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31. Januar 2022
Big Data in der Mobilität: Wem nutzen die Daten – und wie?

Big Data in der Mobilität: Wem nutzen die Daten – und wie?

Kfz-Versicherer, Autohersteller und andere Dienstleister buhlen um den Datenzugang zum Fahrverhalten. Die Verkehrsteilnehmer selbst wissen dagegen oft gar nicht, wie viele Daten schon heute erfasst werden. Beim Tausch „Daten gegen günstige Kfz-Versicherung“ etwa tut Aufklärung not.

Der GOSLAR DISKURS 2022 fand am 27.01.22 in virtueller Form statt. In diesem Jahr widmeten sich die Teilnehmer dem Thema „Big Data in der Mobilität“. Als Gäste geladen waren Prof. Dr. Nadine Gatzert von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Susanne Knorre von der Hochschule Osnabrück und Prof. Horst Müller-Peters von der Technischen Hochschule Köln. Zusammen mit Prof. Dr. Fred Wagner von der Universität Leipzig haben sie eine Studie zu „Big Data in der Mobilität: Akteure, Geschäftsmodelle und Nutzenpotenziale für die Welt von morgen“ durchgeführt. Moderiert wurde die Runde von Carola Ferstl von n-tv. Die Aufzeichnung ist auf der Website des Goslar Instituts zu finden.

2022 Fokus auf Mobilität

2019 führte das Team bereits eine Studie mit den Schwerpunkten Gesundheit, Wohnen und Mobilität durch. Dieses Mal lag der Fokus ausschließlich auf dem Nutzen von Big Data in der Mobilität und den Chancen, die daraus entstehen könnten. Weniger ging es laut den Forschenden um die schwierige Rechtsdiskussion, z. B. zum Datenschutz, als vielmehr um die pragmatische Seite des Themas. Zudem wurden die Fragestellungen einerseits aus Sicht der Verbraucher und andererseits aus Sicht der Stakeholder, wie Autoherstellern und Wissenschaft, beantwortet.

Verkehrsteilnehmer überrascht über Datenmengen

Untersucht wurden unter anderem Datenverknüpfungen, die sich im Rahmen der Mobilität durch Auto (z. B. Navigationsservice), Smartphone, Armbanduhr usw. ergeben. Nach Auswertung der Datenspuren wurde anschließend eine Datenkarte erstellt, sozusagen der digitale Fußabdruck der Teilnehmenden. Dabei kam der Studie gemäß unter anderem heraus, dass vielen Verbrauchern zwar bewusst ist, dass sie viele Daten hinterlassen, aber nicht wie viele es wirklich sind. Laut Müller-Peters zeigten sich die Interviewten überrascht, wenn man es ihnen die reine Menge zeigte, die sie an Daten hinterlassen hatten. Zudem waren sie erstaunt, was durch die Verknüpfung der Daten möglich ist, so der Forscher. Für Verkehrsteilnehmer wie Experten steht allerdings laut Müller-Peters der Nutzen im Vordergrund.

Wunsch nach selbstbestimmter Entscheidung

Verbraucher wünschen sich, selbstbestimmt darüber entscheiden zu können, wie sie ihre Daten teilen. Wenn sie diese weitergeben, möchten sie laut Gatzert auch bestimmte Dienstleistungen nutzen können, z. B. günstigere Versicherungstarife. Außerdem bestehe auf Verbraucherseite die Erwartung, dass Unternehmen ihnen erklären, zu welchen Zwecken sie die Daten verwenden. Dies soll laut Knorre möglichst einfach verständlich sein. Dann seien die Kunden auch bereit, Daten zu geben.

Welchen Nutzen daraus ziehen?

Insgesamt stellt Gatzert klar, dass zunächst alle Stakeholder in Verbindung mit Big Data einen großen Nutzen in den Mobilitätsdaten gesehen haben. „Das eine ist sicherlich die Verkehrssicherheit, das zweite war der Klimaschutz und die Steigerung der Wirtschaftskraft über Wettbewerbsfähigkeit, Effizienzsteigerung“, so Gatzert. Doch auch Unterschiede wurden vermerkt: Verbraucher sehen den Nutzen vor allem in den Bereichen Sicherheit, Komfort, Autonomie und Effizienz. Für die Wirtschaft stehen laut Gatzert neue Geschäftsmodelle, bessere Steuerung und Kontrolle von Angeboten im Bereich Mobilität sowie Kostenersparnis im Vordergrund. Die Wissenschaft verspreche sich durch Big Data einen besseren Zugang zu großen, vernetzten Datenmengen, um auch disziplinübergreifend forschen zu können. (lg)

Bild: © metamorworks – stock.adobe.com