AssCompact suche
Home
Investment
1. März 2024
Asien-Pazifik Marktausblick 2024: Vier regionale Schwerpunkte

Asien-Pazifik Marktausblick 2024: Vier regionale Schwerpunkte

Bei der Geldanlage gelten gerne eigene Gesetze. Und in den verschiedenen Weltregionen müssen wiederum unterschiedlichste Dinge beachtet werden – auch im Asien-Pazifik-Raum. Für AssCompact fassen vier Experten von PIMCO vier regionale Schwerpunkte zusammen, die man 2024 auf dem Schirm haben sollte.

Von Adam Bowe, Subhash Ganga, Tadashi Kakuchi, Stephen Chang, Portfoliomanager bei PIMCO

Die geplanten Zinssenkungen der US-Notenbank werden sich voraussichtlich stabilisierend auf den asiatischen Kreditmarkt auswirken, jedoch mit unterschiedlichen Effekten auf die einzelnen Volkswirtschaften in Abhängigkeit ihrer jeweiligen Zinssensitivität.

Folgende vier Themen erachten wir für Asien in diesem Jahr als besonders beobachtenswert:

1. Die Laufzeitprämien könnten steigen, wenn Japan nach über 20 Jahren die ultralockere Geldpolitik beendet

Während die Zentralbanken in anderen Industriestaaten in diesem Jahr mit Zinserhöhungen pausiert haben oder Zinssenkungen planen, erwarten wir, dass die Bank of Japan (BOJ) ihre Negativzinspolitik bis zur geldpolitischen Sitzung im März oder jener im April abschafft. Folgen könnte eine leichte Leitzinsanhebung von -0,1 auf 0,25%.

Da die Inflation aufgrund des starken Lohnwachstums wahrscheinlich erhöht bleiben wird, dürfte der Zeitpunkt für einen Ausstieg aus der Negativzinspolitik günstig sein. Wir erwarten für 2024 eine Gesamtinflation von etwa 2,8% im Jahresvergleich und ein Lohnwachstum von 2,5 bis 3,5% im Jahresvergleich. Die Inflation wird in erster Linie vom Dienstleistungssektor getragen, während das Lohnwachstum vor allem auf den anhaltenden Arbeitskräftemangel zurückzuführen ist.

Wir gehen davon aus, dass die BOJ die Ausweitung ihrer Bilanz mit dem Ende der Negativzinspolitik einstellen wird. Danach erwarten wir eine schrittweise und flexible Bilanzreduzierung, die zu potenziell höheren Renditen für langlaufende japanische Staatsanleihen führen wird – zumal private Anleger einspringen müssen, um die Käufe der BOJ zu ersetzen.

2. Die Haltung des Marktes gegenüber China könnte sich ändern, wenn wichtige Sektoren langfristige Stärke an den Tag legen

Der Blick auf die chinesische Wirtschaft ist bis hierhin überwiegend negativ, nicht zuletzt aufgrund des wankenden Immobiliensektors, der Geopolitik, der alternden Bevölkerung sowie der Verschuldung. Die Fokussierung der chinesischen Regierung auf mehrere strategisch wichtige Sektoren könnte jedoch dazu beitragen, einen Teil der Belastung auszugleichen. Unsere Basisprognose geht davon aus, dass sich das jährliche BIP-Wachstum von 5,2% im Jahr 2023 auf 4,5% bis 5% im Jahr 2024 abschwächen wird.

Wir erwarten, dass die unterstützenden politischen Stimuli überwiegend über die Fiskalpolitik freigesetzt werden und ein höheres Haushaltsdefizit nach sich ziehen. Die Geldpolitik wird wahrscheinlich akkommodierend bleiben, mit einem Kreditwachstum von etwa 9,5% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zinssätze werden im ersten Halbjahr 2024 voraussichtlich in moderaten Schritten gesenkt, während die strukturellen geldpolitischen Instrumente mit Initiativen gezielt Sektoren in den Bereichen Umwelt, Hightech und öffentlicher Wohnungsbau unterstützen werden.

3. Schwächelnde australische Haushalte leiden unter hohen Schulden und hohen Zinssätzen

Die Reserve Bank of Australia (RBA) begann erst später mit Zinserhöhungen und agierte langsamer als andere Zentralbanken. Ihre letzte Anhebung erfolgte erst im November 2023, wodurch der Leitzins auf ein Zwölfjahreshoch von 4,35% stieg.

Unserer Ansicht nach befinden sich australische Haushalte aktuell in einer schwierigen finanziellen Lage, weil die Hypothekenverschuldung weiter zunimmt und die Hypothekenzinsen im Verhältnis zum Leitzins gestiegen sind. Hinzu kommt, dass die meisten Hypotheken in Australien variabel verzinst werden, was dazu beiträgt, dass die Auswirkungen der Geldpolitik schnell spürbar werden.

Wir gehen davon aus, dass sich die Ausgaben der privaten Haushalte in den kommenden Quartalen weiter verschlechtern werden, was zu einem schwächeren Geschäftsvertrauen und einem schwächeren Arbeitsmarkt führen wird. Diese Dynamik dürfte es der RBA ermöglichen, in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 einen Lockerungszyklus einzuleiten.

4. Indien und Indonesien sind die Wachstumsmotoren der asiatischen Schwellenländer

Wir sind optimistisch für die indische Wirtschaft und prognostizieren für das Gesamtjahr 2024 ein anhaltend starkes BIP-Wachstum von rund 7% im Jahresvergleich. Haupttreiber sind eine robuste Inlandsnachfrage und ein starkes Wachstum der Investitionsausgaben.

Die Gesamtinflation bewegt sich langsam auf 4% zu und liegt damit innerhalb des von der indischen Zentralbank gesetzten Ziels von 2 bis 6%, wobei die Kerninflation im Dezember bereits unter 4% sank. Aufgrund der Lebensmittelinflation und der El-Nino-Risiken sowie unter Berücksichtigung der finanziellen Bedingungen könnte die Zentralbank jedoch sehr bedacht darauf sein, die Zinsen nicht zu früh zu senken. Wir gehen von Senkungen von 25 bis 50 Basispunkten im Jahr 2024 aus.

Ebenfalls positiv gestimmt sind wir für Indonesiens Wachstumsaussichten. Wir erwarten für 2024 ein stabiles BIP-Wachstum von rund 5% gegenüber dem Vorjahr. Obwohl wir aufgrund der niedrigeren Rohstoffpreise in diesem Jahr ein kleines Leistungsbilanzdefizit von -1% erwarten, bleiben die wirtschaftlichen Aussichten Indonesiens vielversprechend. Die Inflation ist im Griff und dürfte innerhalb des Zielbereichs von 1,5% bis 3,5% bleiben. Da die Währungsstabilität oberste Priorität hat, besteht das Risiko, dass die Bank Indonesia unser Basisszenario für Zinssenkungen von 75 bis 100 Basispunkten im Jahr 2024 nicht erreicht.

Investmentimplikationen

Auf mittlere Sicht bevorzugen wir angesichts des zinssensiblen australischen Marktes eine Übergewichtung langlaufender australischer Commonwealth-Staatsanleihen, wobei sich zehnjährige Anleihen besser entwickeln dürften als Treasuries.

Wir gehen davon aus, dass sich die japanischen Zinssätze angesichts der schrittweisen Normalisierung der Geldpolitik der BOJ im Jahr 2024 und des Anstiegs der Laufzeitprämie schlechter als die globalen Zinssätze entwickeln werden. Wir bevorzugen eine Untergewichtung der japanischen Duration.

Indische Staatsanleihen sind unserer Ansicht nach mit realen Renditen von über 3% bei einer geschätzten Zwölfmonatsinflationsphase attraktiv. Das Gleiche gilt für indonesische Staatsanleihen, die selbst auf Basis der aktuellen Inflation eine reale Rendite von fast 4% bieten und eine günstige Angebots-Nachfrage-Dynamik aufweisen. Auf Währungsseite sind wir positiv gegenüber der indonesischen Rupiah und der indischen Rupie eingestellt, da wir davon ausgehen, dass die reformorientierte Regierungsführung nach den Wahlen fortgesetzt wird und die beiden Volkswirtschaften die Wachstumsmotoren der Schwellenländer bleiben werden.

Bild: © EA09 Studio – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Adam Bowe
Stephen Chang
Subhash Ganga
Tadashi Kakuchi