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29. Januar 2020
Cyberversicherung: Neues Produkt bietet branchenspezifischen Schutz

Cyberversicherung: Neues Produkt bietet branchenspezifischen Schutz

Der Assekuradeur Victor und CyberDirekt haben eine Cyberversicherung mit verschiedenen branchenspezifischen Bedingungswerken gestartet. Somit können Makler Firmenkunden bedarfsgerecht absichern, erläutern Bernd Knof, Geschäftsführer von Victor Deutschland, und Hanno Pingsmann, Geschäftsführer von CyberDirekt, im Interview.

Auch kleine und mittlere Unternehmen werden immer häufiger Opfer von Cyberattacken. Steigt mit dem Risikobewusstsein auch die Nachfrage nach Versicherungsschutz?

Hanno Pingsmann: Das wäre eigentlich die logische Schlussfolgerung. Tatsächlich beobachten wir bei kleinen und mittleren Unternehmen immer noch, dass das wahrgenommene Risiko einer Cyberattacke weit geringer ist als die tatsächliche Bedrohungslage. Auch wenn IT-Sicherheit durch die zunehmende Berichterstattung über Cyberattacken weiter in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückt, lassen viele Unternehmer dieses Thema noch nicht an sich heran. Erklären lässt sich diese Situation mit einer meistens nur geringen Anzahl von Schadenfällen, welche der Entscheider bisher in seinem persönlichen Umfeld wahrgenommen hat.

Der Markt der Cyberversicherung ist in Bewegung und immer wieder kommen neue Produkte hinzu. Wie beurteilen Sie das Angebot?

Bernd Knof: Wir befinden uns bei Cyberversicherungen in Deutschland noch in der Anfangsphase. Dies gilt sowohl für Produktentwicklung als auch für Schadenregulierung. Insbesondere Letzteres ist ein Grund, warum der Cyberversicherungsmarkt ständig durch neue Produkte, Bedingungswerke und Tarife in Bewegung bleibt. Ich bin überzeugt, dass das Angebot quantitativ wie qualitativ weiter steigen wird. Sobald eine hinreichende Schadenerfahrung von den Versicherern gesammelt wurde, wird eine Konsolidierung der Tarife stattfinden. Die Fokussierung der Versicherer auf die Cyberversicherung wird aufgrund des potenziellen Wachstums der nächsten Jahre weiterhin bestehen.

Zugleich bringen steigende Schadenquoten die Versicherer in Bedrängnis. Experten warnen bereits vor zunehmenden Problemen für Anbieter. Wie nehmen Sie diese Entwicklung wahr?

Bernd Knof: Steigende Schadenquoten sind immer problematisch, das KMU-Segment hat aber, anders als die Industriesparte, in Cyber andere Parameter, insbesondere das Kumulrisiko ist deutlich geringer zu bewerten. Aber insgesamt ändern sich Art, Komplexität und Ausmaß der Cyberrisiken ständig, was auch zu Anpassungen der Produkte führen wird. Auch auf der Schadenseite bietet unser Branchenkonzept hier übrigens Vorteile, da wir auch branchenspezifische Schadenerfahrung sammeln, die wir analysieren und produkt- und prozess-seitig nutzen können.

Worin sehen Sie denn derzeit die größte Herausforderung bei der Absicherung von Cyberrisiken?

Bernd Knof: Bezogen auf den technischen Aspekt der Cyberversicherung sehe ich im Segment KMU die derzeit größte Herausforderung darin, bei einer sich stetig ändernden Risikolandschaft eine adäquate Schadenerfahrung im Bestand aufzubauen. Bezogen auf die Produktentwicklung der Cyberversicherung ist die größte Herausforderung die bedarfsgerechte Gestaltung des Versicherungsprodukts. Aufgrund der steigenden Komplexität der Risikostrukturen in unterschiedlichen Branchen und der wachsenden Digitalisierung entspricht unser Ansatz mit den spezifischen Deckungskonzepten für zwölf verschiedene Branchen den Anforderungen der Kunden.

Und wird dem Thema Prävention auch seitens der Versicherer noch zu wenig Beachtung geschenkt?

Hanno Pingsmann: Ja, leider. Der Risikofaktor Mensch wird im Sicherheitskonzept der meisten Unternehmen immer noch unterschätzt. Denn Tatsache ist, dass in der Regel Cyberkriminelle mit ihren Attacken nicht aufgrund mangelhafter Technik zum Ziel kommen, sondern weil Mitarbeiter unachtsam sind. Der Mensch wird als Schwachstelle konsequent ausgenutzt, um vertrauliche Daten zu stehlen oder sich durch weitere Arten des Betrugs zu bereichern. Die Bedeutung des Risikofaktors Mensch ist jedoch in der Cyberversicherung bislang noch unterrepräsentiert. Einige Versicherer lassen sich mittlerweile bestätigen, dass der Versicherungsnehmer seine Mitarbeiter im Umgang mit Cyberrisiken schult und Konzepte zum Passwort- und Nutzermanagement einsetzt. Der Großteil des Fragenkatalogs dreht sich jedoch um technische Rahmenbedingungen, deren Beantwortung den Kunden oft vor neue Herausforderungen stellt.

Was muss eine Cyberversicherung denn gerade für KMU heute bieten?

Bernd Knof: Die Risikolandschaft im KMU-Bereich ist sehr vielfältig. Aus diesem Grund ist eine branchenspezifische Gestaltung essenziell für eine bedarfsgerechte Absicherung, da gerade in der Cyberversicherung Handwerker nun einmal andere Risiken und Schwerpunkte absichern müssen als Anwälte, Apotheker oder Ärzte. Zusätzlich ist Versicherung as a Service von enormer Bedeutung, da KMU im Regelfall nicht dieselbe Personaltiefe und das Know-how eines Industrieunternehmens zur Verfügung haben. Zusätzliche Services im Bereich Prävention und Schadenmanagement sind daher notwendig.

CyberDirekt  hat sich auf KMU spezialisiert und bietet Leistungen zur Prävention. Welche Maßnahmen sind am wichtigsten?

Hanno Pingsmann: Vor dem Hintergrund, dass fast die Hälfte aller Cybervorfälle durch menschliche Fehler verursacht wird, würde ich hier ganz klar unsere Mitarbeiterschulung sehen. Unser selbst entwickeltes Security-Awareness-Training hilft dabei, Mitarbeiter für unterschiedliche Risikofaktoren zu sensibilisieren. Das Training wird in Form von Online-Seminaren unbegrenzt und ohne zusätzliche Gebühren auf unserer Plattform bereitgestellt. Ein weiteres und sehr wirksames Element ist eine Simulation von Phishing-Attacken, die wir seit diesem Jahr anbieten. Mit diesem realistischen Test-Szenario können Unternehmen den Blick ihrer Mitarbeiter für eine der häufigsten Formen von Cyberangriffen schärfen. Unternehmen können auf diesem Weg die Anfälligkeit der eigenen Organisation für Phishing-Attacken messen. Wir haben mit dem Einsatz des Phishing-Simulationstests bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Unsere Kooperationsmakler können dieses effektive Instrument zur Kundensensibilisierung darüber hinaus auch zur Anbahnung eines Beratungsgesprächs zur Cyberversicherung einsetzen.

Herr Knof, seit Kurzem bieten Sie gemeinsam mit CyberDirekt eine branchenspezifische Versicherungslösung. Auf welche Firmen zielt das Produkt ab?

Bernd Knof: CyberVlex zielt auf KMU ab, basierend auf zwölf verschiedenen Bedingungswerken und Tarifen zu einer individuell kalkulierten Prämie. Die Reichweite von CyberVlex in Bezug auf Kundengruppen geht von Handwerksbetrieben über den Gastronomiebereich, den Gesundheits- und Heilwesenbereich bis hin zu allen Vermittlertätigkeiten. Die Servicekomponente von CyberVlex stellt unser Partner CyberDirekt auf dem Gebiet von Prävention und Schadenmanagement zur Verfügung. Als Beispiel seien hier online-basierte Cyber-Trainings, Phishing-Simulationstests oder die Erstellung von Cybernotfallplänen genannt.

Herr Pingsmann, das Produkt wird über Ihre Plattform auch über angeschlossene Vermittler vertrieben. Welche Vorteile ergeben sich denn für Makler?

Hanno Pingsmann: Wir haben CyberVlex in den Marktvergleich sowie alle Antrags- und Angebotsprozesse integriert, so dass Makler einen direkten Zugriff auf den jeweiligen Branchentarif bekommen. CyberVlex nutzt dabei die Möglichkeiten der CyberDirekt-Plattform, welche Deckungsinhalte, Prämienberechnung und Risikofragen in Abhängigkeit von der jeweiligen Branche flexibel abbildet. Vermittler können dank der technologischen Integration das Policen- und Vertragsmanagement in Echtzeit für ihre Kunden durchführen und dafür die digitale Antragsstrecke der Plattform nutzen.

Wie ist die Resonanz seitens der Vermittler auf das Produkt?

Hanno Pingsmann: Bislang bekommen wir sehr positive Resonanz von unseren Maklern. Durch die Kombination von Victors maßgeschneidertem Cyberversicherungsschutz und den Möglichkeiten der CyberDirekt-Technologieplattform lassen sich Kunden individuell absichern. So kann der Makler in Kombination der Cyberversicherung mit unseren Präventionsangeboten einen umfassenden Schutz gegen Cyberrisiken ermöglichen.

Den Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2020 auf Seite 34 f. und in unserem ePaper.

Bild: © pinkeyes – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Hanno Pingsmann
Bernd Knof