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9. Mai 2025
Ascendia: Was steckt hinter dem neuen Verbund?
Ascendia: Was steckt hinter dem neuen Verbund?

Ascendia: Was steckt hinter dem neuen Verbund?

Ende 2024 trat die Ascendia Gruppe als neuer Player im Markt der Konsolidierer auf. AssCompact hat mit dem Gründer, Florian Brokamp, gesprochen, um herauszufinden, welche Strategien er verfolgt und was er für das Unternehmen plant.

Interview mit Florian Brokamp, Gründer und CEO von Ascendia
Herr Brokamp, Sie haben Ende letzten Jahres einen neuen Verbund mit Fokus auf Privatkunden und Kleingewerbetreibende gegründet: Ascendia. Wo sehen Sie Ihre Nische?

Meine Nische ist definitiv der Fokus auf das Privatkunden- und Kleingewerbetreibende-Segment. In dieser Größenordnung gibt es das so nicht. Die bisherigen Konsolidierer sind mehr im Gewerbe- oder Industriekundenbereich unterwegs und sehen den Privatkunden eher als „notwendiges Übel“. Die meisten Makler, die in diesem Bereich tätig sind, möchten aber nicht das Gefühl haben, am Katzentisch zu sitzen, sondern wollen für ihr Lebenswerk auch die Wertschätzung erfahren, die es verdient hat. Das kombiniert mit einem Fokus auf persönliche Betreuung vor Ort ist für sie ein rundes Gesamtkonzept. Durch unsere Fokussierung können wir auch ganz anders in Technologie, Infrastruktur und Prozesse investieren, die sich natürlich passgenau auf diese Makler konzentrieren. Ein zentrales Element ist der holistische Blick auf den Kunden und die gemeinsamen Investitionen in innovative und digitale Prozesse.

Und warum „Ascendia“?

Ich habe nach einem Unternehmensnamen gesucht, der jene Dynamik zum Ausdruck bringt, die wir im Verbund der Vielen entfachen wollen. Die Herleitung kommt aus dem Lateinischen. „Ascendere“ steht für Aufstieg und Aufschwung, also das nächste Level zu erreichen. Das ist tatsächlich auch zusätzlich eine Spezialisierung von uns – unser Konzept ist eben nicht nur für Nachfolgesituationen spannend, sondern auch für Makler, die ihren unternehmerischen Wirkungskreis erweitern wollen. Man kann gemeinsam so viel mehr erreichen als alleine. Wir wollen mehr als nur einen Bestand möglichst lange auslaufen lassen, sondern echtes Wachstum.

Im Markt finden derzeit unzählige Zusammenschlüsse statt. Was unterscheidet Sie von anderen Verbünden? Oder andersherum: Warum fehlte solch ein Verbund bisher?

Viele erfolgreiche Makler und Unternehmer mit Fokus auf Privatkunden führen Gespräche mit Konsolidierern, aber fühlen sich nicht komplett verstanden. Es geht oft nur darum, wie schnell man seinen Gewerbebestand ausbauen oder ob man die Privatkundenreste der großen Gewerbe- und Industriemakler bedienen kann. Das ist nicht die Wertschätzung, die diese unternehmerische Leistung verdient hat, und hilft auch dem Endkunden nicht. Das möchten wir ändern und gezielt in unsere Stärken im Privatkunden- und Kleingewerbesegment investieren. Ich konnte durch meine Erfahrung bei Thinksurance hautnah sehen, was die verschiedenen Unternehmen gut machen und wo sie vielleicht mehr Schwierigkeiten haben. Ich bin mir sicher: Unser Modell ist ein guter Mix aus „den Unternehmer Unternehmer sein zu lassen“, ohne auf Integration zu verzichten.

Welche Erfahrungen haben Sie denn vorher bei Thinksurance gemacht, um jetzt den Weg in diese Gründung zu gehen?

Ich habe so viel über den Aufbau eines Unternehmens gelernt. Was es heißt, von einem ersten Mitarbeiter zu mehr als 150 in unter zehn Jahren zu skalieren. Ich habe aber auch viel Lehrgeld gezahlt und Fehler gemacht, die ich heutzutage nicht mehr machen würde. Dazu hilft mir mein Netzwerk natürlich sehr. Wenn man zum Teil zehn Jahre gemeinsam gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, dann ist das als Empfehlung schon immer viel wert.

Und was war Ihre persönliche Motivation für das Vorhaben?

Ich bin einfach von ganzem Herzen Unternehmer und bin getrieben davon, etwas aufzubauen. Wachstum grundsätzlich begeistert mich. Und vor allem mit den vielen tollen Unternehmern, die ich bereits kennenlernen durfte. Aus meiner Sicht gibt es eine ganze Reihe spannender Unternehmen und Menschen, die bisher noch nicht die richtige Plattform gefunden haben. Das möchte ich ihnen bieten und mit ihnen aufbauen.

Einige Unternehmen haben sich Ihnen ja schon angeschlossen. Wie ist denn Ihre Bilanz bisher?

Ich bin tatsächlich sehr zufrieden! Es ist eine unglaublich intensive Zeit, in der ich pro Tag aktuell über die verschiedensten Kanäle zwei bis drei neue Kontakte bekomme. Es fällt mir zunehmend schwerer, meinem Anspruch an Geschwindigkeit bei den Maklern nachzukommen. Durch diesen Zuspruch merke ich aber auch, dass wir offensichtlich einen Nerv getroffen haben. Wir haben natürlich wirklich Großes vor, daher musste ich parallel auch personelle Weichen stellen. Mit meinem langjährigen Freund und versierten Branchenexperten Dr. Ernesto Knein als zweitem Geschäftsführer der Ascendia-Holding habe ich für den Sommer auch einen echten Volltreffer in Wartestellung. Zusätzlich habe ich bereits einige weitere tolle Menschen für die Ascendia gewinnen können, die in den nächsten Wochen dazu­stoßen werden. Zusammen­fassend: So kann es gerne weitergehen!

Und wie definieren Sie das Ziel von Ascendia? Und was ist für dieses Jahr realistisch?

Strategisch ist es unser Anspruch, eine der größten internationalen Privatkundenplattformen aufzubauen. Dabei möchten wir auf der einen Seite für jeden guten Makler, Vertriebler oder Agenturisten eine Lösung finden, wenn er sich unserer Mission anschließen will. Auf der anderen Seite möchte ich dem Kunden die Betreuung ermöglichen, die er oder sie verdient hat. Persönlich, wo nötig, technisch unterstützt, wo möglich, und immer verbindlich! Dabei werden wir flächendeckend Makler-Champions aufbauen, die mit Zentralfunktionen unterstützt werden und das machen können, was ihnen am meisten Spaß macht: den Kunden beraten.

Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, unsere Unternehmensgröße zu vervierfachen, und ich kann „auf Holz klopfend“ sagen: Bisher läuft es auch wirklich ausgesprochen gut.

Inwiefern sind die sich anschließenden Unternehmen an Ascendia gebunden?

Zum einen können sich natürlich die Verkäufer der von uns zugekauften Unternehmen an der Ascendia Gruppe beteiligen und am Unternehmenserfolg im Verbund partizipieren. Entscheidend aber ist für sie, über den Anschluss an eine Unternehmensgruppe die Ressourcen zu bündeln und Synergien zu heben. Die Ascendia Gruppe verbindet also die Vorteile, in einem Gruppenverbund zu agieren, mit viel unternehmerischer Freiheit, die nur ein Unternehmer selbst versteht. Aus meiner Sicht versuchen wir das Beste aus beiden Welten miteinander zu verbinden.

Was können die Mitglieder erwarten und was erwarten Sie von ihnen?

Bei der Auswahl, wer zu uns passt, achte ich grob gesagt auf drei Punkte: Es muss eine hohe kulturelle Übereinstimmung geben – die besten Spieler ergeben noch keine gute Mannschaft. Auch wenn man nicht mit jedem in den Urlaub fahren muss, so sollte es einen gleichen moralischen Kompass geben. Darüber hinaus ist mir Transparenz in der gemeinsamen strategischen Richtung wichtig. Auch wenn wir keine Glaskugel haben und sich Dinge dynamisch verändern, sollten wir vorher wissen, was wir grundsätzlich vorhaben. Und zu guter Letzt muss natürlich auch das Finanzielle für alle Seiten passen. Hier verfahre ich allerdings so, wie die guten Makler es selbst machen: Ich verkaufe nicht über Preis, sondern Preis-Leistung.

Sie möchten „regionale Champions“ in der ganzheitlichen Beratung von Privatkunden aufbauen, wie Sie es nennen. Was bedeutet das genau?

Der Vorteil für die zusammengeschlossenen Unternehmen unter dem Dach der Ascendia ist, ihre regionale Stärke vor Ort auszubauen und die bestmögliche Betreuung ihrer Kunden zu gewährleisten. Hierfür werden zentrale Dienstleistungen bereitgestellt. Die Identität der Makler soll dabei bestmöglich beibehalten werden. Standorte in der Fläche und Arbeitsplätze vor Ort werden gesichert und Potenziale zur Weiterentwicklung mit mehr Investitionsmöglichkeiten gehoben. Wir verstehen uns mit unserem Know-how als ergänzender Sparrings­partner, etwa bei der Digitalisierung oder dem Aufbau von Wachstumsstrukturen. Natürlich werden wir auch versuchen, Maklerhäuser und Bestände in den Regionen sinnstiftend zusammenzulegen, damit wir größere Einheiten bilden können.

Viele Jungmakler, aber auch die Konsolidierer, gehen aktuell eher in Richtung Spezialisierung. Sie verfolgen ein Generalisten-Konzept.

Das würde ich für uns nur bedingt unterschreiben. Ich glaube, der Grundsatz in einer Gruppe ist schon, die besten Spieler auf den richtigen Positionen zu haben. Das heißt, durch die Größe, die wir aufbauen, kann und soll man sich durchaus spezialisieren. Generalistisch ist unser Konzept vor allem in Bezug auf die holistische Kundensicht. Unsere Kunden wollen eine ganzheitliche Betreuung – persönlich, verbindlich und professionell über die verschiedenen Produkte und Bedürfnisse hinweg.

Kapitalgeber Ihres Vorhabens ist der Investor Hg Capital, der u. a. auch in GGW, Fonds Finanz und Howden investiert ist. Zudem ist [pma:] mit Aktien involviert. Wer ist wie am Verbund beteiligt und wer spricht mit?

Grundsätzlich ist unser Ansatz sehr unternehmerisch ausgelegt. Das heißt: Wir müssen eine gute Mischung aus „demokratischem“ Miteinander und schneller Handlungs­fähigkeit finden. Die Unternehmer treffen die Entscheidungen in ihren Unternehmen weiterhin im Wesent­lichen alleine und stimmen gruppenübergreifend relevante Themen mit mir ab. Umgekehrt bestimmen wir in der Holding die strategischen Themen der Gruppe eigenständig und stimmen die für sie relevanten Themen mit den Unternehmern ab. Dabei bin ich selbstverständlich im regelmäßigen Austausch mit unserem Hauptkapitalgeber, Hg Capital. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir versuchen, alle Unternehmer, die ihr Unternehmen einbringen, an der Gruppe zu beteiligen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2025 und in unserem ePaper.
 
Ein Interview mit
Florian Brokamp