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27. Mai 2022
Allianz Trade: Insolvenzen in Deutschland steigen 2022 leicht

Allianz Trade: Insolvenzen in Deutschland steigen 2022 leicht

Sowohl weltweit als auch in Deutschland normalisiert sich das Insolvenzgeschehen wieder. Allerdings sind 2021 Verschuldung und Schäden bei deutschen Unternehmen auf neue Höchststände angestiegen, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zeigen.

Das weltweite Insolvenzgeschehen normalisiert sich nach Erkenntnissen einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade langsam wieder. Nach zwei Jahren mit stark sinkenden Fallzahlen, dürfte sukzessive wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht werden. Demnach erwartet die aktuelle Studie weltweit einen Zuwachs der Insolvenzen um +10% im Jahr 2022 und um weitere +14% im Jahr 2023 – unter der Voraussetzung, dass keine neue Welle an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen folgt. „Die Insolvenzentwicklung war in den vergangenen Jahren durch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung weitestgehend entkoppelt und die fallen damit auf einem künstlich niedrigen Niveau“, sagt Maxime Lemerle, Experte für Insolvenzprognosen bei Allianz Trade. „Jetzt dürften sich die Anzahl der Insolvenzen wieder dem Vorkrisenniveau annähern. Allerdings bringen der Krieg in der Ukraine und neue Lockdowns in China den Joker der Staatshilfen zurück: Die Rückkehr umfangreicher staatlicher Unterstützung für Unternehmen könnte die vollständige Normalisierung von Unternehmensinsolvenzen erneut verzögern.“

Deutschland: Anteil der gefährdeten Unternehmen gesunken

„Trotz der vielen Herausforderungen sind die Finanzen vieler deutscher Unternehmen aktuell sehr robust und damit auch deren Widerstandsfähigkeit“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Der Anteil der gefährdeten Unternehmen in Deutschland hat sich 2021 von 7% auf 6% reduziert und staatliche Unterstützungsmaßnahmen laufen weiter. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Insolvenzen in Deutschland in diesem Jahr mit 4% nur moderat zunehmen auf rund 14.600 Fälle. Einen deutlicheren Anstieg erwarten wir erst im kommenden Jahr mit 10% auf dann 16.130 betroffene Unternehmen. Dennoch dürften die Fallzahlen auch Ende 2023 noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen.“ Allerdings wird es in den kommenden zwei Jahren nach Einschätzung der Experten von Allianz Trade zu größeren Insolvenzen kommen. Eine Folge von strukturellen Veränderungen und anhaltenden Schocks wie dem Krieg in der Ukraine oder den Lockdowns in China, unterbrochenen Lieferketten, Lieferengpässen, gestiegenen Arbeitskosten sowie Preise, insbesondere bei Energie und Rohstoffen, wie es in der Studie heißt.

Verschuldung der insolventen Unternehmen und Schäden steigen

„Unternehmen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wenn es kracht, dann richtig“, gibt Bogaerts allerdings zu bedenken. „Insolvenzen in Deutschland sind 2021 zwar zum zwölften Mal in Folge gesunken – aber die Verschuldung der insolventen Unternehmen und die Schäden, die dadurch entstanden sind, sind auf ein Rekordniveau gestiegen. Das heißt: Es gab weniger Insolvenzen, dafür aber besonders große.“ Die Gesamtverschuldung aller insolventen Unternehmen gegenüber ihren Gläubigern ist 2021 nämlich das dritte Jahr in Folge um 10,5% auf insgesamt 48,1 Mrd. Euro gestiegen, stellte die Studie fest. Damit hat sie einen neuen Höchststand seit dem Allzeithoch von 73 Mrd. Euro im Jahr 2009 erreicht. Schon zuvor war die Gesamtverschuldung rasant gestiegen: um 25,7% im Jahr 2019 und um 65,3% im Jahr 2020. „Die durchschnittliche Verschuldung der insolventen Unternehmen – und damit auch die entstandenen Schäden pro Insolvenz – sind im Jahr 2021 auf ein Rekordniveau von 3,4 Mio. Euro gestiegen. Das sind rund 55% mehr als noch 2009 mit damals 2,2 Mio. Euro“, resümiert Bogaerts. (as)

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