AssCompact suche
Home
Assekuranz
10. November 2022
BaFin: Es führt kein Weg an höheren Prämien vorbei

BaFin: Es führt kein Weg an höheren Prämien vorbei

Angesichts mannigfaltiger Herausforderungen für die Versicherungsbranche sieht BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund düstere Wolken am Horizont. Er fordert Versicherer auf „ihr Geschäft sturmfest zu machen“. Neben Puffern bei Kapital und Liquidität meint er damit auch höhere Prämien.

Bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht in der vergangenen Woche machte BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund sehr deutlich, was er von der Versicherungswirtschaft im Umfeld von Pandemie, Krieg, Inflation und Zinswende erwartet. Denn auch, wenn das Jahr 2022 noch ordentlich ausfallen dürfte, werde 2023 ein schwieriges Jahr. Entsprechend müssten die Versicherer ihr Geschäft jetzt, also noch 2022, sturmfest machen, denn das Umfeld sei alles andere als ermutigend.

Inflation mit Wirkung auf Schadenaufwendungen

Generell sei davon auszugehen, dass die Inflationsrate hoch bleibe und damit die Schadenaufwendungen signifikant steigen würden, erklärte Grund in seiner Rede auf der Jahreskonferenz und nahm dabei die Schaden- und Unfallversicherer in den Blick. Das gelte insbesondere dort, wo Reparaturleistungen anfielen oder Neuwertersatz vereinbart sei. Schaden- und Unfallversicherer müssten deshalb bestehende Rückstellungen gegebenenfalls bereits in diesem Jahr erhöhen. „Aus Sicht der BaFin ist es nicht akzeptabel, lediglich darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren und in der Zwischenzeit bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen“, stellte Grund klar.

Und natürlich müssten die Versicherer die Schadenentwicklung auch im Hinblick auf künftige Schadenerwartungen bei ihrer Tarifierung berücksichtigen. Nach Einschätzung von Grund werde die gestiegene Inflation daher im Jahr 2023 „zwingend höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich ziehen. Und zwar sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand.“

Folgen für die Prämien

Gegenüber Journalisten betonte Grund im Anschluss, dass eine risikoadäquate Bepreisung allen Beteiligten, also auch Versicherungsmaklern und Kunden, zugutekäme, denn nur so könne die dauerhafte Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen sichergestellt werden. Höhere Prämien seien ökonomisch und aufsichtsrechtlich richtig, so Grund, der als Beispiele die Kfz- und Wohngebäudeversicherung anführte.

Wachstumsziele zurückschrauben

Die Botschaft an die Versicherer lautet auch, dass die Resilienz der Unternehmen wichtiger ist als die Erreichung von ambitionierten Wachstumszielen. Denn höhere Prämien in einem Markt durchzusetzen, in dem Kundinnen und Kunden steigenden Lebenshaltungskosten gegenüberstehen, ist schwierig. Aus demselben Grund könnten auch Verträge gekündigt werden. Vor Kompromissen bei den Preisen und der Prämienqualität warnte Grund jedoch eindringlich.

Verzögerte Auswirkungen in der PKV

Betroffen von der Inflation ist aber nicht nur die Schaden- und Unfallversicherung. Mit zeitlicher Verzögerung werden sich auch die PKV-Versicherer mit steigenden Kosten der Leistungserbringer und höheren Produktionskosten für Medikamente konfrontiert sehen. Grund geht davon aus, dass die Branche darauf mit Beitragsanpassungen reagieren müsse. Die Entwicklung und individuellen Prognosen bei den jeweiligen Versicherern werde die Aufsicht ebenfalls im Auge behalten, so Grund. (bh)

Bild: Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der BaFin, bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht am 02.11.22 in Bonn.