter in Europa, denn der Umsatz beider Gesellschaften belief sich zuletzt auf rund 4,1 Mrd. Euro.

Woody Bradford, aktuell CEO von Generali Investments Holding, soll auch CEO des neu gegründeten Unternehmens werden. Philipp Setbon, derzeit CEO von Natixis IM, soll den Vorstandsvorsitz übernehmen.

Die finale Abwicklung der Fusion ist geplant für Anfang 2026. (mki)

 

Aktive ETFs – Heilsbringer, aber kein Allheilmittel?

Vor allem jüngere Anleger wagen durch passives Investieren mit ETFs oft den ersten Schritt an den Kapitalmarkt – auch weil sie günstig sind. Doch es gibt ein Pendant, das die Vorteile von klassischen ETFs und aktiv gemanagten Fonds kombinieren soll: aktive ETFs. Natalia Wolfstetter von Morningstar erklärt Pros und Kontras.

Ein Artikel von Natalia Wolfstetter, Director of Manager Research bei Morningstar Deutschland

Als börsengehandelte Fonds sind ETFs ein Anlageinstrument, das die Vorteile von traditionellen Investmentfonds – Risikostreuung durch das Investment in eine Vielzahl einzelner Titel – mit der Flexibilität und Zugänglichkeit des Handels an der Börse vereint. Die meisten Anleger denken bei ETFs zunächst einmal an passives Investieren. Tatsächlich liegt der Großteil des verwalteten Vermögens in ETFs in Produkten, die einen Index nachbilden. Allerdings ist ein ETF nur ein Mantel, den sich prinzipiell alle überziehen können, darunter auch aktiv verwaltete Strategien, deren Anlageziel typischerweise darin besteht, einen Index zu übertreffen.

In den letzten Jahren ist das ETF-Vermögen in Europa exponentiell gewachsen. Ende September 2024 standen Anlegern in Europa 183 aktive ETFs zur Verfügung, mit einem verwalteten Vermögen von fast 45 Mrd. Euro. Während zunächst Anleihen im Fokus standen, da aktive Strategien vor dem Hintergrund niedriger Zinsen attraktiv erschienen, haben aktive Aktien-ETFs in den letzten zwei Jahren stark aufgeholt.

 

Aktive ETFs – Heilsbringer, aber kein Allheilmittel?

 

Grafik: Entwicklung des verwalteten Vermögens in aktiven ETFs, aufgeteilt nach Asset-Klassen

Aktive ETFs im Aufschwung

Obwohl aktive ETFs Ende September 2024 nur etwa 7,8% des gesamten ETF-Vermögens in den USA und 2,1% in Europa ausmachten, gewinnen aktive ETFs in beiden Regionen Marktanteile. Der „Startschuss“ in den USA erfolgte durch die sog. „ETF Rule“ im Jahr 2019, die den Weg für aktive ETFs frei gemacht hat. In den USA wurde 2020 erstmals ein traditioneller Investmentfonds in einen aktiven ETF umgewandelt. In Europa sind große, namhafte Asset-Manager in den Markt eingetreten, was auch hierzulande für ein bedeutendes Wachstumspotenzial spricht.

Die Zuflüsse in aktive ETFs haben in den letzten Jahren zugenommen, wobei der Großteil in Aktienstrategien floss. Die meisten dieser Produkte verzeichneten im letzten Zwölfmonatszeitraum bis Ende September 2024 positive Nettozuflüsse. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass traditionelle aktive Aktienfonds in Europa in diesem Zeitraum große Abflüsse zu verkraften hatten. Die „Research Enhanced“-Produkte von J.P. Morgan und Fidelity vereinten dabei den Großteil der Zuflüsse auf sich. Die Mittelflüsse in aktive Anleihen-ETFs haben sich allerdings eher uneinheitlich entwickelt.

Die meisten europäischen ETFs und fast alle aktiven ETFs sind in Irland oder Luxemburg domiziliert. In Europa genießen ETFs zwar nicht dieselben Steuervorteile wie in den USA. Allerdings halbiert sich durch die Domizilierung in Irland der Quellensteuersatz auf US-Aktiendividenden von 30% auf 15%. Unterdessen hat Luxemburg beschlossen, aktiv verwaltete ETFs ab 2025 ebenso von der Zeichnungssteuer zu befreien wie passive ETFs.

Vorteile von ETFs: Transparenz, leichter Zugang, niedrige Gebühren

Der ETF-Mantel bietet in der Regel vollständige Transparenz in Echtzeit. ETF-Anleger sind somit selten im Unklaren darüber, was ihr Fonds hält. In den USA haben regulatorische Änderungen den Vertrieb nicht vollständig transparenter ETFs ermöglicht. Allerdings konnte dieses Format bisher nur schwer Fuß fassen. In Europa sind derweil alle ETFs weiterhin verpflichtet, ihre Bestände vollständig offenzulegen.

Aktive ETFs bieten aktiven Managern die Möglichkeit, sich gegen die Konkurrenz durch passive Anbieter besser zu behaupten. Sie ermöglichen den Zugang zu einer breiteren Kundenbasis in verschiedenen Märkten, ohne überall ein eigenes Vertriebsnetz aufbauen und unterhalten zu müssen. Für Anleger ergeben sich zwei Vorteile: Geringere Eintrittsbarrieren erweitern die Auswahl. Zweitens umgehen ETFs die traditionellen provisionsbasierten Vertriebsmodelle. Durch die Vermeidung von Retrozessionen sind die Gebühren eines aktiven ETFs deutlich niedriger als bei einem vergleichbaren aktiven Fonds.

Trotz geringerer Gebühren können auch Anbieter aktiver Fonds vom Wachstum des ETF-Markts profitieren, soweit sie in der Lage sind, eine kritische Masse zu aufzubauen.

Nachteile von aktiven ETFs: Transparenz, fehlende Kapazitätsbeschränkungen, Liquidität

Mit „Echtzeit-Transparenz“ nehmen aktive Manager in Kauf, dass die Ergebnisse ihres proprietären Research, und damit ihr geistiges Eigentum, sofort für jedermann zugänglich sind. Sie könnten sich sogar dem „Frontrunning“ aussetzen, indem das Wissen über ihre Positionierung von anderen Marktteilnehmern ausgenutzt wird. Das kann insbesondere in engen Märkten und für Aktienfonds ein Risiko sein. In den USA scheinen aktive ETF-Anbieter diese Bedenken allerdings beiseitegeschoben zu haben. Die meisten haben sich für eine vollständige Transparenz bei ihren aktiven ETFs entschieden.

Aktive Manager, die den Einsatz von ETFs in Erwägung ziehen, verlieren zudem eine wichtige Kontrollmöglichkeit. ETFs können auf dem Primärmarkt Ausgabe-/Rücknahmegebühren erheben. Sie können jedoch keine Markteintrittsbarrieren auf dem Sekundärmarkt errichten, auf dem der Großteil des Handels stattfindet. Damit besteht die Gefahr, dass einzelne Produkte zu groß werden. Auch wenn Anbieter die Vermarktung drosseln können, wenn sich ein Produkt seiner Kapazitätsgrenze nähert, haben sie keine direkte Möglichkeit, eine Aufblähung des verwalteten Vermögens zu verhindern, was insbesondere in weniger liquiden Marktsegmenten eine Gefahr darstellt.

Daran anknüpfend erfordert die Einführung eines aktiven ETFs eine sorgfältige Bewertung der Liquiditätsbeschränkungen der zugrunde liegenden Werte, denn diese könnten die Handelbarkeit des ETFs an der Börse beeinträchtigen und zu großen Geld-Brief-Spannen führen, was die Gesamtkosten für den Kauf und Besitz des ETFs erhöhen würde. Zwar könnten Manager auf Liquiditätsprobleme reagieren, indem sie die Anzahl der Titel erhöhen, auf Werte mit höherer Marktkapitalisierung ausweichen oder das aktive Risiko reduzieren. Dies ist jedoch nicht im Interesse der Anleger eines ETFs, da es zu einer Verwässerung des Produkts führt. Daher sind aktive ETFs vor allem für sehr skalierbare Strategien geeignet, die in Instrumente mit hoher Liquidität investieren.

Produktangebot – moderat aktiv

Anleger assoziieren ETFs normalerweise mit niedrigen Kosten. Das bedeutet, dass aktive Manager bei ETFs die Gebühren gering halten müssen. Aus diesen Gründen haben sich europäische Anbieter meist auf indexnahe Strategien mit einem eingeschränkten Outperformancepotenzial konzentriert. So sind praktisch keine konzentrierten, hochaktiven Strategien in einem ETF-Format verfügbar – anders als in den USA –, wobei sich dies in den letzten zwei Jahren durch die Lancierung von (teureren) Nischenprodukten wie z. B. themenorientierten aktiven ETFs langsam ändert.

Davon abgesehen sind aber viele aktive ETFs als Basisinvestments konzipiert und haben neben diskretionären auch regelbasierte Elemente. Viele Produkteinführungen gab es im Bereich des nachhaltigen Investierens. Zusammen genommen skizzieren all diese Faktoren das typische Profil des aktiven ETFs: Günstig, liquide, skalierbar, transparent, nachhaltig und benchmarkorientiert.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2025 und in unserem ePaper.

Grafik: © Morningstar Direct, Daten vom 30.09.2024

 
Ein Artikel von
Natalia Wolfstetter

DJE: Deutsche wandern „ahnungslos“ in finanzielle Zukunft

Eine vom Vermögensverwalter DJE in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass es erhebliche Defizite bei der Geldanlage in Deutschland gibt. Zwar sind Aktieninvestments unter den Anlegern derzeit sehr beliebt, doch die klare Mehrheit bevorzugt risiko- und renditearme Anlageformen.

Knapp ein Drittel der Bundesbürger legt kein Geld für den Vermögensaufbau an, berichtet die DJE Kapital AG. Das Unternehmen hat im Dezember 2024 von YouGov eine repräsentative Umfrage mit mehr als 2.000 Teilnehmern zum Thema Geldanlage durchführen lassen. Von jenen, die aktiv Finanzvorsorge betreiben, bevorzugen 34% das risiko- und renditearme Tages- und Festgeldkonto als Anlageform und 29% das Sparkonto, während der Vermögensaufbau mit Wertpapieren in Deutschland nach wie vor unterrepräsentiert sei, so DJE.

Thorsten Schrieber, Mitglied des Vorstandes, kommentiert die Umfrageergebnisse mit klarem Tonfall: „Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, wie ahnungslos die Deutschen in ihre finanzielle Zukunft wandern. Mit Blick auf die private finanzielle Vorsorge besteht in Deutschland dringender Handlungsbedarf.“ Besonders auffallend sei, dass 36% der befragten Frauen angaben, sich nicht aktiv um die Vermehrung ihres Vermögens zu kümmern, während nur ein Viertel der männlichen Befragten kein Interesse am Vermögensaufbau signalisierte.

Aktien beliebter als Immobilien

Die Aktienanlage liegt für mehr als ein Fünftel (21%) der Bundesbürger an erster Stelle, wenn es um die individuelle Vorsorge geht. Aktien gehören damit – nach den Sparkonten – zu den beliebtesten drei Formen beim Vermögensaufbau. Dicht danach folgen mit 18% börsengehandelte Indexfonds (ETF), die in den vergangenen Jahren einen deutlichen Siegeszug gefeiert haben, und Immobilien mit (12%)

Dass Aktieninvestments derzeit beliebt sind, hat Thorsten Schrieber zufolge auch mit der starken Börsenentwicklung in den letzten Jahren zu tun: „Investoren konnten in den letzten drei Jahren Renditen von bis zu 11% p. a. mit einem weltweiten ETF erwirtschaften, während die Immobilienmärkte in den letzten Monaten eher mit geringeren Renditen und Negativschlagzeilen zu kämpfen hatten.“

Aktive ETFs noch weitgehend unbekannt

DJE stellte in der Umfrage allerdings fest, dass Innovationen in der Kapitalanlage erst langsam angenommen werden. Lediglich 7% der Deutschen sind bislang in aktive ETFs investiert, die sich als neue Anlageform in den zurückliegenden sechs Jahren entwickelt haben. Dies sei auch auf mangelndes Finanzwissen zurückzuführen. Nur 27% der Befragten sind mehr oder weniger mit aktiven ETFs vertraut. Für zwei von drei Deutschen sind aktive ETFs weitgehend unbekannt, sie wissen also nicht dass es sich bei dieser Anlageform um eine Kombination aus der günstigen ETF-Struktur und dem aktiven Fondsmanagement handelt.

21% der Befragten würden planen, in Zukunft in aktive ETFs neu bzw. weiterhin zu investieren. In den USA seien aktive ETFs bereits fest im Vermögensmix etabliert, meint Schrieber. Es sei „absolut sinnvoll“, sich angesichts der Phase erhöhter Unsicherheit an den weltweiten Finanzmärkten flexibler aufzustellen. (mki)

Über die Umfrage

Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 06. bis 09.12.2024 insgesamt 2.062 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse wurden anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

 

Deutsche Anleger setzen mehr als gedacht auf Kryptowährungen

Krypto wird salonfähig. Das geht aus Zahlen des Portfolio-Tracking-Anbieters Getquin hervor, über die das Handelsblatt exklusiv berichtet. Demnach hat der Handel mit Bitcoin & Co. 2024 auch in Deutschland deutlich nach oben gegangen.

Deutschland erlebt einen bemerkenswerten Anstieg des Interesses an Kryptowährungen. Dem Handelsblatt liegen exklusive Daten von über 330.000 Anlegern der Portfolio-Tracking-Plattform Getquin vor, die zeigen, dass 2024 ein Rekordjahr für Bitcoin und Co. war. Der Bitcoin-Kurs stieg im vergangenen Jahr um beeindruckende 120 Prozent. Besonders auffällig ist den Zahlen zufolge das Engagement jüngerer Anleger: Die Nutzer der Plattform Getquin sind größtenteils zwischen 20 und 35 Jahre alt, etwa 75 Prozent davon sind Männer.

Ein weiterer Treiber für das gestiegene Interesse war die zunehmende mediale Berichterstattung sowie das gestiegene Suchinteresse bei Google. Ende 2024 erreichte das Suchinteresse nach Kryptowährungen in Deutschland ein Fünfjahreshoch. Dies zeigt, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen zunehmend in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rücken.

Kleine Depots mit hohem Kryptoanteil

Die Daten verdeutlichen, dass kleinere Depots besonders stark in Kryptowährungen investieren. Bei Depots mit einem Wert von unter 3.000 Euro lag der Kryptoanteil zum 6. Januar 2025 bei 11%. In der Gruppe mit Depots zwischen 3.000 und 30.000 Euro betrug der Anteil knapp 8%. Je größer das Depot, desto geringer fiel der Kryptoanteil aus: Bei Depots über 100.000 Euro lag er bei nur 2 Prozent.

Interessant ist, dass die zweitgrößte Depotgruppe (30.000 bis 100.000 Euro) im Jahr 2024 die höchste Gesamtsumme in Kryptowährungen investierte. Diese Anlegergruppe tätigte Käufe im Wert von rund 293,6 Millionen Euro. Dies zeigt, dass nicht nur Kleinanleger, sondern auch vermögendere Investoren zunehmend in den Kryptomarkt einsteigen.

Bitcoin-ETFs als Katalysator

Ein entscheidender Faktor für den Anstieg der Bitcoin-Investments war die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC im Januar 2024, schreibt das Handelsblatt. Diese ermöglichten es sowohl privaten als auch institutionellen Investoren, einfacher in Bitcoin zu investieren.

Zwar gibt es in Europa aufgrund der OGAW-Richtlinien für ETFs, wodurch die Indexfonds einen gewissen Grad an Streuung vorweisen müssen, keine derartigen Bitcoin-ETFs, da diese nur die Entwicklung von genau einem Wert nachbilden, dem von Bitcoin. Dennoch dürfte die Zulassung der US-Börsenaufsicht für eine gewisse „offizielle“ Legitimation von Kryptowährungen gesorgt haben.

Chancen und Risiken

Finanzexperten bewerten diesen Trend unterschiedlich. Olaf Stotz, Professor für Asset-Management, sieht in der weit verbreiteten Bitcoin-Nutzung eine Herausforderung für die künftige Kursentwicklung. Da Bitcoin keine laufenden Erträge generiert, hängt der Wertzuwachs allein von der Nachfrage ab, zitiert ihn das Handelsblatt. Der Finanzexperte Niels Nauhauser warnt vor den Risiken, insbesondere für junge Anleger mit begrenztem Vermögen. Andreas Hackethal von der Goethe-Universität Frankfurt hingegen betrachtet kleinere Krypto-Investments als vertretbar, solange sie einen moderaten Anteil des Portfolios ausmachen.

Die hohe Volatilität des Bitcoin-Kurses birgt zusätzliche Risiken. Nachfrageschocks erklären laut Studien mehr als 80 Prozent der täglichen Kursschwankungen bei Bitcoin. Experten vergleichen diese Dynamik mit einem Schneeballsystem, da der Wertzuwachs stark von neuen Investoren abhängt.

Bitcoin als digitales Gold

Befürworter sehen in Bitcoin ein digitales Pendant zu Gold. Die begrenzte Verfügbarkeit von maximal 21 Millionen Coins stärkt dieses Narrativ. Aktuell sind bereits 19,8 Millionen Bitcoins im Umlauf. Der steigende Kurs und die zunehmende Verbreitung führen zu einer wachsenden Zahl von Bitcoin-Millionären: 2024 kamen fast 50.000 neue dazu. (mki)

 

Vermögenstransfer: Die Gefahr, Kunden zu verlieren

Mit der Alterung der Gesellschaft wechselt viel Vermögen seinen Besitzer. Für Berater entsteht dabei die Gefahr, Kunden zu verlieren. Denn nicht jeder Berater hat gleich eine gute Beziehung zu Partnern oder Nachkommen. Sebastian Lewis von Vanguard erläutert Herausforderungen und Lösungsansätze.

Interview mit Sebastian Lewis, CFA bei Vanguard
Herr Lewis, Sie sind mitverantwortlich für das Vanguard Advisory Research Centre (ARC). Können Sie kurz erläutern, worum es sich dabei handelt?

Vanguard verwaltet das Vermögen von 50 Millionen Investoren und Tausenden Finanzberatern weltweit. Das ARC ist ein Expertenteam mit Sitz in London, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Vanguard für Finanzberater und Intermediäre nutzbar macht. Wir führen eigene Forschungen durch und lokalisieren Forschungsergebnisse aus Vanguards globalem Geschäft. Unser Ziel ist, Erkenntnisse und empirische Forschungsergebnisse zu liefern, mit Hilfe deren Berater die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Kunden erzielen können. Unsere Arbeit umfasst Studien zum Mehrwert der Beratung, Advisor’s Alpha und spezifischere Themen wie Verhaltenscoaching und den großen Vermögenstransfer.

Das Thema Vermögenstransfer dürfte in Zukunft wichtiger werden. Worum geht es hierbei und wie groß wird dieser denn voraussichtlich?

Der Vermögenstransfer von einer Generation zur nächsten ist in erster Linie eine emotionale und planerische Herausforderung für Berater. Das Thema ist anspruchsvoll und kann schwer zu besprechen sein, doch der Wert der Planung ist sehr hoch. Eine Analyse der Boston Consulting Group schätzt, dass in den nächsten drei Jahren 1,2 Bio. Euro den Besitzer wechseln werden, was wir als den großen Vermögenstransfer bezeichnen. Eine Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2021 zeigt, dass 12,4% der deutschen Haushalte Schenkungen erhalten – der zweithöchste Wert in Europa nach Frankreich (17,4%) und höher als in Großbritannien (8,5%) oder den USA (2,4%). Die Zahlen sind bedeutend.

Welche spezifischen Herausforderungen entstehen durch den Vermögenstransfer für Finanzanlagenberater?

Wie ich bereits erwähnt habe, ist dies ein unangenehmes Thema voller Unsicherheiten, das Kunden gerne vermeiden würden. Wie lange werde ich leben? Wie werden meine Erben mit Erbschaften oder Schenkungen umgehen? Habe ich alle meine Wünsche und Bedürfnisse klar kommuniziert, solange ich noch gesund bin? Der Einfluss von kognitivem und körperlichem Verfall kann erheblich sein. Die Wünsche der Kunden ändern sich im Laufe der Zeit, ebenso wie ihre finanziellen Verhältnisse. Schließlich kennen die Berater möglicherweise nicht alle familiären Dynamiken – eine langfristige und vertrauensvolle Partnerschaft braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Das bringt neue Herausforderungen für Finanzberater mit sich, wenn sie nicht gut vorbereitet sind.

Laut einer aktuellen Studie befürchten viele Finanzanlageberater, ihre Kunden durch den Transfer zu verlieren. Ist das denn realistisch?

Unsere Erfahrung zeigt, dass Berater bestrebt sind, das Beste für ihre Kunden zu tun. Die Herausforderung besteht darin: Haben sie sich um ihre Kunden UND deren Partner, Ehepartner und Erben gekümmert? Wenn Vermögen nach einem Todesfall auf einen Ehepartner übertragen wird, ist häufig auch die Beraterbeziehung gefährdet. Unsere US-Daten zeigen, dass Frauen statistisch gesehen länger leben als Männer und daher in der Regel zuerst erben. Es besteht aber eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Frauen nach dem Tod ihres männlichen Partners den Finanzberater wechseln.

Der Grund dafür ist in der Regel, dass der Berater keine Beziehung zur Partnerin aufgebaut oder nicht ausreichend gezeigt hat, dass er die Perspektive, Ziele und bevorzugten Kommunikationswege der Frau versteht. Die Neuausrichtung der Beratungsbeziehung auf die Familie statt auf das Individuum kann helfen. Wenn ein Berater erfolgreich ist, Familien zu betreuen, kann er sich in eine Position bringen, in der der große Vermögenstransfer nicht nur Herausforderungen, sondern auch Vorteile für diejenigen bringt, die sich entsprechend vorbereitet haben.

Wie sorgt man hier als Berater am besten vor?

Die besten Berater passen sich den Bedürfnissen und Emotionen der Kunden an. Neben ihrer technischen Expertise sind sie ausgezeichnete Zuhörer, setzen die Erwartungen der Kunden frühzeitig um und halten eine konsistente Kommunikation aufrecht. Sie sind häufig proaktiv statt nur reaktiv. Ihr Erfolg als vertrauenswürdiger Partner ist das Ergebnis des richtigen Handelns, jeden Tag, in jeder Interaktion. Die erfolgreichsten Beratungsunternehmen setzen teamorientierte Ansätze ein, um Kundenfamilien über Generationen hinweg zu unterstützen. Es ist selten, dass ein Berater alle Antworten hat, daher kann ein vertrauenswürdiges Team eine noch bessere Lösung für die Kunden sein.

Welche Unterschiede beobachten Sie in den Beratungspräferenzen zwischen den älteren und jüngeren Generationen?

Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die jüngeren Generationen, die wir befragt haben, zeigen ein gewisses Interesse an moderner Technologie, aber unsere Arbeit zum Thema Robo-Advice im Jahr 2022 deutet darauf hin, dass es keinen wirklichen Unterschied zwischen den Generationen gibt – Menschen bevorzugen menschliche Beratung gegenüber Robo-Advice, unabhängig vom Alter. Die Corona-Pandemie hat alle Generationen mit Videokonferenzen vertraut gemacht, sogar für Diskussionen über Finanzplanung. Der größte Unterschied im Finanzverhalten ist, dass jüngere Generationen verstehen, dass sie mehr für den Ruhestand sparen und investieren müssen, da die staatliche Rente weniger wahrscheinlich alle ihre Ausgabenbedürfnisse decken wird.

Wie können digitale Tools und Plattformen Finanzanlagenberatern helfen, auch die jüngeren Erben und Nachfolger erfolgreich zu erreichen und zu betreuen?

Diese Tools können helfen, Treffen zwischen Generationen zu koordinieren. Familien haben möglicherweise Erben in verschiedenen Ländern, in verschiedenen Zeitzonen – es ist selten, dass heute alle am selben Ort leben. Websites und digitale Plattformen können zudem die Persönlichkeiten der Berater offenbaren – sie können Kundenreferenzen, reale Beispiele und mehr Transparenz bieten. Grafiken und Videoillustrationen können helfen, Kunden über den Wert der Finanzplanung und des Investierens aufzuklären.

Könnten eventuell auch regulatorische und steuerliche Veränderungen den Vermögenstransfer in den kommenden Jahren beeinflussen?

Wir betrachten den Vermögenstransfer global und dann nach Ländern. Dies ist ein Bereich mit großen Unterschieden im Ansatz: Einige Länder haben keine Erbschaftsteuer, andere eine, die vom Nachlass gezahlt wird, und wieder andere (wie Deutschland) haben eine Erbschaftsteuer, die von den Begünstigten gezahlt wird, mit einigen Ausnahmen. Jedes Land hat eine Reihe komplizierter Regeln, Schwellenwerte und Ausnahmen. Es ist entscheidend, einen Finanzplan zu haben, um diese zu verstehen. Berater leben diese Regeln und wissen, wie sie auf Änderungen reagieren müssen. Die Komplexität bedeutet, dass gute Beratung entscheidend ist.

Welche Kompetenzen und Weiterbildungen sind für Finanzberater entscheidend, um den Herausforderungen des Vermögenstransfers gerecht zu werden?

Der Ausgangspunkt für Berater ist technisches Wissen und das Aufrechterhalten dieses Wissens. Berater haben Prüfungen abgelegt, um ihre Qualifikationen zu erwerben, aber die einfachsten Dinge sind oft am schwierigsten umzusetzen:

Haben Sie einfache, offene Fragen gestellt? Haben Sie wirklich auf die Antwort gehört? Haben Sie Fachjargon vermieden? Haben Sie Ihre Versprechen eingehalten?

Die Arbeit eines Beraters ist nie abgeschlossen – die Bedürfnisse der Kunden ändern sich, das Vermögen ändert sich, Familien und Beziehungen ändern sich.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2025 und in unserem ePaper.

Bild: © Sebastian Lewis, Vanguard

 
Ein Interview mit
Sebastian Lewis