Interview mit Janine-Stefanie Desch, Key-Account-Managerin Region Nord bei der OSKAR SCHUNCK GmbH & Co. KG, Daniela Peeters, Customer & Broker Engagement Manager bei Berkshire Hathaway Specialty Insurance, Sara Thofern, Senior Consultant Carrier Management bei AON, und Andrea Brock, General-Managerin bei QBE Europe, Direktion für Deutschland
Im vergangenen Jahr wurde die Initiative Frauen in der Industrieversicherung, kurz fidi, gegründet. Welche Idee steckt hinter dem Netzwerk?
Andrea Brock Die Idee an sich war nicht ganz neu. Allerdings stellten wir im Laufe der Jahre fest, dass über Diversity und Inclusion sowie Frauenförderung in der Industrieversicherung viel gesprochen wurde, die Fortschritte jedoch überschaubar blieben. Unterschiedliche Branchen haben differenzierte Herausforderungen – insbesondere im Industrieversicherungs- und Maklergeschäft, da unser Marktsegment eng mit der deutschen Wirtschaft verbunden ist. Schaut man auf die besonderen Herausforderungen der vergangenen Jahre, wurden oftmals andere Prioritäten gesetzt – was durchaus nachvollziehbar ist. Mit fidi wollen wir unternehmensübergreifend das Thema Diversity angehen: Es handelt sich um eine Brancheninitiative von Frauen für Frauen, die durch unsere männlichen Kollegen unterstützt wird. Wir verfolgen das Ziel, die Berufsbilder in der Industrieversicherung sowohl sichtbarer als auch transparenter zu machen und damit für potenzielle Kandidatinnen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Gegenseitige Unterstützung wie zum Beispiel durch Mentoring oder Sparring ist für uns selbstverständlich. Der persönliche Austausch, gegenseitige Förderung sowie die Entwicklung von „Best Practice“-Modellen sind wesentliche Bestandteile der fidi-Idee.
Warum braucht es die Fokussierung auf die Industrieversicherung?
Janine-Stefanie Desch Wie jede Gemeinschaft entstand auch fidi durch die enge Vernetzung von Frauen mit ähnlichen Erfahrungen und Backgrounds. Das zeigte sich bereits bei unserem ersten Treffen in Düsseldorf: Viele von uns stießen an die „gläserne Decke“. Es ist unbestritten, dass Frauen in der Industrieversicherung, bei der es um die Absicherung hochkomplexer Risiken geht, seltener in höheren Positionen beschäftigt sind. Dabei bin ich sicher, dass es nicht daran liegt, dass Frauen diese Jobs nicht wollen. Ein Wandel findet statt – allerdings langsam. Vielleicht sind vielen von uns die offenstehenden Möglichkeiten auch noch gar nicht bewusst. Dabei bieten große Maklerhäuser oder Versicherungsunternehmen aufgrund von Compliance-Richtlinien und definierten Strukturen gute Voraussetzungen, um Frauen auf Führungspositionen vorzubereiten und diese auch für sie interessant zu machen. Ich denke hier an Ausbildungsprogramme, Nachwuchsförderung, Mentoring oder Job-Rotation. Fest steht: Unsere Branche ist immer noch eine von Männern dominierte Welt. Es braucht weit mehr als bunte und laute Werbebotschaften, die in Glitzerschrift posaunen, dass ein Unternehmen für Gleichberechtigung steht. Damit ist es nicht getan.
Wer kann denn bei fidi mitmachen und was bieten Sie ganz allgemein den Mitgliedern?
Sara Thofern fidi will die Hürden für Frauen im Management in den männlich dominierten Arbeitsstrukturen der Versicherungsbranche abbauen. Bei fidi ist jede herzlich willkommen – von der Auszubildenden bis zur Vorständin. Das ist das Einzigartige an unserem Netzwerk: Der Erfahrungsaustausch findet über alle Hierarchieebenen hinweg statt. fidi ermöglicht so den Aufbau wichtiger Branchenkontakte, erhöht die Sichtbarkeit von Frauen in allen Unternehmensbereichen und führt zu Empfehlungen. Alle Frauen, die in unser Branchennetzwerk investieren, das heißt Wissen teilen und anderen Frauen mit Rat und Tat zur Seite stehen, investieren damit bestens in ihre eigene berufliche Zukunft. Es gibt halbjährliche Network-Events und auch digitale Austauschformate sind in Planung. Die Mitglieder „finden“ sich in einer geschützten LinkedIn-Gruppe, über die auch anstehende Termine und weitere allgemeine Informationen geteilt werden können. Die Kontaktaufnahme ist außerdem über unsere Website möglich, auf der auch das Gründungskomitee vorgestellt wird und zur Verfügung stehende Speakerinnen zu verschiedenen Themen zu finden sind.
Wie sieht es mit Unternehmerinnen oder Versicherungseinkäuferinnen aus, also Ihren Kundinnen – oder auch Kunden?
Daniela Peeters Bei uns können alle mitmachen, die in der Industrieversicherung tätig sind. Das Netzwerk lebt davon, dass von allen Seiten und Ebenen Kontakte geknüpft werden und damit Meinungen, Ideen und Anregungen einfließen. Unsere gebündelte Erfahrung sowie unser Wissen wollen wir zum Wohle des Netzwerks einsetzen. Insofern sind die Kundenperspektive und die damit verbundenen Erfahrungen wertvoller Input. Ein Netzwerk profitiert davon, wenn alle Meinungen, Perspektiven und Erfahrungen vertreten sind und frei geäußert werden können.
Seite 1 „Der Impuls muss von uns Frauen kommen“
Seite 2 Eines Ihrer Ziele ist, den Anteil an Kolleginnen über alle Hierarchieebenen hinweg zu erhöhen. Wie wollen Sie das erreichen? Können Quoten helfen?
Seite 3 Warum sollten sich Frauen für eine Tätigkeit oder eine Karriere bei einem Industrieversicherer oder -maklerunternehmen entscheiden?
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