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24. August 2021
Auf die richtigen Worte und Erlebnisse kommt es an

Auf die richtigen Worte und Erlebnisse kommt es an

Im „Monitor öffentlicher Dienst 2021“ wird das Berufsgruppenranking des dbb von 2020 aufgegriffen, bei dem die Versicherungsvertreter bekanntlich die rote Laterne bekommen haben. Warum das Ranking aber wenig Aussagekraft hat, darüber macht sich AssCompact-Redakteurin Adele Dietl Gedanken.

forsa hat im Auftrag von dbb beamtenbund und tarifunion im vergangenen Jahr die Bevölkerung nach ihrer Meinung über bestimmte Berufsgruppen gefragt. Dieses „Beruferanking 2020“ wird auch im Rahmen des „Monitor öffentlicher Dienst 2021“ des dbb veröffentlicht. An der Spitze des Ansehen-Rankings: Die Feuerwehrleute mit 93%, die Ärztinnen und Ärzte mit 87% und die Krankenpflegerinnen und -pfleger, die ebenfalls auf 87% hohes oder sehr hohes Ansehen kommen. Knapp dahinter die Altenpflegerinnen und -pfleger mit 86% und die Polizistinnen und Polizisten mit 82%. Die Versicherungsvertreter landen abgeschlagen auf dem letzten Platz. Ihnen bringen lediglich 8% der Befragten hohes oder sehr hohes Ansehen entgegen. Muss man sich wegen eines solchen Rankings aufregen oder sich Sorgen um das Image der Versicherungsbranche machen? Nein!

Wie heißt es so schön: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Statistiken fälschen? Mit falschen Zahlenangaben und so? Nein, manchmal genügt es auch schon, beim Fragen die falschen Worte zu benutzen, um das Umfrageergebnis zu beeinflussen. So auch hier.

Die veralteten Bilder im Kopf

Wer nach seiner Meinung über bestimmte Berufe gefragt wird und gerade kein eigenes konkretes Erfahrungsbeispiel parat hat (etwa, weil er schon ewig keinen Versicherungsfall mehr zu melden hatte), der greift auf die Bilder zurück, die sich beim Hören der Berufsbezeichnung in seinem Kopf bilden, egal wie überholt diese sind. Versicherungsvertreter? „Versicherungen zahlen doch nie, wenn man sie braucht, oder? Und Vertreter? Das sind doch die Klinkenputzer, die einem unnötige Dinge aufschwatzen wollen.“ Dabei gehen doch die meisten Menschen heutzutage, wenn sie eine Versicherung haben wollen, entweder aus vollkommen eigenem Antrieb in eine Versicherungsagentur ihrer Wahl, auf die Website eines selbst ausgewählten Direktversicherers oder sie haben eben den Makler ihres Vertrauens, der den persönlichen Versicherungsschutz und dessen Optimierung perfekt im Blick hat.

Wie stark das Ranking des dbb von der Formulierung der jeweiligen Berufe beeinflusst ist, zeigt schon das Beamtenbeispiel selbst: Die Beamten ohne bestimmte nähere Bezeichnung kommen darin nämlich lediglich auf 37% hohes oder sehr hohes Ansehen („Beamten? Das sind doch die Paragrafenreiter, die sowieso zu faul zum Arbeiten sind.“) Die Steuerbeamten bekommen gar nur von 25% der Befragten hohes oder sehr hohes Ansehen bescheinigt. Justizvollzugsbeamte landen hingegen schon bei 55%, Lehrer sogar bei 67%. Und die Polizisten, wie schon erwähnt, in den Top Five mit 82%.

Würde im Berufsranking des dbb also im nächsten Jahr anstatt nach dem Versicherungsvertreter einfach nach dem Mitarbeiter im Versicherungswesen gefragt, fiele die negative und vollkommen veraltete „Vertreterassoziation“ schon mal automatisch weg. Dass die Berufsbezeichnungen im Ranking nicht in Stein gemeißelt, sondern bei Bedarf modernisierungsfähig sind, zeigt das Beispiel der Kranken- und Altenpfleger, die bis 2018 noch als zusammengefasste Berufsgruppe abgefragt wurden und sich nun zurecht jeweils gesondert betrachtet ihre Ansehensprozentpunkte abholen dürfen.

Das Dilemma der Versicherungsbranche: Die konkreten Erlebnisse

Und was konkrete eigene Erfahrungsbeispiele angeht: Ganz sicher erinnern sich im kommenden Jahr einige Umfrageteilnehmer positiv daran, dass sie als Autofahrer von ihrem Kfz-Versicherer eine Rückzahlung erhalten haben, weil sie in Lockdownzeiten ihr Auto so wenig bewegt haben. Oder dass die Versicherungsbranche Milliardenbeträge zur Begleichung der Flutschäden lockergemacht und so mancher Versicherer sogar sein gesamtes zur Verfügung stehendes Personal in die Krisengebiete zusammengezogen hat, um den Versicherungskunden möglichst schnell und unbürokratisch zu helfen – per Hilfsfonds sogar auch denjenigen, die noch nicht einmal eine entsprechende Elementarschadenversicherung abgeschlossen hatten. Obwohl ... wer braucht bei solchen Erlebnissen überhaupt noch Berufsrankings? (ad)

Bild: © oatawa – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Adele Dietl