Cybercrime nimmt in Deutschland weiter zu. Insgesamt 100.514 Fälle von Cybercrime im engeren Sinne verzeichnete die deutsche Polizei im vergangenen Jahr. Dies entspricht einem Anstieg von über 15%. Dies geht aus dem „Bundeslagebild Cybercrime 2019“ hervor, den das Bundeskriminalamt (BKA) vorgelegt hat. Demnach kletterte die Anzahl der polizeilich bekannten Taten damit auf einen neuen Höchststand.
Hohe Schäden
Die Schäden, die durch entsprechende Taten verursacht werden, sind hoch. Nach Schätzungen des Branchenverbands BITKOM entstand der Wirtschaft 2019 ein Schaden von über 100 Mrd. Euro durch Cyberangriffe entstanden ist. Neben Wirtschaftsunternehmen nehmen Täter vor allem auch öffentliche Einrichtungen ins Visier und versprechen sich hierdurch hohe kriminelle Gewinne.
Ransomware als größte Bedrohung
Die größte Gefahr sieht das BKA geht weiterhin in Attacken mittels sogenannter Ransomware. Diese Software verschlüsselt die Daten auf dem angegriffenen Rechner. Für deren Entschlüsselung wollen die Täter meist einen Geldbetrag, der in der Regel in Form von Bitcoins zu entrichten ist. Seit dem vergangenen Jahr zeigt sich laut BKA mit der sogenannten „Double Extortion“ eine neue Vorgehensweise: Die Täter verschlüsseln die IT-Systeme ihrer Opfer nicht nur mittels Ransomware, sondern erbeuten auch sensible Daten und drohen damit, diese zu veröffentlichen.
So viele Täter werden geschnappt
2019 stellte die Polizei insgesamt 22.574 Tatverdächtige fest. Das entspricht einem Anstieg von über 2%. Cyberkriminelle sind meist international vernetzt, setzen auf Arbeitsteilung und passen sich neuen Situationen flexibel an.
Cyberkriminelle machen sich Corona-Krise zunutze
So stellen sich die Kriminellen offenbar auch schnell auf die Corona-Krise ein, wie die Sonderauswertung „Cybercrime in Zeiten der Covid-19-Pandemie“ mit einer Analyse für den Zeitraum März bis August 2020 zeigt. So haben Cyberkriminelle unmittelbar nach Beginn der Pandemie Webseiten erstellt, die in Anlehnung an die Internetpräsenzen staatlicher Stellen mit Informationen und Beratungsgesprächen zur Corona-Soforthilfe warben. Betätigten Webnutzer Schaltflächen auf solchen Seiten, wurden ihre Computer mit Malware infiziert. Ähnliches erlebten Empfängern von E-Mails, die scheinbar von staatlichen Stellen oder Banken versendet wurden mit Informationen zum Thema „Corona“. Beim Öffnen eines Anhangs landete Schadsoftware auf den Geräten der Betroffenen.
Daten schützen
Das BKA mahnt aufgrund der hohen Zahl der Straftaten und die vielfältigen Modi Operandi im Zuge der Covid-19-Pandemie, private wie auch Unternehmensdaten vor dem Zugriff von Cyberkriminellen zu schützen. Vorsicht gilt insbesondere bei E-Mails von unbekannten Absendern, auch wenn diese den Eindruck erwecken, von einer Behörde, Bank oder Bekannten verschickt worden zu sein.
BKA will Kapazitäten weiter ausbauen
„Mit der Einrichtung der Abteilung Cybercrime hat das Bundeskriminalamt die Bekämpfung der Kriminalität im Netz weiter gestärkt. Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist dabei die Analyse. Denn nur wenn wir wissen, wie die Cyberkriminellen vorgehen, können wir darauf zielgerichtet reagieren“, erklärt Martina Link, Vize-Präsidentin beim Bundeskriminalamt. Die Kapazitäten des BKA im Bereich Cybercrime-Bekämpfung sollen weiter ausgebaut werden, kündigte Link an. (tk)
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