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19. April 2023
Allianz PKV-Chefin spricht von „sehr, sehr gutem Jahr“

Allianz PKV-Chefin spricht von „sehr, sehr gutem Jahr“

In der Krankensparte der Allianz florierte das Geschäft 2021. Wie lief es 2022, was waren Wachstumstreiber und welche Rolle spielen digitale Tools? Nachgefragt bei Nina Klingspor, Vorstandsvorsitzende der Allianz Private Krankenversicherungs-AG (APKV), die sich auch zum Thema Pflegeversicherung äußert.

Frau Klingspor, laut PKV-Verband ist die private Krankenversicherung 2022 weiter stabil gewachsen. 2021 war für die APKV das Jahr mit dem besten Vertriebsergebnis seit ihrer Gründung. Konnten Sie im vergangenen Jahr daran anknüpfen?

Ja, das konnten wir. 2022 war für uns in der APKV ein sehr, sehr gutes Jahr. Wir haben im Neugeschäft den Rekord vom Vorjahr überflügelt und sind um 12% gewachsen. Das ist umso bemerkenswerter in einem Jahr wie 2022, in dem sich viele Menschen Sorgen um Inflation und Energiekrise machten und tendenziell zurückhaltender mit Kaufentscheidungen waren. Doch vielen ist ihr Gesundheitsschutz wichtig und wir konnten sie von uns überzeugen.

Für Wachstum in der PKV sorgt vor allem die Zusatzversicherung, während die Vollversicherung weiter schwächelt. Können Sie diesen Trend bestätigen?

Wir wachsen in allen unseren drei Geschäftsfeldern im Neugeschäft. Also in der Voll-, der Zusatzversicherung und im Firmenkundengeschäft. In der Vollversicherung bauen wir stetig, Jahr für Jahr, unseren Marktanteil im Neugeschäft aus. Das ist für mich die härteste Kennzahl. Auch im Bereich der Krankenversicherungen für Beamte konnten wir zulegen. Dafür tun wir einiges: Wir haben die Beitragsrückerstattung erhöht und seit letztem Herbst gibt es neue Beihilfeergänzungstarife.

In der betrieblichen Krankenversicherung hat sich unser Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Mehr als ein Drittel des Wachstums am Markt ging im Jahr 2022 an die APKV. Bei der Zusatzversicherung sind für uns die Pflegeabsicherung und die Zahnzusatztarife die strategischen Wachstumsfelder. Vergangenes Jahr haben wir eine neue Zahn-Tarifwelt an den Markt gebracht, diese wird von den Vertrieben und den Kundinnen und Kunden enorm gut angenommen.

Was stand bei den neuen Zahnzusatztarifen im Vordergrund?

Wir haben unsere neuen Tarife so konzipiert, dass sie einfach und transparent sind. Sie bieten einen sehr guten Schutz und attraktive Leistungen zu günstigen Beiträgen. Mit der neuen Tarifwelt MeinZahnschutz erhalten Kundinnen und Kunden eine umfängliche Versorgung, auf die sie sich verlassen können: Beispielsweise erstattet die APKV bei allen MeinZahnschutz-Tarifen die Zahnbehandlung zu 100% im Rahmen der Gebührenordnung für Zahnärzte – inklusive der Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. In der Regel müssen Versicherte also nichts mehr hinzuzahlen.

Professionelle Zahnreinigung und Prophylaxe sind zweimal im Jahr enthalten, ohne Einschränkung. Bei Zahnersatz wie Kronen, Inlays oder Implantaten wählt der Versicherte mit seinem Tarif die prozentuale Erstattung, die er oder sie gerne möchte. Möglich sind 75, 90 oder 100%.

Was mir zudem sehr wichtig ist: Auf künftige Innovationen werden unsere Kundinnen und Kunden mit den neuen Tarifen nicht mehr verzichten müssen. Eine Innovationsgarantie stellt sicher, dass neue, medizinisch anerkannte Behandlungsmethoden automatisch abgedeckt sind und unseren Versicherten zugutekommen werden.

Lassen Sie uns näher auf einen weiteren Wachstumstreiber in der PKV eingehen: die betriebliche Krankenversicherung. Wie zufrieden sind Sie in diesem Bereich?

Die betriebliche Krankenversicherung ist für uns ein sehr starkes Wachstumsfeld. Uns ist es gelungen, die bKV innerhalb von vier Jahren zum dritten Standbein der APKV aufzubauen. Von 2018 bis 2021 hatten wir das Neugeschäft bereits verdreifacht und in 2022 haben wir es dann fast noch einmal verdoppelt. Unsere Produkte sind heute so flexibel, dass wir den unterschiedlichsten Wünschen entsprechen können. Das überzeugt: Mehr als jeder dritte Arbeitgeber, der im Jahr 2022 für seine Mitarbeiter eine bKV abgeschlossen hat, entschied sich für ein Angebot der Allianz. Wir gehen davon aus, dass wir damit der Marktführer sind.

Dazu kommt, dass in der bKV noch ein enormes Potenzial steckt. Viele Unternehmen sind auf der Suche nach zusätzlichen Anreizen, mit denen sich Mitarbeitende finden und halten lassen. Wie hole ich Talente und Fachkräfte zu mir? Und wie verhindere ich, dass sie wieder gehen? Die bKV gehört zu den beliebtesten Arbeitgebernebenleistungen. Ein Chef, der Vorsorgeuntersuchungen oder den Zahnarztbesuch bezahlt, erzeugt Emotionalität. Das bindet nachhaltig und erhöht das Vertrauen. Unternehmen, die eine bKV anbieten, haben einen geringeren Mitarbeiter-Turn-over als andere Firmen.

Nach wie vor ist das Thema bKV bei vielen Maklern nicht auf der Agenda. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Ich denke, da wird es sehr unterschiedliche Gründe geben. Aber ich möchte gerne jede und jeden dazu ermutigen, die bKV auf die Agenda zu nehmen. Wir haben eine Umfrage zu dem Thema durchgeführt. Lediglich 4,5% der Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden haben eine bKV. Das zeigt, wie groß die Wachstumschancen noch sind. Denn 54% der Firmen in unserer Umfrage haben angegeben, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen. Als Allianz haben wir mit unserem Geschäft der betrieblichen Altersvorsorge und dem Firmenkundengeschäft in der Sachversicherung wahrscheinlich den besten Zugang zu Firmenkunden deutschlandweit. Wir begleiten Vertriebspartner von der ersten Ansprache der Firmenkunden über den Abschluss des Vertrages bis zur Information der Belegschaft über den neuen, vom Chef finanzierten Service. All das ist auch online möglich. Und bei fachlichen Fragen zu Details der Policen können Vermittler und Arbeitgeber unsere hauseigenen Spezialisten zu Rate ziehen.

Stellen zusätzliche Services wie digitale Tools aus Ihrer Sicht einen Wettbewerbsfaktor dar?

Wir bieten unseren Versicherten mehr, als viele zunächst erwarten, und das macht uns zusätzlich interessant. Die Erwartung an eine Krankenversicherung ist, dass sie Arztrechnungen erstattet, und zwar möglichst schnell und einfach. Das tun wir selbstverständlich entsprechend unserer sehr guten Tarife und inzwischen auch zu einem großen Teil über unsere Gesundheits-App. Das geht meistens innerhalb von 24 Stunden und vor allem – im Sinne der Nachhaltigkeit – auch papierlos.

Darüber hinaus stellen wir unseren Kundinnen und Kunden viele für sie kostenfreie unterstützende Gesundheitsservices zur Verfügung. Beispielsweise bieten wir als erste private Krankenversicherung unseren Kunden eine elektronische Patientenakte an. Dort können unsere Vollversicherten alle ihre medizinischen Unterlagen sicher ablegen und bei Bedarf mit ihrem Arzt teilen. Wir bieten unsere Online-Tools Check-my-back und Check-my-knee bei Rücken- oder Knieschmerzen an, wir haben entsprechende Tools auch für die Schulter und die Hüfte, ein Symptom-Checker zur Ersteinschätzung und viele Services mehr. Für alles, was wir tun, haben wir uns einen Leitspruch gegeben: „Für Ihre Gesundheit da, ein Leben lang“. Wir beobachten, dass das für unsere Kundinnen und Kunden mehr und mehr erlebbar wird.

Wie wird das Angebot der elektronischen Patientenakte (ePA) angenommen?

Wir sind im Oktober mit der ePA gestartet und stehen daher noch recht am Anfang. Bemerkenswert ist, dass wir schon eine deutliche Nachfrage verzeichnen konnten, ohne die ePA beworben zu haben. Wir waren positiv überrascht, wie viele Kunden sich aus Eigeninitiative per Post-Ident-Verfahren oder elektronischem Personalausweis angemeldet haben. Seit März bewerben wir die ePA erst aktiv – und unsere Nutzerzahlen wachsen stetig.

Ein anderes viel diskutiertes Thema ist die Reform der Pflegeversicherung. Nach wie vor ist vielen Menschen offenbar nicht bewusst, dass sie im Fall der Fälle nicht ausreichend abgesichert sind angesichts hoher Pflegekosten. Wie lässt sich hier Abhilfe schaffen?

Wir sehen hier viel Unwissenheit. Viele Menschen glauben aufgrund der Pflegepflichtversicherung, sie seien gut versorgt. Tatsächlich ist das aber nur eine Teilabsicherung. Hier aufzuklären ist für uns eine Mission. Die Pflegeabsicherung ist ein Bereich, wo ich uns in besonderer Verantwortung für unsere Kunden sehe. Aus den Gesprächen, die der Vertrieb mit Kundinnen und Kunden führt, wissen wir, dass diese vorsorgen wollen, wenn die Problematik verstanden ist. Wichtig ist bei der Pflegezusatzversicherung, nicht mit Angstszenarien aufzuklären. Versicherungen sollten nicht über Angst verkauft werden. Es geht um die positive Vision von Eigenständigkeit und Würde im Alter. Mit diesem Ansatz überzeugen wir die Menschen. Im Bereich der Pflegezusatzversicherung sind wir Marktführer.

Sie setzen bei der Pflegevorsorge mit Dieter Hallervorden auf ein prominentes Gesicht als Pflegebotschafter. Wie ist die Resonanz?

Mit Dieter Hallervorden gelingt es, das Thema Pflege auf eine leichte und in Teilen auch amüsante Weise zu transportieren – mit Blick auf die Selbstversorgung und Unabhängigkeit. Das spiegeln uns Vertriebspartner oft wider. Das ist bei diesem Thema sehr wichtig.

Um zum Abschluss noch einmal auf den Maklerkanal einzugehen: Welche Bedeutung wird dieser Vertriebsweg Ihrer Einschätzung nach künftig in der PKV haben – gerade auch in Konkurrenz zum Direktvertrieb?

Die Nachfrage in der Bevölkerung nach Gesundheitsvorsorge ist generell hoch. Davon profitieren alle Vertriebswege der PKV. Makler sind zudem häufig stark im Firmenkundengeschäft, in der Gewerbeversicherung und in der betrieblichen Altersvorsorge. Insofern haben sie sehr gute Voraussetzungen, an dem starken Marktwachstum in der bKV zu partizipieren. Der Direktvertrieb in der PKV spielt eher in den Bereichen Reisekranken- und Zahn-Zusatzversicherung eine Rolle. Es gibt Makler, die auch mit Online-Geschäftsmodellen entsprechend positioniert sind. Wenn ich noch einen Wunsch frei hätte, würde er das Thema Pflege betreffen. In Deutschland sind noch zu wenig Menschen ausreichend geschützt. Dabei ist die Pflegeabsicherung ein entscheidendes Thema – für den Einzelnen und die Gesellschaft. Ich möchte deshalb einen Appell an unsere Vertriebspartner richten, unseren Kunden zu helfen, diesen wichtigen Bereich abzusichern.