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6. Oktober 2023
Cyberversicherungen: Markt stabilisiert sich, Wachstum hält an
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Cyberversicherungen: Markt stabilisiert sich, Wachstum hält an

Der Markt für Cyberversicherungen entwickelte sich mehrere Jahre turbulent, Umdeckungswellen waren üblich. Nun gerät die Sparte in ruhigeres Fahrwasser, berichtet der aktuelle D&O & Cyber Market Report 2023 von Finlex. Was bedeutet dies für das Zeichnungsverhalten der Versicherer? Und was ist bei Renewals zu empfehlen?

Der Cyberversicherungsmarkt schwimmt hinsichtlich eingetretener Schäden oder mit Blick auf das Zeichnungsverhalten der Versicherer in deutlich ruhigerem Fahrwasser als in den mitunter turbulenten Vorjahren. Das berichtet der D&O & Cyber Market Report 2023, den der auf Cyber spezialisierte Makler Finlex veröffentlicht hat. Der Bericht analysiert die Marktsituation in der Cyberversicherung und nimmt dafür Aspekte wie Schadenmeldungen aus der Wirtschaft, das Zeichnungsverhalten der Versicherer sowie die Entwicklung bei Kapazitäten und Prämien in den Blick.

Viele Schäden verlaufen mittlerweile glimpflich

Mit Blick auf die Schadenerfahrungen im Jahr 2022 resümiert Finlex, dass trotz einer unverändert hohen Anzahl an Fällen viele davon vergleichsweise glimpflich ausfielen. So betrug in rund 70% der analysierten Fälle die Schadenhöhe unter 100.000 Euro. In nur 5% der Cybervorfälle betrug die Schadenhöhe dagegen mehr als 1 Mio. Euro.

Dies sei zum einen auf ein Umdenken in der Wirtschaft zurückzuführen, erklärt der Report. So erkenne eine stetig steigende Anzahl an Unternehmen darin Handlungsbedarf, ihre eigene IT umfassend sicher aufzustellen. Dies löse verstärkt Investitionen in erforderliche IT-sicherheitstechnische Schutzmaßnahmen aus. Zum anderen spiele aber auch der verbesserte und zunehmend professionalisierte Schadenservice der Versicherer eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Schäden durch Cyberattacken wie Phishing oder Ransomware.

So zeigt die Finlex-Statistik hinsichtlich der Schließungsgründe von Cyberversicherungsfällen, dass 25% bereits mit Hilfe von Erstmaßnahmen der Notfallhotline gelöst und die Angriffe frühzeitig abgewehrt werden konnten. Generell ist die Regulierungsquote sehr hoch (75% der gemeldeten Fälle) und nicht versicherte Cybervorfälle sind zumeist auf den Nichtabschluss von speziellen Bausteinen zurückzuführen, sodass zum Beispiel Vermögensschäden im Rahmen eines Cyberbetrugs nicht gedeckt waren.

Kapazitäten sind wieder vermehrt verfügbar

Wirft man einen Blick auf die Versicherer am Cybermarkt, lässt sich erkennen, dass sich die Marktkonzentration – also die Aufteilung des Gesamtgeschäfts auf die marktteilnehmenden Cyberversicherer – weiterhin ausgleicht. „Dies liegt auch daran, dass immer noch neue Anbieter in den Markt kommen“, schreibt Finlex. Während 2020 auf die größten fünf Cyberversicherer im Stand-alone-Geschäft noch ein Marktanteil von 60% entfallen ist, waren es bei den Top-5 2022 nur noch 52%.

Beim Blick auf die weiteren Zahlen im Cyberversicherungsmarkt ist festzustellen, dass das Beitragswachstum weiterhin auf einem hohen Niveau liegt. So stiegen die Einnahmen 2022 hierzulande auf 336,1 Mio. Euro. – ein Zuwachs zum Vorjahr von knapp 53%. Bei der Zahl der Verträge allerdings ist eine Abschwächung des in den Vorjahren exponentiell stattgefundenen Wachstums zu verzeichnen. So stieg die Zahl der Verträge mit einer Cyberrisikoversicherung 2022 nach ersten Schätzungen lediglich um 15% an.

Immerhin aber schreiben die Cyberversicherer auch laut Finlex-Report wieder schwarze Zahlen. So sank die Schaden-Kosten-Quote 2022 auf 88,2, nachdem sie im Vorjahr noch mit 111,6 deutlich über dem kritischen Wert von 100 lag. Die Quote deckt sich mit der Einschätzung seitens des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., der zuletzt ähnliche Zahlen vorgelegt hatte (AssCompact berichtete). In dem sich also wieder entspannenden Markt seien daher wieder vermehrt Kapazitäten verfügbar, betont Finlex.

So ist das Zeichnungsverhalten der Versicherer einzuschätzen

Die meisten Versicherer haben ihre IT-Anforderungen im Bestand der letzten beiden Jahre bereits sorgfältig geprüft und erforderliche Anpassungen an Kapazitäten, Bedingungen und Prämien vorgenommen, berichtet der Report. Mit einer flächendeckenden Welle des Umbaus rechnen die Cyberexperten von Finlex daher in den nächsten Monaten nicht.

Allerdings gibt es Ausnahmen: So etwa speziell in exponierten Branchen und/oder hohen Umsatzlagen wird es – trotz der insgesamt verbesserten Aussichten – auch im diesjährigen Renewal noch einmal zu Anpassungsforderungen der Versicherer kommen. Eine solche „verzögerte Sanierung“ sei vor allem dann zu erwarten, wenn bei der letztjährigen Erneuerung eine vollständige und risikoadäquate Anpassung des Vertrages unterblieben sei.

Statt Umdeckungswellen kommt Ruhe in den Markt

Cyber bleibt Wachstumsmarkt, konstatiert der Bericht abschließend. Denn nach wie vor haben viele Unternehmen keine oder nicht die erforderliche Deckung. Für die Vermittler bedeutet dies eine weiterhin hohe Anfragefrequenz und stetige Nachfrage ihrer Kunden nach Beratung rund um Cyber-Risiken.

Doch was bedeutet das für die anstehenden Renewals 2023/2024? Nach Einschätzung von Finlex komme nun anstatt stetiger Umdeckungswellen langsam Ruhe in den größten Teil des Marktes. In der Sparte Cyber sollten Versicherer und Unternehmen daher auf langfristige Partnerschaften setzen. Nicht zuletzt im Schadenfall sei es nämlich hilfreich, wenn Versicherer und Versicherungsnehmer auf eine gemeinsam gegangene Wegstrecke zurückblicken können und der Versicherer das Unternehmen bereits kennt.

Wenn dem nicht gewichtige Gründe entgegenstehen, ist eine Verlängerung der Deckung einer Umdeckung klar zu bevorzugen. Eine Umdeckung ist hingegen bei erheblichen Sanierungsforderungen von deutlich über 10% oder drastischen Bedingungseinschränkungen zu erwägen.

Wer aus den letzten Verlängerungsrunden Summeneinschränkungen in Kauf nehmen musste, kann, so Finlex, nun im Zuge des Renewals nachfragen, zu welchen Konditionen seine Versicherungssumme aufgestockt werden kann. (as)

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