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11. April 2023
Das sollten Anleger in naher Zukunft berücksichtigen
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Das sollten Anleger in naher Zukunft berücksichtigen

Der März war ein turbulenter Monat in der Finanz- und Investmentwelt. Mehrere Banken in den Vereinigten Staaten sind pleitegegangen, die Credit Suisse wurde von ihrem Rivalen UBS übernommen. Der Vermögensverwalter Amundi versucht, etwas Ordnung zu schaffen.

Im März wurden die Märkte nach einem „selbstgefälligen Jahresbeginn wachgerüttelt“, so schreiben es Vincent Mortier, Group CIO, und Matteo Germano, Deputy Group CIO beim französischen Asset-Manager Amundi, in ihrer aktuellen Einschätzung zur Lage an der Börse. Auslöser war der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und anderer US-Regionalbanken, gefolgt von der Credit Suisse in Europa.

Die Neubewertung der Renditen und die Veränderung der Markterwartungen hinsichtlich der Maßnahmen der Zentralbanken waren sowohl in den USA als auch in Europa massiv. Die Volatilität an den Anleihemärkten erreichte den höchsten Stand seit der großen Finanzkrise, während die Volatilität an den Aktienmärkten ebenfalls in die Höhe schnellte, allerdings in geringerem Maße. Mortier und Germano haben im Folgenden die wesentlichen Faktoren zusammengetragen, die ihrer Meinung nach von Investoren zu berücksichtigen sind.

Diese Faktoren sollten Investoren im Blick behalten

Die Anlageexperten von Amundi sind nicht der Auffassung, dass man vor einer systemischen Krise stehe. Die Banken in den USA und in Europa seien im Vergleich zu 2008 deutlich besser aufgestellt und unterlägen strengeren Vorschriften. Die Bestätigung der europäischen Aufsichtsbehörden, dass sie nicht beabsichtigen, die Kredithierarchie zu ändern, sollte die Märkte unterstützen – der Schweizer Fall sei sehr spezifisch.

Weiterhin bedeuten die jüngsten Ereignisse, dass die Landung der Wirtschaft härter ausfallen könnte als bisher erwartet. Die Kreditverknappung dürfte sich auf das Wachstum auswirken und auch bestimmen, wie ausgeprägt die Rezession sein wird. Die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft sollte zwar global gesehen helfen, aber nicht ausreichen, um die Rezession in den USA auszugleichen. Die Zentralbanken ihrerseits nehmen Germano und Mortier zufolge die Turbulenzen ernst, konzentrieren sich aber gleichzeitig weiterhin auf die Inflation. Sie würden nun noch stärker von den Daten abhängig sein, mit wenigen oder gar keinen Leitlinien für ihre Politik. Die Volatilität der Anleihen werde so weiter auf einem hohen Niveau bleiben, da die Inflation noch immer über den Zielwerten liegt.

Von jener Volatilität seien auch die Schwellenländer betroffen, doch ihr Wachstumsvorteil gegenüber den Industrieländern dürfte wohl bestehen bleiben. In einem anfälligeren Marktumfeld werde Selektivität aller Voraussicht nach entscheidend sein.

Diese Anlagestrategien favorisiert Amundi

Anlageklassenübergreifend investieren – also Diversifikation – lautet die Devise bei Germano und Mortier von Amundi. Die Vermögensverwalter hatten zur besseren Absicherung im März ihre bereits positive Einstellung zur US-Duration vor dem jüngsten Renditerückgang erhöht. Die Duration ist ein Maß für die Zinssensitivität von Anleihen. Bei diesen behalten Germano und Mortier ihre Einstellung bei. Bei der Duration in Europa nehmen sie dagegen eine leicht defensive Haltung ein. Bei Unternehmensanleihen konzentrieren sie sich auf qualitativ hochwertige Titel und meiden stark fremdenfinanzierte Unternehmen sowohl in der EU als auch in den USA, während sie bei Hochzinsanleihen vorsichtig bleiben. Das europäische Bankensystem halten die beiden Experten von Amundi für robust – die derzeitige Neubewertung könnte Chancen bei Titeln mit soliden Kapitalpositionen und Governance-Standards bieten.

Vorsicht bei Aktien

Bei Aktien seien Mortier und Germano schon seit geraumer Zeit vorsichtig, da sie die „übertriebenen Bewertungen für bedenklich halten“. Die jüngste Volatilität in den USA und Europa sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Märkte selbstzufrieden waren. Doch die Investoren sollten eher darauf abzielen, von der bisher starken Performance in Segmenten wie zyklischen Werten zu profitieren, und sollten in Erwägung ziehen, sich defensive Bereiche mit attraktiven Bewertungen und starkem Ertragspotenzial anzusehen.

Mortier und Germano bevorzugen andererseits dividendenstarke Aktien, da die Inflation weiterhin über den Zielvorgaben der Zentralbank liegt – diese könnten das Einkommen der Investoren steigern. Weiterhin würden die Turbulenzen ihre Haltung gegenüber Qualität bekräftigen. Die beiden tendieren in erster Linie zu Value-Titeln und bevorzugen Nicht-US-Banken, beachten dabei aber einen hohen Selektionsgrad.

Wählerisch bei Schwellenländern

Die risikoaverse Stimmung betraf die Emerging Markets vor allem bei den Hartwährungs-Anleihen, die sich in letzter Zeit gut entwickelt hatten, so die beiden Experten von Amundi. Da sich das Wachstumsgefälle zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern sowie der schwache Dollar positiv auf die Schwellenländer auswirken, liegt die Priorität für Germano und Mortier bei der Titelauswahl. In Lokalwährung gefallen ihnen Mexiko, Kolumbien, Südafrika und Indien. Auch Länder wie Thailand, wo der Erhöhungszyklus fast abgeschlossen sein dürfte, schätzen die beiden. Bei den Aktien seien sie für China positiv gestimmt, während sie aber ihre positive Haltung gegenüber Brasilien zurückgenommen hätten. (mki)

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