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31. Mai 2021
BVK wertet GDV-Aussage als Kampfansage

BVK wertet GDV-Aussage als Kampfansage

BVK-Präsident Michael Heinz sieht in den jüngsten Äußerungen des GDV-Hauptgeschäftsführers, Jörg Asmussen, eine Kampfansage an die Vermittler. In einer Podiumsdiskussion anlässlich der Jahreshauptversammlung des BVK standen aber auch die Themen Provisionsdeckel, Digitalisierung sowie die kommende Bundestagswahl auf der Agenda.

Neben gesetzten Themen wie dem Provisionsdeckel und der Bundestagswahl im September stand die BVK-Jahreshauptversammlung auch unter dem Eindruck der jüngsten Äußerungen von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. In einem Statement des GDV hatte Asmussen von einem rein digital vertriebenen Riester-Standardprodukt gesprochen, seine Aussagen jedoch im Nachhinein ergänzt und entschärft. Für den BVK-Präsidenten, Michael Heinz, reicht das jedoch nicht aus.

Kampfansage an die Vermittler

Heinz sieht in den Aussagen des GDV zwar noch keine Kriegserklärung, aber eine „Kampferklärung ist das allemal“. Der GDV gebe zwar immer wieder vor, mit den Vermittlern im selben Boot zu sitzen. Das Problem sei aber, dass man in unterschiedliche Richtungen rudere, so Heinz in seinen einführenden Worten zur Veranstaltung. Gegen Riester-Rentenverträge, die ohne Beratung digital abgeschlossen würden, kündigte der BVK-Präsident im Zuge dessen den erbitterten Widerstand seines Verbands an.

Einfach gebaute Produkte nötig

In der Podiumsdiskussion zum Thema „Zukünftige Rahmenbedingungen für die Versicherungsbranche“ kam das Thema dann wieder auf. Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer, nahm Asmussen für seine Äußerungen teilweise in Schutz. Der GDV-Hauptgeschäftsführer sei falsch verstanden worden. Sein Anliegen habe lediglich darin bestanden, die Notwendigkeit von einfach gebauten Produkten zu unterstreichen, die über verschiedene Vertriebskanäle abgesetzt werden können. Der Anteil an Lebensversicherungen in der Altersvorsorge, die direkt vertrieben werden, liege ohnehin lediglich bei unter 3%, so Brüß.

BVK kennt seine Verbündeten beim GDV

Das wollte Heinz jedoch nicht als Erklärung akzeptieren. Asmussen sei nicht mehr in der Probezeit und wisse, was er sage. „Es ist eine Kampfansage“, unterstrich der BVK-Präsident seine Haltung. Des Weiteren sei ihm auch klar, wer im GDV-Direktorium zu seinen Verbündeten zähle und wer nicht.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion

An der Diskussion nahmen darüber hinaus die Politiker Stefan Schmidt von den Grünen und Dr. Carsten Brodesser von der CDU sowie der Journalist Thomas Ramge teil. Ramge ist Autor mehrerer Bücher, die den Schwerpunkt Datenökonomie, KI und Digitalisierung aufweisen.

Regulierung macht Vermittlerberuf unattraktiv

Es dauerte dann auch nicht lang, bis es um die politische Regulierung der Vermittler ging. Ein Punkt, bei dem vor allem der Vertreter der Grünen zeitweise im Feuer stand. Heinz warf Stefan Schmidt vor, die Liebe der Grünen zur Regulierung sei verbraucherfeindlich. Gerade der Wunsch der Grünen, nur noch Honorarberatung zuzulassen, stieß beim BVK-Präsidenten auf Kritik. Die Grünen würden mit der Beschneidung der Vergütungsmöglichkeiten nicht die angebotenen Produkte günstiger, sondern nur den Vermittlerberuf unattraktiver machen.

Honorarberatung müsste sich eigentlich durchsetzen

Thomas Ramge warf zu dem Thema ein, dass sich die Honorarberatung eigentlich durchsetzen müsste. Immerhin schaffe das Provisionsmodell einen Interessenkonflikt, der so in der Honorarberatung nicht gegeben sei. Der Journalist zeigte sich überzeugt, dass viele Menschen gerne Geld für eine nicht interessengeleitete Beratung zahlen würden. Die niedrige Zahl an Honorarberatern bringe ihn zu der Ansicht, dass es sich unter Umständen um ein Angebotsproblem und nicht um ein Nachfrageproblem handele.

Unionsvertreter kritisiert Koalitionspartner

Doch auch zwischen den Vertretern von Unionsfraktion und Grünen sollte es noch einmal knirschen. Beim Thema Riester-Renten-Reform, zeigte sich Carsten Brodesser vom Koalitionspartner SPD mehr als enttäuscht, wie er bereits vor Kurzem in einer Bundestagsrede klargemacht hatte (AssCompact berichtete). Die Absenkung des Höchstrechnungszinses in der Lebensversicherung, ohne gleichzeitig eine Reform der Riester-Rente anzugehen, sei nur noch der „Schlussstein dieser Tragödie“ gewesen, in der das SPD-geführte Bundesfinanzministerium sich den gemeinsam getroffenen Absprachen im Koalitionsvertrag widersetzte. Die Union habe stets das Ziel gehabt, die Riester-Rente weiterzuentwickeln und den Bürgern auf diese Weise eine verlässliche Möglichkeit zur privaten Vorsorge zu bieten.

Grünenpolitiker fordert Ende der Riester-Rente

Diesen Plänen konnte Stefan Schmidt nur vehement widersprechen. Seiner Ansicht nach habe die Riester-Rente keine Zukunft. Die Produkte seien schlecht vergleichbar, zu kompliziert und zu teuer. Wobei er sich aber bewusst darüber sei, dass die Riester-Verträge nicht nur wegen der gezahlten Provisionen, sondern auch aufgrund der Verwaltungsgebühren so teuer seien. Von dem öffentlich verwalteten Bürgerfonds, den die Grünen als Standardprodukt in der betrieblichen Altersvorsorge und als Riester-Renten-Ersatz (AssCompact berichtete) einführen wollen, rückte Schmidt im Gespräch aber teilweise ab. Bei dem Bürgerfonds handele es sich lediglich um eine Diskussionsgrundlage und bei dem Programmentwurf noch nicht um das fertige Wahlprogramm zur Bundestagswahl.

Keine Disruption durch die Tech-Giganten zu erwarten

Als es schließlich um das Thema Digitalisierung ging, zeigten sich die Diskussionsteilnehmer weniger uneins. Der Digitalisierungsspezialist Ramge hatte auch eine verhalten optimistische Einschätzung für die Versicherungsbranche parat. Seiner Ansicht nach wird die Branche nicht von außen disruptiert werden. Vielmehr deutet sich eine Kluft zwischen denjenigen Unternehmen an, die die verfügbaren technischen Möglichkeiten voll ausschöpften, und denjenigen, die auf der Strecke bleiben werden. Die Tech-Riesen werden sich gemäß seiner Überzeugung mittelfristig nicht mehr in den Versicherungsmarkt wagen. Nicht nur, weil der Rückzug von Amazon gezeigt hat, dass eine Disruption der Branche schwierig ist, sondern auch, weil die zu erzielenden Margen für die Tech-Giganten einfach nicht verführerisch genug erscheinen. (tku)

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