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13. Juli 2022
Baupreise für Wohngebäude auf Allzeithoch, Neubau bricht ein

Baupreise für Wohngebäude auf Allzeithoch, Neubau bricht ein

Das Statistische Bundesamt meldet den stärksten Anstieg der Baupreise für Wohngebäude seit 52 Jahren. Die hohen Kosten, Materialknappheit und gestiegene Zinsen lassen den Wohnungsneubau laut Colliers einbrechen. Die Bauindustrie befürchtet ein Stocken. Indes profitieren Halter von Bestandswohnungen.

In vielen Städten hierzulande ist die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt weiterhin höher als das Angebot. Weiter verschärft wird der Wohnungsmangel durch einen Einbruch der Neubautätigkeit infolge der in die Höhe geschossenen Baukosten, Engpässen beim Material und den rasant gestiegenen Zinsen. Im Bau befindliche Projekte würden teilweise verzögert fertig gestellt, neue Bauvorhaben zurückgestellt.

Laut Colliers seit anstelle der von der Bundesregierung angepeilten 400.000 neuen Wohneinheiten künftig mit weniger als 250.000 Wohneinheiten pro Jahr zu rechnen. „Der Rückgang trifft uns nicht überraschend. Er hat bereits 2021 eingesetzt“, erklärt Felix von Saucken, Head of Residential Investment bei Colliers Deutschland. 2021 kamen 4% weniger neue Wohnungen auf den Markt als noch 2020. „Dieser Trend wird sich mit hoher Dynamik fortsetzen“, so von Saucken weiter.

Preis für Neubau von Wohngebäuden auf neuem Allzeithoch

Laut Angaben des Statistische Bundesamts (Destatis) haben die Baupreise für Wohngebäude im Mai 2022 um 17,6% gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Solche Preissteigerungen beim Wohnungsneubau hätte es zuletzt 1970 gegeben.

„Für die Bauunternehmen bedeuten steigende Preise aber keinesfalls eine Ertragssteigerung. Im Gegenteil: die Baupreissteigerung ist ein Ergebnis explodierender Baumaterialpreise, auf denen die Unternehmen entweder sitzen bleiben, oder sich das Risiko erhöht, dass Investoren vor neuen Projekten zurückschrecken“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baupreisindizes. Er warnt, dass nicht nur private Häuslebauer sich den Traum vom Eigenheim nicht mehr leisten können, sondern auch der Mehrfamilienhausbau ins Stocken geraten wird. Schließlich könnten Immobilieninvestoren Projekte nur umsetzen, wenn sie sich rechnen.

Viele Neubauprojekte rentieren sich nicht mehr

Denn die stark gestiegenen Baukosten sowie die im Jahresvergleich inzwischen dreimal höheren Bauzinsen machen viele Neubauprojekte unrentabel. Anhand einer Beispielrechnung zeigt Colliers auf, dass die Mietrenditen bei Wohnbauprojekten gar ins Minus rutschen. Dass Bauherren ihre gestiegenen Kosten durch höhere Mieten kompensieren können, hält von Saucken für unwahrscheinlich. Auch wenn die Inflation die Löhne schrittweise steigen lässt, sei aufgrund der explodierenden Energiekosten kaum Spielraum bei den Kaltmieten.

Bauindustrie appelliert an Politik

Im Hinblick auf den nach wie vor hohen Bedarf an Wohnraum spricht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie von einer bedenklichen Entwicklung. Umso wichtiger sei es, an anderer Stelle Baukosten zu senken, um den Wohnungsbau weiterhin zu ermöglichen, etwa durch den vermehrten Einsatz industrieller Fertigungsmethoden. „Hierfür bräuchten wir eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen“, appelliert Müller.

Halter von Bestandswohnungen profitieren

Gute Nachrichten verkündet Colliers indes für Bestandshalter. Das Angebot an Wohnungen steigt sehr viel langsamer als erwartet, während die Nachfrage weiterhin hoch ist oder sogar noch zunimmt. „Trotz hoher Preise liegen Bestandswohnungen unter den Gestehungspreisen für Neubauwohnungen. Das macht sie umso wertvoller und weiterhin attraktiv für Investoren“, erklärt von Saucken. (tk)

Bild: © Michael Rosskothen – stock.adobe.com