AssCompact suche
Home
Immobilien
12. August 2022
Baufinanzierung: Zinsbindung und Tilgung sinken
real estate, woman holding house and money on table, bet offer and low interest concept

Baufinanzierung: Zinsbindung und Tilgung sinken

Aufgrund der gestiegenen Bauzinsen entscheiden sich Kunden bei der Finanzierung ihrer Immobilie für eine kürzere Zinsbindung und eine niedrigere Anfangstilgung, wie aktuelle Daten des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein für Juli zeigen. Auch die Kreditsumme nimmt weiter ab.

Die gestiegenen Kosten für das Eigenheim hinterlassen Spuren bei den Finanzierungen. Laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, wählten Darlehensnehmer im Juli kürzere Vertragslaufzeiten und eine geringere Anfangstilgung. Wie der Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB) zeigt, ist die durchschnittliche Zinsbindung für Immobiliendarlehen erstmals seit Anfang 2016 wieder unter die Marke von 13 Jahren gesunken: Im Juli sicherten sich Immobilienkäufer und Bauherren die Zinsen für rund zwölf Jahre und zehn Monate. Bereits in den Monaten zuvor war die Entwicklung hin zu einer kürzeren Zinsbindung zu beobachten. Im Februar betrug die Zinsbindung im Schnitt noch knapp über 14 Jahre.

Niedrigere Anfangstilgung

Neben diesem Hebel, um die monatliche Rate der Finanzierung zu verringern, setzen Kunden alternativ auf eine niedrigere anfängliche Tilgung. Wie Michael Neumann weiter mitteilt, hat sich die Anfangstilgung seit Februar von 2,74 auf 2% im Juli verringert.

Kreditsumme geht weiter zurück

Außerdem versuchen Käufer und Bauherren, bei der Darlehenshöhe die gestiegenen Kosten auszugleichen und leihen sich weniger Geld von der Bank. Betrug die durchschnittliche Kreditsumme im Dezember 2021 noch 319.000 Euro, liegt sie im Juli bei 288.000 Euro – rund 30.000 Euro weniger. In sinkenden Immobilienpreisen sieht der Vorstandsvorsitzende der Dr. Klein Privatkunden AG nicht die Ursache für diese Abwärtsbewegung. Eher seien Ausweichtendenzen hin zu kostengünstigeren Lösungen zu beobachten, so Neumann: statt eines eigenen Bauvorhabens der Kauf einer Bestandsimmobilie, statt der Wunschlage eine weniger zentrale Gegend.

Standardrate nimmt zu

Auch wenn die Zinsen für Baufinanzierungen wieder unter die Marke von 2,5% (Bestzins: 2,42% zum Stand 10.08.2022) gesunken sind, so legt die Standardrate im Vergleich zum Juni im Juli aber nochmals um 40 Euro auf 1.333 Euro zu. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind es sogar 545 Euro mehr. Diese Rate ist berechnet für ein Darlehen über 300.000 Euro mit 2% Tilgung und 80% Beleihungsauslauf.

Auch beim Beleihungsauslauf geht es leicht nach oben

Eine leichte Aufwärtsentwicklung ist den Zahlen von Dr. Klein zufolge auch beim Beleihungsauslauf zu beobachten: Der fremdfinanzierte Anteil am Immobilienwert betrug im Juli 81,33%. Im Juni waren es 80,16%. Trotz des derzeitigen finanziellen Drucks lasse das auf eine hohe Sicherheitsorientierung der Darlehensnehmer schließen und auf einen signifikanten Eigenkapitaleinsatz, wie Neumann weiter ausführt.

Forward-Darlehen: Boom erst einmal vorüber

Als es mit dem rasanten Zinsanstieg zu Jahresbeginn losging, zog die Nachfrage nach Anschlussfinanzierungen rapide an. Neben der Option, kostenfrei umzuschulden – möglich nach 10,5 Jahren ab Vollauszahlung des Darlehens – waren auch Forward-Darlehen gefragt. Im Februar lag der Anteil von Forward-Darlehen am gesamten Baufinanzierungsvolumen bei rund 11,5%. In den Folgemonaten sank er auf knapp 10% und im Juli betrug der Anteil nur noch 5,9%. So hoch war der Anteil in etwa Ende des vergangenen Jahres. (tk) 

Bild: © khwanchai – stock.adobe.com