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4. März 2019
„Das ist kein Aktionsplan, sondern allenfalls ein Reaktionsplan“

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„Das ist kein Aktionsplan, sondern allenfalls ein Reaktionsplan“

Braucht es einen Anlageausschuss oder Ethikrat für die gesamte Fondsbranche?

Wenn man die Ziele ernst nimmt, dann ja. Als Portfolioverantwortlicher hat man in erster Linie einen Blick auf die Rendite. Dadurch neigt man dazu, im Zweifel ein Auge zuzudrücken und ein Unternehmen trotz eventueller Zweifel ins Fondsportfolio aufzunehmen. Genau deshalb ist eine externe Stelle sinnvoll, für die Renditen keine Rolle spielen, sondern ausschließlich ökologische und soziale Kriterien.

Wie sehr schränken ökologische und soziale Kriterien die Freiheit eines Fondsmanagers und die Chance auf attraktive Renditen ein?

Natürlich verkleinert das unser An­lage­universum immens. Wenn man ethisch-ökologische Kapitalanlage ernst nimmt, geht das aber auch nicht anders. Die Renditen unserer Fonds zeigen aber, dass sich auch trotz dieser Einschränkungen langfristig ordentliche Renditen erzielen lassen. Der ÖKOWORLD ÖKOVISION CLASSIC braucht sich zum Beispiel nicht nur hinter seinen nachhaltigen Konkurrenten nicht zu verstecken, sondern hat auch viele konventionelle Aktienfonds langfristig outperformt.

Wie schafft man das?

Meine Kollegen und ich lieben es, neue Unternehmen zu entdecken. Es macht unglaublichen Spaß, wenn man den Kollegen ein spannendes Geschäftsmodell vorstellen kann und dann intensiv darüber diskutiert. Zugleich öffnet es den Kopf für neue Möglichkeiten und Denkweisen. Diese Leidenschaft und Offenheit teilen alle Kollegen in unserem Portfoliomanagement. Sie ist neben der individuellen Erfahrung der Grundstein und die Motivation unserer Arbeit und trägt vermutlich auch zum Erfolg der Fondsportfolios bei.

Trotzdem kann man sich den Märkten nicht entziehen. 2018 war im Allgemeinen ein schwieriges Jahr für die Manager von Aktienfonds. Wie fällt Ihre Bilanz für das vergangene Jahr aus?

Es war in der Tat kein einfaches Jahr. Es ist nicht schön, wenn trotz all der Arbeit und Leidenschaft, die man in das Management der Portfolios steckt, am Ende des Jahres ein Verlust zu Buche steht. Relativ gesehen haben sich die Fonds zwar erneut gut geschlagen, unter anderem weil wir aus Vorsicht zeitweise bis zu 30% Cash hielten. Dennoch stellt es nicht zufrieden, wenn absolut ein Minus dabei herauskommt. Vor allem im letzten Quartal wurden auch unsere Portfolios abgestraft. Das bringt einen natürlich zum Nachdenken.

Mit welchem Ergebnis?

Wir sind in erster Linie Stockpicker. Wir haben uns daher die einzelnen Unternehmen und ihre Daten noch genauer angesehen. Wenn wie bei den meisten Unternehmen bei der Analyse nach wie vor alles passt, gibt es keinen Grund, sich von einer Aktie zu trennen. Stattdessen wandelt sich der Frust zumindest etwas in Freude über günstigere Einstiegskurse.

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Ein Artikel von
Alexander Mozer