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18. März 2021
Bezahlbare Beiträge im Alter: Herausforderung oder Chance für die PKV?

Bezahlbare Beiträge im Alter: Herausforderung oder Chance für die PKV?

Das größte Hemmnis für einen Wechsel in die PKV ist die Angst vor steigenden Beiträgen im Alter. Es ist Aufgabe der Vermittler, mit diesen Ängsten umzugehen. Dieser Beitrag will den Blick dafür weiten und beschäftigt sich aus Sicht eines „Normalbürgers“ mit dem Thema.

Ein Beitrag von Paulo Patricio, Organisationsdirektor bei der HanseMerkur

Wenn sich eine Person mit dem Thema Krankenversicherung befasst, sollte es ihr in erster Linie um die konkreten Leistungen gehen. Wichtig ist also die Frage, welche Bedürfnisse hinsichtlich der Gesundheitsvorsorge bestehen. Reichen die Leistungen der GKV oder gibt es einen zusätzlichen Bedarf an individuell zugeschnittener Absicherung? Und erlaubt es die Einkommenssituation oder der Berufsstatus sogar, sich allein mit der privaten Absicherung der Gesundheitsvorsorge zu beschäftigen?

Herausforderung für die PKV

Schon seit jeher wird die Absicherung in der PKV – auch – als Statussymbol gesehen. Demgegenüber steht jedoch die Sorge, dass die Beiträge in der PKV langfristig nicht zu leisten sind. So kommen in der Beratung immer wieder Fragestellungen auf wie: Was passiert bei Familiengründung oder Arbeits­losigkeit? Und sind die Beiträge im Alter noch bezahlbar?

Wie schon beschrieben muss sich jeder Kunde zunächst die System- und Leistungsfrage stellen. In den letzten 20 Jahren haben aber auch immer mehr Versicherte den Weg in die PKV gesucht, die vorwiegend die günstigen Beiträge zu Beginn des Versicherungsschutzes im Blick hatten. Aber ist das ein entscheidendes Argument für die PKV?

Ja, ist es. Denn es ist eine Stärke der Marktwirtschaft, dass der Preis eine wichtige Rolle spielt. Jedoch muss im Gesundheitssektor beachtet werden, dass in der Bundesrepublik Deutschland zwei sehr unterschiedliche Systeme in einem Wettbewerb stehen. Das Solidaritätsprinzip ist ein Systemmerkmal der GKV. Die Beiträge werden – sowohl in jungen Jahren als auch im Alter – nach der finanziellen Leistungsfähigkeit berechnet. In der PKV spielt das keine Rolle. Entscheidend ist, wie das individuelle Risiko des Einzelnen bewertet wird. Man spricht vom Äquivalenzprinzip.

In einer perfekten Welt

In einer „perfekten Welt“ wäre es aus Sicht des Versicherungsnehmers die beste Option, sich in jungen Jahren in der PKV abzusichern, um sich dann – ab einem gewissen Alter – seine Heimat in der GKV zu suchen. So einfach und so perfekt ist diese reine Preisebetrachtung aber nicht. Denn gerade im Alter wird die Krankenversicherung häufiger als in jungen Jahren in Anspruch genommen. Wenn man also die Leistungsvorteile der PKV benötigt, hätte man sie nicht mehr. Und die GKV würde bei einem solchen Modell ihren Beitragssatz erheblich nach oben anpassen müssen, sodass die Beitragslast der GKV insgesamt der Gesellschaft aufgebürdet werden würde. Daher hat der Gesetzgeber solchen Überlegungen weitestgehend einen Riegel vorgeschoben.

Die Bürgerversicherung als Lösungsansatz?

Vielen gilt die Bürgerversicherung als Lösung. Aber macht es wirklich Sinn, ein duales Gesundheitssystem, welches über viele Jahrzehnte zu den besten der Welt herangewachsen ist, so entscheidend zu verändern? Nein, macht es nicht. Die erreichte Qualität sollte die Politik nicht aufgrund ideologischer Überlegungen aufs Spiel setzen.

Exkurs: Steuerfinanzierte Altersrückstellungen?

Natürlich könnte man auch über steuerfinanzierte Altersrückstellungen nachdenken. Schließlich sind es politische Entscheidungen, die den Aufbau der Altersrückstellungen über die Kapitalmärkte erschweren. Die Niedrigzinspolitik der europäischen Notenbank kostet den deutschen Privatversicherten erhebliche Zinseinnahmen, die dann im Alter fehlen werden. Ein solcher Denkansatz ist politisch aber natürlich nicht durchsetzbar und genauso schwer kommunizierbar.

Wie bleibt die Krankenversicherung also im Alter bezahlbar?

Die Lösung ist einfach. Jedes System muss die Bezahlbarkeit der Beiträge im Alter sicherstellen. Und in der PKV gibt es hierfür eine Vielzahl von Instrumenten. Grundsätzlich ist die Beitragskalkulation der PKV so, dass der Beitrag in jungen Jahren höher ist, als dieser für das Tragen des jeweiligen Risikos notwendig ist. So baut sich der PKV-Versicherte mit jeder Beitragszahlung einen individuellen Puffer für sein Alter auf. Diese Altersrückstellung wird vom Versicherer verzinst und im Verlauf des Vertrags für die Minimierung der Beitragsanpassungen verwendet. Je jünger der Versicherte bei Eintritt in die PKV ist, umso mehr Zeit hat der Versicherer, die Altersrückstellung aus den Beiträgen zu entnehmen und über die Jahre zu verzinsen.

Als zusätzliches Instrument hat der Gesetzgeber im Jahr 2000 den „gesetzlichen Zuschlag“ für Neuversicherte eingeführt. Seit über 20 Jahren bauen nunmehr die PKV-Unternehmen diesen obligatorischen Zuschlag, ergänzend zur kalkulatorischen Altersrückstellung, als Absicherung für bezahlbare Beiträge im Alter auf. Dieser Zuschlag beträgt heute 10% der Beiträge.

Eigeninitiativ für Beitragsentlastung sorgen

Dem Einzelnen bleibt immer die Möglichkeit, seine Altersrückstellung zusätzlich freiwillig zu besparen. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. So bieten heutzutage fast alle PKV-Unternehmen ihren Kunden Altersentlastungstarife an. Diese Tarife sind an den PKV-Vertrag gekoppelt und folgen somit dem Schicksal des Hauptvertrags. Der Nachteil dabei ist, dass eine Vererbung des angesparten Kapitals nicht möglich ist. Der Vorteil wiederum ist, dass aufgrund der so entstehenden Risikogewinne eine zusätzliche Rendite für die lang lebenden Versicherten entstehen kann. Darüber hinaus fördert der Staat diesen Sparvorgang mit Steuervorteilen und mit der Arbeitgeberzuschussfähigkeit der Beiträge. Selbstverständlich kann jeder auch seinen individuellen Sparvorgang realisieren. Die in jungen Jahren angesparten Beitragsanteile könnte man in einen Fondssparplan investieren.

Natürlich gibt es viele weitere Instrumente, die eine Beitragsentlastung im Alter bewirken können. Stichwörter sind hier der Wegfall des Tagegeldes, ein Wechsel in den Basis- oder Standardtarif oder die Tarifoptimierung nach § 204 VVG. Die HanseMerkur bietet hier noch eine Besonderheit: einen Tarifbaustein, der die Selbstbeteiligung im Alter übernimmt. So kann der Kunde in eine höhere Selbstbeteiligungsstufe wechseln und von den Vorteilen eines geringeren Beitrages profitieren. Im Fokus dieses Artikels sollte es aber vor allem um die Sicht und die Gedanken des (potenziellen) Kunden gehen.

Fazit 

Die Beiträge im Alter stabil zu halten, ist für die PKV eine echte Chance. Sie kann zeigen, dass sie eine wichtige und berechenbare Größe im deutschen Gesundheitssystem ist. Auch vertrieblich kann das Thema als Chance gesehen werden: Das Thema ist komplex und benötigt eine hochwertige Beratungsleistung. Ziel des Maklers muss es sein, einen zufriedenen PKV-Kunden zu haben, der ohne Angst vor Prämienanpassungen in die Zukunft sehen kann.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 48 f., und in unserem ePaper.

Bild: © simona – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Paulo Patricio