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Deutsche blicken für 2025 optimistischer auf ihre Finanzen

Das Stimmungsbarometer der Postbank fragt die Deutschen jährlich nach ihrer Gefühlslage bei ihren Finanzen. Und es gibt erfreuliche Nachrichten: Zum ersten Mal seit 2021 blicken die Umfrageteilnehmer wieder mehrheitlich optimistisch aufs nächste Jahr. Doch ein paar Unsicherheitsfaktoren bleiben.

Auch wenn derzeit die Risiken für die Konjunktur im Euroraum und besonders für Deutschland durchaus Anlass zur Sorge bieten, sind knapp 48% der Bundesbürger optimistisch, dass sich ihre finanzielle Situation – also Einkommen, Ersparnisse, Geldanlage und Ausgaben – im kommenden Jahr positiv entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt das Stimmungsbarometer der Postbank. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Umfrage, die regelmäßig am Ende des Jahres durchgeführt wird.

Pessimismus der letzten Jahre

Die Stimmung der Deutschen hinsichtlich ihrer Finanzen hatte sich in den vergangenen Jahren eingetrübt. Ende 2021 waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Anfang 2020 ausgebrochenen Corona-Pandemie in der breiten Bevölkerung deutlich spürbar. 2021 war auch das erste Jahr, in dem die Umfrageteilnehmer ihre Lage nicht mehrheitlich optimistisch eingeschätzt hatten, was sich 2022 und 2023 auch fortsetzte – mit dem Tiefpunkt 2022 durch den Beginn des Ukraine-Kriegs und die damit zusammenhängende enorm gestiegene Inflation.

Dieses Jahr sehen die Prozentzahlen wieder freundlicher aus: 48% blicken optimistisch auf ihre Finanzen, 39% pessimistisch und 13% gaben als Antwort „weder noch“ an. Einer der Hauptgründe für die bessere Stimmung dürften laut Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Postbank, die wieder steigenden Realeinkommen sein. Die hohe Sparquote sei jedoch ein Hinweis darauf, dass die Verunsicherung immer noch groß sei. Diese Sparquote lag im ersten Halbjahr 2024 bei 11,1% und damit einen Prozentpunkt über dem Niveau des Vorjahres. Ein Grund für die wachsende Sparbereitschaft sei, so Stephan, die erhöhte Vorsicht der Verbraucher – auch mit Blick auf die schwache Konjunktur und die Unsicherheit am Arbeitsmarkt. Und auch die gestiegenen Zinsen würden zum Sparen animieren.

Kein Optimismus in der unteren Einkommensschicht

Die Gesamtbevölkerung blickt zwar immer zuversichtlicher in die Zukunft, heißt es von der Postbank, doch in den unteren Einkommensgruppen bessert sich die Stimmung noch nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. 2023 waren knapp 35% der Befragten mit einem Einkommen unter 2.500 Euro mit Blick auf ihre Finanzen zuversichtlich, aktuell sind es hingegen nur knapp 33%. Im Vergleich dazu stieg der Anteil der Optimisten unter den Menschen mit höherem Einkommen von knapp 53% im Vorjahr auf aktuell knapp 61%.

Politik sorgt für Unsicherheit

Ein Faktor, der bei den Verbrauchern für viel Unsicherheit sorgt, ist der Bruch der Ampel-Koalition und die anberaumten Neuwahlen. 41% der Deutschen könnten nicht einschätzen, wie sich diese Situation auf ihre Finanzen auswirken würden. Jeder Vierte (25%) meint, dass seine Einkünfte, Ersparnisse und Geldanlagen davon unberührt bleiben. Jeder Fünfte (19%) geht von einem negativen Einfluss aus, nur jeder Achte (12%) von einem positiven.

Und auch die Wiederwahl Donald Trumps sorgt laut Postbank für Ungewissheit mit Blick auf die Geldangelegenheiten der Verbraucher. Gut jeder dritte Deutsche (38%) könne nicht einschätzen, wie sich der Ausgang der US-Wahl auf seine finanzielle Situation auswirken wird. Jeder Dritte (32%) glaubt, dass er keine Auswirkungen auf seine Finanzen spüren wird, jeder Fünfte (18%) befürchtet eine Verschlechterung und jeder Elfte (9%) hofft auf eine Verbesserung. (mki)

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Über 1 Bio. Euro in nachhaltigen Fonds

Das verwaltete Vermögen in nachhaltigen Fonds steigt immer weiter – auch in Deutschland. Hierzulande halten Anleger mittlerweile mehr als 1 Bio. Euro in Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen. Das meldet der Fondsverband BVI in seinem „Fokus Nachhaltigkeit“.

Private und institutionelle Anleger in Deutschland hielten per Ende September 2024 erstmals mehr als 1 Bio. Euro in Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen, wie der Fondsverband BVI in seinem „Fokus Nachhaltigkeit“ verkündet. Auf Publikumsfonds gemäß Artikel 8 bzw. 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) entfallen mit einem Vermögen von 743 Mrd. Euro mehr als drei Viertel der Bestände. Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen machen einen kleineren Teil des Marktes aus, sind aber stark gewachsen, so der BVI. In den ersten neun Monaten des Jahres stieg ihr verwaltetes Vermögen um 24% auf 258 Mrd. Euro. Hauptgrund dafür war die Umklassifizierung einiger für Altersvorsorgeeinrichtungen gemanagter Produkte. Bei Publikumsfonds betrug das Plus rund 6%.

Artikel 8 oder 9 genügen nicht

Die Einstufung als Publikumsfonds gemäß Artikel 8 oder 9 SFDR allein ist jedoch nicht ausschlaggebend für die Beratung von Kunden mit Nachhaltigkeitspräferenzen, schreibt der BVI in seiner Mitteilung. Dafür muss die Anlagestrategie zusätzliche Anforderungen erfüllen, z. B. einen Mindestanteil nachhaltiger Investitionen gemäß SFDR bzw. Investitionen im Sinne der EU-Taxonomie zusagen oder die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeit (PAIs) berücksichtigen.

Fonds müssen mindestens eine, können aber auch mehrere der drei zusätzlichen Anforderungen erfüllen. Im deutschen Markt werden vor allem PAIs und Mindestanteile nachhaltiger Investitionen verwendet. Per Ende September entfielen 96% der Vermögen von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen auf Produkte, die die PAIs berücksichtigen, schreibt der BVI unter Berufung auf Morningstar Direct. Mindestanteile nachhaltiger Investitionen gemäß SFDR kommen auf eine Verbreitung von 70%, Taxonomiequoten auf 4%. Diese Verteilung hat sich im Zeitverlauf kaum verändert. (mki)

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222 Fonds erhalten FNG-Siegel

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen hat am Donnerstag zum zehnten Mal das FNG-Siegel an 222 Finanzprodukte verliehen. Das FNG-Siegel gilt gemeinhin als Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum.

240 Fonds , ETFs und Vermögensverwaltungen hatten sich für das FNG-Siegel beworben, dem Qualitätsstandard für nachhaltige Geldanlagen, welches mittlerweile zum zehnten Mal vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) auf der Vergabefeier am Donnerstag, 28.11.2024, verliehen wurde. Das Siegel steht vor dem Hintergrund, dass Glaubwürdigkeit und das Vorbeugen von Greenwashing mittels externer Zertifizierungen weiter gefragt seien, heißt es vom FNG.

87 Häuser, darunter 5 neue aus insgesamt 13 Ländern haben sich für das Gütezeichen entschieden. 18 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen und erhielten daher kein Siegel.

Gefahr Greenwashing

Roland Kölsch, der das FNG-Siegel übergab, erläuterte, dass es mittlerweile mehr Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen gebe als konventionelle Fonds und das Risiko von Greenwashing daher nicht geringer geworden sei. Selbst die Produktanbieter würden manche ihrer Artikel-8-Produkte gar nicht explizit als nachhaltige Geldanlagen bewerben. In diesem Umfeld bleibe es wichtig, eine gut gemachte nachhaltige Geldanlage anhand eines einfachen Gütezeichens zu erkennen.

Dem FNG-Siegel komme bei mehr als 11.000 Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung eine wichtige Rolle als Glaubwürdigkeitsfilter zu. Das Siegel beuge mit Mindestanforderungen Greenwashing-Vorwürfen vor und erlaube mit darüber hinaus gehenden Kriterien Differenzierung im Absatzmarkt mit bis zu drei Sternen. Bei diesem Stufenmodell werden neben den verpflichtenden Mindeststandards auch noch weitere Kriterien angewendet wie die institutionelle Glaubwürdigkeit des Anbieters, Aspekte des Produktstandards wie der Research- & Investmentprozess und der Portfolio-Fokus, also bspw. ESG-Key-Performance-Indikatoren.

Für die nächstjährige Zertifizierungsrunde wird das FNG-Siegel die im Rahmen der Überarbeitung der EU-Offenlegungsverordnung gemachten Empfehlungen zu Produktkategorien aufgreifen. Eine erste Umfrage und zwei Stakeholder-Dialoge ergaben, dass zwei zusätzliche Ausprägungen im Sinne der Regulatorik über das bewährte FNG-Siegel hinaus ein marktnahes Angebot bereichern würden. Konkret geht es um die Kategorie „Transition“ (wird grün bzw. nachhaltig) und „Sustainable“ (ist bereits grün bzw. nachhaltig). Damit soll ein Beitrag zur Vereinfachung der viel zu komplexen und nicht ineinandergreifenden bisherigen Regulatorik getestet werden. Eingeläutet wurde ein entsprechendes Konsultationsverfahren bis Ende Januar. (mki)

Weitere Informationen zum FNG-Siegel gibt es hier.

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Eine neue Ära am Markt: Welche Sektoren jetzt interessant sind

In der Geschichte der Aktienmärkte haben sich die Märkte tendenziell in Zehnjahreszyklen bewegt. Dabei dominierte jeweils ein großes Überthema die einzelnen Zeitabschnitte. Doch der aktuelle Zeitpunkt ist in seiner Historie einzigartig. Christophe Braun von der Capital Group erklärt, warum.

Ein Beitrag von Christophe Braun, Equity Investment Director der Capital Group

Ein großer Teil der Aktienrenditen der letzten mehr als zehn Jahre kam von den Nutznießern niedriger Zinsen, was zu einer extrem engen Marktführerschaft einer Handvoll vermögensschwacher, überwiegend in den USA ansässiger Technologieplattformen mit Mega-Caps, führte. In den letzten Jahren hat sich jedoch auch ein längerer Wandel vollzogen, wie er normalerweise nur alle 10 bis 15 Jahre stattfindet – eine neue Ära mit höherer Inflation, höheren Zinsen und verstärkten geopolitischen Spannungen. Doch während Veränderungen in der Weltwirtschaft die Norm sind, ist das Besondere – und für die Anleger Spannende –, dass aktuell mehrere transformatorische und generationenübergreifende Veränderungen gleichzeitig stattfinden.

Diese strukturellen Veränderungen werden im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus zu einer weitaus breiteren Marktführerschaft und einer viel reichhaltigeren Palette von Anlagemöglichkeiten führen. Dies könnte eine besonders fruchtbare Zeit für Bottom-up-Anleger sein, welche einen diversifizierten und globalen Ansatz wählen. Hierbei können die folgenden drei Branchen eine Führungsrolle einnehmen:

1. Die disruptive Kraft der künstlichen Intelligenz (KI)

In der Dekade nach der Finanzkrise 2009 entstand eine neue Art von digitalen Innovatoren und Disruptoren, die reife Branchen neu definierten, indem sie mehr Komfort boten, oft zu geringeren Kosten. Während wir weiterhin ein starkes Wachstum von Unternehmen erwarten, die skalierbare Internetplattformen, Cloud Computing und Software anbieten, könnte der nächste bedeutende digitale Fortschritt möglicherweise aus der massenhaften Einführung und Kommerzialisierung von KI entstehen.

Für Anleger ist eines der attraktivsten Merkmale der KI, dass der letztlich adressierbare Markt potenziell unbegrenzt ist, da sie so viele Bereiche der Wirtschaft durchdringt. Es ist jedoch wichtig, den kurzfristigen Hype von den längerfristigen Investitionsmöglichkeiten zu trennen. Daher versuchen wir derzeit, die potenziellen Auswirkungen der KI zu bestimmen. Wir wollen verstehen, welche Faktoren die Einführung beschleunigen oder verlangsamen könnten. Wichtig ist dabei auch, über einen potenziellen Investitionsansatz für die Gegenwart und die Zukunft nachzudenken.

Hierbei sind besonders mehrere Bereiche interessant: Rechenleistung (Halbleiter oder die „Gehirne“ der KI), Infrastruktur (Cloud-Hyperscaler, Rechenzentren und Netzwerke, die die „Leitungen“ bereitstellen), Entwickler von KI-Modellen, Softwareanwendungen (Einbettung von KI mit Mehrwert in Software und Erhebung einer wiederkehrenden Prämie) und schließlich die Nutznießer im realen Leben und in der Endindustrie.

Ein signifikanter Unterschied zu früheren Technologiezyklen besteht darin, dass die bereits etablierten Unternehmen viele First-Mover-Vorteile haben, um KI in großem Maßstab einzusetzen. Große Technologieunternehmen verfügen bereits über geschützte Daten, riesige Kapitalbeträge und einige der besten Ingenieure. Einige von ihnen besitzen auch die für das Training von KI-Modellen erforderliche Cloud-Computing-Infrastruktur. Darüber hinaus verfügen sie bereits über eine große Nutzerbasis, an die sie KI-Produkte und -Dienstleistungen verkaufen können. Einige KI-Startups werden sicherlich im Laufe der Zeit Erfolg haben, doch im Gegensatz zu früheren Zyklen ist die Ausgangslage für die etablierten Unternehmen gut.

2. „Dritte Welle“ der Innovation im Gesundheitswesen

Vor uns liegt eine goldene Ära der medizinischen Innovationen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinziehen dürfte. Dahinter steht eine beträchtliche Zunahme der Zahl neuartiger Arzneimittelplattformen, die das Tempo der Arzneimittelinnovation und -entdeckung beschleunigen dürfte.

Obwohl die Medizin in den letzten 100 Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, gibt es für einige der häufigsten und lebensbegrenzenden Krankheiten nach wie vor keine wirksamen Behandlungen. Die Durchbrüche in der Genomsequenzierung und Datenverarbeitung ermöglichen es den Arzneimittelherstellern jedoch, spezifische und präzise Interventionen für Krankheiten zu erforschen, zu entwickeln und anzuwenden, was unserer Meinung nach eine „dritte Welle“ der biopharmazeutischen Innovation sein wird. Das Zusammentreffen dieser Technologien und des Innovationstempos ebnet den Weg, um die großen, aber bisher meist unbehandelten Krankheiten weltweit zu bekämpfen, darunter Fettleibigkeit, Krebs, kognitive Störungen und Schmerzen.

Bei der ersten Innovationswelle ging es vor allem um Chemie – einfache Verbindungen und kleine Moleküle, die im Labor hergestellt wurden –, mit denen alltägliche Krankheiten behandelt werden konnten. Die zweite Welle ging von der anorganischen Chemie zur organischen Chemie über – mit großen Molekülen oder proteinbasierten Therapien, die komplexere Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Immunschwäche und Blutgerinnung bekämpfen. Diese Medikamente sind aufgrund ihrer gezielten Wirkung auf das Gewebe viel wirksamer und haben weniger Nebenwirkungen als Behandlungen mit kleinen Molekülen.

Jetzt stehen wir am Anfang der dritten Welle – der genetischen Ära –, die für die Gesundheitsfürsorge von großer Bedeutung sein könnte. Durchbrüche ermöglichen ein tieferes Verständnis der Genetik und führen zur Entwicklung hochgradig zielgerichteter Interventionen zur Behandlung einer breiten Palette genetischer Störungen. Beispiele für diese Behandlungen sind die RNA-Interferenz (RNAi), die Gentherapie und das Gene Editing.

RNAi ermöglicht es Ärzten, „Fehler“ im genetischen Code zu korrigieren, indem sie einen Defekt aufspüren und ihn wirksam zum Schweigen bringen. Bei der Gentherapie werden „normale“ Gene anstelle von fehlenden oder defekten Genen transplantiert, um eine Krankheit zu behandeln, und beim Gene Editing wird eine bestimmte Sequenz des Genoms präzise manipuliert. Diese genetische Ära fällt mit einer anderen aufkommenden technologischen Innovation zusammen – der KI. Derzeit ist davon auszugehen, dass über 90% aller in der Entwicklung befindlichen experimentellen Arzneimittel scheitern werden. Studien zufolge könnte der Einsatz von KI zur Beschleunigung der Arzneimittelentdeckung jedoch in den nächsten zehn Jahren zu 50 zusätzlichen neuartigen Therapien führen.

3. Industrie-Renaissance

In den 15 Jahren nach der Finanzkrise, die durch extrem niedrige Zinssätze und Anleiherenditen gekennzeichnet waren, haben sich die Anleger auf Wachstumsunternehmen konzentriert – insbesondere auf digitale Innovatoren und Disruptoren mit langer Laufzeit und geringem Kapitaleinsatz – und die zyklischeren Industrieunternehmen der alten Wirtschaft, die physische Dinge herstellen, weitgehend ignoriert. Es gibt jedoch Anzeichen für eine „industrielle Renaissance“, die von mehreren mehrjährigen Trends angetrieben wird und die Voraussetzungen für einen Investitionssuperzyklus schafft, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Dies könnte die Gewinne verschiedener gut aufgestellter Industrieunternehmen in den kommenden Jahren antreiben.

Zu diesen Trends gehören die Energiewende, die Energiesicherheit, der Ausbau von Rechenzentren, steigende Verteidigungsausgaben in einem Umfeld erhöhter geopolitischer Risiken und der Wunsch nach einer Neugestaltung der globalen Lieferketten. Im Grunde genommen könnten die zyklischen Hersteller der alten Wirtschaft zu wichtigen Impulsgebern für unsere künftige Wirtschaft werden und sich dabei in säkulare Wachstumsunternehmen verwandeln.

Bild: © artiiz – stock.adobe.com

 
Ein Beitrag von
Christophe Braun

Scope zeichnet die besten Fonds und Fondsanbieter aus

Das Analysehaus Scope vergibt zum 19. Mal Preise für herausragende Leistungen in den Bereichen liquide und alternative Investments. In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt wurden die besten Fonds, Anlagegesellschaften und Zertifikateanbieter in 57 Kategorien ausgezeichnet.

Rund 13.000 Fonds und Hunderte Asset-Manager und Zertifikateanbieter hat die europäische Ratingagentur Scope in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt für ihre Scope Awards in insgesamt 57 Kategorien untersucht und ausgezeichnet. Die Preise verleiht das Analysehaus mittlerweile zum 19. Mal. Der Award für den besten Universalanbieter geht an J.P. Morgan Asset Management. In Sachen Nachhaltigkeit überzeugt Union Investment.

Scope Awards für Investmentfonds (UCITS)

Im Bereich UCITS-Fonds wurden Asset-Manager und Fonds in insgesamt 28 Kategorien gewürdigt. Hier konnte sich auch J.P. Morgan AM den Preis als bester Universalanbieter sichern. Die Vielfalt der Anlagestrategien und die gute Leistung vieler Portfolios überzeugten die Jury. Der beste ESG-Universalanbieter in Deutschland und Österreich ist Union Investment. Das Unternehmen integriert Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in alle Phasen der Investmentprozesse, so Scope. In der Schweiz siegte Janus Henderson in dieser Kategorie.

Darüber hinaus konnte Janus Henderson als bester Asset-Manager für Aktien Nebenwerte punkten. Als beste Anbieter von Rentenfonds wurden Deka Investment (Deutschland) und Wellington Management (Österreich und Schweiz) gewürdigt.

Die Auszeichnung im Bereich Multi-Asset gewann Allianz Global Investors. Mehr als jeder zweite bewertete aktive Mischfonds des Hauses trägt ein Top-Rating von Scope.

Scope Awards für Alternative Investmentfonds

Bei den Alternativen Investmentfonds (AIF) wurden Asset-Manager in insgesamt 25 Kategorien ausgezeichnet. Neu in diesem Jahr sind vier Kategorien für Anbieter von European Long-Term Investment Funds (ELTIFs).

Die Kategorie „ELTIF – Private Markets Private Equity) konnte Neuberger Berman für sich entscheiden. Im ELTIF-Segment für Private Debt gewann BNP Paribas AM, in der Kategorie „ELTIF – Private Markets Infrastructure“ siegte Aquila Capital. Als bester Asset-Manager von gemischten Private-Markets-Strategien wurde die Partners Group ausgezeichnet.

Gleich zwei Scope Awards im Bereich Alternative Investments erhielten Deka Immobilien, die DWS, MEAG und Berenberg. Die Deka untermauerte ihre Immobilien-Expertise mit Siegen in den Kategorien für globale Immobilien und für europäische Immobilien für Privatanleger. Eine starke operative Asset-Management-Leistung bildet die Grundlage für diesen Erfolg, meldet Scope.

Den Preis in der Kategorie „Real Estate Europe Institutional“ erhielt die DWS u. a. aufgrund der hervorragenden Vermietungsquote ihrer Objekte. In der Kategorie „Infrastructure Equity“ glänzte die Gesellschaft mit einer starken Performance.

Die MEAG punktete in den Immobilien-Segmenten Deutschland und Einzelhandel, Berenberg überzeugte die Jury in zwei Infrastruktur-Kategorien.

Scope Awards für Zertifikateanbieter

An die Anbieter von Investmentzertifikaten vergab Scope Auszeichnungen in vier Kategorien. Bester Primärmarktanbieter ist die DekaBank, im Bereich Sekundärmarkt gewann die Société Générale. Der Trading Award ging dieses Jahr an Morgan Stanley. Zum nachhaltigsten Zertifikate-Emittenten wurde die Landesbank Baden-Württemberg gekürt. (mki)

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Anleihen dürften langfristig attraktiv bleiben

Union Investment sieht in den nächsten Jahren kein Abflachen der Renditen bei Anleihen – von einer „Renaissance des Rentenmarkts“ ist die Rede. Dahinter stecke laut einer Studie der Fondsgesellschaft ein Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen.

Die „Renaissance des Rentenmarkts“ werde sich trotz aktuell sinkender Notenbankzinsen mittel- bis langfristig fortsetzen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Union Investment, die insbesondere in den USA Finanzierungsbedarf durch hohe physische Investitionen sieht, der mit einem Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen verbunden sei – und zwar auf Sicht der nächsten Dekade.

Für Europa sei das Ergebnis der Studie weniger eindeutig, denn strukturelle Probleme und Unsicherheit würden hierzulande vorerst die Investitionsbereitschaft dämpfen. Perspektivisch seien aber ähnliche Entwicklungen wie in den USA zu erwarten. Daher könnten viele Investoren ihre Ertragsziele mit weniger Risiko als in der Niedrigzinsphase erreichen, so Union Investment.

Nachfrage nach Finanzierungskapital

Am Kapitalmarkt werde in den nächsten Jahren nicht mehr der lange Zeit chronische Ersparnisüberhang dominieren. Hintergrund: Der demografische Wandel in vielen westlichen Industrieländern stärke die Stellung von Arbeitskräften und könne für höhere Löhne und eine wieder etwas gleichmäßigere Einkommensverteilung sorgen. Weniger ungleiche Einkommen gehen aber tendenziell mit niedrigeren volkswirtschaftlichen Sparquoten einher, so Union Investment. Auch sei die säkulare Stagnation Geschichte aufgrund des Großmachtwettbewerbs der USA mit China sowie der Produktivitätseffekte durch künstliche Intelligenz und Automatisierung. Im Ergebnis würden sich öffentliche und private Investitionen deutlich dynamischer entwickeln als in den vergangenen Dekaden. Und mit den Investitionen verknüpft sei dann eine Nachfrage nach Finanzierungskapital.

Gleichzeitig erwarte man in den USA im Mittel eine strukturell etwas höhere Inflation von 2,3%. Insgesamt ergebe sich für den künftigen konjunkturneutralen Leitzins der US-Notenbank Fed ein Niveau von 3,7%.

„Zinswende“ beschränkt sich auf kurzfristige Zinsen

Die in diesen Tagen vielzitierte „Zinswende“ beziehe sich auf Union Investment zufolge deshalb nach den Studienergebnissen auf den Geldmarkt und kurzlaufende Anleihen. Mittelfristig erwarte man eine steilere Zinsstrukturkurve. Die Zinsen länger laufender Anleihen würden perspektivisch eher noch steigen, findet Michael Herzum, Leiter Economics & Macro Strategy bei Union Investment und Studien-Co-Autor.

Ertrag von Staatsanleihen holt gegenüber Aktien etwas auf

Auch für die Anlageklasse Aktien sei die Perspektive für die kommende Dekade positiv – so zumindest für US-Werte und dort agierende globale Firmen, findet Union Investment. Ein Umfeld steigender Investitionen, höherer Produktivität und robusten Wirtschaftswachstums sei grundsätzlich vorteilhaft für die Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit auch für die Kurse. Der Renditevorsprung gegenüber Staatsanleihen verringere sich jedoch. Grund dafür: Je positiver das wirtschaftliche Umfeld, desto geringer ist im Durchschnitt das Risiko von Aktien. Die so genannte Aktienrisikoprämie, die Investoren verlangen, werde perspektivisch etwas abschmelzen.

Zusammenfassung also: Das Comeback des Rentenmarkts, insbesondere die wiedergewonnene Attraktivität von sicheren Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität, werde auf Sicht der nächsten Dekade erhalten bleiben. Mit den höheren Anleiheerträgen verringere sich der Renditeabstand gegenüber Aktien. „Investoren haben deshalb eine komfortable Wahl bei der Steuerung ihres Gesamtportfolios“, erläutert Herzum. „Weniger Risiko bei gleicher Rendite – oder mehr Rendite bei gleichem Risiko.“ (mki)

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Amundi legt ELTIF für Privatanleger auf

Die „ELTIF 2.0“-Verordnung macht den European Long-Term Investment Fund attraktiver für den Privatanleger-Bereich. Immer mehr Gesellschaften legen Produkte dieser Art auf. Mit Amundi reiht sich jetzt auch einer der führenden europäischen Asset-Manager ein und startet einen ELTIF für Privatanleger.

Der französische Vermögensverwalter Amundi kündigt die Auflegung des Amundi Private Markets ELTIF (Amundi Prima) an, wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht. Es handelt sich dabei um einen Evergreen-Fonds ohne festgelegte Laufzeit, bei dem Anleger regelmäßig nach einem festgelegten Zeitplan und zu bestimmten Bedingungen in den Fonds ein- und aussteigen können.

Privatanleger erhalten mit dem Amundi Prima den Zugang zu Investmentchancen an den europäischen Private Markets. Auch unterstütze der Fonds den klima-, gesellschaftspolitischen und digitalen Wandel. Amundi zufolge wollen auch Privatanleger vermehrt die Möglichkeit nutzen, ihre langfristigen Investmentstrategien zu diversifizieren. Diese Dynamik werde von den Regulierungsbehörden unterstützt, z. B. durch die „ELTIF 2.0“- Verordnung, die die Mindestanlageschwelle senkt, Liquiditätsoptionen anpasst und das Spektrum der möglichen Anlageklassen erweitert.

Aufteilung in verschiedene Anlageklassen

Der Amundi Prima bietet diversifizierte Anlagemöglichkeiten durch eine flexible Aufteilung zwischen Private Equity, Private Debt und Infrastruktur. Diese Anlagen bergen inhärente Risiken, insbesondere in Bezug auf Kapitalverlust, Liquidität und Bewertung.

Der neue Fonds ist nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung eingestuft und ermöglicht es Privatanlegern und professionellen Investoren, die europäische Wirtschaft zu fördern, indem sie wichtige Veränderungen ökologisch und digital (z. B. Infrastruktur für die Erzeugung erneuerbarer Energien oder Energienetze), gesellschaftlich und digital (z. B. Cybersicherheit oder Biotechnologien im Gesundheitswesen) und kommunale und digitale Projekte (wie städtische Projekte oder Infrastruktur zur Vernetzung ländlicher und städtischer Regionen) unterstützen.

Der Fonds bietet Anlegern die Möglichkeit einer monatlichen Zeichnung mit einem Mindestanlagebetrag von 1.000 Euro und unter bestimmten Bedingungen vierteljährliche Rücknahmemöglichkeiten. Der Amundi Prima ist für Anleger in Deutschland, Luxemburg, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Italien, Irland, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden und dem Vereinigten Königreich verfügbar. (mki)

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Deutsche Fondsbranche erreicht Rekordvermögen

Der Fondsverband BVI hat für die ersten drei Quartale 2024 ein Wachstum von 6% verkündet – und das verwaltete Vermögen hat ein Rekordniveau von rund 4,4 Bio. Euro erreicht. Der Großteil entfällt auf Spezialfonds, für institutionelle Anleger, aber auch offene Publikumsfonds müssen sich nicht verstecken.

Die Fondsbranche verwaltet für Anleger in Deutschland ein Rekordvermögen von 4,413 Bio. Euro. Das meldet der Fondsverband BVI. Es handelt sich dabei um einen Zuwachs von über 6% seit Jahresanfang (4,149 Bio. Euro). Der Großteil entfällt mit 2,183 Bio. Euro auf offene Spezialfonds für institutionelle Anleger. Dazu gehören vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen (768 Mrd. Euro) und Versicherer (536 Mrd. Euro). In offenen Publikumsfonds verwalten die Fondsgesellschaften 1,524 Bio. Euro, in Mandaten 645 Mrd. Euro und in geschlossenen Fonds 61 Mrd. Euro.

Aktienfonds an der Spitze

Nicht nur die Fondsbranche im Ganzen, sondern auch Aktienfonds für sich können ein Rekordvolumen verzeichnen. Diese liegen nämlich in der Kategorie der Publikumsfonds mit einem Volumen 709 Mrd. Euro deutlich vorne. In den letzten zehn Jahren (30.09.2014: 278 Mrd. Euro) ist ihr Bestand im Schnitt um 9,8% p. a. gestiegen. Es folgen Mischfonds mit 359 Mrd. Euro. Der Anteil aktienbetonter Mischfonds ist seit September 2014 von 24% auf 34% gestiegen, der Anteil ausgewogener Produkte von 52% auf 42% gesunken. Anleihebetonte Mischfonds machen unverändert 23% aus. Rentenfonds verwalten 236 Mrd. Euro; mit 72 Mrd. Euro sind Fonds, die in Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren investieren (Kurzläufer-Rentenfonds), die volumengrößte Gruppe. Das Nettovermögen der Immobilienfonds beträgt 125 Mrd. Euro. Auf Geldmarktfonds entfallen 51 Mrd. Euro.

Deutsche Fondsbranche erreicht Rekordvermögen

In den ersten neun Monaten flossen der Branche netto 21,3 Mrd. Euro neue Gelder zu. 20,6 Mrd. Euro davon entfallen auf offene Publikumsfonds, die im Vorjahreszeitraum 14,0 Mrd. Euro erhielten. Die höheren Zuflüsse erklären sich vor allem aus dem starken Neugeschäft der Rentenfonds, so der BVI. Diesen flossen bis Ende September 2024 insgesamt 19,4 Mrd. Euro zu; allein Kurzläufer-Rentenfonds erhielten 13,8 Mrd. Euro. Zuletzt flossen Rentenfonds im Vergleichszeitraum 2012 mit 20,5 Mrd. Euro mehr zu. Die Zuflüsse bei Aktienfonds betrugen bis Ende September netto 7,9 Mrd. Euro, Aktien-ETFs 13,3 Mrd. Euro. Abflüsse müssten dagegen aktiv gemanagte Fonds hinnehmen, und zwar in Höhe von 5,4 Mrd. Euro. Geldmarktfonds verzeichneten 4,3 Mrd. Euro neue Mittel. Die Rückflüsse aus Mischfonds bezifferten sich auf 8,5 Mrd. Euro. Aus Immobilienfonds flossen 4,0 Mrd. Euro ab. Knapp die Hälfte davon entfällt auf das dritte Quartal. Anleger, die ihre Immobilienfonds nach dem 21.07.2013 gekauft haben, mussten vor der Rückgabe eine zwölfmonatige Kündigungsfrist einhalten.

So lief es bei den Spezialfonds

Das Neugeschäft offener Spezialfonds ist bislang deutlich geringer ausgefallen als in den Vorjahreszeiträumen. Während sie von Anfang Januar bis Ende September 2024 netto 13,3 Mrd. Euro erhielten, waren die Zuflüsse im Vorjahreszeitraum mit 25,9 Mrd. Euro fast doppelt so hoch. In den ersten neun Monaten 2022 flossen Spezialfonds sogar 51,7 Mrd. Euro zu. Ein Grund für den Rückgang im Neugeschäft dürfte laut BVI die Rückkehr der Zinsen sein. Denn in der Phase sinkender Zinsen und während der Nullzinsphase haben z. B. viele Versicherer aus dem Direktbestand festverzinsliche Wertpapiere mit langen Laufzeiten verkauft. Mit einem Teil der realisierten Kursgewinne haben sie den Aufbau der sogenannten Zinszusatzreserve zur Bildung von Rückstellung für Garantiezusagen finanziert. Den restlichen Betrag aus ihrem Wertpapierverkauf haben sie offenbar überwiegend in Spezialfonds angelegt. Durch die Rückkehr der Zinsen im Jahr 2022 ist dieser Effekt dem BVI zufolge entfallen, und viele Versicherer halten ihre Restbestände festverzinslicher Wertpapiere bis zur Fälligkeit im Depot. Bei anderen Anlegergruppen von Spezialfonds wie z. B. Altersvorsorgeeinrichtungen dürfte ein gestiegener Kapitalbedarf, z. B. für Auszahlungen an den gestiegenen Anteil von Rentnern, ein Grund für die Zurückhaltung bei Neuanlagen sein. (mki)

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Warum Versicherer mehr auf Venture Capital blicken sollten

Die Regierung will mit der „Initiative für Wagnis- und Wachstumskapital für Deutschland“ die Wirtschaft stärken. Patrick Dahmen und Marius Weber von dem Dachfonds-Anbieter AQVC erläutern, warum auch Versicherer die Anlageklasse Venture Capital in Zukunft mehr ins Visier nehmen sollten.

Interview mit Patrick Dahmen, Venture Partner bei AlphaQ Venture Capital (AQVC) und Gründer von Valytics, und Marius Weber, Gründungspartner von AQVC
Herr Dahmen, die Initiative für Wagnis- und Wachstumskapital für Deutschland nimmt Form an. Was sind ihre Schlüsselpunkte und inwiefern ist sie interessant für die Versicherungsbranche?

Patrick Dahmen: Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, das Ökosystem und die Kultur für Wachstums- und Innovationskapital in Deutschland zu stärken. Es wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt. Der mit Abstand wichtigste Punkt ist, dass Vertreter von führenden Banken und Versicherungen eine Erklärung unterzeichneten, rund 12 Mrd. Euro bis 2030 in die weitere Stärkung des deutschen Venture-Capital-Ökosystems zu investieren.

Herr Weber, warum erfährt diese Art der wirtschaftlichen Förderung genau jetzt ein höheres Level an Aufmerksamkeit von der Bundesregierung?

Marius Weber: Deutschland ist geprägt durch den erfolgreichen Mittelstand. Start-ups, also der potenzielle Mittelstand von morgen, benötigen Kapital, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und zu Wohlstand und Innovation in Deutschland beizutragen. Das jährliche Deal-Volumen auf dem deutschen Markt hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als vervierfacht. Diese bisherigen Erfolge sollen durch Maßnahmen wie der WIN-Initiative weiter gestärkt werden.

Venture Capital gilt als eher riskant – nicht umsonst steckt „Wagnis“ darin. Sind Investments in diese Anlageklasse in Zukunft also attraktiver?

Marius Weber: Investitionen in Venture Capital (VC) sind traditionell als riskant bekannt, da sie in junge Unternehmen fließen, die zwar hohes Wachstumspotenzial, aber auch eine hohe Ausfallwahrscheinlichkeit haben. Dennoch ändert sich dieses Bild aufgrund verschiedener Entwicklungen und Trends.

In der heutigen Wirtschaft wird Innovation immer stärker als Wachstumstreiber angesehen, insbesondere in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Biotechnologie, nachhaltige Technologien (CleanTech), FinTech und erneuerbare Energien. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind zu wichtigen Faktoren bei Investmententscheidungen geworden. Viele VC-Fonds richten ihren Fokus zunehmend auf Unternehmen, die Lösungen im Bereich Environmental, Social, and Governance (ESG) bieten. Dieser Trend sollte das Risiko in VC-Investitionen verringern, da ESG-Kriterien häufig als eine langfristig wertsteigernde Strategie angesehen werden. Historisch niedrige Zinssätze und hohe Liquidität haben vermehrt Kapital in risikoreichere Anlageklassen wie Venture Capital gelenkt. Sollten die Zinsen in naher Zukunft relativ niedrig bleiben, könnten Investoren weiterhin nach höheren Renditen suchen, was das Interesse an VC-Investitionen aufrechterhalten oder sogar steigern wird.

Zudem hat sich die VC-Branche weiter professionalisiert, was zu einer besseren Risikosteuerung geführt hat. Erfahrene Fondsmanager nutzen mittlerweile ausgefeiltere Due-Diligence-Verfahren und haben Zugang zu umfangreichen Netzwerken, die es ihnen ermöglichen, die vielversprechendsten Start-ups zu identifizieren und strategisch zu unterstützen. Dies reduziert ebenfalls das Risiko und erhöht die Erfolgschancen.

Der Versichererverband GDV hat Maßnahmen angekündigt, in Ven­ture Capital investieren zu wollen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Was versprechen sich Versicherer davon?

Patrick Dahmen: Für Versicherer ist die Anlageklasse der Private Markets, also Private Equity und Private Debt, zu der ich auch Venture-Capital-Investments zähle, nicht neu und macht gemäß Aussagen der BaFin bei Versicherern ca. 10% der Kapitalanlagen aus. In Zeiten niedriger Zinsen bieten Private-Market-Asset-Klassen höhere Renditen bei gleichzeitig guten Korrelationseigenschaften mit den restlichen Kapitalanlagen. Venture Capital ist eine logische Ergänzung dieser auf Private Markets ausgerichteten Strategie – es bietet interessante Renditen und das Risiko lässt sich durch verschiedene Maßnahmen in den Griff bekommen.

Wie bewerten Sie selbst das Interesse der Versicherer an Venture Capital?

Patrick Dahmen: Die von vielen Versicherern unterzeichnete Erklärung, in Ven­ture Capital zu investieren, unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Versicherer. Neben dem Interesse an attraktiven Renditen bei gleichzeitig möglichst diversifiziertem Risiko gibt es sicherlich auch strategische Interessen. Venture-Capital-Investments ermöglichen den Zugang zu Start-ups in strategisch relevanten Kernthemen. Zudem wollen Versicherer auch einen Beitrag leisten, um den Standort Deutschland zukunftsfähig zu machen.

Herr Weber, Sie bieten bei AQVC selbst Investments in Venture Capital an, so z. B. über Dachfonds. Könnten Sie das Prinzip Ihrer Dachfonds bitte erläutern?

Marius Weber: Mit AlphaQ Venture Capital (AQVC) investieren wir als Dachfonds in Venture-Capital-Fonds. Es geht hierbei um das bestmögliche Risiko-Rendite-Profil in der Asset-Klasse VC. Mit nur einem VC-Fonds in einem Portfolio liegt die Wahrscheinlichkeit, das investierte Kapital nicht voll zurückzuerhalten, bei 24%. Durch eine Investition in einen VC-Dachfonds kann man das Risiko, weniger als das eingezahlte Kapital zurückzuerhalten, auf unter 1% reduzieren.

AQVC bietet eine gesunde Diversifizierung auf verschiedenen Ebenen an: Es wird in etablierte Fonds und aufstrebende Manager investiert. Das Portfolio deckt verschiedene Themen ab, wie zum Beispiel nachhaltige Technologie. Geografisch werden 60% des Anlagevolumens in Europa, 30% in den USA und 10% im Rest der Welt platziert. Auch sind frühe und spätere Phasen der Unternehmensentwicklung abgedeckt. Besonders wichtig ist die Diversifizierung der Anlage über mehrere Jahre, um das Risiko durch Schwankungen des Marktes in bestimmten Zeiten auszugleichen. Diese Diversifizierung aller Ebenen erhalten Investoren bei einem Investment in unseren Dachfonds umgehend, da sie an dem bereits bestehenden Portfolio partizipieren.

Welche Vorteile haben insbesondere Versicherer, wenn sie Ihre Dachfonds als Anlage wählen?

Patrick Dahmen: Versicherer profitieren von der Rendite und dem gleichzeitig deutlich gesunkenen Risiko dank einer umfangreichen Diversifikationsstrategie, denn ein Dachfonds verfolgt genau die gleiche Investmentphilosophie wie Versicherer – nämlich seine Eier in möglichst viele Nester zu legen und dadurch unabhängig von einzelnen Risiko-Events zu sein. Darüber hinaus bekommen Versicherer auch einen breiten Zugang zu Start-ups in strategisch relevanten Kernthemen.

Haben Sie schon erste Anfragen von Versicherern angesichts von WIN bekommen?

Patrick Dahmen: Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren die Basis gelegt und auch eine sehr beachtliche Rendite in unserem Dachfonds erzielen können, sodass wir auf dieser Basis und mit dem Rückenwind der WIN-Initiative sehr konkrete Gespräche mit Versicherern und Asset-Managern führen.

Denken Sie, dass WIN für eine nachhaltige Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Deutschland sorgen wird?

Marius Weber: Die WIN-Initiative hat das Potenzial, eine nachhaltige Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu bewirken, insbesondere indem sie Innovationen und nachhaltige Geschäftspraktiken fördert. Sie könnte dazu beitragen, Deutschland als Vorreiter in der nachhaltigen Wirtschaft zu positionieren und die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit des Landes in einer sich schnell verändernden globalen Wirtschaft zu stärken.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2024 und in unserem ePaper.

 
Interview mit
Marius Weber
Patrick Dahmen

Anzahl der ETF-Sparpläne steigt deutlich

extraETF hat im Auftrag von BlackRock eine Untersuchung zur aktuellen Entwicklung der ETF-Sparpläne in Kontinentaleuropa durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig: ETF-Sparpläne konnten bis September 2024 ein deutliches Wachstum verzeichnen. Deutschland bleibt führend.

Nach einer neuen Studie des Investorenportals extraETF, die im Auftrag des Asset-Management-Giganten BlackRock durchgeführt wurde, ist die Zahl der monatlich ausgeführten ETF-Sparpläne in Kontinentaleuropa bis Ende September 2024 um satte 42% auf 10,8 Millionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Das jährliche Sparvolumen von Anlegern in ETF-Sparpläne kletterte auf 17,6 Mrd. Euro. Ende 2023 hatte extraETF die Zahl der ETF-Sparpläne noch auf 7,6 Millionen und das jährliche Sparvolumen auf 15 Mrd. Euro beziffert. Gerade bei langfristig orientierten Privatanlegern werden ETF-Sparpläne immer beliebter, meldet BlackRock in seiner Pressemitteilung zur Untersuchung.

Das starke Wachstum in diesem Jahr untermauert die Prognose von extraETF aus dem Jahr 2023, wonach in Kontinentaleuropa die Zahl der monatlich ausgeführten ETF-Sparpläne bis 2028 auf 32 Millionen steigen dürfte. Über denselben Zeitraum erwartet das Investorenportal in Europa einen Anstieg des jährlichen Sparvolumens von Privatanlegern in ETF-Sparplänen auf über 64,3 Mrd. Euro.

Deutschland bleibt wichtigster Markt

Deutschland bleibt nach wie vor einer der Schlüsselmärkte mit 9,5 Millionen monatlichen ETF-Sparplanausführungen Ende September 2024. Laut extra ETF entspreche das einem Anstieg von 34% gegenüber den 7,1 Millionen ETF-Sparplänen vom September 2023. Parallel dazu wuchs in Deutschland auch das jährliche Sparvolumen in ETF-Sparpläne kräftig um 11% von 14 Mrd. Euro auf 15,6 Mrd. Euro.

Außerhalb Deutschlands ist der ETF-Sparplanmarkt ebenfalls rasant gewachsen, nämlich um 160% auf 1,3 Millionen ausgeführte ETF-Sparpläne. 2023 waren es noch 0,5 Millionen. Das in ihnen angelegte Vermögen verdoppelte sich von 1 Mrd. Euro auf 2 Mrd. Euro.

Sparrate sinkt – das hat einen Grund

Die durchschnittliche monatliche Sparrate in Kontinentaleuropa ist von 164 Euro im Jahr 2023 auf 136 Euro im Jahr 2024 gesunken. Grund dafür: Die Angebote der ETF-Sparplan-Anbieter sollen gezielt jüngere Menschen ansprechen, die häufig einen Mangel an Geld als Hindernis für eine Geldanlage anführen, schreibt BlackRock. Mit gesenkten Mindestsparraten für ETF-Sparpläne wollen sie einer neuen Anlegergeneration den Einstieg in die Geldanlage erleichtern.

Mehr Anbieter

Auch die Zahl der Anbieter von ETF-Sparplänen nimmt zu. In Europa können Anleger inzwischen aus einer Palette von mehr als 3.500 ETFs wählen, und immer mehr Emittenten und Broker nehmen ETFs in ihr Angebot auf. (mki)

Über die Studie

Die Studie deckt den deutschen Markt und den Rest von Kontinentaleuropa mit Schwerpunkt auf Frankreich, Italien, Spanien und Österreich ab. Einbezogen wurden auch die Schweiz, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Finnland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Für Deutschland veröffentlicht extraETF bereits seit 2020 Studien. Der aktuelle Report baut auf den historischen Daten und der Entwicklung der früheren Studien für diesen Markt auf. Die Annahme für das übrige Kontinentaleuropa basiert auf einem ähnlichen historischen Wachstum wie in Deutschland in den ersten Jahren von 2016 mit 400.000 ETF-Sparplänen bis 2021 mit 4,9 Millionen ETF-Sparplänen, was einem Wachstum um das Zwölffache entspricht. Der Rest von Kontinentaleuropa befindet sich in einem ähnlichen frühen Entwicklungsstadium wie Deutschland im Jahr 2014. Für diese Region wird ein Anstieg von 1,3 Millionen ETF-Sparplänen im Jahr 2024 auf 10,7 Millionen ETF-Sparpläne im Jahr 2028 prognostiziert. Dies entspricht einem achtfachen Wachstum, zu dessen Einordnung berücksichtigt werden muss, dass die Bevölkerung dieser Schwerpunktländer mit jetzt 180 Millionen Menschen mehr als doppelt so groß ist wie die von Deutschland.

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