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10. November 2020
Arbeitskraftabsicherung: Versorgungswerke ebnen Weg zu den Beschäftigten

Arbeitskraftabsicherung: Versorgungswerke ebnen Weg zu den Beschäftigten

Interview mit Hubertus Harenberg, Bereichsleiter Vertrieb Firmenkunden und Konsortien bei Swiss Life Deutschland.Versorgungswerke wie MetallRente, KlinikRente und AKS Flex der IG BCE eröffnen Vermittlern einen Weg, Millionen von Arbeitnehmern und ihren Angehörigen eine passende Lösung zur privaten Absicherung ihrer Arbeitskraft anzubieten.

Herr Harenberg, erklären Sie uns doch kurz, wie wird man Konsortialführer in einem Versorgungswerk?

Indem man auf Herz und Nieren geprüft wird. Es gibt ein Prüfverfahren der jeweiligen Sozialpartner, bei dem sämtliche Aspekte berücksichtigt werden – von der Finanzstärke über die Kompetenz bis hin zur Erfahrung des Versicherers. Da haben wir uns im Bereich Arbeitskraftabsicherung 2005 erstmalig gegen andere namhafte Bewerber durchgesetzt. Wir bieten Berufsunfähigkeitslösungen seit über 125 Jahren in Deutschland an. Die damit verbundene Kompetenz und auch das Verständnis der besonderen Parteien, mit denen man zusammen­arbeitet – nämlich der Gewerkschaft, dem Arbeitgeberverband und einem Versorgungswerk –, hat gezeigt, dass wir da ein besonderes Verständnis und ein gutes Händchen haben.

Was bewegt die Sozialpartner, sich um AKS zu kümmern?

Es geht um eines der größten Existenzrisiken. Der Verlust der Arbeitskraft bedeutet einen hohen Vermögensschaden für jede Person. Das haben die Sozialpartner zum Anlass genommen, für ein leistungsstarkes Vorsorgeangebot zu sorgen und einen Anbieter zu finden, der das Produkt stetig an sich verändernde Rahmenbedingungen anpasst. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Corona: Die Versorgungswerke haben sich dafür eingesetzt, dass wir Überbrückungsmöglichkeiten anbieten. Das tun wir nun auch bis zum Jahresende.

Welche Bedeutung hat für Swiss Life das Konsortialgeschäft?

Es ist für uns von sehr hoher Bedeutung. Wir erreichen die Menschen hier auf einem besonderen Weg. Mit den genannten Versorgungswerken werden immerhin 17 Millionen Menschen angesprochen. Und natürlich sorgt es für Vertrauen, wenn sich die Sozialpartner mit ihren Versorgungswerken für dieses Produkt entschieden haben. Das ist wie ein zusätzliches Qualitätssiegel. Mittlerweile versorgen wir mehr als jeden zweiten Interessenten im Bereich der Arbeitskraftabsicherung über die Versorgungswerke.

Sie bieten jeweils eine BU, eine Grundfähigkeitsversicherung und einen Erwerbsminderungsschutz an?

Wir haben bei allen drei Versorgungswerken Berufsunfähigkeit und Grund­fähigkeit im Angebot. Bei der MetallRente haben wir zusätzlich eine Erwerbsminderungsversicherung (MetallRente.EMI) im Angebot, die sich besonders für Menschen in risikoreichen Berufen eignet und darum eine interessante Alternative zur BU oder Grundfähigkeitsabsicherung darstellt. Eine weitere Besonderheit: Das Produkt setzt auf die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Renten­versicherung auf.

Nimmt die Bedeutung der Grundfähigkeitsversicherung zu?

Ja. Wir haben für die Branchenlösungen MetallRente und KlinikRente 2018 die Grundfähigkeitsversicherung eingeführt – seitdem nimmt die Nachfrage monatlich zu. Es gibt Berufsbilder, die ein erhöhtes Berufsrisiko und ein begrenztes Einkommen haben. Für diese sind BU-Versicherungen relativ teuer und damit ist die Hürde groß, sich entsprechend abzusichern. Unsere Grundfähigkeitslösung ist für diese Zielgruppe ein sehr leistungsstarker Arbeitskraftschutz, der auch noch bezahlbar ist.

Bei den Tarifen unterscheiden Sie dann auch bestimmte Gruppen?

Absolut. Es gibt zum Beispiel Starterpolicen für Berufseinsteiger. Wichtig ist, die Menschen früh in den AKS-Schutz zu bringen, denn das Thema Gesundheitsprüfung ist relevant. Und wir sehen auch bei sehr jungen Menschen Berufsunfähigkeitsfälle – und das gar nicht so selten.

Welche Vorteile haben denn Arbeitnehmer, wenn sie eine Lösung des Versorgungswerks wählen?

Aufgrund von Kostenvorteilen sind die Produkte preiswerter. Zudem gibt es zusätz­liche Produktkomponenten. Es gibt in der Grundfähigkeitspolice eine zusätzliche Grundfähigkeit, die genau auf die jeweilige Branche zugeschnitten ist. Im Gesundheitswesen ist es zum Beispiel die Fähigkeit, einen Einweghandschuh anzuziehen. Aber auch, dass ein Versichererkonsortium dahintersteht, ist eine wichtige Leistungskomponente. Swiss Life ist AKS-Konsortialführer und übernimmt sämtliche Verwaltungsaufgaben in der Be­stands­verwaltung, aber es sind je nach Versorgungswerk ja drei bis fünf Versicherer, die mit ihren Beratern und Vermittlern die Interessenten erreichen und informieren. Die Tatsache, dass finanzkräftige Konsorten involviert sind, sorgt für ein stabiles Prämien- und Leistungsniveau.

Wie erfolgt die Makleranbindung an das jeweilige Versorgungswerk?

Die Versorgungswerke unterstützen die Makler bzw. Vertriebspartner mit sämtlichen Beratungstools und Informationsmaterialien bis hin zu einem Geschäftsauftritt per Landingpage und Visitenkarten als Berater des jeweiligen Versorgungswerkes. Der Makler muss sich hierzu über das jeweilige Vertriebs­portal der Versorgungswerke anmelden. Hier gibt er auch an, mit welchem Konsorten die weitere Zusammenarbeit erfolgen soll. Schulungen und die direkte Vertriebsunterstützung laufen über den jeweiligen Konsorten, ebenso die Vergütung für das Neugeschäft.

Welche Vermittler entschließen sich zu einer Zusammenarbeit?

Es sind alle Vertriebswege beteiligt. Anders als in der bAV bewegen wir uns ja im Bereich der privaten AKS-Versorgung. Wir erleben die Zusammenarbeit mit dem Vermittlermarkt in seiner gesamten Breite. Die Arbeitskraftab­sicherung ist ja schon lange kein Sonder­geschäft mehr. Der Vermittler berücksichtigt in seiner Beratung, aus welcher Branche der Interessent kommt. Das ist wichtig. Daraus ergibt sich, welche Branchenlösung zur Verfügung steht. So kann zum Beispiel auch der Koch, der bei Siemens in der Werkskantine arbeitet, die MetallRente.BU, die MetallRente.EMI oder Vital abschließen. Um die Vorteile der Branchenversorgung zu nutzen, kommt es eben auf die Branchenzugehörigkeit an, nicht auf den Beruf. Und wichtig ist auch zu wissen, dass es sich um einen privaten Berufsunfähigkeits- bzw. Grundfähigkeitsschutz handelt. Der Arbeitgeber ist in keiner Weise beteiligt.

Wie groß ist das Interesse?

Mittlerweile enorm, die Vorteile werden gesehen. Das Gütesiegel und der Vertrauensbeweis sind starke Argumente. Und ich bin überzeugt, dass die AKS damit eine höhere Verbreitung erreicht. Viele Menschen in Deutschland sind noch nicht versichert gegen dieses Existenzrisiko, aber die Versorgungswerke leisten einen sehr wichtigen Beitrag in Sachen Kommunikation, Transparenz und Bewusstmachen. Zum Beispiel werden die Mitgliedszeitschriften der Gewerkschaften genutzt, da wird das Thema gut transportiert. Das geht nur über die Versorgungswerke.

Zudem steigen die Zahlen der Neuversorgungen stetig. Wir sind heute bei etwa 30.000 Neuversorgungen im Jahr. Es geht stetig bergauf. 2005, als es losging, war eine BU-Versicherung über ein Versorgungswerk noch völlig neu. Es dauert natürlich, Interesse und Verständnis zu wecken, aber es hat sich etabliert. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass es nicht nur um die Beschäftigten, sondern auch um die Familien­angehörigen geht. Der Familienaspekt ist sehr wichtig.

Aber gewinnt nicht auch der betriebliche Einkommensschutz an Bedeutung?

Wir haben das Thema Arbeitskraftabsicherung immer auch in den bAV-Konsortien der Versorgungswerke als Vorsorge­lösung. Es wird also mit der zweiten Schicht auch angeboten. Der Arbeitnehmer hat die Wahl, ob er die betriebliche oder die private Lösung des Versorgungswerkes nutzen will. Für Familienmitglieder und Kinder stehen selbstverständlich nur die privaten Lösungen zu Verfügung. Leider muss man aber noch feststellen, dass das Thema Arbeitskraftabsicherung auf betrieblicher Ebene oft noch unterrepräsentiert ist.

Wie wird sich die Corona-Pandemie auswirken?

Wir sehen da unterschiedliche Effekte. Es gibt Branchen, die stark betroffen sind, und andere, die kaum oder nicht betroffen sind. Insgesamt ist das Interesse aber weiterhin hoch und wir blicken 2020 über alle Versorgungswerke hinweg auf eine sehr ähnliche Anzahl von Neuversorgungen wie 2019. In jedem Fall sehen wir auch, dass die Pandemie bei vielen Menschen das Bewusstsein für den Wert und die Bedeutung ihrer Arbeitskraft schärft. Das fördert die Bereitschaft, sich mit dem Angebot der Arbeitskraftabsicherung zu beschäftigen und Vorsorge zu betreiben.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2020, Seite 30f., und in unserem ePaper.

Bild: © Eisenhans – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Hubertus Harenberg