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30. März 2023
Der Fondskongress 2023 im Rahmen der Zeitenwende

Der Fondskongress 2023 im Rahmen der Zeitenwende

In Zeiten volatiler Wirtschaft traf sich am 29. und 30.03.2023 zum 21. Mal der Fondskongress in Mannheim. Im Congress Center Rosengarten gab es zahlreiche Vorträge zu hören – u. a. von „Dr. Doom“. Weiterhin ging es um die „4 Ds“, die die Kapitalmärkte in Zukunft beschäftigen werden.

Die Kapitalmärkte sind unruhig, die Wirtschaft derzeit verunsichert – doch auch, oder vielleicht gerade in solchen Zeiten sollte man sich seiner Anlagemöglichkeiten bewusst sein. Denn der Kapitalmarkt wartet nicht, sondern ist stets in Bewegung. Auch vor diesem Hintergrund kam am 29. und am 30.03.2023 mittlerweile zum 21. Mal der Fondskongress im Congress Center Rosengarten in Mannheim zusammen.

Die Vorträge fanden im großen Mozartsaal und in zwölf weiteren Vortragssälen statt. Die Themen waren gar vielseitig: Multi-Asset-Strategien, Impact Investing, Value vs. Growth, Infrastruktur, Anlage in Krisenzeiten, der wiedererlangte Wert der Anleihen, Nachhaltigkeit … und auch ein makroökonomischer Blick auf die Branche darf natürlich nicht fehlen. Dieser wurde gleich zu Beginn des Kongresses geliefert, nämlich von dem namhaften Ökonomen Prof. Nouriel Roubini, der auch die Finanzkrise 2008 vorhergesagt hatte, was ihm den Spitznamen „Dr. Doom“ einbrachte.

„Dr. Doom“ am Fondskongress in Mannheim

Etwa 45 Minuten dauerte Roubinis Eröffnungsrede, in der er diverse Gefahren aufzeigte, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf die Welt zukommen, in erster Linie aus wirtschaftlicher Sicht. Die aktuellen Zeiten seien hochinteressant, noch nie da gewesen, unsicher und ungewöhnlich. In seiner Kindheit habe es für ihn keine Sorgen um einen nuklearen Winter gegeben – keine Schuldenkrise, keine Pandemien, keine Angst vor einer neuen großen Depression oder Künstlicher Intelligenz.

Heute aber gebe es eine Reihe an wirtschaftlichen und finanziellen Risiken. Schon bald dürfe sich die Weltwirtschaft in eine Phase der Stagflation bewegen mit nur geringem Wirtschaftswachstum weltweit. Vor nur wenigen Jahren machten wir uns Sorgen um zu niedrige Zinsen, jetzt um zu hohe. Die Hyperglobalisierung stand im Mittelpunkt der Bedenken, jetzt die Deglobalisierung mit Restriktionen für den Handel. ESG und Nachhaltigkeit seien nicht so bedeutsam für die Märkte wie eigentlich gedacht, da es zu viel Greenwashing und „Greenwishing“ gebe.

Auf politischer Ebene macht sich Roubini in erster Linie Sorgen um die autoritären Staaten – um deren Versuche, die von den USA und Europa etablierte Weltordnung nach dem 2. Weltkrieg zu destabilisieren. Bei der Inflation erwartet Roubini auf Dauer eine Rate von 5% bis 6% p. a. und sieht daher die Anlagezukunft beim Investment in Sachwerte. Mit diesen werde es noch möglich sein, gute Renditen zu generieren.

„Kapitalmärkte in 4D“

Allianz Global Investors, kurz AllianzGI, widmete sich derweil in einem Gespräch zwischen Andreas Fruschki, Leiter des Teams Thematic Equity, und Dr. Hans-Jörg Naumer, Director Global Markets & Thematic Research, den „4 Ds“, die die Kapitalmärkte in den nächsten Jahren beeinflussen werden: Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung. Fruschki ging in dem Gespräch vor allem auf die Themenallokation seines Fonds „Allianz Thematica“ ein.

In den letzten fünf Jahren sei die Themenverteilung im Portfolio recht einfach gewesen, so Fruschki. USA, Tech und Growth habe die Devise gelautet – doch die kommenden Jahre würden anders werden. Vor allem aber solle man sich bei der Themenallokation nicht Dezember 2023 als Ziel setzen, sondern eher Dezember 2030, da es „tausende Dinge“ gebe, die passieren könnten. Große Wetten einzugehen bei den wenigen Informationen, die wir über die kommenden Jahre haben, sei fahrlässig.

Der Fondskongress 2023 im Rahmen der Zeitenwende

Ein großes Thema in den nächsten Jahren werde, so Fruschki, auch die Infrastruktur sein. In letzter Zeit habe diese das Image bekommen, sie sei eher „unsexy“ und „langweilig“. Doch bei Infrastruktur handle es sich weiterhin um einen Teil unserer Versorgung, bspw. im Bereich E-Mobilität, weswegen sie auch in den nächsten Jahren einen höheren Anteil im Portfolio haben dürfe.

Im Bereich Dekarbonisierung blicken Fruschki und Naumer auf die ständig wachsende Weltbevölkerung. Bis 2100 soll die Anzahl der Menschen auf der Erde um 3 Milliarden zunehmen. Dass daraufhin Ressourcenknappheit herrschen soll, unterstelle, so Fruschki, dass „uns nix Besseres einfällt“. Doch mehr Menschen heiße auch mehr Wachstumspotenzial, und das müsse man mit „grünem Wachstum hinbekommen“, sodass grüne Energien in den nächsten Jahren in jedem Fall auch zunehmen würden und eine gute Anlageklasse seien.

Ansonsten müsse man auch den demographischen Wandel beachten. Das „Schöne“ hierbei sei, dass man diesen prognostizieren könne. Älter werdende Menschen müssten mehr Vorsorge betreiben – auch bei der Gesundheit, was die Gesundheitstechnologie zu einem wichtigen Bereich mache, denn dort werde nicht gespart. Die Wahrscheinlichkeit, dass er bereuen werde, Gesundheitstechnologien ins Portfolio aufzunehmen, schätze er nicht sehr hoch ein. Die Digitalisierung werde in den nächsten fünf bis zehn Jahren enorme Fortschritte im Bereich Intelligente Maschinen machen, um die Deglobalisierung abzufedern, weshalb auch Anlagen in diese Branche sinnvoll seien.

Geschäftiges Treiben am Fondskongress

Insgesamt erstreckten sich auf drei Ebenen über 200 Stände namhafter Unternehmen der Investmentbranche, z. B. DJE, Union Investment, DWS, Amundi, BlackRock, Edmond de Rothschild AM oder Goldman Sachs AM. Neben Branchengrößen wie Bert Flossbach, Jens Ehrhardt und Frank Thelen waren auch der frühere Vizekanzler Sigmar Gabriel und Ex-Top-Schiedsrichter Urs Meier vor Ort.

Der Fondskongress 2023 im Rahmen der Zeitenwende

Es herrschte geschäftige, aber lockere Stimmung bei den Besuchern und Ausstellern. Im Allgemeinen erfreute man sich am Zuspruch der Teilnehmer, denn es war wieder mehr los im Rosengarten als im letzten Jahr. Inwiefern der Andrang wieder auf „Vor-Corona-Niveau“ gebracht werden kann, wird sich wohl am Fondskongress 2024 zeigen. (mki)