Die 90-Tage-Frist, die US-Präsident Donald Trump nach seiner ursprünglichen Ankündigung Anfang April ausgesprochen hatte, ist vergangene Woche ausgelaufen. Jetzt schlägt es erneut 13 und der Mann im Weißen Haus hat neue Zölle für Waren aus der Europäischen Union (EU) angekündigt. 30% sollen diese betragen, Stichtag: 01.08.2025.
Generell hat man in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass derartige Ankündigungen vor allem kurzfristig ihre Wirkung am Kapitalmarkt hinterlassen. Längerfristig betrachtet aber erholte sich die Börse dann. Wie wird es diesmal laufen? Einmal ganz abgesehen davon, dass Trump morgen schließlich schon wieder ganz andere Vorstellungen für seine Außenpolitik haben könnte – soll ja gelegentlich vorkommen. Und auch wie die Europäische Union reagieren wird, steht noch aus.
Wie steht es um die Börse?
Schaut man sich die europäischen und die deutschen Börsen an, so ist am Montagnachmittag durchaus ein Absinken zu verzeichnen. Der Dax bspw. steht bei knapp über 24.000 Punkten, hat diese Grenze jedoch im Laufe des Tages schon unterschritten – insgesamt ein Minus von knapp 1% zum Freitag und noch etwas mehr Verlust, wenn man sich die Bestmarke von 24.639 Punkten vom Donnerstag vor Augen führt.
Etwas abgeschwächter sind die Rückgänge beim EURO STOXX 50 und beim STOXX Europe 600. Letzterer hat im Vergleich zum Freitag lediglich ein Minus von rund 0,4% einstecken müssen, der EURO STOXX 50 von etwa 0,7% (Stand: 15:33 Uhr am Montag).
Investmentexperten sehen Bedrohung für Wirtschaft
Matthias Hoppe von Franklin Templeton Investment Solutions sieht die Drohung der 30%-Zölle als eine harte Probe für die Widerstandsfähigkeit des Aktienmarkts. Trump hatte die Frist zunächst vom 09.07. auf den 01.08.2025 verschoben, wodurch es zu einer Erholung kam, in der Hoffnung auf ein Zollabkommen. Doch ein tatsächlicher Anstieg der Zölle auf 30% würde das Risiko eines Abschwungs beim Wirtschaftswachstum deutlich erhöhen, so Hoppe. Sollten die Verhandlungen keine besseren Bedingungen für die EU bringen, wären Vergeltungsmaßnahmen seitens der EU wahrscheinlich. Und ein umfassender Handelskrieg könnte die Finanzmärkte an die Entwicklungen unmittelbar nach dem „Liberation Day“ erinnern.
Dass Zölle dauerhaft auf diesem Niveau verharren, halte Hoppe jedoch für unwahrscheinlich. Die Toleranz der US-Regierung gegenüber Stress an den Aktien- und Anleihemärkten – und damit gegenüber wirtschaftlichem Schmerz in den USA – scheine begrenzt zu sein, zumindest gemessen an den jüngsten politischen Kehrtwendungen. Zudem signalisiere die EU mit der Verlängerung der Aussetzung eigener Gegenmaßnahmen ihre Verhandlungsbereitschaft und setze damit eher auf Deeskalation als auf Konfrontation.
„Ungemach“ an den Börsen?
Auch tagesschau.de hat einen Blick auf Expertenmeinung zu den Handelszöllen für EU-Waren geworfen und kam zu dem Fazit: „Knickt Trump nicht ein, droht den Börsen Ungemach.“ ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski kommentiert, dass der Brief von Donald Trump an die EU kein Liebes-, aber auch kein Hassbrief sei, sondern ein Brief, der den Druck in den laufenden Verhandlungen erhöhen soll. Und auch Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets ist überzeugt: „Die 30% werden sicherlich nicht das Ende der Diskussion sein.“ Kurzfristig solle man als Anleger keine falschen Entscheidungen treffen.
Die deutsche Wirtschaft sehen die Experten allerdings bei derartigen US-Zöllen durchaus in Gefahr. Laut Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer könnten die Zölle das deutsche BIP innerhalb von zwei Jahren um 0,7% reduzieren und ein Teil des durch die höheren staatlichen Investitionen erhofften Aufschwungs würde verpuffen. (mki)
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