AssCompact suche
Home
Investment
6. Mai 2020
„Schon im Herbst wird der zweite Teil des EU-Aktionsplans kommen“

2 / 3

„Schon im Herbst wird der zweite Teil des EU-Aktionsplans kommen“

Was ist konkret geplant, um das zu erreichen?

Einen ersten Aktionsplan „Sustainable Finance“ der EU gibt es ja bereits. Er hat insbesondere dazu geführt, dass wir eine sogenannte Taxonomie entwickelt haben. Das heißt, dass wir Regeln dafür aufgestellt haben, welche Kapitalmarktprodukte sich als nachhaltig bzw. sustainable bezeichnen dürfen. Diese Klassifizierung soll die Basis für die massenhafte Verbreitung einer neuen Generation von Finanzmarktprodukten legen. Wir haben heute schon nachhaltige Finanzprodukte, die aber unterschiedlichen Regeln unterliegen. Diese Regeln werden wir europäisieren und damit Europa zu einem Leitmarkt für nachhaltiges Investieren entwickeln. Das ist bereits am Laufen.

Und war eine große Herausforderung. Insbesondere beim Thema Atomkraft gab es ja zwischen den Ländern sehr unterschiedliche Nachhaltigkeitsauffassungen …

Das ist richtig. Durch die sogenannte Do-no-harm-Regelung ist Atomkraft nun zum Glück ausgeschlossen. Denn Atomenergieinvestitionen in nachhaltigen Finanzprodukten hätten die Glaubwürdigkeit und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg der Produkte gefährdet.

Wie sieht der Zeitplan für den ersten Aktionsplan aus?

Der aktuelle Stand ist, dass die Taxonomie 2021 in Kraft treten wird. Zur Fertigstellung müssen jetzt die Detailregeln der Taxonomie erstellt werden. Die zuständige Expertengruppe hat gerade ihren Bericht vorgestellt. Auf dieser Basis wird die EU-Kommission jetzt ihre delegierten Rechtsakte, also untergesetzliche europäische Regeln, verabschieden. Sobald sie da sind, kann der Markt europaweit richtig los­legen. Für den Klimabereich ist das noch für dieses Jahr vorgesehen, für die anderen ökologischen Standards im nächsten Jahr. Und dann gibt es grünes Licht.

Muss es dann auch noch in nationale Gesetze umgesetzt werden?

Nein. Es handelt sich um Verordnungen. Die gelten direkt in der ganzen EU. Sonst hätten wir wieder das ganze Theater unterschiedlicher nationaler Regelungen. Genau deshalb wollen wir in diesem Bereich keine Richtlinie, weil sich die Dinge sonst wieder in jedem Land ein bisschen unterscheiden. Dann hätten wir wieder keinen einheitlichen europäischen Kapitalmarkt. Nur die Einheitlichkeit des Kapitalmarkts gibt uns aber die Größenvorteile, die wir brauchen. Das ist in vielen Bereichen der europäischen Finanzpolitik unser Problem. Wir haben nach wie vor lauter fragmentierte Märkte und schaffen es deshalb nicht, in allen Bereichen die Vorteile der Eurozone zu nutzen. Diesen Fehler sollten wir bei den ökologischen Anlagen nicht wiederholen.