Ging es bis zur Hälfte des Jahres 2022 bei den Preisen für Wohnimmobilien weiter nach oben, sind sie in der zweiten Jahreshälfte erstmalig seit Langem "recht deutlich gesunken“, wie die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht für Februar schreibt. Die Bundesbank weist auf die Auswertung des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hin, wonach die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im vergangen Jahr um 9% zugelegt haben. Die Teuerung betraf vor allem die erste Jahreshälfte 2022, während die Preise im zweiten Halbjahr nachgegeben haben. Auch der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes ergebe ein ähnliches Bild. Demnach legten die Preise im Schnitt der ersten drei Quartale 2022 mit 8,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar deutlich zu, änderten sich dann aber gegenüber dem Vorjahresquartal praktisch nicht mehr.
Aufschwung am Wohnimmobilienmarkt vorüber
Berechnungen auf Grundlage der jährlichen Angaben der bulwiengesa AG würden laut Bundesbank ferner zeigen, dass die Preise in den deutschen Städten im Jahresdurchschnitt 2022 langsamer gestiegen sind. Auch in den Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart zogen die Preise für Wohnungen und Häuser nicht mehr so stark an wie im Jahr zuvor.
Wohneigentum weniger erschwinglich
Den Ausschlag für die Entwicklungen gaben die hohe Inflation und die gestiegenen Finanzierungskosten. Dadurch habe sich laut Bundesbank der Finanzierungsspielraum für viele Kaufinteressenten stark eingeengt und die Wohnungsnachfrage habe nachgelassen. „Unter dem Strich verschlechterte sich die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien deutlich und lag unterhalb ihres Niveaus vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009“, wie es im Bericht heißt.
Wohnimmobilien im Jahresmittel 2022 weiter überbewertet
Laut Bundesbank wirkten die in der zweiten Jahreshälfte rückläufigen Wohnimmobilienpreise der noch bis Mitte 2022 sehr kräftigen Teuerung aber nur ansatzweise entgegen. Preisdruck sei von den enorm gestiegenen Baupreisen und der gebremsten Ausweitung des Wohnraumangebots ausgegangen. Insgesamt waren Wohnimmobilien nach Ansicht der Bundesbank im Jahresmittel 2022 weiterhin überbewertet. So bewegten sich die Immobilienpreise in den Städten zwischen 25% und 40% über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt sei. Das Verhältnis von Kaufpreis und Jahresmiete bei Wohnungen in Städten betrug im Jahresdurchschnitt nach wie vor gut 30% und in den sieben Großstädten rund 40% über seinem längerfristigen Mittelwert, so die Bundesbank weiter. Sowohl dem Kaufpreis-Einkommen-Verhältnis zufolge als auch den Schätzergebnissen für den langfristigen Zusammenhang zwischen Immobilienpreisen, Einkommen und Zinsen waren die Preise für Wohnimmobilien um 20% bis 30% höher als der Referenzwert. (tk)
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