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19. Juli 2021
Corona-Folgen: Jeder zweite Selbstständige verdient weniger

Corona-Folgen: Jeder zweite Selbstständige verdient weniger

Die Corona-Pandemie hat bei Selbstständigen tiefe Einschnitte hinterlassen. Für viele von ihnen steht die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Um sich über Wasser zu halten, müssen einige Selbstständige sogar ihre Altersrückstellungen anzapfen. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie im Auftrag der ERGO.

Von verschiedenen Seiten wird immer wieder eine verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige diskutiert. Unter anderem hatten zuletzt auch die Unionsparteien in ihrem Wahlprogramm eine derartige Verpflichtung gefordert (AssCompact berichtete). Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Betroffenen eine Vorsorgepflicht begrüßen würden.

ERGO initiiert Studienreihe

Das hat die erste Studie aus einer von der ERGO Group in Auftrag gegebenen Studienreihe ergeben. In ihr ging es um die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Selbstständige und deren Altersvorsorge. Die weiteren Studien in der Reihe werden sich ebenfalls mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen.

Jeder Zweite hat weniger Geld als vor der Pandemie

Von den 511 Studienteilnehmern gaben 61% an, wirtschaftlich von der Corona-Pandemie betroffen zu sein. 20% sehen sich sogar von Insolvenz bedroht. Knapp jeder Zweite (49%) verdient aktuell weniger als vor der Pandemie. 3% der Selbstständigen verfügen im Augenblick über gar keinen Verdienst.

Jeder Zehnte muss eigene Rücklagen anzapfen

Diese Situation hat auch Auswirkungen auf die Altersvorsorge der Selbstständigen. Nahezu die Hälfte aller Befragten kann aufgrund der Pandemie kein bzw. weniger Geld für das Alter zurücklegen. Fast jeder Zehnte sah sich sogar gezwungen, auf die eigenen Rücklagen zuzugreifen, um sich über Wasser zu halten.

37% haben keine private Altersvorsorge

Das führt auch zu einer hohen Sorge vor Altersarmut unter den Selbstständigen in Deutschland. 43% der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, im Alter nicht über ausreichend Kapital zu verfügen. Mehr als jeder Dritte (37%) besitzt aktuell noch keine private Absicherung. 46% der Befragten würden jedoch eine verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige befürworten.

Bundesregierung steht in der Pflicht

Michael Fauser, der Vorstandsvorsitzende der ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG, ist angesichts der Umfrageergebnisse der Meinung, dass an einer Versicherungspflicht für Selbstständige kein Weg vorbeiführe. „Die Ergebnisse der Befragung sind ein klarer Auftrag an die kommende Bundesregierung, dieses Problem zeitnah zu lösen“, sagte Fauser.

Wünsche für den Fall einer allgemeinen Vorsorgepflicht

Für den Fall, dass eine verpflichtende Altersvorsorge in Deutschland eingeführt werden sollte, wünschen sich die Befragten einen integrierten Schutz vor Pfändung des angesparten Kapitals im Falle von Arbeitslosigkeit, Flexibilität bei den Beitragszahlungen, leicht verständliche Produkte und sichere Anlageformen.

ERGO erteilt Standardprodukt eine Absage

Aus diesem Grund ist Fauser auch der Meinung, dass ein staatliches Standardprodukt keine gute Lösung wäre. „Ein staatliches Standard-Produkt passt nicht zu den unterschiedlichen Anforderungen der Befragten an ihre Altersvorsorge. Wir brauchen daher eine Pflicht zur Absicherung kombiniert mit der individuellen Wahl der Vorsorge, um jedem gerecht zu werden.“ (tku)

Bild: © Pormezz – stock.adobe.com