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30. Dezember 2023
„Im Gewerbebereich signifikantes Geschäftspotenzial für Vermittler“

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„Im Gewerbebereich signifikantes Geschäftspotenzial für Vermittler“

Die Risiken in der Gewerbeversicherung sind im Wandel. Hinzu kommt die Schwierigkeit, trotz der fortschreitenden Digitalisierung der Beratung die individuellen Anforderungen des Kunden angemessen zu berücksichtigen. Was bedeuten diese Veränderungen für Vermittler?

Interview mit Mathias Berg, CSO und Geschäftsführer der Thinksurance GmbH
Herr Berg, die Betriebs- und Berufshaftpflicht sowie die gewerbliche Sach gelten als Dauerbrenner in der Gewerbeversicherung. Wo besteht Ihrer Einschätzung nach weiterer Handlungsbedarf?

Das Umsatzpotenzial im Gewerbebereich ist übergreifend sehr hoch. Wir haben bei deutschen Unternehmen eine geschätzte Unterdeckung in Höhe von 2 Mrd. Euro Prämienvolumen. Da besteht für jeden Vermittler signifikantes Geschäftspotenzial. 

Bei der Betrachtung einzelner Sparten bleiben die Betriebs- und Berufshaftpflicht sowie gewerbliche Sachversicherungen die Eckpfeiler der Gewerbeversicherung. Sie stehen für mich als solche auch bei den Umsatzpotenzialen weiter ganz oben. Durch generelle Marktentwicklungen wie beispielsweise die Inflation besteht zudem dringender Bedarf, die Deckungen in der Gebäudeversicherung zu überprüfen. Auch die Flottenversicherung ist weiterhin ein Kernthema und sollte gerade in der aktuell stattfindenden Wechselsaison Teil der Beratung sein. 

Das höchste Umsatzpotenzial wird hingegen künftig bei Cyberpolicen gesehen. Wie deckt sich das mit Ihrer Wahrnehmung? 

In Bezug auf Cyberpolicen können wir feststellen, dass das Bewusstsein für die wachsenden Risiken im Zusammenhang mit Cyberangriffen in der Geschäftswelt steigt. Dies wird auch durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigt – neben großen Unternehmen stehen zunehmend auch kleinere und mittlere Unternehmen im Mittelpunkt von Cyberangriffen. Das Potenzial in der Beratung zu Cyberrisiken steigt daher deutlich. Dies sehen wir auch übergreifend im Markt: Zu Cyberrisiken wird von Vermittlern mehr und mehr beraten. Die zurückhaltende Eindeckung von Cyberrisiken aus den vergangenen Jahren hat sich in den letzten Monaten geändert, sodass es hier einen deutlich positiven Trend zu verzeichnen gibt. 

Um Vermittler bei der Beratung zu Cyberrisiken zu unterstützen, haben wir in unserem kürzlich live geschalteten Vertriebscenter Vertriebsansätze und Schadenbeispiele aufgeführt. Damit werden Vermittler besser in die Lage versetzt, den Kunden zu beraten und die richtige Eindeckung zu finden. 

Umgekehrt gelten etwa Betriebsunterbrechungen angesichts fragiler Lieferketten oder einer unge­wissen Energieversorgung zu einem der Top-Risiken für das Gewerbe. Wie macht sich das bei Thinksurance bemerkbar?

Die Fragilität von Lieferketten ist spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie offensichtlich geworden. Die veränderte geopolitische Lage hat dies nochmals verschärft. In der heutigen Geschäftswelt ist die daraus entstandene Dynamik fast schon Alltag geworden. Unternehmen müssen heute mit längeren Betriebsunterbrechungen rechnen und sich gegen eine Vielzahl von potenziellen Risiken absichern, die in der Vergangenheit weniger relevant waren. 

Die veränderte Situation der Unternehmen spiegelt sich im Markt und damit auch auf unserer Plattform wider. Wir beobachten eine Anpassung an den veränderten Versicherungsbedarf innerhalb der Branche. Versicherer passen Deckungskonzepte an, beispiels­weise mit veränderten Haftzeiten in den Versicherungspolicen. Der Standard für die Haftzeit lag lange bei zwölf Monaten. Angesichts der längeren Zeiträume, in denen Unternehmen von Betriebsunterbrechungen betroffen sein können, sehen wir hier eine sukzessive Anhebung. Daraus resultieren neue Tarife, die auf unserer Plattform integriert werden und das Angebot für Betriebsunterbrechungen erweitern. 

Die Produktgeber reagieren also darauf?

Wir sehen definitiv eine Reaktion auf das veränderte Marktumfeld. Betriebsunterbrechungen sind nur ein Beispiel für die komplexe Risikolandschaft, in der sich Unternehmen aktuell bewegen. Versicherer sehen den Bedarf und sind bestrebt, kundenorientierte Lösungen anzubieten und damit den sich wandelnden Bedürfnissen auf dem Markt gerecht zu werden.

Gewerbeversicherungen gelten als kompliziert und schwer digitalisierbar. Die Anforderungen können sehr spezifisch sein. Wie stellt Thinksurance sicher, dass der Digitalisierungsprozess individuelle Anforderungen berücksichtigt, ohne die Beratungsqualität zu beeinträchtigen?

Tatsächlich sind Gewerbeversicherungen oft komplex und die Anforderungen können sehr spezifisch sein. Mit unserer Advisory Suite haben wir eine Lösung geschaffen, von der alle Marktteilnehmer profitieren: Von der Bedarfsermittlung über die Erfassung der Risikoparameter und die automatisierte Erstellung von Synopsen bis hin zum Abschluss und der Dokumentation bietet unsere Software dem Vermittler eine signifikante Unterstützung in der Beratung. Die umfassende Markttransparenz über den Vergleich der Versichererangebote wurde allein in diesem Jahr um mehr als 150 neue Tarife ergänzt. Im kommenden Jahr werden bis zu 300 zusätzliche Tarife integriert. In Verbindung mit unseren intelligenten Fragebögen zur Risikoerfassung, die aktuell 65 Produkte, über 2.000 Betriebsarten und 20 Branchen abbilden, ermöglichen wir Maklern einen hochindividualisierten und zuverlässigen Beratungsprozess. Unsere Ausschreibungsplattform, über die individuelle Angebote von Versicherern angefordert werden können, komplementiert diesen Prozess. Damit gelingt es uns, individuelle Anforderungen zu berücksichtigen und die Beratungsqualität sogar noch zu verbessern. 

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Ein Interview mit
Mathias Berg