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23. Juni 2020
Betriebsschließung: Wenn Makler als Seelsorger gefragt sind

Betriebsschließung: Wenn Makler als Seelsorger gefragt sind

Hotels, Gastronomie und Diskotheken hat die Corona-Krise hart getroffen. Die Fritz & Fritz GmbH hat sich auf die Absicherung dieser Branche spezialisiert. Vom ersten Tag der Ausgangsbeschränkungen an standen die Telefone nicht mehr still, wie Geschäftsführer Alexander Fritz im Interview erzählt. Das beherrschende Thema: die Betriebsschließungsversicherung.

Herr Fritz, Sie haben sich auf die Versicherung von Hotel-, Gastronomie- und Discothekenbetriebe spezialisiert. Betreuen Sie Unternehmen unterschiedlicher Größe?

Wir betreuen deutschlandweit Hotelbetriebe und Diskotheken. Kleine Restaurants sind bei uns genauso Kunden wie familiengeführte Hotelketten mit mehreren hundert Zimmern. Im Bereich der Discos versichern wir kleine Clubs und Bars bis hin zu Großraumdiskotheken. Egal, welche Größe unser Kunde hat, wir können aufgrund unterschiedlicher Rahmenvereinbarungen immer den passenden Versicherungsschutz anbieten.

Nun hat die Corona-Pandemie gerade das Hotel- und Gastgewerbe wie auch die Diskotheken massiv getroffen. Wie erleben Sie die Situation Ihrer Kunden? Und inwieweit waren Sie als Vermittler gefragt?

Vom ersten Tag der Ausgangsbeschränkungen an standen bei uns die Telefone nicht mehr still. Anfangs gab es noch viele Fragen wegen Kurzarbeitergeld (KUG), Corona-Soforthilfen, Beitragsstundungen und dem Versicherungsschutz. Zunehmend mussten die Kollegen aber auch Seelsorge leisten. Jetzt gehen Restaurants und Hotels wieder in den Normalbetrieb über. Vielen Kunden sind erleichtert, die Schließungsphase überstanden zu haben und bedanken sich überschwänglich für die von uns erhaltene Hilfe.

Große Diskussion gab es ja um die Betriebsschließungsversicherung. Wie sind Sie mit dem Thema umgegangen? Gab es viele Nachfragen von Kunden?

Die Betriebsschließungsversicherung war das allbeherrschende Thema. Viele Betriebe wollten kurz vor dem Lockdown noch eine Police abschließen, was meist nicht mehr möglich war. Anschließend wollten alle wissen, ob ihre Versicherung überhaupt zahlt. Die rechtlichen Rahmenbedingungen waren ja unklar: Ist Corona überhaupt versichert? Greift der Schutz bei einer Allgemeinverfügung? Wie werden Soforthilfen und KUG angerechnet? Wir haben wochenlang mit unserem Versicherungspartner intensiv verhandelt und unsere Kunden über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Am Ende hat es sich definitiv gelohnt, bei Fritz & Fritz eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen zu haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben haben unsere Kunden essenzielle Zahlungen von ihrer Versicherung erhalten.

Wo liegen denn generell die Herausforderungen in der Absicherung von Hotel-, Gastronomie- und Discothekenbetrieben? Und inwieweit wird die Corona-Krise den Bedarf an Versicherungsschutz aus Ihrer Sicht verändern?

Neben der klassischen Absicherung von Gebäuden, Inventar und Haftpflicht kommt es immer darauf an, wie das Unternehmen ausgestattet ist. Beispiel Hotel: Gibt es einen Wellnessbereich und werden kosmetische oder medizinische Behandlungen angeboten, müssen diese Risikobereiche ausreichend abgesichert werden. Absolut sinnvoll ist zudem eine Cyberversicherung.

Spätestens seit der Corona-Krise ist den meisten Betrieben der Sinn einer wirkungsvollen Betriebsschließungsversicherung klar geworden. Nicht nur, dass man genau prüfen muss, was versichert ist, sondern auch, wie lange. Zu kurze Haftungszeiten können hier wie bei der Betriebsunterbrechungsversicherung schmerzhaft sein.

Gibt es speziell bei Diskotheken besondere Anforderungen bzw. Schwierigkeiten – unabhängig vom Thema Betriebsschließung?

In Discos treffen viele Menschen auf viel Alkohol, was nicht ohne Probleme bleibt. Es beginnt bei den Einlasskontrollen (Stichwort Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz AGG), geht weiter an der Garderobe und endet nicht bei Schlägereien unter Gästen. Teure Technik muss genauso versichert werden wie Brandgefahren und Haftpflichtschäden.

Wie steht es denn mit den Versicherungslösungen für Ihre Zielgruppe auf dem Markt. Gibt es passende Lösungen oder bieten Sie eigene Konzepte?

Viele Gesellschaften bieten heute bereits Produkte für verschiedene Zielgruppen. Wir stoßen aber immer wieder auf Deckungslücken, Ausschlüsse und ungünstige Obliegenheitsregelungen. Für Diskotheken ist es am deutschen Markt sehr schwierig, umfangreichen Versicherungsschutz zu attraktiven Konditionen zu finden. Aus diesen Grund haben wir uns vor Jahrzehnten bereits dazu entschlossen, eigene Konzepte zu entwickeln. Diese werden regelmäßig überarbeitet und mit den Versicherungspartnern verhandelt. Jede Verbesserung, die wir erreichen können, wird in bestehende Verträge übernommen.

Sie setzen auf ein aktives Schadenmanagement. Was heißt das konkret?

Über Sicherheitsaudits, regelmäßige Besuche unserer Kunden und kontinuierliche Information über gesetzliche und vertragliche Rahmenbedingungen vermeiden wir Schäden, bevor sie entstehen. Tritt trotzdem ein Schaden ein, unterstützen wir den Kunden: Wir prüfen die eingereichten Unterlagen, übernehmen die Kommunikation mit dem Versicherer, helfen der Auslegung von Versicherungsbedingungen und recherchieren Musterurteile.

Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Versicherern?

Im Großen und Ganzen gut. Schadenfälle werden bei unterschiedlichen Auffassungen gemeinsam diskutiert und professionell verhandelt. Am Ende soll der Hotelier gut versichert sein und das funktioniert nur, wenn Kunde, Makler und Versicherung gut zusammenarbeiten.

Gerade im Hotel- und Gastgewerbe, vor allem aber bei Diskotheken, wird eine große Pleitewelle befürchtet. Etliche Corona-Soforthilfen wurden auf den Weg gebracht, von Politik und Versicherern. Halten Sie die Maßnahmen für ausreichend?

Unternehmen im Gastgewerbe sind unterschiedlich stark von der Krise betroffen und benötigen eine differenzierte Betrachtung. Während Restaurants und Hotels – vor allem die mit funktionierender Betriebsschließungsversicherung – glimpflich davonkommen und mit KUG und Soforthilfen überleben können, ist die Wirkung bei unseren Diskotheken und Clubs nicht absehbar. Für sie zieht sich die Krise deutlich länger hin. Niemand hat diesen Zeitraum versichert und die Möglichkeit, mit kreativen Ideen Einnahmen zu generieren, ist extrem gering. Hier wird sicher eine Nachbesserung notwendig sein.

Über Alexander Fritz

Alexander Fritz (B. A. Versicherungswirtschaft) ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Fritz & Fritz GmbH. Als Sachverständiger ist er auf Risikomanagement-Konzepte und Pakete zur Unternehmensabsicherung für die Hotellerie spezialisiert.

Bild oben: © christiane65 – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Alexander Fritz