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ELTIF-Studie: Marktvolumen wurde massiv unterschätzt

Der Markt für ELTIFs ist deutlich größer als bisher angenommen. Scope schätzt, dass mittlerweile bereits bis zu 7,7 Mrd. Euro in diesen Fondsvehikeln stecken. Zuletzt war man nur von 2,4 Mrd. Euro ausgegangen. Besonders relevant sind ELTIFs in Italien und Frankreich. Deutschland hat Nachholbedarf.

Das Analysehaus Scope hat sich in einer aktuellen Studie mit ELTIFs beschäftigt. Diese European Long Term Investment Funds wurden im Jahr 2015 als neues Fondsvehikel eingeführt, um vermögenden Privatanlegern einen europaweit einheitlichen, regulierten Zugang zu illiquiden Anlageklassen zu ermöglichen.

Marktvolumen massiv unterschätzt

Die repräsentative Umfrage unter Asset-Managern ergibt nun, dass der ELTIF-Markt wohl deutlich größer ist als bisher angenommen. Scope schätzt das ELTIF-Volumen basierend auf den erhobenen Daten per Ende 2021 auf 7,2 bis 7,7 Mrd. Euro für 53 registrierte und vermarktete Produkte. Frühere Schätzungen waren nur von einem ELTIF-Marktvolumen von 2,4 Mrd. Euro per April 2021 ausgegangen.

Relevante Asset-Klassen

Das meiste Kapital vereint demnach die Asset-Klasse Private Debt mit 36% des platzierten Volumens auf sich. Zweitstärkstes Anlagesegment ist mit 31% Infrastruktur, wobei viele Produkte dieser Kategorie nur für professionelle Investoren zugelassen wurden. Rund 26% sind in Private-Equity-ELTIFs angelegt. Die restlichen 7% beschränken sich nicht auf eine Asset-Klasse, sondern stecken in gemischten ELTIFs.

Privatanleger haben weniger Zugang

46% des Marktvolumens sind nach Analystenschätzung in ELTIFs platziert, die professionellen Kunden vorbehalten sind, 54% in Produkten, die sowohl für Privatanleger als auch für professionelle Kunden zugelassen sind. Zu den aktivsten Asset Managern, die ihre Produkte auch Privatanlegern anbieten, gehören Amundi, Azimut, BlackRock, Commerz Real, Muzinich und Partners Group.

Italien und Frankreich im Fokus

Die regional größten ELTIF-Märkte in Europa sind laut Studie Italien und Frankreich. Der italienische ELTIF-Markt wird von Privatanlegern dominiert, die unter bestimmten Bedingungen von steuerlichen Anreizen profitieren können. Der französische ELTIF-Markt hingegen ist vor allem ein Markt für professionelle Investoren.

Situation in Deutschland

Der ELTIF-Markt in Deutschland hinkt im Vergleich zu Italien und Frankreich hinterher. Einer der Gründe ist laut Scope vermutlich, dass es nach den schlechten Erfahrungen mit geschlossenen Beteiligungen in der Finanzkrise gerade in Deutschland lange eine Skepsis gegenüber geschlossenen Produkten gab. Zudem behindere die komplexe Abwicklung mit teilweise hohem manuellen Aufwand den Vertrieb im fragmentierten deutschen Bankenmarkt mit zusätzlich vielen unterschiedlichen Fondsplattformen. ELTIFs seien deshalb in Deutschland bislang vor allem erfolgreich in Private-Wealth-Einheiten von Großbanken, die die Abwicklung im eigenen Haus durchführen, platziert worden. Nach Startschwierigkeiten gebe es in jüngster Vergangenheit allerdings positive Beispiele dafür, dass ELTIFs auch abseits der Großbanken in Deutschland ankommen. Sowohl im Vertrieb der Private-Banking-Einheiten als auch bei den Abwicklungsplattformen würden Lernprozesse einsetzen.

EU-Gesetzgebung als ELTIF-Booster

Als weiterer Wachstumstreiber für den ELTIF-Markt könnte sich die aktuell innerhalb der EU diskutierte Gesetzesnovelle erweisen, die die Rahmenbedingungen für das Angebot und den Vertrieb von ELTIFs durch weniger Restriktionen optimieren soll, glauben die Scope-Analysten.

Sekundärmarkt wünschenswert

Außerdem könne die Etablierung eines Sekundärmarkthandels förderlich sein, da gerade gehobene Privatkunden die Illiquidität der allermeisten ELTIF-Produkte teilweise als Hürde empfänden. Auch das geht aus der Scope-Befragung hervor.

ELTIFs als Nachhaltigkeitstreiber

Darüber hinaus zeige die Erfahrung aus Italien, dass insbesondere nationale steuerliche Anreize ein großer Treiber für das Wachstum des ELTIF-Markts sein könnten. Bedarf an einer stärkeren Verbreitung von ELTIFs hätten nicht nur Anleger und Anbieter. Auch vonseiten der EU bestehe ein berechtigtes Interesse an einem größeren ELTIF-Markt. Diese Fondsvehikel könnten sich nach Ansicht der Scope-Analysten als schlagkräftiges Instrument bei der Umsetzung des europäischen Green Deals erweisen, weil sie Investitionen in Sachwerte und Infrastruktur förderten. (tku)

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Sparplan-Boom: Deka verzeichnet eine Million Neuabschlüsse

Wertpapiersparpläne werden immer beliebter. Die 2021er-Zahlen der Deka sind der beste Beweis dafür. Das Sparkassen-Fondshaus verzeichnet 1,06 Millionen neue Wertpapiersparpläne. Auch abseits der Sparpläne war es ein Rekordjahr für die Deka. Die Prognose für 2022 wird vom Krieg in der Ukraine überschattet.

Wie die Deka, das Wertpapierhaus der Sparkassen-Gruppe, mitteilt, hat sich die Nachfrage nach Wertpapiersparplänen noch einmal deutlich erhöht. 2021 wurden mehr als eine Million (1,06 Millionen) neue Deka-Wertpapiersparpläne abgeschlossen. Im Vorjahr waren es noch lediglich rund 776.000 Neuverträge. Mit Stand Ende 2021 verwaltet die Deka demnach knapp sieben Millionen Sparpläne.

Zahlen des Geno-Wettbewerbers

Zum Vergleich: Das Wertpapierhaus der Genossenschaftsbanken, Union Investment, schloss 2021 ebenfalls mit einem Rekordergebnis ab und verzeichnete rund 584.000 Netto-Neueröffnungen von Wertpapiersparplänen. Die weiteren Union-Investment-Zahlen gibt es hier.

Aktienfonds und Zertifikate gefragt

Die gesamte Nettovertriebsleistung der Deka-Gruppe habe sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf 35,7 Mrd. Euro verbessert. Der weitaus größte Teil davon entfiel auf Retailkunden. Mit 25 Mrd. Euro habe sich der Nettoabsatz in diesem Kundensegment im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Gefragt waren demnach insbesondere Aktienfonds (7,8 Mrd. Euro) und Rentenfonds (2,8 Mrd. Euro) sowie Zertifikate (7,1 Mrd. Euro). Von den Zuflüssen in eigene Publikumsfonds entfielen rund 28% auf Produkte mit nachhaltigen Merkmalen.

Vertriebsleistung und Übernahmen

Die Total Assets der Deka-Gruppe stiegen im Vergleich zum Vorjahr um rund 56 Mrd. Euro auf 395,1 Mrd. Euro. Als Gründe dafür führt die Deka die höhere Nettovertriebsleistung, eine gute Wertentwicklung sowie den Erwerb des quantitativen Asset-Managers IQAM Invest Anfang des Jahres (Zufluss von rund 7 Mrd. Euro) an.

Wertpapiersparplan als Inflationsschutz

„Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagt Dr. Georg Stocker, Vorstandsvorsitzender der DekaBank. „Vor dem Hintergrund des schrecklichen Krieges in der Ukraine wirkt ein Rückblick auf das Jahr 2021 wie ein Blick in eine andere Zeit. Die Auswirkungen auf die Finanzbranche, auf die Konjunktur und auf die Anlagestrategien sind bereits deutlich spürbar und werden es bleiben – auch über 2022 hinaus. Erfreulich ist: Das Wertpapiersparen ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist der beste Inflationsschutz für die Ersparnisse der Menschen.“

Deka sieht sich gut gerüstet

Die eigene Finanz- und Vermögenslage bewertet die Deka-Gruppe als weiterhin sehr solide. Die DekaBank verfüge über eines der besten Kapitalmarktratings unter den deutschen Geschäftsbanken. Die harte Kernkapitalquote liege demnach zum Jahresende 2021 bei 15,2% und übertreffe die aufsichtsrechtliche Anforderung damit deutlich.

Prognose für 2022 ungewiss

Die Jahresprognose der Deka für 2022 wird durch den Krieg in der Ukraine belastet. Dennoch geht das Wertpapierhaus aus heutiger Sicht weiter davon aus, dass sich das wirtschaftliche Ergebnis für das Jahr 2022 in der angestrebten Größenordnung und damit leicht über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre bewegen wird. (tku)

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Preiskrieg bei ETFs drückt die weltweiten Fondskosten

Die ETF-Anbieter liefern sich im Hinblick auf Kosten und Gebühren einen Unterbietungswettbewerb. Damit drücken sie auch die Kosten für aktiv gemanagte Fonds. Das ist eine Erkenntnis des Analysehauses Morningstar aus einer aktuellen Studie. Auch die Auswirkungen der Honorarberatung werden darin beleuchtet.

Das Analysehaus Morningstar hat eine Auswertung zu Gebühren und Kosten innerhalb der Fondsbranche veröffentlicht. Dabei haben die Analysten die Kosten für Fondsanleger in 26 Märkten mit dem weltweiten Durchschnitt verglichen. Morningstar vergab in diesem Zusammenhang die Bewertungen „Gut“, „Überdurchschnittlich“, „Durchschnittlich“, „Unterdurchschnittlich“ oder „Schlecht“.

Top und Flop

Mit „Gut“ bewertete Morningstar Australien, die Niederlande und die USA als die nach Gebühren und Kosten anlegerfreundlichsten Märkte. Italien und Taiwan hingegen wurden erneut als „Schlecht“ eingestuft, weil diese Fondsmärkte die höchsten Gebühren und Kosten aufweisen.

„Die gute Nachricht für globale Fondsanleger ist, dass die Gebühren in vielen Märkten sinken“, erklärt Grant Kennaway, Head of Manager Selection bei Morningstar und Mitautor der Studie. „Das ist darauf zurückzuführen, dass Gelder in günstigere Fonds fließen und die Preise vorhandener Anlagelösungen überarbeitet werden.“

Gefahr von Fehlanreizen besteht weiter

„Dass immer mehr Fonds statt Pauschalgebühren Einzelgebühren in Rechnung stellen, erhöht die Transparenz und fördert den Erfolg von Anlegern“, so Kennaway weiter. „Weil jedoch die globale Fondsbranche nach wie vor Ausgabeaufschläge verwendet und es in 18 europäischen und asiatischen Märkten üblich ist, laufende Provisionen einzukalkulieren, kann das zu Unklarheiten bei Anlegern führen. Unseres Erachtens kann das zu Fehlanreizen führen, von denen der Vertrieb, vor allem in Banken, mehr profitiert als die Anleger.“

Durchschnittliche Kostenquote sinkt

Seit der Studie 2019 sanken den Studienergebnissen zufolge in den meisten Märkten die nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Kostenquoten für inländische und zum Vertrieb zugelassene Fonds.

Gelder fließen in günstigere Anlagemöglichkeiten

Der Rückgang der nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Gebühren werde laut Morningstar davon getrieben, dass einerseits Gelder in günstigere Fonds fließen und andererseits die Preise vorhandener Anlagelösungen neu gestaltet würden.

Honorarberatung bleibt regional begrenzt

Außerhalb des Vereinigten Königreichs, der USA, Australiens und der Niederlande zahlten Anleger nur selten direkt für Finanzberatung.

Honorarberatung stärkt kostengünstigere Lösungen

In den USA und Australien habe der Wechsel zur Honorarberatung die Nachfrage nach kostengünstigeren Anlagelösungen, wie etwa passiven Fonds, angekurbelt. Hier entschieden sich Institutionen und Berater zunehmend gegen teurere Anteilsklassen, für die Beratungs- und Vertriebsgebühren anfallen. Der Trend dehne sich auch zunehmend auf Märkte wie Indien und Kanada aus.

ETFs drücken die Fondsgebühren

Preiskriege im ETF-Universum drückten außerdem die Fondsgebühren rund um den Globus. In den USA seien die Gebühren bei einigen Indexfonds und ETFs aufgrund des starken Wettbewerbs bereits auf null gesunken.

Wettbewerb allein senkt Kosten in der Regel nicht

In Märkten, in denen Banken den Fondsvertrieb dominierten, gebe es hingegen keine Anzeichen dafür, dass der Markt allein dafür sorge, die nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Kostenquoten für Endanleger zu senken. Besonders offensichtlich sei das in Märkten wie Italien, Taiwan, Hongkong und Singapur, in denen teure Offshore-Fonds eine größere Bedeutung im Vertrieb hätten als günstigere lokale Fonds.

Keine Pauschalgebühren = Bestwertung

Australien, die Niederlande und die USA erhielten laut Morningstar deshalb die besten Bewertungen, weil dort üblicherweise keine Pauschalgebühren für Fonds erhoben werden.

In Großbritannien muss Mehrwert belegt werden

Das Vereinigte Königreich wird von den Morningstar-Analysten lobend erwähnt, weil es mittlerweile jährliche Assessments of Value, also Wertprüfungen, vorschreibt. Fondsgesellschaften müssten darin belegen, welchen Mehrwert jeder Fonds im Vergleich zu den berechneten Gebühren für die Anleger erbracht hat. (tku)

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flatexDEGIRO mit Whitebox-Robo

Der Online-Broker flatexDEGIRO geht eine vertiefte Partnerschaft mit dem Robo-Anbieter Whitebox ein. Noch im Sommer dieses Jahres soll den Kunden von flatex Deutschland eine vollständige digitale Anlagelösung zur Verfügung gestellt werden. Eine europaweite Expansion ist geplant.

flatexDEGIRO erweitert seine Kooperation mit Whitebox. Der nach Kundenzahl größte Online-Broker Europas hat angekündigt, seinen Kunden künftig eine vollständige digitale Anlagelösung (Robo-Advisor) anzubieten. Die Umsetzung bei flatex Deutschland soll noch im Sommer 2022 erfolgen. Nach der erfolgreichen Einführung in Deutschland werde flatexDEGIRO die Ausweitung des Angebots auch auf alle DEGIRO-Kunden angehen, teilten die beiden Unternehmen mit.

Angebot an wenig handelnde Kunden

„Die erweiterte Partnerschaft steht im Einklang mit der strategischen Priorität von flatexDEGIRO, Millionen von Privatanlegern in Europa die beste Online-Brokerage-Plattform in Bezug auf Produkt, Plattform und Preis zu bieten“, so Frank Niehage, CEO von flatexDEGIRO. „Sie ermöglicht es uns, unseren Kunden den Zugang zu einer zusätzlichen, sehr attraktiven und komfortablen Form der Geldanlage zu bieten. Davon profitieren vor allem Kunden, die bisher weniger handelsaktiv waren. Zudem können wir so neue Kundengruppen ansprechen, die generell Unterstützung bei nachhaltigen und langfristigen Investitionen am Kapitalmarkt suchen. Das Angebot digitaler Vermögensverwaltung in Form von Robo-Advisory ist der nächste, logische Schritt in der Vertikalisierung unserer einzigartigen europäischen Brokerage-Plattform.“

Europäische Expansion für Whitebox

„Wir freuen uns sehr über die Möglichkeiten, die sich aus der strategischen Partnerschaft ergeben“, sagt Salome Preiswerk, Gründerin und Geschäftsführerin von Whitebox. „Unser Ziel ist es, Investments anzubieten, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten, einfach, transparent, kostengünstig – und von hoher Qualität sind. Die Ausdehnung unserer Reichweite mit einem vertrauenswürdigen Partner wie flatexDEGIRO auf potenziell mehrere Millionen Privatanleger in ganz Europa bedeutet für uns einen großen Schritt nach vorne.“

Ein AssCompact-Interview mit Salome Preiswerk über die Zukunft der Geldanlage ist hier zu finden.

Kooperation wie zwischen ING und Scalable Capital

Die Kooperation ist demnach vergleichbar mit der seit 2017 bestehenden Kooperation zwischen der größten Direktbank Deutschlands, der ING, und dem Neobroker und Robo-Anbieter Scalable Capital. Diese Kooperation hatte auch einen großen Anteil daran, dass Scalable mittlerweile Europas größter digitaler Vermögensverwalter ist. Der weltweit größte Robo-Anbieter ist Vanguard mit über 200 Mrd. US-Dollar Assets under Management. Seit Kurzem ist Vanguard mit seinem digitalen Anlageservice auch in Deutschland am Start, wie AssCompact bereits berichtete. Mehr dazu auch im Interview in AssCompact 04/2022, Seite 56 f., und im ePaper. (tku)

Bild: © flatexDEGIRO

 

Kryptoverwahrung: Bank schließt Kapilendo-Übernahme ab

Das Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe hat die Übernahme des Kryptoverwahrers Kapilendo Custodian abgeschlossen. Der Kryptoverwahrer soll in das bestehende Geschäft der Bank integriert werden. Hauck Aufhäuser Lampe ist bisher das einzige deutsche Bankhaus mit einer Erlaubnis zur Verwahrung von Kryptowerten.

Hauck Aufhäuser Lampe hat die Übernahme der Kapilendo Custodian AG, eines Kryptoverwahrers mit der Erlaubnis zur Verwahrung von Kryptowerten, abgeschlossen. Über Kapilendo bietet die Bank Services in der regulierten Verwahrung von Kryptowährungen, Token, Kryptowertpapieren und -fondsanteilen an. In einem ersten Schritt steht hierbei die Verwahrung von digitalen Assets in strukturierten Fondsprodukten im Vordergrund.

Verwahrung mithilfe von Private Keys

Die Verwahrung erfolgt laut dem Bankhaus in Form von kryptografischen Schlüsseln (Private Keys), die dazu dienen, digitale Assets wie Kryptowährungen zu halten, zu speichern oder zu übertragen. Die Anbindung an einen ebenfalls regulierten und lizensierten Handelspartner für Kryptowährungen ermögliche Kunden Zugang zu einer Vielzahl von Produkten und stelle das kurzfristige Onboarding neuer Token basierend auf bestehenden Standards sicher.

Alleinstellungsmerkmal für das Bankhaus

„Die Verwahrung von digitalen Assets sehen wir als ein wichtiges Element unseres Produktangebots – von der eigenen Krypto-KVG bis zur Verwahrstelle“, sagt Holger Sepp, Mitglied des Vorstands von Hauck Aufhäuser Lampe. „Damit ermöglichen wir Kunden eine integrierte Anbindung an diese neue Asset-Klasse. Als bisher einzige deutsche Bank mit einer Erlaubnis zur Verwahrung von Kryptowerten bieten wir dabei gewohnte Prozesse einer etablierten Privatbank gepaart mit einem verlässlichen und beaufsichtigten Zugang zu digitalen Assets.“

Kryptoverwahrung wird in Bankgeschäft integriert

Das Kryptoverwahrgeschäft werde in das Geschäft von Hauck Aufhäuser Lampe integriert und damit an bestehende Prozesse und Produkte zur Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette angebunden. Dabei werde auf die Bankinfrastruktur zur Bereitstellung von IT-Dienstleistungen auf gewohntem „Institutional-Grade-Level“ zurückgegriffen. (tku)

Bild: © Alexander Limbach – stock.adobe.com

 

Sanktionen gegen Russland: Marktturbulenzen halten an

Die europäische VTB-Tochter soll verkauft werden, Russland begleicht Zinszahlungen doch noch und die Börse Moskau hat den Handel wieder aufgenommen. Von Normalität dennoch keine Spur. Fondshäuser sitzen auf eingefrorenen russischen Titeln und ein Staatsbankrott Russlands ist weiterhin möglich.

Nachdem AssCompact zuletzt laufend die Auswirkungen der gegen Russland gerichteten Sanktionen auf die europäische Finanz- und Versicherungswirtschaft betrachtet hat, folgt mit diesem Beitrag eine kurze Zusammenfassung verschiedener Entwicklungen, die sich in den letzten Tagen ergeben haben.

VTB Bank Europe

Die VTB Bank Europe soll Informationen des Handelsblatts zufolge verkauft werden. Die EU-Tochter der von den westlichen Sanktionen betroffenen russischen VTB-Bank ist zwar in Frankfurt ansässig, nimmt seit Anfang März jedoch keine Privatkunden mehr an. Hintergrund ist laut Handelsblatt wohl ein Einlageaufnahmestopp, der von einer Finanzbehörde ausgesprochen wurde. Anscheinend soll auf diese Weise sichergestellt werden, dass über die Europa-Tochter der russischen VTB Bank kein Geld an den Sanktionen vorbei nach Russland transferiert wird.

Robo liquidiert

Bereits zuvor hatte die VTB Bank Europe ihren Robo-Advisor liquidiert und die Kunden vor die Wahl gestellt, sich das Guthaben auszahlen zu lassen oder das Depot auf den DJE-Robo Solidvest zu übertragen (AssCompact berichtete: VTB will Robo-Depots liquidieren).

Zinszahlungen auf russische Anleihen

Am 16.03.2022 wurden Zinszahlungen auf zwei russische Anleihen in US-Dollar fällig, die zunächst nicht bedient wurden. Vermutet wurde zu dem Zeitpunkt, dass Russland entweder nicht willens sei, die Zinszahlungen zu bedienen oder die westlichen Sanktionen die technische Abwicklung erschwert hätten. Dass die Devisenreserven Russlands ausreichen würden, um die Zinsen zu bedienen, stand außer Frage. Fällig war lediglich eine Zinszahlung von 117 Mio. US-Dollar geworden. Die Devisenreserven der Russischen Föderation beliefen sich im Januar 2022 laut Statista noch auf einen Gegenwert von knapp 500 Mrd. US-Dollar.

Einige Tage später erhielten die Inhaber der Anleihen ihre Zinszahlungen doch noch, wie die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters meldeten. Zwischenzeitlich bediente Russland noch weitere Zinszahlungen.

Seitdem sind die Augen der Marktbeobachter auf den 04.04.2022 gerichtet. An diesem Tag muss Russland eine Anleihe in Milliardenhöhe zurückzahlen und damit seine Zahlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Ab Mitte April dürfte die Bonität Russlands dann noch schlechter einschätzbar werden. Nach dem 15.04.2022 ist es Ratingagenturen dann nicht mehr gestattet, eine Einschätzung zur Zahlungsfähigkeit Russlands und russischer Unternehmen abzugeben, wie AssCompact bereits berichtete: Russland: Ratingagenturen müssen wegsehen).

Moskauer Börse öffnet wieder

An der Börse in Moskau ist man zwar noch weit vom Normalbetrieb entfernt, aber am 24.04.2022 öffneten sich die Tore der größten Börse Russlands zumindest für einen verkürzten Handelstag wieder. Handelbar waren zunächst lediglich 33 Titel. Leerverkäufe waren untersagt.

Am 28.03.2022 ließ Moskau dann wieder alle russischen Aktien zum Handel zu. Westlichen Investoren ist es jedoch weiterhin untersagt, Verkäufe zu tätigen. In Ländern, die sich den Sanktionen gegen Russland angeschlossen haben, sind russische Titel unverändert vom Handel ausgeschlossen.

Russischer Leitindex gestärkt (und gestützt)

Zum Handelsstart stieg der russische Leitindex zunächst kräftig an und legte dann abgesehen von einem kurzen Rücksetzer am 29.03.2022 weiter zu. Marktbeobachter geben jedoch zu bedenken, dass das Verkaufsverbot für ausländische Investoren, das Verbot von Leerverkäufen sowie die Angst russischer Investoren vor höheren Inflationsraten die Kurse stützten. Außerdem habe auch der russische Staatsfonds zur Börsenöffnung massiv Liquidität bereitgestellt. Ob dem so ist und wenn ja, welcher Einfluss diesem Faktor zukäme, bleibt unklar.

Fondsanbieter werden russische Papiere nicht los

Für Fondsgesellschaften und Privatanleger bleibt die Lage unverändert. Beispielsweise hatte der norwegische Staatsfonds nach Kriegsbeginn mitgeteilt, dass russische Titel aus dem Portfolio geworfen würden. Auch große Indexanbieter haben Russland aus ihren Indizes gestrichen. Aktuell werden die Fondsbetreiber die Werte aber aufgrund der Sanktionen und Handelsbeschränkungen nicht los. Sollten die Titel wieder handelbar werden, dürften allein die Verkäufe all der ETF-Anbieter, die aufgrund der geänderten Zusammensetzung ihrer Indizes verkaufen müssen, die Kurse weiter abrutschen lassen.(tku)

Bild: © Who is Danny – stock.adobe.com

 

ETF-Sparpläne könnten sich bis 2026 vervierfachen

Eine Studie im Auftrag des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock prognostiziert, dass die Zahl der monatlichen Sparplanausführungen bis 2026 auf 20 Millionen steigen könnte. Das Anlagevolumen der deutschen Privatanleger in ETFs würde dann 350 Mrd. Euro betragen. Die Studie wirft jedoch auch Fragen auf.

Die Zahl der monatlich ausgeführten ETF-Sparpläne soll in den kommenden Jahren deutlich stärker steigen als bisher angenommen. Das geht aus einer Studie des Informationsdienstes extraETF im Auftrag des Vermögensverwalters BlackRock hervor.

20 Millionen Sparpläne pro Monat

In der Prognose geht extraETF davon aus, dass die Zahl der ETF-Sparpläne bis 2026 um 33% p. a. auf 20 Millionen steigen wird – aktuell sind es lediglich 4,9 Millionen. In vier Jahren würde dann statistisch gesehen auf jeden vierten Deutschen ein ETF-Sparplan entfallen. Das Anlagevolumen, das Privatanleger dann in ETFs halten würden, beziffern die Studienautoren mit 350 Mrd. Euro.

Anbieter mit großem ETF-Angebot
ETF-Sparpläne könnten sich bis 2026 vervierfachen

Verbraucherschützer, Finanzmedien und spezialisierte Finanzportale empfehlen Privatanlegern in der Regel ETFs als kostengünstiges Investitionsvehikel. An den Kapitalmärkten führe in Zeiten von Niedrig- oder Strafzinsen ohnehin kein Weg vorbei. Hinzu komme laut extraETF, dass das Aufkommen der Neobroker diesen Trend beschleunigt habe. Der Markteintritt von Anbietern wie Trade Republic oder Scalable Capital habe die Gebühren insgesamt gesenkt und bei Sparplänen auch zu gebührenfreien Modellen geführt. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die schiere Zahl an besparbaren ETFs, die mittlerweile auf den verschiedenen Plattformen angeboten werden. Siehe nebenstehende Grafik.

Annahmen der Studie

Die jährlich erscheinende Prognosestudie wurde im Mai 2020 zum ersten Mal von BlackRock und extraETF erstellt. Die der Prognose zugrundeliegenden Annahmen sind nachvollziehbar, aber doch nicht unumstritten. Sie lauten im Einzelnen:

  • Es besteht weiterhin ein Mangel an sinnvollen Sparalternativen.
  • Die Zinsen bleiben bleiben weiterhin niedrig. Sparen auf Tagesgeld bleibt unattraktiv.
  • ETF-Sparpläne werden weiterhin kostengünstig angeboten (Neobroker, Rabattaktionen).
  • Die ETF-Anbieter unterstützen die Banken weiterhin bei Rabattaktionen.
  • Neue Sparangebote (FinTechs), die ETFs zum Vermögensaufbau nutzen, betreten den Markt.
Kritische Einordnung

Zum einen scheint es mittlerweile aber zumindest fraglich, ob die Zinsen tatsächlich weiterhin so niedrig bleiben werden, angesichts der im Raum stehenden Leitzinserhöhungen der Notenbanken. Und zum anderen könnte ein länger anhaltender Bärenmarkt die Begeisterung der deutschen Investoren für ETF-Sparpläne nachhaltig erschüttern. Festzuhalten bleibt, dass es sich bei der Studie lediglich um die Fortschreibung eines erfreulichen Trends in die Zukunft handelt.

Des Weiteren ist unklar, welche Aussagekraft der Zahl der ETF-Sparpläne in Deutschland zukommt. Da Sparplanausführungen mittlerweile niedrige oder keine Kosten nach sich ziehen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass einzelne Sparer eine Vielzahl von ETFs besparen. Zur Verteidigung der Studie sei jedoch angemerkt, dass sie auch die Entwicklung des Sparvolumens insgesamt abbildet und dieses mit der Anzahl der Sparplanausführungen korreliert. (tku)

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ESMA schützt Anleger vor Greenwashing und Influencern

Die ESMA will der Finanzindustrie aufmerksamer auf die Finger schauen und entschlossen gegen Greenwashing vorgehen. Das ist einem Gespräch der Chefin der EU-Finanzmarktaufsicht mit dem Handelsblatt zu entnehmen. In dem Interview geht es außerdem um die aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten.

Zuletzt hatte sich die Finanzmarktaufsicht der EU (ESMA) mehrfach mit warnenden Worten an die Anleger gewandt. In einer dieser Warnungen, über die AssCompact berichtete, ging es auch um die Risiken von Investments in Kryptowährungen. In einer anderen stellte die ESMA bereits Mitte Februar erhebliche Marktkorrekturen in Aussicht – noch bevor der Einmarsch Russlands in der Ukraine die Märkte zum Wanken brachte (AssCompact berichtete).

Hohe Volatilität an den Rohstoffmärkten

Im Rahmen eines Interviews mit dem Handelsblatt hat ESMA-Chefin Verena Ross nun betont, dass die Risiken an den Märkten weiterhin hoch seien. Gerade an den Rohstoffmärkten ließen sich besonders große Kursschwankungen verzeichnen.

Liquiditäts- und Bewertungsprobleme

Ross macht aber noch auf ein weiteres Problem aufmerksam. Gerade bei Produkten, die eng mit dem russischen oder ukrainischen Markt zusammenhingen, gebe es derzeit nicht nur Liquiditäts-, sondern auch Bewertungsprobleme. „Es ist in der aktuellen Situation nicht einfach, eine angemessene Bewertung bestimmter Fonds darzustellen“, so die ESMA-Chefin. Weitere Informationen zum EU-Rating-Verbot sind hier zu finden.

Krieg, Inflation und Leitzinserhöhungen

Welche Auswirkungen es nach sich ziehen würde, wenn Russland in die Staatspleite schlittern würde, vermag Ross nicht abzuschätzen. Die aktuellen Marktturbulenzen dürften jedoch nicht nur mit dem Ukraine-Krieg erklärt werden. Auch die hohen Inflationsraten und mögliche Zinserhöhungen hielten die Volatilität hoch.

Neobroker und Influencer

Gefragt nach dem Einfluss von Neobrokern wie Trade Republic und Scalable Capital auf das Anlegerverhalten merkt Ross an, dass es zunächst zu begrüßen sei, dass die Digitalisierung mehr Anlegern den Weg an die Kapitalmärkte ebne. Allerdings erfülle es die ESMA mit Sorge, dass die Plattformen zum schnellen und häufig auch spekulativen Trading verleiteten. Ebenso kritisch sieht Ross den Einfluss von Influencern auf Investitionsentscheidungen von Privatanlegern.

Finanzindustrie stärker überwachen

Auch auf die Finanzindustrie kämen neue Herausforderungen zu. „Beim Verbraucher- und Investorenschutz sehe ich Handlungsbedarf für das gesamte Finanzsystem, das kann die ESMA nicht alleine lösen“, so Ross im Interview. „Vorschriften verpflichten Finanzfirmen bereits heute, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln. Aber die Einhaltung dieser Regeln muss intensiver überwacht werden.“

Kampf gegen Greenwashing

Und auch das Thema Greenwashing steht bei der ESMA weit oben auf der Agenda. Die Informationen, die Anlegern aktuell zur Verfügung gestellt werden, seien noch nicht ausreichend, sagt Ross. Die EU-Vorschriften, die im Kampf gegen Greenwashing erlassen werden, sollten demnach in den verschiedenen Mitgliedsstaaten einheitlich umgesetzt werden.

ESG mit mehr S und G

Demnächst werde es hinsichtlich der EU-Taxonomie aber nicht mehr nur um Umweltaspekte bei der Bewertung von Investments gehen. Auch soziale Aspekte sowie jene der Unternehmensführung würden künftig verstärkt miteinbezogen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit gehe. „Ich bin überzeugt, dass sich die Taxonomie weiterentwickeln wird“, so Ross zu diesem Punkt.

Das Interview in voller Länge kann hier nachgelesen werden. (tku)

Bild: © hkama – stock.adobe.com

 

Multi-Asset-Ansatz trifft Nachhaltigkeit

Franklin Templeton und Standard Life haben einen aktiv gemanagten ESG-Mischfonds aufgelegt. Was es mit der engen Kooperation auf sich hat, wie die Unternehmen sicherstellen, dass ihr Fonds die Welt ein Stück weit besser macht und wie es um weitere Kooperationen steht, erklären Christian Nuschele und Martin Stenger.

<h5>Interview mit Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life, und Martin Stenger, Director Sales Business Development Insurance & Retirement Solutions bei Franklin Templeton</h5><h5>Herr Nuschele, was hat Standard Life und Franklin Templeton dazu bewogen, gemeinsam einen Fonds aufzulegen?</h5><p><b>Christian Nuschele</b> Die Auflage des Fonds war das Ergebnis eines sehr offenen Dialogs und einer sehr intensiven Zusammenarbeit. Das erste Gespräch fand am Rande eines Kongresses statt. Es war nicht so, dass Franklin Templeton auf uns zukam und alle bestehenden Lösungen vorgestellt hat. Martin Stenger hat ganz offen gefragt, was aus unserer Sicht Kundinnen und Kunden im Fondspolicen-Angebot vermissen könnten. Wir kamen recht schnell zum Ergebnis, dass ein aktiv gemanagtes ESG-Multi-Asset-Port­folio im Fondspolicenmarkt fehlt. Wir haben danach gemeinsam die Anforderungen an den Fonds immer weiter konkretisiert und Franklin Templeton hat mit seinen ESG- und Portfoliomanagement-Experten eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt. Mit der Auflage des Franklin ESG-Focused Balanced Fund haben wir also ganz gezielt eine bestehende Angebotslücke geschlossen. </p><h5>Weshalb haben Sie sich bei Auflage des Fonds gerade für eine Multi-Asset-Lösung entschieden?</h5><p><b>CN</b> Wir sehen seit Jahren, dass sich Kundinnen und Kunden für aktiv gemanagte Multi-Asset-Lösungen entscheiden und den Asset-­Managern die Zusammenstellung bzw. die Anpassungen des Portfolios überlassen wollen. Gleichzeitig sehen wir eine deutliche Entwicklung hin zu nachhaltigen Fonds. Umso überraschender ist es, dass es im Bereich der Aktien- oder Anleihefonds zwar gute Einzellösungen gibt, die unter Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung einsortiert werden können, eine überzeugende aktiv gemanagte Multi-Asset-­Lösung aber gefehlt hat. Diese Lücke haben wir mit dem neuen Fonds geschlossen. Der Multi-Asset-Fonds legt ausgewogen an, also gleichgewichtet in Aktien und Anleihen, wobei der jeweilige Anteil je nach Marktsituation um 10 Prozentpunkte angepasst werden kann. Die erwartete Volatilität liegt im niedrigen zweistelligen Bereich, maximal bei 15%. All dies passt ganz hervorragend zum Bedarf langfristig orientierter Vorsorgekunden und macht den Fonds zum passenden nachhaltigen Core-Investment für Anlegerinnen und Anleger.</p><h5>Herr Stenger, Fondsgesellschaften wird immer wieder vorgeworfen, mit dem Label ESG nur Greenwash­ing betreiben zu wollen – zuletzt beispielsweise von der Bürger­bewegung Finanzwende. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihr Fonds wirklich „grün“ ist?</h5><p><b>Martin Stenger</b> Wir schauen auf allen drei Ebenen – Umwelt, Soziales und Governance – sehr genau hin, was im Fonds stattfinden darf, und das Forum Nachhaltige Geldanlagen, kurz FNG, hat die hohe Qualität unseres Ansatzes mit zwei Sternen attestiert. Auf der Aktienseite beziehen wir nicht nur ESG-Daten von mehreren Dienstleistern, sondern kategorisieren und priorisieren diese auch je nach Relevanz für unser Portfolio. Das ist aufwendig und erfordert viel „in house“-­Expertise, unterscheidet uns aber von anderen. Auf der Anleihenseite haben wir uns auf europäische Anlagen konzentriert, um die Qualität in Bezug auf den ESG-Ansatz hoch zu halten. Dies ist ein wichtiger Punkt, der in den jüngsten Überlegungen zur EU-Taxonomie vertieft wurde und uns im Nachhinein in unserem Ansatz bestätigt hat.</p><h5>Blicken wir einmal tiefer in den Anlageprozess: Wie wird die ESG-Strategie konkret umgesetzt?</h5><p><b>MS</b> Wichtig für Anleger ist es zu wissen, dass die Integration von ESG-Daten an mehreren Stellen der Portfoliokonstruktion passiert, und zwar bei Aktien, Staats- sowie Unternehmensanleihen. Für das Aktienportfolio identifiziert das Portfoliomanagement Unternehmen mit starken ESG- und fundamentalen Eigenschaften, die durch unsere proprietäre Scoring-Methode untermauert werden. Aufseiten der Staatsanleihen kommt ebenfalls ein proprietäres ESG-Ratingmodell zum Einsatz, bei dem Länder auf Basis ihrer Exposition gegenüber bestimmten Risiken bewertet werden. Bei den Unternehmensanleihen werden die Manager von dem fundamentalen ESG-Research der Sektor­experten innerhalb von Franklin Templeton unterstützt. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Warum haben Sie sich gegen eine kostengünstigere Lösung basierend auf nachhaltigen ETFs entschieden?--><h5>Warum haben Sie sich gegen eine kostengünstigere Lösung basierend auf nachhaltigen ETFs entschieden?</h5><p><b>CN</b> Es war eine ganz bewusste Entscheidung für einen Asset-­Manager, der von Anfang an auf den Bedarf unserer Kunden und Vermittler eingegangen ist und diesen ganz gezielt umgesetzt hat. Franklin Templeton bietet ja auch passive Lösungen an. Im Rahmen der Entwicklung des Konzeptes sind wir aus unterschiedlichen Gründen zum Entschluss gekommen, dass ein aktiv gemanagtes Portfolio die bessere Lösung für unsere Kundinnen und Kunden ist. Natürlich haben wir bei der Entwicklung auch darauf geachtet, dass wir den Fonds zu einem sehr günstigen Preis anbieten können. Dank spezieller Vorzugskonditionen ist der Fonds in unseren Fondspolicen zu einer TER (Gesamtkostenquote) von nur 0,35% p. a. verfügbar. Kundinnen und Kunden erhalten damit einen aktiv gemanagten Multi-­Asset-Fonds auf dem Preisniveau eines ETFs.</p><h5>Anbieter trimmen aktuell große Teile ihres Produktportfolios auf Nachhaltigkeit. Ist das eine Reaktion auf die anziehende Nachfrage oder wird hier nur ein Marketing-Trend bedient?</h5><p><b>MS</b> Das Thema nachhaltiges Investieren wird aufgrund von zwei Effekten immer bedeutender: aufgrund des Push-Effekts, da die Regulatorik hier immer weiter voranschreitet und immer mehr Standards setzt, und aufgrund eines Pull-Effekts, da das Bewusstsein für nachhaltige Geldanlagen in der Breite der Anlegerschaft gestiegen ist. Beides zusammen genommen ist weit mehr als ein Marketing-Trend. Ich glaube, es ist nicht vermessen zu behaupten, dass echte nachhaltige Fonds dabei helfen, unsere Welt ein Stück weit besser zu machen. </p><h5>Die EU macht beim Thema ESG Druck. Auch Berater müssen sich künftig verstärkt der ESG-Thematik stellen. Welche Rolle kann hierbei Ihre neue Fondslösung spielen?</h5><p><b>MS</b> Vermittlerinnen und Vermittler sollten sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Aktuell ist das zwar eher noch etwas für Spezialisten, aber über kurz oder lang wird an dem Thema kein Weg mehr vorbeiführen. Und das nicht nur, weil Nachhaltigkeitspräferenzen voraussichtlich ab August 2022 bei der Beratung angesprochen werden müssen, sondern vor allem auch, weil die Nachfrage weiter steigen wird. Der neue Fonds ist speziell für den Bedarf nachhaltig orientierter Kundinnen und Kunden entwickelt, er erfüllt die regulatorischen Anforderungen und die Nachhaltigkeit wird von unabhängigen Institutionen wie dem FNG bestätigt. Darüber hinaus ist Multi-Asset ein zentrales Investmentthema der vergangenen Jahre. Umso erstaunlicher ist es, dass es noch sehr wenige Fonds gibt, die beides – Nachhaltigkeit und Multi-Asset – sinnvoll miteinander kombinieren. Die Berater sind damit bestens aufgestellt, die großen Investmentchancen mit nachhaltigen Aktien und Anleihen für sich und ihre Kunden zu nutzen.</p><h5>Gehen Sie davon aus, dass Ihr Vorgehen Schule machen wird und es zu weiteren Partnerschaften zwischen Versicherern und Fondshäusern kommen wird?</h5><p><b>CN</b> Fondspolicen sind mehr als nur eine Alternative zum Depot – sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge und der Finanzplanung unserer Kunden. Um den Besonderheiten eines Versicherungsproduktes gerecht zu werden, sind maßgeschneiderte Konzepte nötig – und diese entstehen durch enge Partnerschaften. Das wird in der Zukunft immer häufiger passieren, da bin ich mir sicher.</p><p>Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2022, S. 62 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03-2022/66454067&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Pcess609 – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/3DED7DB7-CDD3-49BC-A33A-51E07197091F"></div>

 
Ein Interview mit
Christian Nuschele
Martin Stenger

Finanzsektor pumpt 740 Mrd. US-Dollar in Öl, Kohle und Gas

Aus dem Finanzsektor fließen immer noch gewaltige Geldsummen in die Finanzierung des Geschäfts mit fossilen Energieträgern. Das zeigt eine aktuelle Studie des Think Tanks InfluenceMap. Demnach haben 2020/21 allein die 30 größten Finanzinstitute mindestens 740 Mrd. US-Dollar investiert.

InfluenceMap hat eine umfassende Bewertung der 30 größten börsennotierten Finanzinstitute der Welt vorgenommen. Dabei hat der Think Tank unter anderem festgestellt, dass diese 30 Institute in den Jahren 2020 und 2021 zusammengenommen mindestens 740 Mrd. US-Dollar in die Finanzierung der Wertschöpfungskette fossiler Energieträger investiert haben.

Unterstützung und Widerstand zugleich

Dieses Ergebnis stelle eine deutliche Diskrepanz zwischen den Handlungen des Finanzsektors und den Zielen dar, die sich die Unternehmen selbst gesetzt haben. Obwohl 29 der 30 bewerteten Finanzkonzerne sich im Einklang mit der Initiative Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) auf Klimaziele für 2050 festgelegt hätten, seien alle untersuchten Unternehmen nach wie vor Mitglieder von Verbänden der Finanzindustrie, die sich gegen eine sich abzeichnende nachhaltige Finanzpolitik wehren – einschließlich der Offenlegungspflichten des Finanzsektors in der EU und der Anforderungen zur Berücksichtigung von ESG als Teil der Investitionspflichten in den USA.

Einige europäische Häuser sind progressiver

Darüber hinaus seien laut InfluenceMap 15 der 30 ausgewerteten Finanzinstitute Mitglieder von Branchenverbänden der Realwirtschaft, die direkt im Sinne der Fossilbrennstoff-Lobby agierten. Eine kleine Anzahl von Finanzinstituten, wie BNP Paribas, AXA und Allianz, widersetzten sich dem Branchentrend und engagierten sich mit zumeist ehrgeizigen Positionen für eine nachhaltige Finanzpolitik. Der größte Geldgeber für die Finanzierung fossiler Brennstoffe wiederum war 2020/2021 mit 81 Mrd. US-Dollar JP Morgan.

Berichterstattung lückenhaft

Es sei des Weiteren unklar, ob oder wie die Institute diese Diskrepanzen angehen wollten, da nur elf Finanzinstitute sich sektorübergreifende Ziele gesetzt hätten. Die klimabezogene Berichterstattung der Finanzinstitute weise aus diesem Grund durchweg erhebliche Lücken auf. Nur 7 der 30 Finanzinstitute hätten Pläne für den Ausstieg aus der Kraftwerkskohle im Einklang mit den 1,5°C-Richtlinien des IPCC aufgestellt. Lediglich Barclays, BNP Paribas, ING und Société Générale hätten sich verpflichtet, ihr Engagement im Öl- und Gassektor bis 2025 zu reduzieren. (tku)

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