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20. April 2019
Barmenia: „Wir sind zunehmend der Partner unserer Kunden in Sachen Gesundheit“

Barmenia: „Wir sind zunehmend der Partner unserer Kunden in Sachen Gesundheit“

Die Barmenia positioniert sich im Maklermarkt mit einem modernen Angebot und hält neben guten Tarifen Angebote wie Vorsorge, elektronische Gesundheitsakte, Telemedizin und Apps für unverzichtbar in einem zeitgemäßen PKV-Beratungsgespräch. Die erfreulichste Entwicklung erlebt der Versicherer in der betrieblichen Krankenversicherung. Interview mit Frank Lamsfuß, Vorstand Vertrieb der Barmenia Versicherungen.

Herr Lamsfuß, verabschiedet sich die Versicherungswirtschaft gerade von der PKV, wie sie einmal war?

Grundsätzlich sollten wir hier erst einmal festhalten, dass die PKV ein sehr wichtiger Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems war, ist und sein wird. Allerdings ist die Branche seit einiger Zeit in einem Wandel. Wir sind nicht mehr nur Kostenerstatter, sondern sehen uns heute zunehmend als Partner unserer Kunden in Sachen Gesundheit – und das möglichst schon bevor eine Erkrankung auftritt.

Stichwort Gesundheitsdienstleister: Bedeutet das den Aufbau von vielen Services und weniger Produktentwicklung?

Man sollte das Produkt nicht nur auf den Tarif reduzieren. Serviceleistungen und -angebote sind integraler Bestandteil unserer Produktwelt. Kunden wünschen sich moderne Produkte, die die Trends und Weiterentwicklungen aufgreifen. Aber das bedeutet auch, den Kunden ihre Versicherung präsenter und nutzbarer machen. Mit unseren zusätzlichen Dienstleistungen wollen wir einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen, ihnen damit ihr tägliches Leben erleichtern und so auch Eigenverantwortung und Prävention stärken.

Unweigerlich taucht an der Stelle aber die Frage auf: Sind das wirkliche Vertriebsargumente?

Natürlich bieten wir unseren Vertriebspartnern mit modernen, zeitgemäßen Produkten, gepaart mit innovativen und nützlichen Services gute Vertriebsargumente. Das Wichtigste im Leben der Menschen ist die Gesundheit, und deshalb gehört die Gesundheitsvorsorge in jedes Beratungsgespräch. Der Vertrieb hat hier eine sehr große Verantwortung. Genau hier setzen wir mit unseren Unterstützungsleistungen an. Gemeinsam schaffen wir Anknüpfungspunkte, um das Thema PKV in den Beratungsablauf zu integrieren. Leistungselemente, die die PKV im Alltag des Kunden erlebbar machen, helfen hier besonders.

Wir könnten uns vorstellen, dass für Vermittler eher die Bedingungen eine Rolle spielen und das Thema Beitragsstabilität.

Insbesondere der Maklervertrieb hat uns signalisiert, dass wir mit unseren Angeboten auf einem sehr guten Weg sind. Wenn man es dann noch schafft, die Beiträge nur moderat oder gar nicht anpassen zu müssen, dann ist die Ausgangssituation für den Vertrieb noch besser. Was die Bedingungswerke betrifft, so kann ich Ihnen versichern, dass wir immer wieder Verbesserungen herbeiführen. Wir positionieren uns über die Leistungsstärke unserer Tarife.

Produktempfehlungen könnten künftig tatsächlich aber auch anhand von E-Health-Angeboten – etwa Diabetes- oder Rücken-Apps – gegeben werden.

Ausschlaggebend ist immer das gesamte Produkt in Verbindung mit den Services. Aber je nachdem, welche Klientel der Makler bedient, ist es ebenso wichtig, dass wir Lösungen anbieten, die für die jeweilige Zielgruppe interessant sind. Bei einem Kunden, dessen Eltern Diabetiker sind, wird ein Diabetesprogramm sicherlich mehr Aufmerksamkeit erregen als bei einem Kunden, der noch nie Berührung mit diesem Thema hatte. Wichtig ist, dass der Makler uns als verlässlichen Partner und Lösungsgeber wahrnehmen kann. Dann wird er auch mit dem innovativen Angebot punkten können.

Ein großes Digitalthema ist Vivy, die elektronische Gesundheitsakte (eGA), an dem sich mehrere Versicherer und Krankenkassen beteiligen. Wie geht es damit voran?

Das Thema eGA beschäftigt uns ja bereits seit vielen Jahren. Leider hat es die Politik bis heute nicht geschafft, den Versicherten in Deutschland eine elektronische Gesundheitsakte zur Verfügung zu stellen, obwohl die gematik seit über einem Jahrzehnt daran arbeitet. Inzwischen ist ihre Einführung für 2021 geplant. Aber ihre Struktur ist weder spezifiziert noch definiert. Also mussten wir uns gezielt auf den Weg machen, um selber eine Lösung zu finden.

Wir wollten unseren Versicherten möglichst früh die Möglichkeit geben, eine digitale Gesundheitsakte zu nutzen. So entschieden wir uns für die systemübergreifende Lösung Vivy, von der bis heute über 25 Mio. Versicherte profitieren können. Wir sind also bereits ein ganzes Stück weiter, konnten bereits erste Erfahrungen sammeln. Und das ist positiv.

Inwiefern profitiert der Kunde?

Der Kunde erhält mit Vivy eine elektronische Gesundheitsakte mit persönlicher Assistentin. Vivy unterstützt dabei, medizinische Daten zu verwalten, zu verstehen und zu nutzen. Alle personenbezogenen Daten befinden sich zentral an einem Ort und können von dort eigenbestimmt, individuell und geschützt an andere Ärzte, Kliniken oder Leistungserbringer weitergereicht werden. Wichtig ist uns, dass nur der Kunde über seine eigenen Daten bestimmt.

Aber das ist nicht alles. Mit integrierten Erklär- und Erinnerungsfunktionen kann jeder Versicherte seine Gesundheit im Auge behalten. So werden über Vivy verschiedene Gesundheitsbereiche verknüpft: Versicherte, Ärzte, Labore, Krankenhäuser sowie Versicherer. Durch diese digitale, nutzerorientierte Vernetzung der einzelnen Bereiche gestaltet sich Gesundheit für die Versicherten bzw. Patienten unbürokratischer.

Der Kunde soll dabei allein über seine Krankheitsdaten verfügen können. Ist da auch der Versicherungsvermittler noch irgendwo eingebunden?

Ich sehe da überhaupt keine Nachteile für Vermittler! Ganz im Gegenteil, er ist schließlich derjenige, der dem Kunden diese Möglichkeiten eröffnet. Der Vermittler ist zwar nicht direkt eingebunden. Doch denken Sie nur einmal darüber nach, wie viel Arbeit es macht, erforderliche Arztberichte oder andere Nachweise, die in der Regel bei Abschluss einer Versicherung gefordert werden, zusammenzutragen. Hier erweist sich Vivy als wichtiger Helfer, wenn der Kunde seine elektronische Gesundheitsakte tatsächlich auch gefüllt und gepflegt hat. Das erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Vermittler und Kunde und beschleunigt die Prozesse.

Vor Kurzem haben Sie einen Telearzt-Tarif als Zusatzbaustein auf den Markt gebracht. Wie sind die ersten Erfahrungen?

Generell machen wir mit unserem telemedizinischen Angebot gute Erfahrungen. Den MediApp-Tarif bieten seit November an. Wir stellen fest, dass das Interesse und die Nachfrage groß sind – für PKV-Versicherte und GKV-Versicherte gleichermaßen. Damit bieten wir ein Produkt an – unabhängig vom Serviceangebot der Hauptversicherung eines Kunden –, das jedem Menschen ermöglicht, sich 24/7 qualitativ ärztlich beraten zu lassen und vieles mehr. Wir glauben an die Möglichkeiten der Telemedizin als Ergänzung der hausärztlichen Versorgung und haben daher dieses Thema als Innovationstreiber aufgegriffen.

Mit welchen weiteren Produktentwicklungen ist denn in diese Richtung demnächst zu rechnen?

Unser telemedizinischer Service gewährleistet einen schnellen, digitalen Zugang zu qualitativ hoher ärztlicher Beratung, und mit Vivy befähigen wir unsere Kunden, ihre Gesundheit aktiv selbst zu gestalten. Insofern sind wir digital sicherlich schon auf einem guten Weg. Was natürlich nicht heißt, dass die digitalen Services nicht weiter ausgebaut werden. Unsere E-Health-Strategie entwickeln wir selbstverständlich kontinuierlich weiter. Übrigens, auch in der betrieblichen Krankenversicherung bieten wir schon seit Längerem telemedizinische Leistungen der TeleClinic an.

Abschließend noch eine Frage zur weiteren Entwicklung: Wie sieht Ihre Prognose für das PKV-Geschäft aus?

Das Jahr ist für uns sehr gut gestartet und wir sind sehr optimistisch, dass wir unser Neugeschäft auch in diesem Jahr weiter steigern werden. Der Erfolg im Maklermarkt bestätigt unsere Positionierung und ist uns Ansporn zugleich. Freude macht uns insbesondere die betriebliche Krankenversicherung, die sich immer mehr als Personalinstrument für die Arbeitgeber durchsetzt. Hier bieten wir mit unserem flexiblen und auf den Kunden ausgerichteten Angebot weitere Potenziale für den Vertrieb – auch über die bAV hinaus.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2019 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Frank Lamsfuß