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29. November 2018
Bleibt die Jahresendrallye bei Dax & Co. in diesem Jahr aus?

Bleibt die Jahresendrallye bei Dax & Co. in diesem Jahr aus?

Wenn sich das Kalenderjahr dem Ende zuneigt, ist das im Allgemeinen eine positive Zeit an den Aktienmärkten. In diesem Jahr ist die Jahresendrallye bisher dagegen ausgeblieben, weil gleich mehrere politische Unruhen die Anleger verunsichern. Wird sich daran im Schlussspurt noch etwas ändern?

Der deutsche Leitindex ist derzeit von einer Jahresendrallye weit entfernt. Auch insgesamt war das Börsenjahr 2018 kein einfaches für Anleger. Der Dax hat seit Jahresbeginn mehr als 10% eingebüßt. Die traditionelle Jahresendrally müsste mittlerweile schon historisch ausfallen, damit der Leitindex den ersten Jahresverlust seit 2011 noch abwendet. Zuletzt musste er stattdessen sogar mehrfach die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Punkten verteidigen.

Weiteres Abwärtspotenzial bei Fall unter 11.000 Punkte

Damit der Schlussspurt am deutschen Aktienmarkt in diesem Jahr nicht ausfällt, ist es wichtig, dass diese Marke hält. „Falls der Dax die 11.000-Punkte-Marke nach unten durchbricht, könnte die Jahresendrallye ausfallen und weiteres Abwärtspotenzial bestehen“, sagte Jens Stumpp, Bereichsleiter Asset Management bei der Südwestbank. Schließlich würden auf fundamentaler Seite der Brexit und der italienische Haushaltsstreit weiter belasten. Und auch die amerikanischen Börsen durchlaufen erstmals seit langer Zeit einer länger anhaltenden Schwächephase.

Bereits viel Negatives eingepreist

Henning Gebhardt, Leiter Wealth and Asset Management bei Berenberg, und Dr. Bernd Meyer, Leiter Multi Asset und Chefanlagestratege, sind hingegen optimistisch für den weiteren Börsenverlauf in diesem Jahr. Nach einem stürmischen Herbst dürfte es laut dem Expertenduo zu einer Bodenbildung kommen, und zwar sowohl an den Aktienmärkten als auch bei den Konjunkturfrühindikatoren. Der mittlerweile deutlich höhere Anteil an Pessimisten als an Optimisten im Markt signalisiere, dass bereits viele negative Nachrichten an den Märkten eingepreist scheinen. Laut der jüngsten Sentimenterhebung der American Association of Individual Investors (AAII) ist der Anteil der Pessimisten unter Privatanlegern auf gut 47% gestiegen.

Tina droht Scheidung

Auch Frank Fischer von der Shareholder Value Management AG kann dem negativen Markt-Sentiment Positives abgewinnen. Die niedrigen Erwartungen hinsichtlich der Unternehmensmargen sowie die sehr gedämpften weltweiten Konjunkturerwartungen bieten für ihn Raum für positive Überraschungen: Über das Jahr hinaus sollte derweil die Zinsentwicklung im Auge behalten werden. „Bei Aktien galt bisher: ‚There Is No Alternative’, kurz Tina. Das ändert sich gerade, denn mit rund 2,6% ist der Libor mittlerweile durchaus wieder eine Alternative“, so Fischer. „Umfragen unter institutionellen Investoren zeigen, dass bei einem Zins von 3,7% die Scheidung von Tina droht.“

Wo Probleme sind, gibt es auch Lösungen

Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, sieht zwar ebenfalls die Vielzahl der aktuellen Krisenherde. Doch „bei so vielen Problemen gibt es vielleicht auch Lösungen“, meint Halver. So sei der aktuelle Brexit-Kompromiss gar nicht so schlecht. Und auch über die Italien-Krise muss der Kapitalmarktexperte schmunzeln. Italien sei nie ein finanzpolitisch vorbildliches Land gewesen. Das Defizit könne daher niemanden überraschen. Nun gehe es darum, das Beste aus dieser erwartbaren Lage zu machen. „Man wird einen Schuldenkompromiss finden“, ist sich Halver sicher. Gleiches gelte auch für den Handelskrieg zwischen China und den USA. Und wenn es auch nur ein bisschen Licht in der aktuellen Dunkelheit gebe, ist nach Ansicht Halvers noch immer eine Jahresendrallye möglich. (mh)