AssCompact suche
Home
Vertrieb
26. Juni 2025
Deckungsnotstand Gewerbe/Industrie: Fünf Risiken, sieben Ursachen, acht Branchen
Deckungsnotstand in Gewerbe- und Industrie: Fünf Risiken, sieben Ursachen, acht Branchen

Deckungsnotstand Gewerbe/Industrie: Fünf Risiken, sieben Ursachen, acht Branchen

Die Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ deckt auf, für welche Risiken die Befragten starke Kapazitätsengpässe in der Absicherung sehen, welche Ursachen sie hauptverantwortlich für den Notstand machen und welche Branchen in besonderem Maße betroffen sind.

Die Absicherung von Industriekunden ist derzeit von Herausforderungen geprägt und erweist sich in vielen Fällen als schwierig. Rund die Hälfte der im Industriegeschäft tätigen Maklerunternehmen, die im Rahmen der Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ befragt wurden, sieht das so. Die Studie wurde von Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e. V. (BDVM) und Versicherungsforen Leipzig herausgegeben.

Keiner sieht problemlose Absicherung

Demnach bewerten 47% den Kapazitätsengpass mit 4 (auf einer Skala von 1 bis 5). 29% sagen sogar, die Absicherung von Industriekunden sei aktuell sehr schwierig (5). Eine „1“, was hieße, es gäbe keinen Engpass und die Absicherung von Industriekunden wäre problemlos möglich, kommt in der Auswertung gar nicht vor. Das heißt, alle Befragten sehen Engpässe, mindestens punktuelle Engpässe in bestimmten Sparten oder Branchen.

Nun stellt sich die Frage, welche Risiken und welche Branchen besonders von Kapazitätsengpässen in der Absicherung betroffen sind, und worin die Befragten die Hauptursachen der Kapazitätsengpässe sehen.

Diese fünf Risiken sind besonders von Engpässen betroffen

Zunächst zu den Risiken: 80% der Befragten geben an, dass sie Risiken wie Feuer, Explosion, Blitzschlag und Leitungswasserschäden besonderen Absicherungsengpässen ausgesetzt sehen. Mit 63% folgen Betriebsunterbrechungen knapp dahinter. In den Top-3-Nennungen befinden sich mit 44% zudem noch Naturkatastrophen. Cyberattacken und sonstige IT-Risiken landen auf Platz 4. Mit 15% befinden sich laut der Studie Haftpflichtrisiken im Ausland noch in den Top-5-Risiken mit Engpässen.

Diese acht Branchen sind besonders betroffen

Die Befragten können zudem acht Branchen ausmachen, deren Risiken sie im Gewerbe- und Industrieversicherungsbereich derzeit als schwer absicherbar bezeichnen würden. Mit 20% landet die Immobilienbranche gerade noch in dieser Rangliste. Davor werden für den Bereich Lebensmittel(-verarbeitung) 21%, für den Bereich Automobil 23% und für sonstige (individuell nennbare) Bereiche 26% der Nennungen verbucht. 27% sehen darüber hinaus die Chemiebranche als eine, die besonders von Kapazitätsengpässen in der Absicherung betroffen ist.

Am dritthäufigsten genannt wird mit 34% der Bereich „Lager & Logistik“. Knapp davor liegt mit 38% die Branche „Rohstoffe“. Insgesamt sticht aber der Platz 1 der Nennungen noch einmal besonders heraus. Hier sieht eine Mehrheit das Problem von Kapazitätsengpässen in der Absicherung. Mit 66% liegen aus Sicht der Befragten Abfallwirtschaft und Recycling weit vor den anderen und damit ganz vorne, was die Schwierigkeiten mit Versicherungen für die jeweiligen Branchen betrifft. Speziell für diese Branche geben die Befragten an, dass sie die Absicherung für Recycling- und Abfallwirtschaftsbetriebe als extrem schwierig ansehen, „primär bedingt durch hohe Brandrisiken und einen massiven Rückzug der Versicherer aus diesem Segment“, so die Studie.

Die Top-7– Hauptursachen der Kapazitätsengpässe

Welche weiteren Gründe gibt es? Worin werden die Hauptursachen der Kapazitätsengpässe ausgemacht? Auch damit hat sich die Studie beschäftigt.

Die Top-7-Hauptursachen, die die Befragten sehen, sind:

1. Strengere Risikoselektion der Versicherer (79%)

2. Reduzierter Risikoappetit der Versicherer (64%)

3. Höhere Anforderungen an technische und sicherheitsrelevante Ausstattung (43%)

4. Höhere Schadenkosten und gestiegene Schadenquoten (38%)

5. Rückgang der verfügbaren Rückversicherungskapazitäten (22%)

6. Konsolidierung der Versicherer und weniger Marktteilnehmer (13%)

7. Verschärfte regulatorische Anforderungen für Versicherer (10%)

Folgen und Lösungen

Kundinnen und Kunden aus dem Gewerbe- und Industrieversicherungsbereich müssen sich der Studie zufolge mit erheblichen Belastungen befassen. Maklerinnen und Makler berichten laut BDVM von steigenden Prämien, höheren Selbstbeteiligungen und strikteren Bedingungen für den Versicherungsschutz. Es kann folglich zu Unterversicherung kommen. Somit bleibt ein Teil des versicherungstechnischen Risikos bei den Unternehmen. Häufig nehmen die Befragten den erschwerten Zugang zu Versicherungsschutz als zentralen Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich wahr.

Doch es gibt auch Ideen für Lösungen: Verstärkte Kooperationen mit größeren Maklern und Dienstleistern, die Nutzung alternativer Risikoträger wie Beteiligungsmodelle und Assekuradeure sowie der intensivierte Fokus auf Präventionsmaßnahmen werden hier als zentrale Strategien genannt. Makler kommunizieren den Kundinnen und Kunden sowie den Versicherern gegenüber u. a. auch stärker die Herausforderungen und informieren ihre Kundschaft proaktiv über Engpässe und mögliche Lösungen, wie es in der Studie heißt. (lg)

Über die Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“

Die Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ wurde im Auftrag des Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e. V. (BDVM) durchgeführt. 750 BDVM-Mitgliedsunternehmen wurden im April 2025 zur Teilnahme an einer Online–Befragung eingeladen, teilgenommen haben 128 Mitglieder.

Lesen Sie auch: KMU in Not: BVK appelliert an Industrieversicherer