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15. Januar 2016
BaFin-Präsident erwartet von Lebensversicherern entschlossenes Handeln

BaFin-Präsident erwartet von Lebensversicherern entschlossenes Handeln

Das Niedrigzinsumfeld war das beherrschende Thema auf dem diesjährigen Neujahrsempfang der BaFin. BaFin-Präsident Felix Hufeld äußerte sich umfassend zur Situation der Lebensversicherer. Im Blickfeld lagen Zinszusatzreserve, Kostensituation, Garantien und Höchstrechnungszins. Auch zu den aufstrebenden FinTechs nahm er Stellung. Hufeld betonte die Kontrollfunktion der Aufsicht, sagte aber auch: „Wir schubsen nicht, wir treten nicht, und wir ziehen weder am Trikot noch an den Haaren.“

Niedrige Zinsen machen dem gesamten Finanzmarkt zu schaffen. Banken, Bausparkassen, Versicherungen – alle Bereiche sind betroffen. Dies stellte BaFin-Präsident Felix Hufeld in seiner Neujahrsansprache in dieser Woche klar. Er verwies unter anderem darauf, dass die im Jahr 2011 eingeführte Zinszusatzreserve der Lebensversicherer im Jahr 2015 weiter angestiegen sei. Diese belaufe sich Ende 2015 schätzungsweise auf 32 Mrd. Euro. Damit ist die Zinszusatzreserve seit Ende 2014 (21 Mrd. Euro) um rund 11 Mrd. Euro angewachsen. Hufeld prognostiziert in Übereinstimmung mit Branchenteilnehmern, dass die Zuführung auch in den kommenden Jahren steigen wird. So hat die Ratingagentur ASSEKURATA bereits in ihrem „Marktausblick zur Lebensversicherung 2015/2016“ berechnet, dass bei anhaltend sehr niedrigen Zinsen die Zinszusatzreserve bei 150 Mrd. Euro liegen werde. Angesichts dieser Summen ist die Forderung der Versicherungswirtschaft nach einer Überarbeitung dieses Instrumentes zur Sicherung der Finanzierungsmittel für Garantien verständlich. Und auch Hufeld betont, dass die Aufsicht diese Entwicklung im Blick habe und, wenn erforderlich, überprüfen werde, „ob die Zinszusatzreserve angemessen kalibriert ist“.

BaFin hat Kosten der Versicherer im Blick

Des Weiteren fordert Hufeld die Lebensversicherer dazu auf, „frühzeitig alles zu unternehmen, was erforderlich ist, um die ausgesprochenen Garantien erfüllen zu können“. Im Blick hat die BaFin hierbei insbesondere die Kosten der Lebensversicherer: „Sie können zum Beispiel an der Kostenschraube drehen und über Rückversicherungslösungen nachdenken“, so der BaFin-Präsident. Aber auch die Produkte der Versicherer hat Hufeld auf der Agenda: „Sie [die Lebensversicherer, adR] können an ihrer Produktpalette arbeiten und neue Produkte mit neuen Garantieformen entwickeln. Manche Unternehmen bieten mittlerweile keine garantierte Verzinsung mehr an. Wir verfolgen die Produktentwicklung mit großem Interesse. Nicht weil wir heimlich Produktkontrolle betreiben, sondern mit Blick darauf, dass die Belange der Versicherten gewahrt bleiben.“

Höchstrechnungszins wird in zwei Jahren neu bewertet

Weiter kündigt der BaFin-Chef an, dass der Höchstrechnungszins im Jahr 2018 neu bewertet wird (siehe auch Garantiezusagen sind weiterhin möglich, Zustimmung zur Beibehaltung des Höchstrechnungszinses für 2016). Denn dieser könnte angesichts der Solvency II-Regelungen entbehrlich werden. Zudem sei gegen den Gedanken einiger klassischer Lebensversicherer, „ihre Altbestände zwecks Abwicklung auf Run-off-Plattformen zu übertragen“, nichts einzuwenden. Natürlich müssten hierbei die Belange der Versicherungsnehmer gewahrt bleiben.

„Aufsicht trägt dazu bei, dass Kunden auch einem FinTech vertrauen können“

Hufeld sieht in seiner Ansprache die Rolle der BaFin ganz klar als starke Aufsicht, will die Aufsichtsbehörde aber auch als zeitgemäß und serviceorientiert positionieren. Im Blick hat Hufeld hier insbesondere die FinTechs. Hier gelte es so schnell wie möglich zu agieren, zu reagieren und einen Dialog zu führen: „FinTechs mit überbordender Bürokratie und unüberwindbaren Markteintrittsbarrieren zu drangsalieren, wäre ebenso falsch wie aufsichtliches Hätscheln. Es ist nicht unsere Aufgabe, alteingesessenen Unternehmen die junge Konkurrenz vom Hals zu halten. Der Zweck von Regulierung und Aufsicht besteht nicht darin, bestehende Arten unter Naturschutz zu stellen.“ (kb)