Frau Ries, ab welchen Werten ist eine spezielle Absicherung von Kunstwerken oder Sammlungsobjekten über die Hausratversicherung hinaus zu empfehlen?
Kunstwerke und Sammlungsobjekte sind im Rahmen des sogenannten Wertsachenanteils einer klassischen Hausratversicherung grundsätzlich mitversichert – typischerweise bis zu etwa 30% der Versicherungssumme. Dieser Anteil kann je nach Anbieter individuell angepasst werden, stößt jedoch bei hochwertigen Einzelstücken oder umfangreichen Sammlungen schnell an seine Grenzen.
In solchen Fällen ist eine spezialisierte Kunstversicherung ratsam. Sie bietet nicht nur deutlich höhere Deckungssummen, sondern berücksichtigt auch die besonderen Anforderungen an Bewertung, Lagerung, Transport und Präsentation. Im Gegensatz zur klassischen Hausratversicherung handelt es sich hierbei um eine Allgefahrenversicherung, die nahezu alle versicherbaren Risiken abdeckt – inklusive Transportschäden, Diebstahl und Beschädigung durch unsachgemäße Handhabung.
Je nach Risikoprofil und Wertumfang kommen zur Absicherung von Kunstgegenständen zwei Optionen infrage: die Erweiterung der Hausratversicherung durch eine Kombipolice, die sowohl Hausrat als auch Wertsachen sowie Kunstgegenstände abdeckt, oder eine eigenständige Kunstversicherung – insbesondere dann, wenn eine individuelle Risikobewertung erforderlich ist.
Was zeichnet die Kunstversicherungslösungen aus Ihrem Hause aus?
ARTE Generali bietet hochspezialisierte Versicherungslösungen für Kunst und Sammlungsobjekte, die weit über den klassischen Deckungsrahmen hinausgehen. Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der Verbindung von leistungsstarken Produkten mit einem breiten Spektrum innovativer Services.
Unsere Kunden profitieren zum einen von interdisziplinär ausgebildeten Fachexperten, die fundierte Bewertungen und Einschätzungen auch bei seltenen oder komplexen Objekten ermöglichen und zum anderen von unserem erfahrenen Schadenmanagement, das auf die besonderen Anforderungen anspruchsvoller Kunstversicherungsfälle ausgerichtet ist. Zudem erhalten Kunden Zugang zu einem etablierten Netzwerk aus Restauratoren, Gutachtern und Sicherheitsdienstleistern. ARTE Generali bietet darüber hinaus innovative digitale Services, die das Sammlungs- und Risikomanagement effizienter und qualitativ hochwertiger gestalten. Schließlich erfolgt eine persönliche Betreuung durch ein engagiertes Team, das mit hoher Serviceorientierung und Fachkompetenz agiert und persönlich ansprechbar ist.
Welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell auf dem Kunstversicherungsmarkt?
Wir beobachten ein zunehmendes Interesse an alternativen Wertanlagen wie beispielsweise hochwertige Armbanduhren, die sich als sammelwürdige Objekte mit signifikantem Wertsteigerungspotenzial etabliert haben. Parallel dazu verändert sich die Sammlerstruktur: Erbengemeinschaften und jüngere Generationen treten stärker in den Vordergrund und bringen neue Anforderungen mit – insbesondere hinsichtlich digitaler Services, Flexibilität und Transparenz.
Sie versichern sehr hohe Werte. Was sind häufige Schäden und wie wichtig ist Schadenprävention?
Bei der Versicherung hochpreisiger Kunstwerke ist eine präventive Risikosteuerung unerlässlich. Unsere Schadenstatistiken zeigen: Die häufigsten Schäden entstehen beim Transport – etwa im Rahmen von Ausstellungen oder Leihgaben – durch mangelhafte Verpackung oder unprofessionelles Handling. Auch Diebstähle nehmen wieder zu, insbesondere bei öffentlich zugänglichen Objekten, etwa in Museen oder Galerien, häufig begünstigt durch Sicherheitslücken.
Wir setzen daher gezielt auf Prävention und beraten unsere Kunden bereits im Vorfeld – etwa bei der Auswahl qualifizierter Transportdienstleister, bei Sicherheitskonzepten oder bei klimatischen Anforderungen an Lagerung und Präsentation. Unser Ziel ist es, nicht nur Werte zu versichern, sondern Kulturgut nachhaltig zu bewahren.
Wo liegen die Grenzen der Absicherung?
Trotz weitreichender Gestaltungsmöglichkeiten gibt es versicherungstechnische Grenzen, die sich insbesondere aus der Materialität und dem Alterungsprozess von Kunstobjekten ergeben. Ein zentrales Thema sind sogenannte Allmählichkeitsschäden – etwa durch klimatische Einflüsse, Materialermüdung oder UV-Strahlung.
Ein Beispiel für allmählich entstehende Schäden sind Kunststoffskulpturen. Diese können sich nach Jahrzehnten durch chemische Reaktionen im Material verändern – ein natürlicher Alterungsprozess, der in der Regel nicht versicherbar ist. Ebenso sind Schäden durch dauerhafte Sonneneinstrahlung, die zu Ausbleichungen oder Farbveränderungen führen, vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.
Diese Grenzen der Versicherbarkeit verdeutlichen die Relevanz präventiver Maßnahmen. Gemeinsam mit unseren Kund und Partnern entwickeln wir individuelle Schutzkonzepte, um Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren sowie Schäden zu verhindern.
Sie setzen gezielt auf digitale Tools. Können Sie Beispiele nennen?
Digitale Lösungen sind integraler Bestandteil unseres Leistungsportfolios. Sie ermöglichen eine effiziente, transparente und sichere Abwicklung komplexer Prozesse im Kunstversicherungsbereich.
ProCollect ist unsere digitale Plattform für das Sammlungsmanagement. Sie erlaubt die strukturierte Erfassung, Dokumentation und Verwaltung von Kunstwerken – inklusive Zustandsberichten, Inventaren und automatisch generierten Versicherungszertifikaten. Eine KI-gestützte Funktion analysiert tagesaktuelle Wertveränderungen und unterstützt bei der laufenden Überprüfung der Versicherungssummen.
ProRisk unterstützt die Risikobewertung und beschleunigt die Angebotserstellung durch intelligente Analysefunktionen. Beide Tools verbessern die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern signifikant – und schaffen neue Standards in der digitalen Kunstversicherung.
Sehen Sie durch KI oder neue Technologien perspektivisch Veränderungen für die Kunstversicherung?
Künstliche Intelligenz und digitale Technologien verändern die Kunstversicherung bereits heute – und das mit zunehmender Dynamik. Besonders bei der Automatisierung wiederkehrender Geschäftsprozesse wie Antrags- und Vertragsverwaltung sorgen KI-basierte Systeme für Effizienzgewinne und höhere Transparenz.
Auch im Bereich der Kunstbewertung eröffnen sich neue Perspektiven: Unsere Kooperation mit Wondeur AI ermöglicht KI-basierte Einschätzungen zur Entwicklung von Künstlern und Werken sowie Prognosen zur Wertentwicklung. Dennoch bleibt die finale Bewertung ein Zusammenspiel aus Technologie und menschlicher Expertise – insbesondere durch erfahrene Kunsthistoriker.
Unser strategischer Ansatz: Wir entwickeln ein Human-Centric Digital Ecosystem, das digitale Tools und KI gezielt einsetzt, um Effizienz- und Transparenzvorteile zu realisieren – ohne den persönlichen Kontakt und die individuelle Beratung aus dem Blick zu verlieren.
Bild: © ARTE Generali
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