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23. Januar 2023
Cyber: Spiel mit dem Feuer

Cyber: Spiel mit dem Feuer

Cyberangriffe gewinnen an Häufigkeit und Intensität. Doch bei der IT-Sicherheit agiert die Wirtschaft hierzulande immer noch leichtsinnig. Welche Rolle kann also die Versicherungswirtschaft bei der Optimierung des Cyberrisikoschutzes in der Wirtschaft einnehmen? Wie das AssCompact Sonderthema „Cyberversicherung“ zeigt, muss es nicht immer erst die Feuerwehr sein, die den Cyberangriff löscht. Die Unterstützung für die Unternehmen beginnt bereits deutlich früher.

Ein Beitrag von Dr. Alexander Ströhl, AssCompact

Abgeschaltete Kraftwerke, stillstehende Züge oder lahmgelegte Fabriken – drei Viertel der Deutschen haben Angst vor einem Cyberkrieg. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Dabei sorgt sich knapp die Hälfte zwar vor einem Cyberkrieg, glaubt aber nicht, dass dieser in einen militärischen Konflikt eskalieren kann. Ein gutes Viertel hingegen befürchtet, dass aus staatlich gesteuerten Cyberattacken auch ein militärischer Konflikt entstehen kann.

Unternehmen zündeln

Doch wie steht es um die IT-Sicherheit in der Wirtschaft hierzulande? Dazu hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) auf Basis einer Forsa-Umfrage Zahlen und Fakten über den deutschen Mittelstand vorgelegt – mit erschütterndem Ergebnis. Denn nach wie vor wiegen sich die Mittelständler hinsichtlich ihrer Cyberrisiken in trügerischer Sicherheit. Zwar sei das Risiko für etwa 75% der Befragten für mittelständische Unternehmen hoch bis sehr hoch. Auf die Frage, ob diese Risikoeinschätzung auch für das eigene Unternehmen gelte, sah das so nur noch rund ein Drittel der befragten Unternehmen. Es hapert also an der Selbsteinschätzung, obwohl laut Umfrage bereits fast ein Viertel aller befragten Unternehmen Opfer einer erfolgreichen Cyberattacke waren, 7% sogar mehrfach. Wenig überraschend daher, dass 45% der Umfrageteilnehmer in den kommenden zwei Jahren nicht in weitere Schutzmaßnahmen gegen Cyberkriminalität investieren wollen.

Diese Ergebnisse zeigen: Der Umgang mit dem Thema IT-Sicherheit in der Wirtschaft gleicht einem Spiel mit dem Feuer. Doch welche Rolle kann dabei die Versicherungswirtschaft einnehmen? Das AssCompact Sonderthema „Cyberversicherung“ wirft in den Beiträgen und Interviews einen Blick auf die gegenwärtige Marktdynamik und die Herausforderungen aus Perspektive von Maklern, Versicherern und Cyberexperten.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Am Anfang einer jeden IT-Sicherheit eines Unternehmens steht Prävention. Prävention gegen das Feuer namens Cyberangriff. Und bei der Suche nach möglichen Zündquellen im eigenen Unternehmen hilft ein sogenannter Ethical-Hacking-Spezialist. Im Interview spricht Berufshacker Immanuel Bär über die Vorgehensweise, die Vorteile für Auftraggeber, aber auch über die Konsequenzen für die Versicherungswirtschaft, die infolge des veränderten Angriffsgeschehens seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine gezogen werden sollten.

Vorbeugender Brandschutz

Spätestens die angespannte Gefahrenlage bei Cyber seit Jahresbeginn 2022 hat den Markt für Cyberversicherungen nachhaltig verändert. Seitdem verlangen Cyberversicherer schärfere Voraussetzungen und höhere Prämien für die Gewährung von Risikoschutz. All das hat die Tätigkeit der Maklerschaft bei der Vermittlung von Cyberversicherungen erheblich beeinflusst. Während Makler noch vor wenigen Jahren bei Mittelständlern vor allem für Aufklärung sorgen mussten, moderieren sie heutzutage komplexe und langwierige Audits, wie zwei erfahrene Cybermakler im Interview erläutern.

Brandherd KMU?

Doch sind die Wirtschaft und im Speziellen kleine und mittlere Unternehmen leicht entzündliche Elemente der Wirtschaft und damit ein (zu) großes Risiko für die Versicherer? Stellen kleinere und mittlere Unternehmen angesichts ihrer geringeren IT-Budgets, der wachsenden Ansprüche an Sicherheitsinfrastrukturen und einer vermeintlich schnelleren Überforderung überhaupt ein bevorzugtes Angriffsziel von Ransomware-Gangs dar? Der Spezialversicherer Hiscox gibt mit Zahlen und Einblicken aus der hauseigenen Schadenpraxis Antworten auf diese wichtigen Fragen.

Und was sagt die Wirtschaft selbst zum Themenkomplex „Cyberversicherung“? Der Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft e. V. (GVNW) warnt die Versicherer davor, sich ins Marginale zurückzuziehen. Denn das käme einem herben Bedeutungsverlust der Cyberpolice gleich – und das in Zeiten, in denen eine „letzte“ Absicherungsmöglichkeit für den Ernstfall immer notwendiger wird. Gerade der Mittelstand brauche einen funktionierenden Erstversicherungsmarkt, zumal Captives für dieses Segment keinen praktikablen Ausweg darstellen.

Die Feuerwehr

Allerdings kann selbst die beste Cyberrisiko-Vorbeugung kein Unternehmen 100%-ig vor einem Cyberangriff schützen. Tritt dann doch der Ernstfall ein und ein Unternehmen sieht sich mit einer Cyberattacke konfrontiert, kommt es auf die Feuerwehr – ergo auf eine professionelle Schadenbearbeitung – an. Der Beitrag des Cyberversicherers Cogitanda blickt hinter die Kulissen des Schadenmanagements und zeigt, wie ein „Cyber Shock Room“ Unternehmen im Angriffsfall unterstützt.

Bild: © helivideo – stock.adobe.com