Laut dem Bericht „Risiken im Fokus der BaFin 2023“ haben sich die Versicherer im Zuge der steilen Zinssteigungen bisher widerstandsfähig erwiesen und profitieren bei Neuanlagen sogar von höheren Zinsen. Für Lebensversicherer ist die Bilanz auf den ersten Blick positiv: Seit Mitte 2022 ist erstmals kein Anbieter mehr auf Solvency-II-Übergangsmaßnahmen angewiesen. Auf der anderen Seite allerdings schmelzen durch die fallenden Kurse der festverzinslichen Wertpapiere die stillen Reserven. Stattdessen werden stille Lasten aufgebaut. Ein weiterer plötzlicher und starker Zinsanstieg würde einige Institute stark belasten, so die Behörde.
Steigende Zinsen könnten Vertragsstornos nach sich ziehen
Insbesondere Anbieter von Lebensversicherungen könnten durch weiter steigende Zinssätze in die Bredouille geraten, so der Bericht. Hier bestünde die Gefahr häufigerer Vertragsstornierungen und des Einbruchs des Neugeschäfts, insbesondere bei Verträgen mit Einmalbeiträgen. Denn steigende Zinsen ließen andere Anlageformen im Vergleich zur Lebensversicherung wieder attraktiver werden.
Die Belastung durch die hohe Inflation könne außerdem dazu führen, dass Kunden und Kundinnen das Geld für Prämien nicht mehr aufbringen könnten oder wollten, so der Bericht. Dies könnte wiederum Stornierungen oder Zahlungspausen zur Folge haben. Die BaFin kündigte an, die Liquiditätssituation der Anbieter mit höheren Stornorisiken engmaschig zu beobachten.
Aufsicht beobachtet auch Situation bei Schaden- und Unfallversicherern
Die Inflation hat auch Auswirkungen auf die Schaden- und Unfallversicherer, die mit höheren Schadenaufwendungen zu kämpfen haben. Hier ermutigte die BaFin die Versicherer, ihre Rückstellungen zu erhöhen und künftige Schadenerwartungen in ihrer Prämienanpassung zu berücksichtigen.
Zukunftsweisende Branchentrends identifiziert
Als die drei bedeutendsten branchenübergreifenden Zukunftstrends identifiziert die Aufsichtsbehörde die digitale Transformation, Nachhaltigkeit und geopolitische Veränderungen. Diese würden längerfristig die Geschäftsmodelle der Branche prägen, so BaFin-Präsident Mark Branson.
Im Zuge der Digitalisierung habe die Erfahrung gezeigt, dass vor allem die Auswahl der richtigen Anbieter und Kooperationspartner von großer Wichtigkeit sei, um die Herausforderungen und Risiken der Digitalisierung erfolgreich zu meistern. Konkret kündigte die BaFin auch an, in ausgewählten Versicherungsunternehmen zu prüfen, wie diese bei der Verwendung von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz die aufsichtlichen Anforderungen einhielten. Zudem lobte die BaFin, dass Versicherer insgesamt im letzten Jahr ihr Management von Nachhaltigkeitsrisiken verbessert hätten. Weiteren Anpassungsbedarf gäbe es aber vor allem bei den verwendeten Bewertungsmethoden und Stressanalysen der Versicherer. (js)
Der Report kann hier eingesehen werden.
Bild: © nmann77 – stock.adobe.com
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