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Das Fondsspardepot im Mittelpunkt der Riester-Reform

Die mit dem Fondsspardepot verbundene Abschaffung von Renten- und Beitragsgarantie kann als größte Leistung des Riester-Reformvorschlags bezeichnet werden. Das Gesetz könnte als einer der bedeutendsten Reformerfolge seit Riester in die Geschichte eingehen, findet Franklin Templetons Martin Stenger.

<h5>Ein Artikel von Martin Stenger, Director Sales, Business Development Insurance – Germany, Austria & Switzerland bei Franklin Templeton</h5><p>Als Sozialminister Walter Riester im Jahr 2000 die Reform der gesetzlichen Rentenversicherung auf den Weg gebracht hatte, lag der Leitzins bei 4,5% und der Höchstrechnungszins der Lebensversicherung bei 4%. Seitdem wurde über 20 Jahre lang nichts mehr am Rentenkonzept geändert, und das, obwohl die Zinsen seitdem auf eine beispiellose Talfahrt geschickt worden waren. Auch die aktuelle inflationsgegensteuernde Zinspolitik der Zentralbanken wird am Niedrigzinsszenario auf lange Sicht nichts ändern, das in Teilen auch mit der demografischen Grundstruktur begründet wird: Die Babyboomer gehen in Rente, das umlagefinanzierte System wird auch durch verstärkte Zuwanderung nicht aufrechterhalten werden können. Eine Alterung der Gesellschaft geht fast immer mit deflationären Tendenzen einher. </p><h5>Keine Garantien mehr</h5><p>Das deutsche Rentensystem liegt am Boden: Nach Angaben der OECD beträgt das Deckungskapital von betrieblicher und privater Altersvorsorge nur 8% des deutschen Sozialprodukts und liegt damit weit unter dem Durchschnitt der OECD-Länder. Die Anzahl der Riester-Verträge ist seit 2018 sogar rückläufig. Vorsorgesparer haben aktuell nicht nur das Problem, dass ihre Ersparnisse zu geringe Zinserträge abwerfen, um im Alter den Lebensstandard zu halten: Es geht auch zu viel durch Kostenbelastung verloren, wie sie etwa durch die Renten- und die Beitragsgarantie erzeugt wird. </p><p>Die Abschaffung dieser beiden Garantien, die sich positiv auf die Rendite auswirken wird, kann daher als größte Leistung der Riester-­Reform bezeichnet werden, wie sie durch den Abschlussbericht der Fokusgruppe Mitte Juli an das Kabinett übergeben worden ist. So heißt es in der Begründung der Fokusgruppe: „Gerade bei einem langen Vorsorgezeitraum bergen Garantien den Nachteil, dass sie Anbieter vorrangig zu einer sicherheitsorientierten Anlage verpflichten und dadurch geringere Renditechancen bieten.“ Künftig werden Vorsorgesparer vor Beginn der Auszahlungsphase innerhalb eines Spielraums flexibel über ihr Vorsorgevermögen entscheiden können. Das Langlebigkeitsrisiko soll dann nicht mehr über eine verpflichtende Leibrente, sondern etwa über die Möglichkeit von separaten Versicherungslösungen abgedeckt werden können. Dies liefert dem Verbraucher eine höhere Flexibilität, z. B. bei der Finanzierung von Heilbehandlungsmethoden, dem Erwerb von Immobilien oder der Finanzierung von altersgerechten Umbaumaßnahmen. Den unterschiedlichen Lebensverläufen wird so künftig besser Rechnung getragen. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Größter Reformerfolg seit Riester--><h5>Größter Reformerfolg seit Riester</h5><p>Wenn das Kabinett nach der Sommerpause dazu das Gesetz beschließen wird, haben wir hier nicht nur den größten Reformerfolg seit Riester zu verzeichnen, sondern erleben wahrscheinlich auch einen der bedeutendsten Erfolge der an positiven Nachrichten zuletzt nicht gerade gesegneten Ampelregierung. </p><p>Von Bismarck ist das Bonmot überliefert: „Wer weiß, wie Gesetze und Würste gemacht werden, kann nachts nicht mehr ruhig schlafen.“ Einblicke in eine Wurst­fabrik mögen noch heute Schlafstörungen verursachen, das neue Gesetz zur Einführung von Fondsspardepots als Bestandteil der privaten Altersvorsorge wird dies ganz sicher nicht. Ein Blick in den Abschlussbericht räumt vor allem mit der Mär auf, Versicherungsgesetze würden von der Lobby der Versicherungswirtschaft gestrickt. Im Gegenteil: Die Vorstellungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden Versicherer dazu zwingen, den Allfinanzgedanken wieder in den Fokus zu rücken und über grundlegend neue Konzepte nachzudenken wie etwa die Einbeziehung von hochrentierlichen, aber illiquiden alternativen Investments in Versicherungslösungen sowie Anlageformen etwa aus den boomenden Bereichen Energie und Infrastruktur, die bislang nur großen institutionellen Anlegern vorbehalten waren. Das Gesetz wird also auch dringend notwendige Reformen auf der Anlage­seite befeuern und damit neuen Industrien den Weg ebnen.</p><h5>Breite Zustimmung </h5><p>Zwar trägt der Bundesverband Investment und Asset Management e. V. (BVI) den Abschluss­bericht zu großen Teilen mit, dennoch kann man hier nicht von einer ausschließlichen Vollstreckung von BVI-Interessen sprechen, da sich der Konsens über viele Verbände und Parteien erstreckt, die an der Fokusgruppe mitgewirkt haben: allen voran die drei Parteien der Ampelkoalition selbst, die mit ihren Staatssekretären aktiv mitgearbeitet haben, aber auch Vertreter der Wissenschaft, z. B. Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen von der Universität Mannheim und ZEW, Prof. Dr. Oskar Goecke von der TH Köln oder Prof. Dr. Marlene Haupt von der Hochschule Ravensburg-Weingarten, um nur einige zu nennen. Auch Vertreter der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) arbeiteten in der Fokusgruppe mit. Die wissenschaftliche Fundierung ist notwendig, um technische Nachbesserungen im Nachgang möglichst gering zu halten. Schließlich soll das Gesetz dazu führen, dass sich die private Altersvorsorge eines Großteils der Deutschen spürbar verbessert.</p><p>Als Blaupause des dem Kabinett vorgestellten Fondssparplans kann dabei durchaus das als 401K bezeichnete kapitalgedeckte Altersvorsorgemodell in den USA gelten, das immerhin zwei Drittel der US-Haushalte in Anspruch nehmen und aktuell einen Betrag von 41 Bio. US-Dollar verwaltet. Bereits die Riester-Reform konnte vor mehr als 20 Jahren mit einer Abdeckung von heute 54% einen beachtlichen Durchdringungsgrad erzielen. Ein derartiges Erfolgskonzept wie das 401K-­Depot in den USA kann nun als sehr gute Blaupause für Deutschland dienen und lässt einen optimistischen Ausblick für die heimische Altersvorsorge zu. Vor allem erlaubt es endlich eine bessere Vorsorge auch für mittlere und untere Einkommen.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 09/2023 und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/de/profiles/53e4066999da-asscompact/editio…; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Ralf Geithe – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/68325CF8-190A-4BE3-8E63-EB217F00D013"></div>

 
Ein Artikel von
Martin Stenger

Verwaltetes Vermögen nachhaltiger Fonds steigt

Der Fondsverband BVI hat neue Zahlen zum verwalteten Vermögen nachhaltiger Fonds in Deutschland veröffentlicht. Dieses ist im zweiten Quartal 2023 gestiegen und liegt jetzt bei über 800 Mrd. Euro. Deutsche Unternehmen stehen bei der Nachhaltigkeitsbewertung außerdem sehr gut da.

Im aktuellen BVI Fokus, der sich auf Nachhaltigkeit konzentriert, legt der Fondsverband die derzeitige Volumenentwicklung bei Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen dar. Zur Jahresmitte 2023 lag das verwaltete Vermögen demnach bei 849 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 3,4% gegenüber Ende März entspricht. Davon entfielen 668 Mrd. Euro auf Publikumsfonds gemäß Artikel 8 bzw. Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung. Das sind 50% der von deutschen Anlegern in Publikumsfonds investierten Gelder. Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalteten laut BVI 181 Mrd. Euro.

Zuletzt mehr nicht-nachhaltige Investitionen

Neu investierten die Deutschen im ersten Halbjahr 4,4 Mrd. Euro in Artikel-8- und -9-Fonds. Publikums- und Spezialfonds machten hierbei jeweils die Hälfte aus. Der Rest der Differenz (bei Publikumsfonds rund 16 Mrd. Euro, bei Spezialfonds etwa 7 Mrd. Euro) ist somit aus Bewertungsänderungen bereits erworbener Anteile entstanden. Insgesamt floss zuletzt mehr Vermögen in Fonds ohne Nachhaltigkeitsmerkmale (26,3 Mrd. Euro), was laut BVI vor allem damit zusammenhänge, dass Marktsegmente gefragt waren, die einen unterdurchschnittlichen Anteil an nachhaltigen Fonds aufweisen.

Insgesamt jedoch bleibe das Interesse am Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Fondsbranche auf hohem Niveau. Auch in den fünf Quartalen zuvor stieg das verwaltete Vermögen an – zumindest bei den Publikumsfonds, welches in Q1 2022 noch bei 586 Mrd. Euro lag. Außerdem bewerteten im ersten Halbjahr 2023 mehr als zwei Drittel (68%) Fach- und Führungskräfte der Fondsgesellschaften nachhaltiges Investieren als einen wesentlichen Wachstumstreiber, wie eine Umfrage des BVI zeigt. Außerdem wollen 55% im Nachhaltigkeitsbereich weiter Personal aufbauen. Dies sei der höchste Wert aller Unternehmensbereiche, noch vor Vertrieb und IT. Beide Indikatoren sind allerdings im Vergleich zu einer ähnlichen BVI-Befragung Ende 2021 gesunken.

Deutsche Unternehmen gut aufgestellt

Der BVI beruft sich in seiner Mitteilung außerdem auf eine aktuelle Auswertung von MSCI-Indexdaten, die zeigt, dass deutschen börsennotierten Unternehmen gute Nachhaltigkeitswerte bescheinigt werden. Dabei gehe es sowohl um die Exposition gegenüber ESG-Risiken als auch darum, wie gut diese Risiken gemanagt werden. Im Bereich Umwelt liege das Rating deutscher Unternehmen bei 6,6 – und damit deutlich vor allen anderen betrachteten Regionen (Platz 2: „Übriges Europa“ mit 6,4 und Platz 3: USA mit 6,1). Die Punktzahl reicht von 0 (niedrigste) bis 10 (höchste).

Bei sozialen Aspekten und Governance-Themen ist Deutschland der Auswertung zufolge ebenfalls in der Spitzengruppe. Im Bereich „Soziales“ liegt lediglich Japan mit 5,5 vor Deutschland (5,3). Bei Governance ist „Übriges Europa“ mit 6,4 an der Spitze vor Deutschland (6,0). Für die Auswertung wurde der MSCI Germany verwendet, wo der BVI auf einen aktuellen Sonderfall hinweist: Die Volkswagen Gruppe ist laut MSCI Gegenstand „schwerwiegender Kontroversen“ in Bezug auf mögliche Menschenrechtsverletzungen bei chinesischen Joint Ventures. Um diesen Faktor bereinigt wäre der deutsche Ratingwert noch höher. (mki)

Bild: © chekart – stock.adobe.com

 

Deutsche Bank hat Scalable Capital im Visier

Laut einem Medienbericht hat die Deutsche Bank den Neobroker Scalable Capital ins Auge gefasst. Wofür genau, ist noch unklar. Die Gespräche befinden sich angeblich noch in einem frühen Stadium. Es wäre jedoch nicht die erste Zusammenarbeit von Scalable mit einer klassischen Bank.

In Frankfurt am Main sitzt das größte Kreditinstitut Deutschlands – die passenderweise genannte Deutsche Bank AG. Wie das Handelsblatt aus Finanzkreisen herausgefunden haben will, blickt das Unternehmen derzeit etwa 400 km südöstlich in die bayerische Landeshauptstadt München. Diese ist die Heimat des Neobrokers Scalable Capital – direkter und größter Konkurrent von Trade Republic.

Laut Handelsblatt finden derzeit erste Gespräche zwischen den beiden Unternehmen zwecks einer möglichen Zusammenarbeit statt. Wie diese aussehen soll oder könnte, ist noch nicht bekannt.

Deutsche Bank mit Blick auf Scalable Capital

Den Angaben aus Finanzkreisen zufolge prüfe die Deutsche Bank aktuell, ob Scalable „für die Strategie des Instituts interessant“ sein könnte, sei es für eine Firmenbeteiligung oder als tatsächlicher Kooperationspartner. Aktuell beteiligt an dem Münchner Neobroker sind neben den Investoren Tengelmann Ventures und HV Capital auch einer der weltgrößten Vermögensverwalter, BlackRock, und der chinesische Internetkonzern Tencent.

Was steckt dahinter?

Bei dem Bericht und der derzeitigen Nachrichtenlage handelt es sich selbstredend nur um Spekulationen – auf Nachfrage von AssCompact wollte Scalable Capital die Gerüchte nicht kommentieren. Die Deutsche Bank ließ eine Nachfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Das Handelsblatt erwähnt allerdings, dass die Privatkundensparte der Deutschen Bank durchaus ein Interesse an Scalable Capital haben könnte. Die Bank arbeitet an einem App-basierten Angebot für Kunden mit Anlagebedarf, welches 2024 an den Start gehen soll. Der ehemalige Privatkundenchef der Deutschen Bank, Karl von Rohr, erläuterte bei der Ankündigung des Projekts, dass dieses sich an Menschen richten solle, die Wertpapiere online handeln und ihre Bankgeschäfte rein digital tätigen wollen. Weiterhin würde für die Stärkung der Aktivitäten im Bereich der Wertpapieranlage dafür sprechen, dass die Deutsche Bank sich stärker auf Geschäfte mit wenig Eigenkapitalverbrauch konzentriere und außerdem beim Baufinanzierungsgeschäft selektiver vorgehen wolle.

Scalable Capital seinerseits kooperiert bereits mit einigen Banken – die Deutsche Bank wäre also nicht die erste. Seit 2017 gibt es eine Zusammenarbeit mit der ING Deutschland, mit der 2021, so meldet das Handelsblatt, ING-Kunden rund 1,6 Mrd. Euro an Wertpapiervolumen bei dem Neobroker anlegten. Weiterhin arbeitet Scalable, wie eine Sprecherin auf Nachfrage von AssCompact mitteilt, mit der britischen Großbank Barclays, der spanischen Bank Santander und der Raiffeisen Bankengruppe in Österreich zusammen. Weitere Kooperationspartner sind die Targobank, Gerd Kommer Capital, Siemens Private Finance und Oskar. Eine eigene Banklizenz hat das Unternehmen allerdings nicht vorzuweisen. Die Konten und Depots liegen in der Obhut der Baader Bank.

Gut für Scalable?

Bei einer Übernahme oder einer Kooperation wären im Idealfall beide Parteien zufrieden. Die Geschäftszahlen bei Scalable waren jüngst nicht am höchsten Punkt der Skala. Zwar wächst das Kundenvermögen stetig (nach eigenen Angaben liegt es nun bei 15 Mrd. Euro, vergangenen Sommer waren es 10 Mrd. Euro), und auch die Umsatzerlöse konnten im Geschäftsjahr 2021 (neuere Zahlen sind derzeit nicht verfügbar) im Vergleich zum Vorjahr um knapp 135% auf 30,34 Mio. Euro steigen, so das Handelsblatt. Doch für 2021 meldete der Neobroker dennoch einen Jahresfehlbetrag von 51,18 Mio. Euro.

Weiterhin kommt auf die Neobroker wohl das Verbot von „Payment for Order Flow“, kurz PfOF, zu (AssCompact berichtete: Neues EU-Verbot bedroht Geschäftsmodell der Neobroker). Bei diesem Bezahlungsmodell leiten Neobroker und Direktbanken Aktienorders an einen Handelsplatz wie bspw. Gettex und anschließend an eine Handelsfirma weiter, die die Aktienorders ausführt und daraus Gewinn erwirtschaftet. Von diesem Gewinn erhalten die „Lieferanten“, also die Broker, einen Anteil, jenes „PfOF“. 2026 soll dieses Modell verboten werden, wodurch eine große Einnahmequelle solcher Anbieter wegfällt. (mki)

Bild: © JFL Photography – stock.adobe.com

Lesen Sie auch: Verbot von Payment for Order Flow – Zäsur für Fintechbranche

 

Weltweiter Dividendenrekord im zweiten Quartal 2023

Laut dem aktuellen Global Dividend Index der Londoner Investmentgesellschaft Janus Henderson Investors gab es im zweiten Quartal 2023 einen Rekord bei den weltweiten Dividenden. An der Prognose für den Rest des Jahres hält Janus Henderson jedoch fest – aufgrund der abkühlenden Wirtschaft.

Janus Henderson Investors, Vermögensverwalter in London, hat seinen Global Dividend Index veröffentlicht. Darin zeigt sich ein Rekord bei den weltweiten Dividendenausschüttungen im zweiten Quartal. Diese stiegen auf 568,1 Mrd. US-Dollar, ein Plus von 4,9% auf Gesamtbasis. Das bereinigte Wachstum von 6,3% bedeutete eine deutliche Steigerung gegenüber dem ersten Quartal und spiegelte die saisonale Dominanz Europas im zweiten Quartal wider, so Janus Henderson. In diesem Zeitraum nehmen auch die meisten europäischen Unternehmen ihre jährliche Ausschüttung vor.

10% bereinigtes Wachstum in Europa ohne Großbritannien

Im Jahresvergleich stiegen die Ausschüttungen in Europa um 9,7% insgesamt bzw. 10% bereinigt und damit am stärksten von allen Ländern. Insgesamt erreichten sie einen Rekordwert von 184,5 Mrd. US-Dollar und spiegeln die starke Profitabilität im Geschäftsjahr 2022 wider. Deutlich höhere Bankendividenden waren, so Janus Henderson, der wichtigste „Motor“ des europäischen Wachstums, gefolgt von den Automobilherstellern. Die Schweiz, Frankreich und Deutschland verzeichneten allesamt Rekordausschüttungen.

Laut Daniela Brogt, Head of Sales für Deutschland und Österreich bei Janus Henderson Investors, stiegen die deutschen Dividenden bereinigt um 9,2% auf einen Rekordbetrag von 44,7 Mrd. US-Dollar (40,8 Mrd. Euro). BMW hat die Allianz überholt und ist nach dem Konkurrenten Mercedes-Benz zum zweitgrößten Dividendenzahler in Deutschland aufgestiegen und zahlt dank eines starken Gewinnwachstums mehr als die doppelte Dividende wie vor der Pandemie. Knapp neun Zehntel der deutschen Unternehmen im Index erhöhten ihre Dividenden oder hielten sie konstant, aber es gab auch einige nennenswerte Kürzungen: Beispielsweise das schuldenfinanzierte Immobilienunternehmen Vonovia halbierte seine Dividende. Adidas kürzte seine Dividende derweil um fast 80%.

Wachstum in Japan, Abschwächung in den USA

In Japan stiegen die Dividenden um 8,4% – deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt, so Janus Henderson. Die Hälfte der japanischen Unternehmen im Index verzeichnete zweistellige Zuwachsraten. Die Wachstumsrate in den USA verlangsamte sich dagegen im sechsten Quartal in Folge auf 4,6%. In den Schwellenländern gingen die Dividenden zurück.

Banken als treibender Faktor

Aus sektoraler Sicht waren die Bankdividenden mit wenigen Ausnahmen weltweit stark. Auf sie entfiel die Hälfte des globalen Wachstums im zweiten Quartal, da steigende Zinssätze die Margen ankurbelten und die pandemiebedingte Unterbrechung der Dividendenzahlungen im Zahlenwerk keine Rolle mehr spielten. Die HSBC in Großbritannien konnte beispielsweise erneut vierteljährliche Ausschüttungen auf einem viel höheren Niveau vornehmen. In Singapur sorgten die Banken für einen Rekord bei den Gesamtauszahlungen.

Plus bei den Autos, Minus beim Bergbau

Die Automobilhersteller waren für ein Siebtel des Anstiegs der Ausschüttungen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr verantwortlich. Die Hälfte davon kam von deutschen Unternehmen, doch der Sektor war weltweit stark. Das größte Minus kam von den Bergbauunternehmen aufgrund der niedrigeren Rohstoffpreise, während die Ausschüttungen im Ölsektor aufgrund von Kürzungen seitens der lateinamerikanischen Produzenten zurückging.

Zusammenfassend haben weltweit 88% der Unternehmen im zweiten Quartal ihre Dividenden entweder erhöht oder konstant gehalten.

Unveränderte Jahresprognose für 2023

Trotz der sehr positiven Bilanz im zweiten Quartal hält Janus Henderson allerdings an seiner Jahresprognose fest. Grund dafür sei die Verlangsamung des erwarteten globalen Wirtschaftswachstums. Der Vermögensverwalter rechnet weiterhin mit einem Anstieg der Ausschüttungen um insgesamt 5,2% auf einen Rekordwert von 1,64 Bio. US-Dollar, was einem bereinigten Wachstum von 5% entspricht. (mki)

Bild: © Titipong – stock.adobe.com

 

Columbia Threadneedle legt nachhaltigen Aktienfonds auf

Der Vermögensverwalter Columbia Threadneedle erweitert seine nachhaltige Produktpalette um einen globalen Aktienfonds, der nach dem Bottom-up-Ansatz in nachhaltige Aktien investiert. Der Artikel-8-Fonds legt besonderen Wert auf Value-Aktien.

<p>Am 02.08.2023 hat Columbia Threadneedle Investment, Asset-Manager mit Hauptsitz in Boston, den CT (Lux) Sustainable Global Equity Enhanced Income aufgelegt. Dabei handelt es sich um einen Artikel-8-Fonds mit Core-/Value-Ansatz, bei dem ein konzentriertes Portfolio aus Value-Aktien aufgebaut wird. Dadurch unterscheide sich der Fonds von den meisten anderen nachhaltigen Fonds, die eher auf Growth-Titel setzen, so das Unternehmen in einer Mitteilung.</p><h5>Globaler Aktienfonds von Columbia Threadneedle</h5><p>Der Fonds wird von Nick Henderson, Portfoliomanager für globale Aktien, aktiv verwaltet. Mit der Strategie zielt Columbia Threadneedle darauf ab, attraktive und stabile Erträge aus einem Kernportfolio führender nachhaltiger Unternehmen zu erzielen. Dabei wird eine Rendite angestrebt, die den MSCI All Country World Index übertreffen soll. Durch eine zusätzliche Overlay-Strategie sollen die Renditen weiter gesteigert werden. Ziel ist eine kombinierte Rendite von 4% bis 8% jährlich.</p><p>Der Fonds ist nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung eingestuft und hat bei der Titelauswahl einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsthemen. Dazu identifizieren Henderson und sein Team etwa 30 bis 50 Aktien von Unternehmen, die von Nachhaltigkeitstrends profitieren dürften oder dazu beitragen. Im Zentrum stehen dabei Trends wie die Energiewende, Gesundheit und Wohlbefinden sowie nachhaltige Städte.</p><p>Um die nachhaltigen Ziele der Investoren zu erreichen, verfolgt der Fonds eine Philosophie bestehend aus drei Punkten. Zum einen sollen Unternehmen mit schädlichen oder nicht nachhaltigen Praktiken vermieden werden. Außerdem soll er Investments in Unternehmen tätigen, die einen positiven Beitrag zu Gesellschaft und/oder Umwelt leisten, und er soll durch aktiven Dialog und Ausübung von Stimmrechten den Umgang der Unternehmen mit ESG-Problemen verbessern.</p><h5>Nachhaltige Strategie mit Core/Value-Ansatz</h5><p>Das Portfolio des Fonds werde, so Columbia Threadneedle, stärker auf den faktorbasierten Core/Value-Stil setzen als viele bestehende nachhaltige Aktienportfolios. Diese seien in der Regel stärker Growth-orientiert. Eine risikogesteuerte Call-Overlay-Strategie soll den „natürlichen“ Ertrag des Portfolios steigern und zur Diversifizierung beitragen sowie außerdem die Fondsrendite um 2% bis 4% jährlich erhöhen. (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Wanan – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/AAE92FBB-F2E4-44CC-80B8-088F0B253289"></div>

 

Netfonds verbucht erfolgreiches zweites Quartal 2023

Der Vermögensverwalter und Maklerpool Netfonds hat seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2023 veröffentlicht. Der Bruttoumsatz ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Der Vorstand bestätigt derweil die Prognose für das Gesamtjahr 2023.

Die Netfonds AG, ihres Zeichens Maklerpool, Haftungsdach, Mehrfachagent und Vermögensverwalter, konnte im zweiten Quartal 2023 einen Bruttoumsatz von 46,5 Mio. Euro erzielen. Im zweiten Quartal 2022 waren es 45,6 Mio. Euro. Der konsolidierte Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2023 betrug 93,3 Mio. Euro (H1 2022: 91,8 Mio. Euro). Dies entspricht einer Steigerung von 1,7% gegenüber dem Umsatz des Vorjahres, wie das Unternehmen meldet.

Die fakturierten Nettoerlöse nach Abzug der Vergütungen an die angeschlossenen Kunden und Berater stiegen im zweiten Quartal 2023 überproportional um 20,3% auf 9,6 Mio. Euro (Q2 2022: 8,0 Mio. Euro). Im gesamten ersten Halbjahr lagen die Erlöse bei 17,6 Mio. Euro und damit um 6,1% über dem Vorjahresergebnis (H1 2022: 16,6 Mio. Euro).

EBITDA verbessert

Auch das EBITDA, also der Gewinn des Unternehmens vor Abzug der Steuern, Zinsen und Abschreibungen, konnte die Netfonds Gruppe im zweiten Quartal 2023 auf 1,5 Mio. Euro verbessern (Q2 2022: 0,9 Mio. Euro). Das EBIT lag im Berichtszeitraum bei 0,8 Mio. Euro (Q2 2022: 0,0 Mio. Euro). Bedingt durch ein leicht positives Zinsergebnis fiel das EBT mit 0,9 Mio Euro etwas höher als das EBIT aus.

Auf Halbjahressicht erreichte das EBITDA einen Wert von 1,9 Mio. Euro (H1 2022: 2,8 Mio Euro), was einem Rückgang von –32,7% entspricht. Das EBIT erreichte 0,5 Mio. Euro (H1 2022: 1,1 Mio. Euro), und das EBT lag ebenfalls bei 0,5 Mio. Euro (H1 2022: 1,0 Mio. Euro). Diese Entwicklungen resultieren hauptsächlich, so Netfonds, aus dem schwächeren ersten Quartal 2023. Die Assets under Administration als Basis für die wiederkehrenden Erträge erreichten mit 22,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 20,7 Mrd. Euro) ein neues Rekordniveau.

Aktuelle Unternehmensentwicklung und Ausblick

Für Martin Steinmeyer, CEO der Netfonds AG, beginnt sich der Fokus auf das Kerngeschäft rund um die skalierbare finfire-Plattform auszuzahlen. Grundlage der positiven Entwicklung im ersten Halbjahr 2023 bilden demnach die deutlich gestiegenen wiederkehrenden Erträge der administrierten Assets und der auf der Plattform verwalteten Versicherungsverträge. Auch habe Netfonds, so Steinmeyer, eine Rekordanzahl von Neukunden für die Strategieportfolio-Plattform der NFS Hamburger Vermögen gewonnen.

Grundsätzlich sei man, immer in Abhängigkeit von den Aktienmärkten, positiv gestimmt. Dementsprechend gestaltet sich auch die weitere Prognose für das restliche Geschäftsjahr. Diese bestätigt der Vorstand nochmals und rechnet mit einem Bruttoumsatz im Bereich von 185 bis 190 Mio. Euro. Der Nettoumsatz werde zwischen 35 und 37 Mio. Euro erwartet.

Netfonds hat weiterhin erstmals einen mittelfristigen Ausblick für die Entwicklung der Gruppe bis zum Geschäftsjahr 2026 erstellt und beschlossen. Dieser soll Mitte September veröffentlicht werden. Hierzu lädt Netfonds alle Interessenten zur Teilnahme an einem Capital Markets Call am 19.09.2023 um 10 Uhr ein. (mki)

Bild: © Kwanchanok – stock.adobe.com

 

BVI: Viel verwahrtes Vermögen bei wenig Anbietern

Der Fondsverband BVI hat seine Verwahrstellenstatistik für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Das verwahrte Vermögen für in Deutschland aufgelegte Fonds ist im Vergleich zu Ende 2022 gestiegen. Bemerkenswert außerdem: Zwei Drittel des gesamten verwahrten Vermögens liegen bei den fünf größten Anbietern.

Bei den Verwahrstellen für Fonds geht es in Deutschland aufwärts. Das zeigt die aktuelle Verwahrstellenstatistik des Fondsverbands BVI. Stichtag dafür war der 30.06.2023. Die Statistik zeigt das verwahrte Vermögen für in Deutschland aufgelegte Fonds. Konkret sind damit, wie der BVI auf Nachfrage von AssCompact mitteilt, diejenigen Fonds gemeint, deren ISIN mit dem Ländercode DE für Deutschland beginnen. Bei der ISIN handelt es sich um die Internationale Kennnummer eines Wertpapiers. Der Ländercode zu Beginn gibt das Land an, in dem das Wertpapier emittiert wurde.

Die Verwahrstellenstatistik umfasst Angaben zu in Deutschland aufgelegten offenen Wertpapierfonds und Immobilienfonds sowie geschlossenen Investmentfonds gemäß Kapitalanlagegesetzbuch, unabhängig von einer Mitgliedschaft im BVI.

Zuwachs an verwahrtem Vermögen

Die Depotbanken verwahrten zur Jahresmitte 2023 insgesamt 2,663 Bio. Euro für in Deutschland aufgelegte Fonds. Das entspricht rund 5% mehr als Ende 2022, damals waren es 2,546 Bio. Euro. 68% des Vermögens zum 30.06.2023 (1,824 Bio. Euro) entfielen dabei auf die fünf größten Anbieter. Insgesamt umfasst die Statistik, die der deutsche Fondsverband BVI in Zusammenarbeit mit dem Praxisforum Depotbanken erstellt, 32 Verwahrstellen in Deutschland.

Auf Platz 1 liegt BNP Paribas mit einem Vermögen von 631,3 Mrd. Euro., gefolgt von der State Street Bank (348 Mrd. Euro) und der DZ Bank (312 Mrd. Euro). Die Plätze 4 und 5 werden von HSBC Trinkaus & Burkhardt (304,7 Mrd. Euro) sowie J.P. Morgan (227,6 Mrd. Euro) belegt. 30 Verwahrstellen sind im Geschäft mit offenen Wertpapierfonds mit einem Vermögen von 2,298 Bio. Euro tätig. Zehn Depotbanken verwahrten ein Nettovermögen von 317 Mrd. Euro für offene Immobilienfonds. Im Segment der geschlossenen Investmentfonds, die nach den Vorschriften des Kapitalanlagegesetzbuches aufgelegt sind, betreuten zwölf Verwahrstellen ein Nettovermögen von 47 Mrd. Euro. 44,4 Mrd. Euro davon sind auf geschlossene Sachwertefonds zurückzuführen, der Rest auf geschlossene Wertpapier- und Beteiligungsfonds.

DZ Bank klettert einen Rang nach oben

Im letzten Rating war die DZ Bank noch auf Platz 4 der größten deutschen Verwahrstellen angesiedelt – HSBC und die DZ Bank haben nun Plätze getauscht. Letztere dürfte allerdings noch weiter Zuwachs bekommen, da die Bank zum Ende des Jahres das Verwahrstellengeschäft der Deutschen Apotheker- und Ärztebank übernehmen soll (AssCompact berichtete: apoBank: DZ Bank übernimmt Verwahrstellengeschäft). In der aktuellen Statistik ist die apoBank noch eigenständig gelistet mit einem verwahrten Vermögen von rund 22 Mrd. Euro. (mki)

Bild: © Bela – stock.adobe.com

 

Scope: Tech-Fonds weiter im Aufwind

Die Agentur Scope Fund Analysis hat im August wieder 6.700 Fonds auf ihre Performance untersucht und bewertet. Während sich die Erholung für die Aktien-Peergroups fortsetzte, war die Entwicklung auf der Rentenseite erneut durchwachsen.

Auch in diesem Monat hat die Frankfurter Ratingagentur Scope Fund Analysis (Scope) ihr aktuelles Rating zu insgesamt 6.700 analysierten Fonds veröffentlicht. Bei 291 Fonds verbesserte sich die Bewertung, darunter etwa der Nebenwertefonds „DWS European Opportunities“, der „JPM Europe Select Equitiy“ oder auch der „MSIF Global Opportunity Fund“. 280 Fonds wurden hingegen heruntergestuft, darunter beispielsweise der „Fidelity Funds - European Dynamic Growth“, der „DWS Aktien Strategie Deutschland“ oder der „MSIF Global Brands Fund“.

Erstmals bewertet wurden 50 Produkte, davon erhielten 14 aktive Fonds auf Anhieb ein Top-Rating wie etwa der „Jupiter Strategic Absolute Return Bond“, der als Rentenfonds in globale Währungen investiert.

Schwäche des US-Dollars drückt Rendite bei Rentenfonds

Betrachtet man zusammengefasste Fondsbezugsgruppen (sogenannte Peergroups), hat Scope für den Monat Juli festgestellt, dass lediglich acht der 50 größten Fonds-Peergroups den Monat mit einem Minus beendet haben – und darunter befanden sich ausschließlich Rentenfonds. Insbesondere die Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro belastete, was sich zum Beispiel in der Peergroup Geldmarkt US-Dollar mit –1,1% und diversen weiteren globalen und damit dollarlastigen Renten-Peergroups niedergeschlagen hat. Auch Euroland-Staatsanleihen lagen mit –0,1% leicht im negativen Bereich.

China und Tech sind top

Für Aktienanleger bestand hingegen laut den Scope-Analysten Grund zur Freude. Alle untersuchten Aktienfonds-Peergroups gewannen hinzu. Einmal mehr wurde die Erholung auch dieses Mal von China angeführt. So erzielten die Peergroups Aktien China und Aktien China A-Shares mit 7,1% bzw. 4,1% deutlich positive Renditen. Ob sich diese Dynamik allerdings halten kann, bleibt angesichts der wirtschaftlichen Schwäche Chinas infolge eines strauchelnden Immobiliensektors offen.

Eine positive Entwicklung hat Scope auch bei Aktienfonds aus dem Technologiesektor zu berichten, die im Juli mit einem Plus von 4,2% nun auch auf Jahressicht wieder zu den stärksten Sektor-Peergroups zählen.

Zum Scope Rating

Das Scope Fondsrating bewertet die Qualität eines Fonds innerhalb seiner Vergleichsgruppe. Das Rating reflektiert u. a. die langfristige Ertragskraft und die Stabilität der Fondsperformance sowie das Timing- und das Verlustrisiko. Aktuell bewertet die Ratingagentur Scope rund 6.700 in Deutschland zum Vertrieb zugelassene Investmentfonds. Das investierte Vermögen dieser Fonds summiert sich auf rund 4 Bio. Euro.

Das Fondsrating von Scope umfasst fünf Ratingstufen, von A bis E. Als Top-Rating gelten A- und B-Ratings. Das A-Rating erhielten in der aktuellen Untersuchung 530 Fonds (7,9%), das B-Rating 1.784 Fonds (26,4%), das C-Rating 2.198 Fonds (32,6%), das D-Rating 1.695 Fonds (25,1%) und das E-Rating 545 Fonds (8,1%). (as)

Weitere Information zum Scope Fondsrating für August 2023 gibt es hier.

Bild: © metamorworks – stock.adobe.com

 

Die Gretchen-Frage: Fonds-Direktanlage oder Fondspolicen?

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland steigt. Neben der Direktanlage in Aktien, ETFs und Aktienfonds gibt es auch die fondsgebundene Rentenversicherung. Gelegentlich aber steht sie wegen ihrer Kosten in der Kritik. Das IVFP schlüsselt auf, wie sich die Fondspolice im Vergleich zur Direktanlage in Fonds schlägt.

Ein Artikel von Prof. Michael Hauer, Gesellschafter und Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP)

Aufgrund eines aus fachlicher Sicht „verrückten“ Szenarios von niedrigen Zinsen bei gleichzeitig hoher Inflation stellen Aktienfonds eine in vielen Fällen optimale Altersvorsorgelösung dar. Zwangsläufig stellt sich dabei die Frage, ob diese nun als Direktinvestment oder im Rahmen einer Fondspolice umgesetzt werden soll.

Altersvorsorge auf der Basis von Versicherungslösungen bietet neben den oftmals in Fondspolicen angebotenen günstigen institutionellen Anteilsklassen bzw. auch ETFs zwei entscheidende Vorteile gegenüber einem Direktinvestment in Fonds.

Der erste Vorteil: die lebenslange Leibrente

Laut wissenschaftlichen Studien unterschätzen die meisten Deutschen ihre Lebenserwartung deutlich. Die Statistik zeigt, dass die Menschen immer älter werden. Rentenversicherungen bieten die Möglichkeit einer Leibrente, die dieses finanzielle Langlebigkeitsrisiko abdeckt. Bei Rentenbeginn kann der Versicherungsnehmer wählen, ob er sein Kapital auszahlen lassen oder in eine Leibrente umwandeln möchte – wobei nur eine Leibrente eine Absicherung gegen das finanzielle Langlebigkeitsrisiko bietet.

Der zweite Vorteil: die steuerlichen Vorzüge des Versicherungsprodukts

 

Die Gretchen-Frage: Fonds-Direktanlage oder Fondspolicen?

 

In der Einzahlungsphase sind die Erträge einer privaten Rentenversicherung von der Abgeltungsteuer befreit. Während der Beitragsphase werden im Versicherungsmantel also keine direkten Steuern auf Zinsen und Dividenden bzw. auf Gewinne bei Fondswechsel für den Anleger fällig. Dies kann innerhalb des Versicherungsmantels zu einem höheren Guthaben (Zinseszinseffekt) führen, was sich insbesondere bei Veränderungen der Kapitalanlage (Fondswechsel) zeigt.

Den Effekt der Abgeltungsteuerfreiheit in der Fondspolice veranschaulicht das in Abb. 1 dargestellte vereinfachte Beispiel.

Bei der Fondspolice findet kein Abgeltungsteuerabzug statt und bei einem Fondswechsel wird in der Regel kein Ausgabeaufschlag erhoben.

Bei der Direktanlage wird von einer Wertsteigerung von 600 Euro die Abgeltungsteuer (25% zzgl. Solidaritätszuschlag (SolZ)), d. h. 26,375%, abgezogen. Seit Einführung des Investmentsteuerreformgesetzes gibt es noch eine steuerliche Teilfreistellung der Wertsteigerung, d. h., von 26,375% sind 30% bei einem Aktienfonds steuerfrei. Somit sind 26,375% × 70% = 18,46% an Abgeltungsteuer zu zahlen. Die 600 Euro werden also gemindert um 600 Euro × 18,46% = 111 Euro (gerundet). Der Ertrag nach Steuer beträgt 600 Euro – 111 Euro = 489 Euro.

Wird das Guthaben in Höhe von 10.489 Euro in einen neuen Fonds investiert und unterstellt man einen Ausgabeaufschlag von 5%, bleibt nach Steuer und Kosten ein Fondskapital in Höhe von 10.489 Euro – 5% = 9.990 Euro.

Steuerliche Regelungen bei Wahl der Kapitalzahlung

 

Die Gretchen-Frage: Fonds-Direktanlage oder Fondspolicen?

 

Bei einer Fondspolice in der privaten Rentenversicherung gilt aktuell die 12/62-Regel. Bei Vertragslaufzeit von mindestens zwölf Jahren und Alter von mindestens 62 Jahren bei der Kapitalauszahlung bleiben 50% der Erträge steuerfrei.

Wird die 12/62-Regelung nicht erfüllt, fällt Abgeltungsteuer in Höhe von 25% zzgl. SolZ (insgesamt 26,4%) und ggf. Kirchensteuer (dann insgesamt maximal 28%) an.

Das Beispiel in Abb. 2 zeigt die Unterschiede bei der Besteuerung. Zur Vereinfachung wurde angenommen, dass der persönliche Steuersatz bei 35% liegt bzw. die Abgeltungsteuer des Direktinvestments mit 26,4%, also ohne Kirchensteuer, abgerechnet wird.

Der Steueraufwand aus den 30.000 Euro Ertrag aus der Fondspolice ergibt sich aus den 30.000 Euro abzüglich der Teilfreistellung von 15%. Von den restlichen 25.500 Euro sind 50%, also 12.750 Euro steuerpflichtig. Der Steuerabzug beträgt 35% und somit liegt der Steueraufwand bei 4.463 Euro.

Beim Direktinvestment sind 100% des Ertrages von 30.000 Euro steuerpflichtig. Hiervon werden 30% von der Steuerpflicht freigestellt. Von den übrigen 21.000 Euro beträgt der Steuerabzug 26,4%, woraus sich die Besteuerung von 5.544 Euro ergibt.

Steuerliche Regelung bei Wahl der Rentenzahlung

Wählt der Sparende zu Ruhestandsbeginn die lebenslange Rente, wird die Rentenleistung aus dem gesamten angesparten Verrentungskapital berechnet. Es geht also keine Steuerzahlung ab. Nur die lebenslange Zahlung unterliegt gemäß dem Ertragsanteil der Steuerpflicht. Dieser hängt vom Alter des Rentenempfängers bei Rentenbeginn ab und bestimmt den steuerpflichtigen Teil der Rente. Zum Beispiel sind bei Rentenbeginn mit 65 Jahren 18% der Rente steuerpflichtig.

Was ist nun besser?

Die Entscheidung, ob eine fondsgebundene Rentenversicherung oder ein Direktinvestment in Investmentfonds die geeignetere Option ist, hängt von einer Vielzahl kundenindividueller Faktoren ab. Eine einheitliche Antwort kann daher nicht gegeben werden. Bei der Entscheidungsfindung müssen Kriterien wie der Anlagehorizont, gewünschte Flexibilität, Qualität der ausgewählten Fonds, steuerliche Aspekte und die Kosten berücksichtigt werden. Mit Berücksichtigung der hier genannten Punkte, insbesondere der steuerlichen Vorteile, stellt die Fondspolice jedoch in vielen Fällen eine bessere Lösung dar, obwohl oftmals die (Abschluss-)Kosten bei Fondspolicen höher sind als beim Direktinvestment.

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Ein Artikel von
Prof. Michael Hauer

Dachfonds: modernste Form der Fondsvermögensverwaltung

Dachfonds galten einst als modernere und effizientere Form der Fondsvermögensverwaltung. Obwohl sich an den Rahmenbedingungen kaum etwas geändert hat, sind Dachfonds in der öffentlichen Diskussion etwas in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie Andreas Beys von Sauren findet.

Ein Artikel von Andreas Beys, Vorstand der Sauren Fonds-Service AG

Die Auflage eines Dachfonds ist in Deutschland erst seit 1998 möglich. Ein wichtiger Aspekt für die Einführung von Dachfonds war damals für den Gesetzgeber, den Zugang für Kleinanleger zu einer professionellen Fondsvermögensverwaltung zu vereinfachen und zu verbessern. Fondsvermögensverwalter wie Sauren, die damals aufgrund des höheren Pro-Kunden-Aufwands eine Mindestanlage von 80.000 DM aufrufen mussten, konnten durch die Umstellung der Verwaltungsstrategie auf Dachfonds ihre Leistungen fortan ohne Mindestanlage anbieten. Sauren war damals einer der Ersten und gilt deshalb bis heute als Dachfonds-Pionier.

Ein weiterer Vorteil für die Anleger war, dass sie kein zusätzliches Depot beim Fondsvermögensverwalter eröffnen mussten, sondern sie konnten die Dachfonds-Anteile auch in ihrem bestehenden Depot bei ihrer Depotstelle erwerben und lagern. Dies führte wiederum dazu, dass auch am Markt tätige Finanzberaterinnen und Finanzberater deutlich leichter erfolgreiche Fondsvermögensverwaltungsstrategien empfehlen und vermitteln konnten. Sie konnten jetzt einfach den Dachfonds empfehlen.

Zudem stiegen durch die Umstellung auf den Dachfonds zwangsläufig auch der Professionalisierungs- und der Effizienzgrad sehr deutlich. Einerseits erforderten die strengeren regulatorischen Vorgaben für Investmentfonds einen professionelleren Aufbau. Zum anderen waren die Dachfondsverwalter mit einem direkten, ungleich härteren Wettbewerbsumfeld aufgrund der deutlich höheren Leistungstransparenz konfrontiert.

Transparenz: ein zweischneidiges Schwert

Dachfonds stellen im Vergleich die deutlich transparentere Form der Fondsvermögensverwaltung dar, da durch die tägliche Preisfeststellung des Dachfonds die Performanceleistungen nach Kosten leichter nachvollziehbar sind. Durch die hohe Transparenz ist das Vergleichen der Strategien nun für Dritte – auch für Ratinggesellschaften und für die Presse – viel einfacher. Dieser Wettbewerbsvergleich stellt vor allem die unabhängigen Anbieter ohne eigene Vertriebseinheit vor eine enorme Herausforderung und wirkt wie eine Marktauslese. Hier überleben nur die langfristig überzeugendsten Anbieter. Viele Dachfonds haben diese Transparenz nicht überlebt oder wurden übernommen. Vor allem in den Jahren 2010 bis 2015 traf es relativ viele unab­hängige Dachfondsanbieter.

Nicht zu vernachlässigen sind zudem die Steuervorteile von Dachfonds im Vergleich zu klassischen Fondsvermögensverwaltungen. Dachfonds unterliegen steuerlich dem Investmentsteuergesetz. Umschichtungen des Dachfondsverwalters innerhalb des Dachfonds sind steuerfrei. Schichtet ein klassischer Fondsvermögensverwalter die Kundengelder um, so wird der Veräußerungsgewinn versteuert und ein im Vergleich zum Dachfonds niedrigerer Neuanlagebetrag steht zur Verfügung. Dies führt mittel- bis langfristig zu einem Steuerstundungs- und Zinseszinseffekt für den Dachfondsanleger.

Vorteile durch Investmentsteuergesetz

Zusätzlich können Dachfonds die Teilfreistellungsregelungen effizienter ausnutzen. Auch hier hilft das Investmentsteuergesetz, da Investmentfonds, die beispielsweise ab einer Aktienquote von über 50% als steuerliche Aktienfonds gelten (die Grenze muss im Prospekt hinterlegt sein), auf alle Fondserträge eine Teilfreistellung in Höhe von 30% erhalten. Legt beispielsweise ein Dachfonds rund 60% indirekt über Aktienfonds in Aktien an und zu 40% in Rentenfonds, so erhält der Kunde auf alle Fondserträge (Vorabpauschale, Ausschüttungen und realisierte Veräußerungsgewinne) eine Teilfreistellung von 30%. Der Kunde eines klassischen Fondsvermögensverwalters, der inhaltlich vergleichbar anlegt, also zu 60% in Aktienfonds und zu 40% in Rentenfonds, kann die Teilfreistellung nur auf die Aktienfondsquote erhalten. Die Teilfreistellung von 30% reduziert die steuerliche Bemessungsgrundlage der Fondserträge und daraus ergeben sich geringere Steuerbelastungen und damit für den Dachfondsanleger bessere Nachsteuerrenditen.

Obwohl also vieles weiterhin für Dachfonds spricht, sind sie in den vergangenen Jahren in Sachen moderne Geldanlage etwas ins Hintertreffen geraten, vielleicht auch wegen des schlechten Kostenimages (doppelte Gebühren). So verbinden viele Anleger mit moderner Fondsvermögensverwaltung aktuell – obwohl auch die über doppelten Gebührenebenen verfügen – die digitalen Robo-Advisors.

Robo-Advisors nur eine neue Form der Dachfonds?

Bei genauerer Betrachtung hat sich jedoch an der Fragestellung, welche Form moderner und effizienter für (Klein-)Anleger ist, nichts verändert. Die Vorteile eines Dachfonds gegenüber einer klassischen Fondsvermögensverwaltung wurden oben schon dargelegt. Inzwischen erkennt der Markt, dass auch Robo-Advisors im Grunde nur Fondsvermögensverwaltungen sind, die im Vergleich zu den klassischen Fondsvermögensverwaltungen nur vertrieblich und marketingmäßig moderner vorgehen. Es wird im Grunde nur alter Wein im neuen Glas verkauft und es bestehen die gleichen Nachteile wie bei einer klassischen Fondsvermögensverwaltung:

  • Anleger müssen das Depot beim Anbieter eröffnen. Sie haben im Gegensatz zum Dachfonds keine freie Depotwahl.
  • Umschichtungen durch den Verwalter sind für den Anleger steuerpflichtig und die Teilfreistellungsregelung kann nicht so effizient genutzt werden. Dies führt im Vergleich zum Dachfonds zu einer höheren Steuerbelastung beim Anleger und zu schlechteren Nachsteuerrenditen.
  • Die Leistungstransparenz ist sowohl bei klassischen Fondsvermögensverwaltern als auch bei Robo-Advisors nur gering und eine verlässliche Vergleichbarkeit der Performanceleistungen nach Kosten ist für Dritte kaum möglich. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, beim falschen Anbieter zu landen, und die Marktauslese der besten Konzepte wirkt nicht so stark wie bei Dachfonds.
  • Das Anlageuniversum fällt für den Verwalter im Vergleich zum Dachfondsverwalter deutlich geringer aus. Somit können Anlagechancen konzeptionell nicht wahrgenommen werden.

Natürlich gibt es auch sehr kostengünstige Dachfonds, die nur in ETFs investieren und nur mit geringen Verwaltungskosten aufwarten. Hier ist die Welt genauso breit und tief wie in der klassischen oder digitalen Fondsvermögensverwalterwelt auch. Wie auch in dieser Welt entscheidet am Ende aber nicht die Höhe der Kosten über das Anlageergebnis, sondern ob die Leistungen des Verwalters bei angemessenen Kosten zu einer für den Kunden zufriedenstellenden Wertentwicklung führen.

Fazit: sinn­vollere und modernere Alternative

Erfolgreiche Fondsvermögensverwaltungsstrategien auf Dachfondsbasis stellen aufgrund der höheren Transparenz, der höheren administrativen Effizienz sowie der steuerlichen Vorteile im Vergleich zu klassisch Depot-organisierten Fondsvermögensverwaltungen auch nach mehr als 20 Jahren weiterhin die für Anleger sinn­vollere und modernere Alternative dar.

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Ein Artikel von
Andreas Beys