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29. Juli 2022
Baufinanzierung: Verunsicherung bei Häuslebauern

Baufinanzierung: Verunsicherung bei Häuslebauern

Gestiegene Bauzinsen, Material- und Handwerkermangel, Energiekrise: Bei Häuslebauern herrscht Unsicherheit und sie werden vorsichtiger. Laut Daten des Baufinanzierungsberaters Hüttig & Rompf ist die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen im zweiten Quartal gesunken, vor allem für Neubauten.

Nach dem rasanten Anstieg der Bauzinsen im ersten Halbjahr 2022 ist die Zeitenwende am Immobilienmarkt nun vollends angekommen, wie der Baufinanzierungsberater Hüttig & Rompf anhand aktueller Marktdaten mitteilt. Während die durchschnittlichen Gestehungskosten für Eigennutzer von April bis Juni nur moderat um knapp 2% zulegten und für Kapitalanleger fast unverändert blieben, verringerte sich die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen im zweiten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal. Laut Hüttig & Rompf hätten neben den gestiegenen Finanzierungskosten gestörte Lieferketten, fehlende Materialverfügbarkeit, Fachkräftemangel, die Inflation sowie die Energiekrise die Unsicherheit auf dem Immobilienmarkt und bei Verbrauchern verstärkt.

Immobilie zur Selbstnutzung vor weiterem Zinsanstieg kaufen

Angesichts deutlich gestiegener Bauzinsen versuchten Eigennutzer im zweiten Quartal 2022 vermehrt, sich eine Immobilienfinanzierung für Bestandsobjekte mit noch tragbaren Zinsen zu sichern, bevor die Zinsen weiter zulegen. Die Nachfrage von Eigennutzern nach Finanzierungen für Einfamilienhäuser nahm im zweiten Quartal um knapp sechs Prozentpunkte zu und für Doppelhaushälften um rund zwei Prozentpunkte.

Bei den Festschreibungen ging der Trend hin zu längeren Laufzeiten von 15 und 20 Jahren. Finanzierungen für Bestandsobjekte im Alter von 20 Jahren und mehr wurden stärker nachgefragt als Finanzierungen für Neubauten. Hier war ein deutlicher Rückgang von neun Prozentpunkten bei Eigennutzern und von über zehn Prozentpunkten bei Kapitalanlegern zu verzeichnen. Die Material- und Personalknappheit im Baugewerbe hinterlässt Spuren.

Höhere Eigenkapitalquote

Angesichts der gestiegenen Bauzinsen bringen Kaufinteressenten zunehmend mehr Eigenkapital in ihre Finanzierungsvorhaben ein. Laut Hüttig & Rompf betrug die Eigenkapitalquote bei Eigennutzern im zweiten Quartal des Vorjahres 2021 im Schnitt noch 20%, im zweiten Quartal 2022 waren es rund 25%. „Aus unserer Praxis sehen wir hierbei jedoch nicht etwa vorsichtiger werdende Banken als Grund. Vielmehr sind es die Kunden, die von sich aus mehr Eigenkapital einbringen, um beispielsweise den Beleihungsauslauf zu senken, der zu einer besseren Kondition bei vielen Banken führt“, erklärt Ditmar Rompf, Vorstandsvorsitzender der Hüttig & Rompf AG.

Verbraucher durch höhere Zinsen belastet

Auch mehr Eigenkapital ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Finanzierung einer Immobilie deutlich teurer geworden ist. Betrug die durchschnittliche monatliche Gesamtrate der Hüttig-&-Rompf-Kunden (Zins und Tilgung) im zweiten Quartal 2021 noch 1.447 Euro, waren es im zweiten Quartal 2022 bereits 1.754 Euro. Der Tilgungssatz sank von 2,7% auf 2,4% in den Vergleichszeiträumen.

Ära der Niedrigzinsen ist zu Ende

„Die angekündigten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank könnten noch einen zusätzlichen Effekt auf die Baufinanzierung haben, wobei auch schon einiges vorweggenommen wurde. 3% Zinsen haben wir bereits heute überschritten und halten ein vergleichbares Niveau auch zum Jahresende für realistisch. Die Zeit der Niedrigzinsen ist definitiv vorbei“, betont Rompf.

Markt muss sich noch einpendeln

Rompf geht von moderat steigenden Kaufpreisen aufgrund des Überhangs an Nachfrage zu Angebot aus. Zudem sei die Bautätigkeit derzeit an vielen Orten aufgrund von Material- und Personalengpässen unterbrochen. Andererseits sei die Nachfrage nach Immobilien durch die deutlich gestiegenen Zinsen zurückgegangen. „Der Markt hat sich noch nicht ganz neu eingependelt“, so Rompf in seinem Fazit. (tk)

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