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ESG-Daten und -Ratings oft zu teuer und verbesserungswürdig

Die BaFin hat in einer Studie untersucht, wie Kapitalverwaltungsgesellschaften Daten und Ratings zum Thema Nachhaltigkeit bewerten. Das Ergebnis ist überwiegend nicht zufriedenstellend, denn ESG-Ratings seien demnach häufig zu teuer und die Datenqualität verbesserungswürdig.

In der Finanzbranche nehmen im Bereich der Nachhaltigkeit gesetzliche Änderungen und die damit einhergehenden Berichts- und Transparenzpflichten stetig zu – auch die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten steigt, so leitet die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Zusammenfassung einer Studie ein, mit der sie die Qualität von ESG-Daten und -Ratings untersuchte. Denn zur Klassifizierung nachhaltiger Produkte und zur Einhaltung der gesetzlichen Berichts- und Transparenzpflichten sei eine valide Datengrundlage unabdingbar, doch bis dato gebe es keinen einheitlichen Standard bezüglich der Erhebung und des Umgangs mit ESG-Daten und -Ratings.

In der Untersuchung hat die BaFin 30 deutsche Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) und sechs ESG-Ratinganbieter zu dem Thema befragt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ESG-Ratings und -Daten wohl zu teuer und verbesserungswürdig seien.

Externe und interne ESG-Daten

Ein Großteil der KVGen, nämlich 83%, greift zur Datenerhebung auf externe Anbieter zurück und verwendet die ESG-Daten und -Ratings dieser Anbieter. 84% der KVGen zieht MSCI als Datenanbieter heran, gefolgt von ISS (44%), Bloomberg (28%) und Sustainalytics sowie Solactive (je 20%). Über 70% der KVGen, die externe Datenanbieter heranziehen, nutzen mehr als einen Anbieter.

Lediglich 17% der KVGen verwenden nur intern erhobene Daten. Dabei handelt es sich um KVGen, die ausschließlich alternative Investmentfonds wie z. B. Immobilienfonds verwalten.

Vorrangig legen die KVGen bei ihrer Auswahl eines externen Anbieters Wert auf die Datenqualität und Datenabdeckung sowie die Transparenz der Methodik. Kosten und Service der Anbieter und deren Reputation spielen ebenfalls eine Rolle.

Angemessenheit der Kosten

Nur 18% der KVGen betrachten die Kosten für den Bezug von ESG-Daten und -Ratings als angemessen – 81% als nicht angemessen. Ursachen für die unverhältnismäßig hohen Kosten für ESG-Daten und -Ratings sei den KVGen zufolge die Konzentration auf eine geringe Anzahl an Datenanbietern und deren beherrschende Marktstellung, die es ihnen erlaubt, hohe Preise für ihre ESG-Daten und -Ratings zu verlangen.

Außerdem zeigen die Umfrageergebnisse, dass das eingeplante Budget der KVGen für ESG-Daten und -Ratings von 2022 bis 2024 stetig gestiegen ist. Das Thema habe also schon heute einen hohen Stellenwert im Investmentprozess.

Mangelnde Vergleichbarkeit, Datenqualität und Service

Beim Umgang mit ESG-Ratings sehen die KVGen insbesondere die mangelnde Vergleichbarkeit als problematisch an. Während z. B. ein führender Anbieter Unternehmen von „AAA“ bis „CCC“ bewertet mit dem Ziel, den Umgang der Unternehmen mit finanziell relevanten ESG-Risiken zu bewerten, misst ein anderer Anbieter auf einer Skala von 0 bis 100 die Übereinstimmung der Strategie eines Unternehmens mit der EU-Taxonomie und in Bezug auf die sozialen Aspekte mit den Sustainable Development Goals.

Auch betrachten rund 38% der KVGen die Qualität extern erhobener ESG-Daten und -Ratings als „hoch“, während 62% der KVGen diese Einschätzung nicht teilen. Als Gründe werden neben der zum Teil schlechten Datenabdeckung auch die zum Teil unzureichende Aktualität der Daten genannt. Der Zeitraum zwischen der Verfügbarkeit von neuen Informationen und der Aktualisierung der ESG-Daten und -Ratings durch die Anbieter würde zwischen tages- und jahresaktuell variieren.

Zudem seien zumindest einige KVGen nicht zufrieden mit dem Service der Datenanbieter. 36% der KVGen gaben an, dass ihre Rückfragen zu bestimmten Datensätzen in einem angemessenen Zeitrahmen beantwortet würden, während 64% der KVGen sich eine schnellere Beantwortung ihrer Fragen durch die Anbieter wünschten. (mki)

Bild: © 1STunningART – stock.adobe.com

 

Hochzinsanleihen unter der Lupe: Gutes Feld für High Yield?

Die Verbesserungen der Kreditqualität am Hochzinsmarkt haben die Anlageklasse gut für einen moderaten Konjunkturabschwung positioniert. Die Fundamentaldaten von Hochzinsanleihen sind stark, da die Unternehmen ihre Bilanzen und Liquiditätsprofile gestärkt haben, um eine Rezession besser überstehen zu können.

<h5>Ein Artikel von Paul Massaro, Portfoliomanager bei T. Rowe Price</h5><p>In den rund 15 Jahren seit der globalen Finanzkrise hat sich der Markt für Hochzinsanleihen in mehrfacher Hinsicht weiterentwickelt. Die Kreditqualität des Marktes hat sich insgesamt verbessert, das Kreditprofil einzelner High-Yield-Emittenten ist stärker geworden, und Anleihen größerer Emittenten sowie besicherte Anleihen machen einen wachsenden Anteil am Markt aus.</p><p class="zoombild" > <div class="zoomImage clearfix"><a href="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom_large/p…; rel="prettyPhoto" title=""><img alt="Hochzinsanleihen unter der Lupe: Gutes Feld für High Yield?" height="100" src="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom/public/…; typeof="Image" width="200" /><img class="zoomIcon" src="/sites/asscompact.de/themes/asscompact/gfx/zoom_icon.png" width="54"></a></div></p><p>Vor der globalen Finanzkrise hielt eine Minderheit des Marktes für Hochzinsanleihen ein durchschnittliches Kreditrating von BB, das am oberen Ende des Spektrums der Hochzinsratings lag. Der Anteil des Marktes, der mit BB bewertet wird, ist stetig gestiegen, und heute hat der Großteil des High-Yield-Marktes ein solches Rating. Erfreulich ist, dass 2023 20% des Hochzinsmarktes innerhalb von zwei Rating-Upgrades des Investment-Grade-Status und 10% des Marktes innerhalb einer Bonitätsanhebung bewertet wurden, wie Daten von J.P. Morgan zeigen.</p><h5>Zusammensetzung des Hochzinsmarktes</h5><p>Diese Veränderung der Marktzusammensetzung trat im Laufe der Zeit auf, wobei Emittenten mit niedrigerem Rating auf den Markt für Bankkredite wechselten oder Kredite auf dem Markt für Direktkredite aufnahmen. Diese Märkte haben seit der globalen Finanzkrise erheblich an Größe zugenommen. Gleichzeitig wechselte eine beträchtliche Anzahl von Emittenten nach Herabstufungen der Bonität vom Investment-Grade-Markt zu Hochzinsanleihen. Der Eintritt dieser „gefallenen Engel“ in den High-Yield-Markt beschleunigte sich im Jahr 2020, da sich die Einschränkungen der Pandemie-Ära negativ auf viele Investment-Grade-Unternehmensanleihen auswirkten.</p><h5>Emittenten von Hochzinsanleihen im Wandel</h5><p>Das Profil des durchschnittlichen High-Yield-Emittenten hat sich gefestigt. Dieser Trend wurde durch den Anstieg der gefallenen Engel beschleunigt. Heute verfügt der durchschnittliche Emittent von Hochzinsanleihen über eine größere Bilanz und erwirtschaftet höhere Erträge als vor der globalen Finanzkrise. In Anbetracht der höheren Qualität und der allgemeinen finanziellen Flexibilität, die größeren Unternehmen mit höherem Cashflow geboten wird, sollte sich die Anlageklasse in einer soliden Position befinden, falls sich die wirtschaftlichen Aussichten abschwächen.</p><p>Diese Veränderungen bei den Emittenten von Hochzinsanleihen haben zu Veränderungen bei den Neuemissionen geführt. Da größere, qualitativ bessere Emittenten den Markt für Hochzinsanleihen dominieren, sind die Neuemissionen kleinerer Unternehmen dramatisch zurückgegangen. Die größeren Emissionsvolumina könnten die Liquidität am Hochzinsmarkt verbessern.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Die Fundamentaldaten der Unternehmensanleihen sind solide und die Bilanzen gefestigt--><h5>Die Fundamentaldaten der Unternehmensanleihen sind solide und die Bilanzen gefestigt</h5><p>Die Fundamentaldaten von Hochzinsanleihen scheinen trotz eines makroökonomischen Umfelds, das für Risikoanlagen eine Herausforderung darstellen könnte, widerstandsfähig zu sein. Seit der globalen Finanzkrise dominierten lange Zeit Refinanzierungen die Neuemissionen an den Hochzinsmärkten, da die Emittenten von den historisch niedrigen Zinssätzen profitierten. Nach dem anfänglichen Schock durch pandemiebedingte Shutdowns stiegen die Emissionen von Hochzinsanleihen zu attraktiven Finanzierungszinsen drastisch an, was die Liquidität der Bilanzen der Emittenten stärkte. Die Zinsdeckungskennzahlen stiegen ebenfalls, sodass die Emittenten ihren Schuldendienstverpflichtungen besser nachkommen konnten.</p><p>Darüber hinaus ist die Verschuldung von US-Hochzinsemittenten auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahrzehnt gesunken. Trotz der Erwartung einer sich verlangsamenden Konjunktur haben sich die Gewinne der meisten High-Yield-Emittenten gehalten, insbesondere in Branchen, die während der pandemiebedingten Schließungen stark unter Druck geraten waren, wie z. B. Kreuzfahrtunternehmen. Gestärkte Bilanzen und robuste Erträge versetzen High-Yield-Emittenten in eine solide Position, um in einen wirtschaftlichen Abschwung zu gehen.</p><h5>Weitere High-Yield-Emissionen mit attraktiven Funktionen</h5><p>Um die steigende Inflation zu bekämpfen, hat die US-Notenbank die Zinsen stark angehoben. Infolgedessen sind die Zinskosten vieler Emittenten von Bankkrediten, deren Kuponzahlungen an kurzfristige Zinssätze gebunden sind, gestiegen. Um dieses variabel verzinsliche Risiko auszugleichen, haben sich die Emittenten von Bankkrediten höherer Qualität dafür entschieden, ihre Kredite teilweise auf dem Markt für Hochzinsanleihen zu refinanzieren und dabei von der Sicherheit fester Kupons zu profitieren, während sie besicherte Hochzinsanleihen anbieten, um ihre vorrangig besicherten variabel verzinslichen Kredite zu ersetzen. Diese besicherten Hochzinsanleihen stellen Anleihen auf eine Stufe mit Krediten an der Spitze der Kapitalstruktur und bieten den Gläubigern im Falle eines Zahlungsausfalls möglicherweise höhere Beitreibungsquoten.</p><h5>Der Markt für Hochzinsanleihen zeigt sich widerstandsfähig</h5><p>Die aktuelle Ausfallrate ist zwar eine rückwärts gerichtete Kennzahl, aber unserer Meinung nach ein guter Indikator für die Stärke der Anlageklasse. Die Ausfallrate bei Hochzinsanleihen ist in jüngster Zeit gestiegen, liegt aber nach wie vor deutlich unter ihrem langfristigen Durchschnitt.</p><p>Die jüngsten Zahlungsausfälle waren weitgehend idiosynkratisch, einschließlich Emittenten, die in der Vergangenheit in Verzug geraten sind oder kürzlich notleidende Schuldtitel umgetauscht haben. Diese Ausfälle scheinen eher unternehmensspezifisch zu sein als das Ergebnis einer systemischen Schwäche des Hochzinsmarktes.</p><p> Angesichts einer relativ niedrigen Ausfallrate hat sich nach Ansicht von T. Rowe Price der Markt für Hochzinsanleihen durch größere, hochwertigere Emittenten und ein neues Angebot mit attraktiveren Eigen­schaften verbessert.</p><p>Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/de/profiles/53e4066999da-asscompact/editio…; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © peterschreiber.media – stock.adobe.com; Grafik: © Credit Suisse Group AG</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/914E0F2A-C34D-4B37-B7DE-0AAEF4849347"></div>

 
Ein Artikel von
Paul Massaro

BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

Der Fondsverband BVI hat seine Investmentstatistik für das deutsche Fondsjahr 2023 veröffentlicht. Finanzberater könnten von dem steigenden Bedarf an Geldanlageprodukten profitieren. Ein Großteil des investierten Neugeschäfts ging auch von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften aus.

„2023 war von geopolitischen Krisen, der anhaltenden Inflation und der Rückkehr der Zinsen geprägt“, so leitet der Fondsverband BVI seine Jahresbilanz zum Fondsjahr 2023 ein. Aktuell merkt man von diesen Herausforderungen zumindest am Aktienmarkt nicht viel. Denn seit November 2023 befinden sich die Märkte in einer, man könnte denken, unaufhörlichen Rallye – wohl stark geschürt durch die erwarteten Zinssenkungen.

Womöglich auch aufgrund dessen lief das Fondsjahr 2023 relativ erfolgreich mit einem „beachtlichen Neugeschäft“, so der BVI, von insgesamt 63 Mrd. Euro in Fonds und Mandaten. 12,9 Mrd. Euro davon sind als neue Gelder in offene Publikumsfonds geflossen – erfreulich im Vergleich zu den Abflüssen von 3,4 Mrd. Euro im Jahr 2022. Im ausschließlich institutionellen Geschäft belief sich das Neugeschäft der Branche auf 49,5 Mrd. Euro. 33,7 Mrd. Euro entfallen davon auf offene Spezialfonds, 10,9 Mrd. Euro auf Mandate und 4,9 Mrd. Euro auf geschlossene Spezialfonds. Laut BVI-Präsident Dirk Degenhardt ist der Fondsabsatz auch 2024 positiv gestartet. Die besagte gute Stimmung an den Aktienmärkten Ende letzten Jahres spiegle sich darin wider.

 

BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

 

Deutschland größter EU-Fondsmarkt

Nimmt man das verwaltete Vermögen privater und institutioneller Anleger zusammen, so legte dieses 2023 um 9% auf 4,149 Bio. Euro zu. Auf Sicht von zehn Jahren hat es sich laut BVI fast verdoppelt – wenngleich der Wert 2021 noch höher bei 4,311 Bio. Euro lag. In Deutschland sind über 600 Asset-Manager aus knapp 40 Ländern aktiv. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank ist Deutschland mit einem Anteil von 27% der größte Fondsmarkt in der EU.

Die größte Fondsgruppe in Deutschland sind offene Spezialfonds mit einem Vermögen von 2,079 Bio. Euro. Zusammen mit Mandaten im Wert von 634 Mrd. Euro entfallen fast zwei Drittel des verwalteten Gesamtvermögens auf das Geschäft mit zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften. In offenen Publikumsfonds verwaltet die Branche 1,382 Bio. Euro und auf geschlossene Fonds entfallen 54 Mrd. Euro.

Aktienfonds ganz vorne

Die Absatzliste der Publikumsfonds führen 2023 Aktienfonds mit Zuflüssen von 12,9 Mrd. Euro an. Im Vorjahr erhielten sie 0,5 Mrd. Euro neue Gelder. Während Anleger vor allem global investierende Fonds kauften (16,9 Mrd. Euro), flossen aus Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland 3,2 Mrd. Euro ab. 10,2 Mrd. Euro entfallen von den gesamten Zuflüssen auf Aktien-ETFs und 2,7 Mrd. Euro auf aktiv gemanagte Fonds. Das von Aktienfonds verwaltete Vermögen ist im letzten Jahr um 17% auf 624 Mrd. Euro gestiegen.

Bei Rentenfonds wiederum gab es eine Kehrtwende beim Neugeschäft. Nach Abflüssen von 16,5 Mrd. Euro im Vorjahr erhielten sie 2023 netto 12,7 Mrd. Euro neue Gelder. Unternehmensanleihen-Fonds mit 4,9 Mrd. Euro und Euro-Rentenfonds mit 4,5 Mrd. Euro dominierten dabei das Geschäft. Mit Zuflüssen von 7,9 Mrd. Euro entfällt über die Hälfte des Neugeschäfts auf Renten-ETFs. Das Vermögen aller Rentenfonds beträgt 211 Mrd. Euro. Geldmarktfonds liegen mit 4,1 Mrd. Euro auf dem 3. Platz der Absatzliste. Sie verwalten ein Vermögen von 39,4 Mrd. Euro.

Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften dominieren Spezialfonds

 

BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

 

Offene Spezialfonds verzeichneten Zuflüsse von 33,7 Mrd. Euro – 2022 waren es 62,7 Mrd. Euro. Die Top 2 beim verwalteten Vermögen sind hier die Altersvorsorgeeinrichtungen, also z. B. Pensionskassen, mit 716 Mrd. Euro, und Versicherungsgesellschaften mit Anlagen von 541 Mrd. Euro in Spezialfonds. Auf beide Gruppen zusammen entfallen 60% des Gesamtvermögens. Aus diesen Zahlen werde, so der BVI, einmal mehr deutlich, dass die Asset-Management-Branche einen hohen Stellenwert bei der Altersvorsorge in Deutschland hat.

Bei Immobilienfonds ging das Neugeschäft im Jahr 2023 zurück. Nach Zuflüssen von 0,7 Mrd. Euro im ersten Quartal und 0,3 Mrd. Euro im zweiten Quartal verbuchten die Fonds Mittelrückgaben von 0,1 Mrd. Euro im dritten Quartal und 0,8 Mrd. Euro im vierten Quartal. Das Neugeschäft 2023 summiert sich auf 0,1 Mrd. Euro. Mischfonds verbuchten Abflüsse von 15,5 Mrd. Euro.

Relevanz für Berater

Nennenswert sind bei der BVI-Statistik auch die Differenzen zwischen dem privaten und dem institutionellen Geschäft. Privatanleger investieren zum größten Teil in offene Publikumsfonds, deren Neugeschäft mit 12,9 Mrd. Euro lediglich gut 20% des Gesamtneugeschäfts von 63 Mrd. Euro ausmachte. Dennoch zeigt sich auch aufgrund dieser Zuflüsse das steigende Interesse an der Geldanlage.

Dass mit 10,2 Mrd. Euro der Großteil des Neugeschäfts bei offenen Publikumsfonds auf ETFs fällt, wirft wiederum die Frage auf, wie sich Finanzberater auch dieses Geschäftsfeld zunutze machen können. Der BVI liefert zwar keine Daten dazu, über welche Vertriebswege in diese Produkte investiert wird, generell gelten aber Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital als treibende Motoren hinter der steigenden Beliebtheit der börsengehandelten Indexfonds.

Große Firmen schwächeln

Trotz des „beachtlichen“ Fondsjahres mussten einige Vermögensverwalter, darunter auch große Firmen, Nettomittelabflüsse verzeichnen. Dazu zählen u. a. Amundi, AllianzGI und Flossbach von Storch. Die Deka Gruppe sowie Union Investment und ODDO BHF dagegen hatten zum Jahresende viele Mittelzuflüsse stehen. (mki)

Bild: © AITTHIPHONG – stock.adobe.com; Grafiken: © BVI

 

Eine 100%-ige Garantie für Nachhaltigkeit gibt es nicht

Das Interesse am Thema Nachhaltigkeit wächst auch bei der Geldanlage – doch leider lässt die Transparenz der Anbieter immer wieder zu wünschen übrig. Die EU-Offenlegungsverordnung schafft auch keine wasserdichte Abhilfe. Walter Hatak erläutert, wie man Nachhaltigkeit möglichst sicher identifizieren kann.

Ein Artikel von Walter Hatak, Head of Responsible Investment bei der Erste Asset Management

ESG-Investments sind nachgefragter denn je. Immer mehr grüne (Finanz-)Produkte finden daher ihren Weg auf den Markt. Doch der Trend birgt auch Risiken, etwa Greenwashing: die Nutzung des Nachhaltigkeitsversprechens zu Verkaufs- und Marketingzwecken, ohne das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernsthaft zu berücksichtigen. Leider ist es auf den ersten Blick gar nicht so einfach, vermeintlich grüne und tatsächlich grüne Anlagen voneinander zu unterscheiden. Vor allem Anleger, die gerne einen Impact mit ihrem Investment schaffen möchten, stellt das vor Herausforderungen. Es gibt jedoch ein paar Faktoren, die jeder überprüfen kann – orientieren kann man sich dabei am Erdbeerjoghurt im Supermarkt.

Wer Greenwashing betreibt, wird in der Regel früher oder später ertappt. Im letzten Jahr gingen mehrere Skandale bekannter Unternehmen durch die Medien. Sei es das Möbelhaus, das mit nachhaltig zertifiziertem Holz wirbt und illegale Abholzungen aus Rumänien einkauft. Oder der Energieversorger, der sich Grün groß auf die Fahnen schreibt, aber nur 2% nachhaltig erzeugt. Fälle wie diese werfen die Frage auf: Wie kann ich mich vor einer Täuschung schützen und woran erkenne ich ein wirklich nachhaltiges Produkt?

Greenwashing im Bereich der Geldanlage zu identifizieren, ist sehr komplex. Das beginnt damit, dass in der Finanzindustrie keine einheitliche Definition dafür existiert. Konzepte wie ESG dienen als Orientierungsrahmen zur Einordnung und doch gibt es keine 100%-ige Garantie dafür, dass das Geld wirklich im Sinn von Environment, Social und Governance investiert wird.

Hilfe durch die Politik

Die Europäische Union hat das erkannt und im Jahr 2020 mit Taxonomie-Regeln für die Finanzindustrie eine erste Hilfestellung gegeben. Sie schreibt die Offenlegung für die Produkte vor, die in einem ESG-Fonds enthalten sind. Wer also grün lediglich im Namen trägt, den wird der Markt schon bestrafen, so das Kalkül. Aber welcher Anleger liest wirklich das Kleingedruckte im Prospekt und versteht alles, was dort in Juristensprache verklausuliert steht? In der Quintessenz geht es bei Fonds nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung darum, dass ESG beworben wird. Welche Qualität das nachhaltige Bestreben tatsächlich aufweist, ist nicht relevant. So kann man auch offenlegen, dass man nichts tut, und hat den Vorschriften von Artikel 8 Genüge getan. Greenwashing ist allerdings de facto ausgeschlossen, weil nach exakten Parametern offengelegt werden muss, was der grüne Fonds tatsächlich macht.

Bei Artikel-9-Fonds ist das wiederum strenger: Mit einer nachhaltigen Investition muss ein ökologisches oder nachhaltiges Ziel angestrebt werden. Wer primär einen positiven ökologischen und/oder sozialen Impact mit seiner Anlage erzielen will, sollte im ersten Schritt eher auf Artikel 9 statt Artikel 8 setzen. Als weiteren Tipp hilft es, darauf zu achten, ob es in der jüngeren Vergangenheit durch die jeweilige Fondsgesellschaft eine größere Anzahl an Rückstufungen von Nachhaltigkeitsfonds gegeben hat. Das wäre ein Hinweis, dass in Anbetracht der nun vorgeschriebenen Transparenz der Glaube an die eigene Nachhaltigkeit plötzlich verloren gegangen ist, und spricht nicht für das jeweilige Fondshaus.

Alles eine Sache der Definition

Auf Artikel 8 und Artikel 9 zu schauen, ist allerdings ebenfalls keine Garantie für eine verifizierte Nachhaltigkeit. Ein gutes Beispiel ist der Vergleich mit einem Erdbeerjoghurt: Aufgrund gesetzlicher Vorgaben werden dort sämtliche Zutaten ausgewiesen. Damit wird einerseits Transparenz ähnlich wie bei den Vorgaben für Nachhaltigkeitsfonds geschaffen, allerdings verursacht es für den Konsumenten einen enormen Aufwand, sämtliche Zutatenlisten zu lesen und miteinander zu vergleichen.

Externe Zertifizierung ist Key

Wer keine Zeit für diese Selbstrecherche hat, kann dies den Auditoren von Nachhaltigkeitssiegeln überlassen. So können Fondsgesellschaften wie beim TÜV ihre Fonds für eine Nachhaltigkeitsanalyse beim Österreichischen Umweltzeichen oder dem deutschen FNG-Siegel einreichen und erhalten bei positiver Prüfung als Plakette das Umweltzeichen bzw. das FNG-­Siegel mit bis zu drei Sternen, abhängig vom Ergebnis der Nachhaltigkeitsqualität.

Auch hier kommt der Erdbeerjoghurt als Vergleich zum Einsatz: Mittlerweile wird auf Lebensmitteln der „NutriScore“ abgebildet, der die Lebensmittelqualität in Bezug auf die Gesundheit bewertet. Zwar hat auch dieses Siegel Defizite, doch hilft es in den meisten Fällen auf einen Blick, Produkte einzuordnen.

Eine Frage des Vertrauens

Für Fondsgesellschaften steht selbst viel auf dem Spiel, wenn sie nachhaltige Produkte vertreiben, nämlich ihre eigene Reputation. Dies wiegt umso schwerer, je länger das Fondshaus im Bereich nachhaltiger Anlage schon unterwegs ist.

Zusätzlich gilt es zu beachten, dass nicht nur über das Investment selbst im jeweiligen Fonds ein Impact erzielt werden kann, sondern noch mehr über den Dialog mit den jeweiligen Unternehmen sowie die Stimmrechtsausübung bei der Hauptversammlung. Dadurch kann Einfluss auf das Management ausgeübt werden, um ESG zu thematisieren und voranzutreiben. Nachhaltige Fondsgesellschaften stellen dies­bezüglich entsprechende Informationen auf ihrer Homepage trans­parent zur Verfügung.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Ralf Kabelitz – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Walter Hatak

53% der Deutschen investieren nicht

Die Investmentgesellschaft Mintos hat eine Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen in Auftrag gegeben. Demnach investieren 53% der Deutschen nicht in Finanzinstrumente. Viele Umfrageteilnehmer sind auch der Meinung, dass es keine ausreichende Finanzbildung in Deutschland gebe.

Das Marktforschungsunternehmen Censuswide und Mintos, eine Online-Anlageplattform, die Investitionen in alternative und traditionelle Anlagen anbietet, haben unter 2.000 Teilnehmern eine Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: 47% der Deutschen investieren aktiv in Finanzinstrumente – 53% tun dies dagegen nicht. Die Teilnehmer der Umfrage „So investieren die Deutschen“ wurden im November 2023 befragt.

Das große Segment der nicht-aktiven Anleger deute auf einen unerschlossenen Markt unter den Deutschen hin, erläutert Martins Sulte, CEO und Mitgründer von Mintos, die Ergebnisse. Gleichzeitig aber unterstreiche die nahezu gleichmäßige Verteilung zwischen aktiven und nicht-aktiven Anlegern das starke Interesse an Anlagemöglichkeiten.

Mehr Interesse bei mehr Anlagemöglichkeiten?

Die Studie zeigt, dass ein beträchtlicher Anteil (35%) der Nicht-Investoren plant, in Zukunft mit der Geldanlage zu beginnen. Laut Sulte könnten mehrere Motivationsfaktoren die Nicht-Investoren ansprechen, zu investieren, so z. B. die Möglichkeit, kleinere Beträge zu investieren, oder auch Wissen über das Investieren zu erlangen.

Zu den Hemmnissen für Investitionen zählen fehlende Mittel (52%) und die Angst, Geld zu verlieren (31%). Altersvorsorge (47%) und Sparen für Reisen (30%) sind hingegen die Hauptmotive für Investitionen, so Mintos. Deutsche Aktien (35%) und ETFs (31%) sind die bevorzugten Anlagemöglichkeiten, wobei 26% der Befragten Investmentbeträge zwischen 1.000 und 4.999 Euro in Betracht ziehen.

Nachholbedarf an Finanzwissen

Ein interessantes Ergebnis der Umfrage ist die wahrgenommene Lücke in der Finanzbildung: 69% der Befragten sind nämlich der Meinung, dass das deutsche Bildungssystem keine ausreichende Finanzbildung vermittelt, und 64% halten die Finanzbildung, die sie von ihren Eltern erhalten haben, für unzureichend.

Mehr aktive Anleger bei den Jüngeren

Einen klaren Unterschied gibt es bei der Investitionsbereitschaft zwischen Männern und Frauen. Männer sind mit 57% eher bereit, zu investieren, bei Frauen sind es 39%. Jüngere Menschen (16 bis 24 Jahre) weisen den höchsten Prozentsatz an aktiven Anlegern auf (63%), was auf ein wachsendes Interesse bzw. eine höhere Risikobereitschaft bei jungen Menschen hindeutet. Und wenn Anleger einen Anbieter von Anlageprodukten bewerten, stehen der Umfrage zufolge Sicherheit und Zuverlässigkeit an erster Stelle: 45% der Befragten betonen deren Bedeutung.

Unterschiedlich tiefes Finanzwissen über verschiedene Produkte

Die Mehrheit der Befragten gab zu, nur über begrenzte Kenntnisse auf dem Gebiet der Geldanlage zu verfügen, nämlich 54%. Im Gegensatz dazu halten sich 46% für sachkundig, und 9% sagen von sich selbst, über ein hohes Maß an Finanzwissen zu verfügen. Diese Unterschiede im selbst eingeschätzten Wissensstand unterstreichen die Vielschichtigkeit in der Ausprägung des Finanzverständnisses der Teilnehmer.

Was spezifische Finanzprodukte betrifft, so ergab die Studie, dass 45% der Befragten mit ETFs und Anleihen eine gewisse Erfahrung haben, während 55% angaben, sie hätten keine. Kryptowährungen sind weniger bekannt: Nur 40% der Befragten haben Erfahrung mit diesen Finanzprodukten, 60% dagegen nicht. (mki)

Bild: © Spaces – stock.adobe.com

 

Bericht: KI-gesteuerte Fonds ziehen oft den Kürzeren

Künstliche Intelligenz hält in Unternehmen immer mehr Einzug – auch bei den Asset-Managern, die einige ihrer Fonds von KI managen lassen. Doch laut einer Auswertung des Handelsblatts lassen die Renditen dieser Fonds häufig zu wünschen übrig.

Auch Vermögensverwalter versuchen immer mehr, künstliche Intelligenz (KI) in ihre Unternehmensprozesse einzubinden. So gibt es mittlerweile mehrere Fonds, bei denen die Asset-Manager ihre Anlagestrategie von KI steuern lassen, um eine höhere Rendite einzufahren als bei Fonds, die sich unter einem aktiven Management befinden.

Das Handelsblatt hat sich dieses Themas angenommen und basierend auf Daten von Scope Fund Analysis 17 KI-gesteuerte Anlageprodukte von insgesamt 13 Anbietern auf ihre Rendite untersucht und sie mit der Entwicklung aktiv gesteuerter Produkte verglichen – jeweils bezogen auf das vergangene Jahr 2023. Das Fazit fiel dabei für die KI-gesteuerten Produkte eher unterdurchschnittlich aus, die Renditen ließen im direkten Vergleich zu wünschen übrig. Es gab jedoch auch einige Ausnahmen mit deutlich zweistelligen Renditen, so das Handelsblatt.

Methodik

Hauptsächlich wurden bei der Auswertung Investmentfonds von klassischen Asset-Managern und FinTechs untersucht, die vornehmlich Aktienstrategien, teils auch fokussiert auf fallende Kurse anwenden. Laut Handelsblatt nutzen einige Verwalter auch mehrere Algorithmenmodelle gleichzeitig, um z. B. auch mit Anleihen, Währungen, Rohstoffen und speziellen Absicherungsmechanismen arbeiten zu können.

Bei den Vergleichsgrößen handelt es sich jeweils um die Endrendite im abgelaufenen Jahr und, sofern vorhanden, die Durchschnittsrendite für drei Jahre. Da die tatsächliche Leistung eines Managers oder einer KI sich jedoch besser mit einem Vergleichswert bestimmen lasse, so das Handelsblatt, enthält die Auswertung Angaben zur Mehrrendite gegenüber dem Durchschnitt einer Vergleichsgruppe. Beispielsweise werde eine internationale KI-Aktienstrategie mit dem Durchschnittsergebnis aller Fonds dieser Ausrichtung verglichen.

Der große Gewinner: Der „Xtrackers AI and Big Data UCITS ETF“

Die DWS stellt mit dem „Xtrackers AI and Big Data UCITS ETF“ den klaren Gewinner. Dieser erzielte nämlich 2023 die höchste absolute Rendite mit 61,7%. Gegenüber dem durchschnittlichen Ergebnis aller Aktienfonds mit Ausrichtung auf Technologiefirmen lieferte er außerdem 18,5 Prozentpunkte Mehrrendite. Laut Handelsblatt ermittle die DWS den Index gemeinsam mit der US-Technologiebörse Nasdaq und passe ihn halbjährlich an. Dabei wertet die Deutsche-Bank-Tochter Patentdatenbanken mit KI aus, um die Unternehmen mit den Geschäftsmodellen zu identifizieren, die sich in Zukunft am stärksten entwickeln werden. Patente würden, so wird DWS-Analyst Timur Shaymardanov im Handelsblatt zitiert, bessere Hinweise auf die Gewinne von morgen geben als viele andere Daten. Außerdem könne KI Patenttexte besser auswerten als ein Mensch, da diese sehr lang und kompliziert seien.

Auf Platz 2 bei der absoluten Rendite ist der „ODDO BHF Artificial Intelligence“, der sich auf internationale Tech-Aktien konzentriert, gelandet – mit 40,7% Rendite für 2023. Diese liegt allerdings 2,5 Prozentpunkte unter dem Durchschnittsergebnis aller Tech-Fonds.

KI enttäuscht

Insgesamt war die Performance der KI enttäuschend, denn nur 5 der 17 ausgewerteten Produkte zeigen eine relative Mehrrendite. Neben dem bereits genannten Xtrackers-ETF erzielte noch der „Dividend Select Aktien“ von Kepler-Fonds sowie der „First Private Wealth“ und der „FP Artellium Evolution“ von First Private und der „Global Q Equity M. Neutral“ von Ansa eine Mehrrendite.

Daher kommen die enttäuschenden Verläufe

Das Handelsblatt hat bei den Fondsanbietern nachgefragt, warum die Mehrrenditen bei KI-gesteuerten Fonds weitläufig ausbleiben. Andreas Sauer von Ansa, findet demnach, dass nur wenige sinnvolle Daten für die Finanzmärkte existieren, die auch noch schwer von nutzlosen Informationen zu unterscheiden seien. Auch gebe es nur Finanzmarktdaten für etwas mehr als drei Jahrzehnte.

Sebastian Wenz von First Private weist darauf hin, dass KI nach Mustern in historischen Daten suche. Doch wenn jene Muster sich nicht mehr wiederholen, dann würden sie auch nicht mehr funktionieren. Auch könne es bei weniger liquiden Werten „besonders schwierig“ werden, denn wenn KI eine Aktienchance erkenne, treibe möglicherweise die eigene Kauforder den Kurs, wenn wenige Verkaufsangebote den Handel nur zu einem deutlich höheren Kurs ermöglichen würden. Laut Wenz würde dies die ursprünglich erkannte Chance „zerstören“, weswegen der Algorithmus seine Entscheidung dann als Fehler betrachten und falsch weiterlernen würde. (mki)

AssCompact Digitalkongress „KI – Fluch oder Segen?“

Wo findet künstliche Intelligenz in der Versicherungsvermittlung und Finanzberatung bereits Anwendung? Wo sehen die Experten und Praktiker Potenziale? Fragen, die für Versicherungsmaklerinnen und -makler mit Blick in die nahe Zukunft wichtig sind. Beim AssCompact Digitalkongress „KI – Fluch oder Segen?“ am 22.02.2024 stellen drei namhafte Speaker ihre Erfahrungen vor – und liefern Antworten auf drängende Fragen. Weitere Informationen gibt es hier: asscompact.de/digitalkongresse

Bild: © darshika – stock.adobe.com

 

Swiss Life AM lanciert offenen ELTIF für Infrastrukturanlagen

Die Asset-Management-Sparte von Swiss Life bringt ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds auf den Markt. Die Auflage erfolgt als ELTIF, für den seit Januar 2024 weniger restriktive Regeln gelten als bislang.

„Swiss Life Funds (LUX) Privado Infrastructure S.A., SICAV-ELTIF“ – so lautet der Name des neuen European Long-Term Investment Funds (ELTIF) von Swiss Life AM. Die Asset-Manager-Sparte des Schweizer Versicherers hat den „Privado Infrastructure“ nun als ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds an den Start gebracht. Er ermöglicht privaten und institutionellen Anlegern in ausgewählten Ländern der Europäischen Union und Norwegen sowie qualifizierten Anlegern in der Schweiz, in private Infrastrukturanlagen zu investieren. Bislang war diese nur institutionellen Anlegern vorbehalten.

Die Auflage dürfte vor dem Hintergrund der neuen EU-Richtlinie „ELTIF 2.0“ geschehen, die privaten Anlegern weniger Restriktionen bei der Anlage in ELTIFs auferlegt. Auch gibt es weniger Vertriebsauflagen dieser Produkte. Deshalb positionieren sich derzeit mehrere Anbieter in Richtung ELTIF, so bspw. Moventum (in Zusammenarbeit mit Schroders) sowie Amundi. Auch die BaFin hat vergangene Woche einen Fragenkatalog dazu veröffentlicht, der u. a. Aspekte der Vermittlung von ELTIFs behandelt.

Strategie des Privado Infrastructure

Die Strategie des Fonds besteht darin, in den OECD-Ländern ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio aufzubauen, mit Fokus auf soliden Renditen in Sektoren wie erneuerbarer Energie, Energie- und Versorgungsbetrieben, Kommunikation, Transport und sozialer Infrastruktur, so informiert Swiss Life AM in einer Unternehmensmitteilung zu dem neuen Fonds. Im Portfolio befinden sich demnach mehr als 40 private Infrastrukturfirmen, die Anlagen in Wind- und Solarparks, Wasserkraftanlagen, Recycling-Firmen, Datenzentren, Glasfasernetze, Fernwärmenetze, Eisenbahnwagons, private Krankenhäuser und weitere Unternehmen beinhalten.

Berechtigte Anleger können über ihre Bank oder ihren Berater in den Privado Infrastructure investieren. Der Fonds wird aktiv und ohne Referenzindex verwaltet. Die erste Zeichnungsfrist endet am 30.04.2024. Danach haben berechtigte Anleger die Möglichkeit, monatliche Zeichnungen und vierteljährliche Rücknahmen vorzunehmen. Aufgrund der empfohlenen Anlagedauer von mindestens sieben Jahren ergänzt der Fonds die bestehenden Anlagen in anderen Anlageklassen wie Cash, Obligationen, Aktien oder Immobilien. (mki)

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Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

Die Finanzbranche ist sich einig, dass in diesem Jahr die Leitzinsen wieder sinken werden – fraglich ist nur, wann sie das tun werden. Der Vermögensverwalter HQ Trust hat anhand historischer Daten untersucht, welche Aktien dann typischerweise profitieren und welche nicht.

Einige rechnen im Juni damit, andere schon im April. Wann die Notenbanken die Leitzinsen wieder sinken werden, ist ungewiss. Dennoch wird dieser Schritt von Anlegern heiß erwartet, weswegen die Zinssenkungen teilweise auch schon im Markt eingepreist sind. Den Meinungen mancher Experten zufolge handelt es sich dabei jedoch um Wunschdenken.

Verschiedene Marktsektoren reagieren unterschiedlich auf Zinssenkungen. Und genau diese unterschiedlichen Performances hat sich der Kapitalmarktanalyst Sebastian Dörr von HQ Trust in einer neuen Untersuchung angesehen. Für diese hat Dörr das Abschneiden von 20 Sektoren in Phasen sinkender Zinsen ermittelt. Dazu berechnete er die relativen Renditen der jeweiligen globalen Sektorindizes im Vergleich zum weltweiten Aktienindex von Datastream. Seine Auswertung umfasst den Zeitraum vom 31.12.1984 bis zum 30.01.2024 und damit insgesamt 13 Phasen fallender Zinsen

Wer profitiert und wer leidet bei fallenden Zinsen?

Dörrs Untersuchung liefert diverse Erkenntnisse. Zum einen hält er allgemein fest, dass defensive Branchen deutlich besser bei fallenden Zinsen abschneiden als zyklische Sektoren. Eine „lupenreine“ Performance legten die Sektoren Nahrungsmittel, Getränke und Tabak sowie Körperpflege, Drogerie und Lebensmittelgeschäfte ab – diese schlugen in allen 13 Phasen sinkender Zinsen den Markt. Dem Gesundheitsbereich, der zudem im Gesamtzeitraum seit 1984 auf die beste Performance kam, gelang dies immerhin in 12 von 13 Fällen.

 

Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

 

Am Tabellenende stehen der Rohstoff- und der Energiesektor. Die Aktien beider Branchen blieben im Schnitt in 11 bzw. 10 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Keine eindeutigen Ergebnisse fand Dörr bei Branchen wie Telekommunikation, Versicherungen oder Chemie vor. Den Phasen mit einer Outperformance gegenüber dem breiten Markt standen in etwa gleich viele mit einer Underperformance gegenüber.

Das zweischneidige Schwert der Technologiebranche

Interessant ist für Dörr auch das Abschneiden der Technologiebranche. Denn in Phasen sinkender Zinsen blieben die Techaktien in 8 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Blickt man auf den Durchschnitt dieser Phasen, landen die Techtitel mit einer Underperformance von 6,3% sogar auf dem vorletzten Platz. Aber: Diese schlechten Zahlen fußen auch auf den hohen Verlusten nach dem Platzen der Techblase.

Über den Komplettzeitraum liegt Technologie bei der Performance nämlich immerhin auf Rang 2. Das gilt auch für die jüngste Phase sinkender Zinsen. Hier schnitten von den 19 anderen Branchen nur die Versorger besser ab. (mki)

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Gen Z investiert nachhaltig

Anleger aus der Generation Z achten verstärkt darauf, an welchen Unternehmen sie sich beteiligen. Sie machen sich Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen, wie eine Finanzumfrage von Ipsos zeigt.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat in einer Umfrage unter 1.000 Personen über 14 Jahren auch die Geldanlagepräferenzen der Generation Z beim Thema Nachhaltigkeit untersucht. Heraus kam dabei, dass die Gen Z verstärkt auf die Unternehmen achtet, in die sie investieren und sich außerdem Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen mache.

Gen Z legt mehr Wert auf Nachhaltigkeit

Jeder zweite Befrage (49%) in dieser jungen Altersgruppe signalisiert laut Ipsos, das eigene Geld aufgrund des Klimawandels bewusster in grüne Fonds bzw. ETFs oder nachhaltige, produktive Sachwerte investieren zu wollen. Bei den anderen Altersgruppen richtet nur gut jeder Vierte (28%) seine Geldanlagen in diese Richtung aus. Entsprechend wünschen sich 39% der Gen Z bei Finanzinstituten eine Anlageberatung, die einen größeren Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit von Investitionsprodukten legt. 41% sind außerdem der Meinung, dass es noch zu wenige Investitionsprodukte gibt, die den Klimaschutz unterstützen.

Renditeziele bei nachhaltigen Anlagen weniger wichtig

Für gut die Hälfte, nämlich 53%, der Gen Z sind den Umfrageergebnissen zufolge bei der nachhaltigen Investition nicht die Renditeziele vorrangig, sondern der positive Beitrag zur Erreichung der weltweiten Klimaziele. Die älteren Befragten sind in diesem Punkt grundsätzlich anderer Meinung, denn lediglich 23% halten die Renditeziele bei nachhaltigen Investitionen für nachrangig.

Allerdings wünschen sich auch in dieser Altersgruppe 28% der Befragten eine Anlageberatung, die das Thema Nachhaltigkeit stärker fokussiert. 37% sind außerdem der Meinung, es mangele an klimafreundlichen Investitionsprodukten.

Hoher Anteil nachhaltiger Fonds und Aktien in Depots der Gen Z

Die Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel zeigen, dass fast jeder Fünfte (18%) der Gen Z ein Depot mit einem Anteil von 32% (Gesamt 24%) nachhaltiger Fonds und einem Aktienanteil von 34% (Gesamt 22%) an nachhaltigen Unternehmen besitzt.

Aktuell gebe es, so Ipsos, jedoch weder eine einheitliche Definition noch verbindliche Regeln, die festlegen, was nachhaltige Geldanlagen sind. Viele Unternehmen, Fonds oder ETFs verwenden sogenannte ESG-Kriterien für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Ob die Nachhaltigkeitsziele eingehalten werden oder Unternehmen für die Aufnahme in einem nachhaltigen Fonds oder ETF infrage kommen, überprüfen Analysten und Ratingagenturen. Daher sei Transparenz und Nachvollziehbarkeit als Orientierungshilfe für die Gen Z sehr wichtig.

Für Finanzexperte Robert Kraus von Ipsos gibt es vor diesem Hintergrund auch eine Verantwortung bei den Finanzinstituten: „Die Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft eröffnet neue Anlagemöglichkeiten in Bereichen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Landwirtschaft. Private Anleger brauchen jetzt Informationen über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Anlagestrategien und konkret zur Bewertung der einzelnen Angebote.“

Über die Studie

Bei der Umfrage handelt es sich um eine bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung im Ipsos Accesspanel unter 1.000 Personen ab 14 Jahren, 196 in der Altersgruppe der Gen Z (ab Jahrgang 1996), speziell zum Thema Finanzverhalten und Klimawandel. Feldzeit: Frühjahr 2023.

Angereichert wurden die Ergebnisse mit Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel, in dem pro Quartal 20.000 Haushalte in Deutschland zu ihren Aktivitäten im Finanzmarkt befragt werden. Es werden Bestände, Neuabschlüsse inklusive Informationsprozess und Kündigungen in den Bereichen Bankendienstleistungen, Versicherungen und Bausparen erfasst. Das Ipsos Finanzmarktpanel analysiert dabei die Faktoren, welche die kurz- und mittelfristige Geschäftsentwicklung von Geldinstituten, Versicherungen und Bausparkassen prägen. (mki)

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DWS veröffentlicht Geschäftszahlen für 2023

2022 hatte die Asset-Management-Tochter der Deutschen Bank, die DWS, noch Mittelabflüsse zu verbuchen, doch 2023 ging es wieder aufwärts. Gerade das ETF-Geschäft hat dem Unternehmen ein erfolgreicheres Jahr als 2022 eingebracht, wie aus den jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen hervorgeht.

Der größte deutsche Vermögensverwalter, die zur Deutschen Bank gehörende DWS, hat zum Monatsbeginn Einblick in die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr 2023 gewährt. Das Fazit fällt besser aus als im Vorjahr, doch beim Wachstum ließ die DWS noch Federn.

Xtrackers dominieren

Das Unternehmen verzeichnete ohne Cash-Produkte ein Nettomittelaufkommen von 22,6 Mrd. Euro, mit Cash-Produkten waren es Zuflüsse von 28,3 Mrd. Euro. Laut der Unternehmensmitteilung trugen zu diesem Ergebnis alle drei Säulen des Geschäftsmodells bei – Passive, Active und Alternatives. Den weitaus größten Anteil an den Zuflüssen hatten jedoch ETFs, die von der DWS unter Xtrackers-Brand vertrieben werden.

Das verwaltete Vermögen (Assets under Management bzw. AuM) stieg im Vergleich zu 2022 um 75 Mrd. Euro auf 896 Mrd. Euro. Aufgrund der Marktturbulenzen im Jahr 2022 hatte die DWS das Jahr 2023 von einer signifikant niedrigeren durchschnittlichen AuM-Basis als im Jahr zuvor gestartet. Historisch gesehen liegt das verwaltete Vermögen jetzt wieder auf dem zweithöchsten Niveau, nur die Rekordzahlen von 2021 waren höher.

3% Ertragsverluste nach Steuern

Auch wenn das Jahr in Sachen Zuflüsse und AuM besser lief als 2022, gingen die Erträge der DWS jedoch etwas zurück. Die bereinigten Erträge fielen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf rund 2,6 Mrd. Euro (Geschäftsjahr 2022: 2,68 Mrd. Euro). Ursächlich hierfür waren laut DWS niedrigere Managementgebühren aufgrund niedrigerer durchschnittlicher AuM im Jahr 2023, während Performance- und Transaktionsgebühren sowie andere Erträge im Jahresvergleich höher ausfielen. Bei den Rückgängen spiegelt sich auch das im Vorfeld des Krieges in der Ukraine besonders positive Umfeld für Vermögensverwalter im ersten Quartal 2022 wider.

Konkret sind die Einnahmen aus Managementgebühren auf rund 2,3 Mrd. Euro gesunken – von rund 2,46 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2022. Der Gewinn des Konzerns hat sich ebenso insgesamt verringert von 595 Mio. Euro 2022 auf 567 Mio. Euro 2023.

Zuflüsse in ESG-Produkte

Die DWS konnte außerdem Nettomittelzuflüsse in Höhe von 4,9 Mrd. Euro in ESG-Produkte verbuchen – ein Thema, das den Vermögensverwalter in der Vergangenheit plagte und dies auch immer noch tut. Im Spätsommer wurde der DWS in den USA eine Millionenstrafe wegen Greenwashings auferlegt und auch in diesem Jahr schlugen bereits zweimal Beamte bei der DWS auf, um in deren Räumen im selben Fall zu ermitteln. Das berichtet u. a. das Handelsblatt. Die DWS habe sich hierbei jedoch laut der Staatsanwaltschaft Frankfurt, wie auch in der Vergangenheit, kooperativ gezeigt. In einer Pressemitteilung bekräftigt die Deutsche-Bank-Tochter außerdem die Pläne, mit den Behörden weiterhin „vollumfänglich“ zu kooperieren. (mki)

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